Die Schilddrüsenüberfunktion, auch Hyperthyreose genannt, ist eine ernstzunehmende Erkrankung bei welcher die Schilddrüse zu viele Hormone produziert. Betroffene leiden vor allem unter Gewichtsabnahme, Zittern, einem schnellen Puls, hohem Blutdruck und Durchfall. Eine Überfunktion der Schilddrüse kann unterschiedliche Ursachen haben, jedoch stellt die sogenannte Basedow-Krankheit den häufigsten Grund dar. Doch was sind die ersten Anzeichen einer Hyperthyreose und wodurch wird eine Überfunktion der Schilddrüse möglicherweise begünstigt?
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?
Die Schilddrüse ist ein kleines schmetterlingsförmiges Organ, welches sich an der Vorderseite des Halses unterhalb des Kehlkopfes befindet und zwischen 20 und 30 Gramm wiegt. Die Schilddrüse gehört zu den endokrinen Systemen und erfüllt wichtige Steuerfunktionen im menschlichen Körper. So produziert sie die Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), welche Bestandteile eines hormonellen Regelkreises sind und somit wichtige Körperfunktionen steuern. Die Schilddrüsenhormone werden oftmals als Gaspedal des menschlichen Körpers bezeichnet, denn sie wirken auf das Herz-Kreislauf-System ein, indem sie die Blutgefäße erweitern, den Herzschlag beschleunigen und den Blutdruck regulieren.
Des Weiteren haben die in der Schilddrüse gebildeten Hormone Auswirkungen auf den Fett- und Bindegewebsstoffwechsel, die Darmtätigkeit und Verdauung, den Energiestoffwechsel sowie das Körpergewicht, den Kohlehydratstoffwechsel und die Insulinproduktion sowie den Muskelstoffwechsel, die Muskelkraft und den Cholesterinabbau.
Eine Überfunktion der Schilddrüse wird auch Hyperthyreose genannt und liegt dann vor, wenn die Schilddrüse vermehrt Hormone produziert. Aufgrund der verstärkten Hormonbildung laufen viele Körperfunktionen unnötigerweise auf „Hochtouren“ und führen somit zu zahlreichen Symptomen. Die Hyperthyreose ist die zweithäufigste Erkrankung der Schilddrüse und tritt überwiegend bei Frauen sowie älteren Menschen auf. Das Haupterkrankungsalter liegt zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr. Eine bestehende Schilddrüsenüberfunktion ist durch einen zu niedrigen Wert des Hormons TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon) gekennzeichnet. Gleichzeitig sind die Werte der Schilddrüsenhormone T3 und T4 erhöht.
Latente Schilddrüsenüberfunktion
Die latente Schilddrüsenüberfunktion wird auch subklinische Schilddrüsenüberfunktion genannt und liegt dann vor, wenn die freien Schilddrüsenhormone T3 und T4 noch im Normbereich liegen, das Regelhormon TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon) jedoch bereits nur noch vermindert ausgeschüttet wird. Eine latente Schilddrüsenüberfunktion liegt meist zu Beginn der Erkrankung vor, dennoch sind meist schon erste Symptome zu verzeichnen. Studien zufolge ist bereits bei einer latenten Schilddrüsenüberfunktion das kardiovaskuläre Risiko erhöht.
Manifeste Hyperthyreose
Die manifeste Hyperthyreose zeichnet sich ebenfalls durch eine verminderte Aktivität des Regelhormons TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon) aus. Im Gegensatz zur latenten Schilddrüsenüberfunktion sind die Werte der freien Schilddrüsenhormone T3 und T4 jedoch bereits erhöht. Auch hier sind bereits typische Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion zu verzeichnen. Während eine medikamentöse Therapie bei der latenten Schilddrüsenüberfunktion nicht in allen Fällen notwendig ist, gilt sie bei der manifesten Hyperthyreose als unabdingbar.
Schilddrüsenüberfunktion – Symptome und Anzeichen
Im Falle einer Überfunktion der Schilddrüse arbeitet der Stoffwechsel des Körpers auf Hochtouren. Die Symptome können zwar relativ vielfältig sein, sind jedoch vor allem auf die Überaktivität des Körpers zurückzuführen. Typisch für die Schilddrüsenüberfunktion ist vor allem die ungewollte Gewichtsabnahme trotz bestehender Heißhungerattacken. Ursache des unfreiwilligen Gewichtsverlusts ist die vermehrte Freisetzung der Schilddrüsenhormone, welche den Grundumsatz des Körpers steigern. Um den Organen die geforderte Energie zur Verfügung zu stellen, baut der Körper die eigenen Fett- und Zuckerreserven ab. Neben der Gewichtsabnahme sind vor allem Herz-Kreislauf-Beschwerden typisch für die Hyperthyreose.
Neben erhöhten Blutdruckwerten und einer gesteigerten Herzfrequenz, können auch Herzrhythmusstörungen das Krankheitsbild prägen. Oftmals geht eine Schilddrüsenüberfunktion mit einer Vergrößerung der Schilddrüse einher, welche sich in manchen Fällen durch eine unschöne Schwellung am vorderen Hals erkenntlich macht und von Atem- und Schluckbeschwerden begleitet wird. Weitere Symptome der Hyperthyreose sind vor allem psychomotorische Symptome wie Schlaflosigkeit, Zittern, verstärkte Reizbarkeit oder auch Nervosität.
Auch Durchfall, sowie eine geschwächte Muskulatur, Osteoporose und Haarausfall, sind keine Seltenheit. Des Weiteren schwitzen Betroffene häufig vermehrt und empfinden Wärme als unangenehm. Zum Leidwesen betroffener Frauen sind zusätzliche Zyklusstörungen, bis hin zur Unfruchtbarkeit keine Seltenheit im Falle einer Schilddrüsenüberfunktion. Jedoch müssen nicht alle Symptome gleichzeitig oder gleich stark ausgeprägt auftreten. Oftmals ist das Krankheitsbild nur durch ein Symptom geprägt. In der Regel treten die Symptome mit längerem Krankheitsbestehen ausgeprägter auf.
Schilddrüsenüberfunktion – Ursachen
Die Ursachen einer Schilddrüsenüberfunktion können vielfältig sein. Die häufigsten Ursachen stellen jedoch sowohl die Morbus Basedow Krankheit, als auch die Schilddrüsenautonomie dar. Seltener aber dennoch nicht unüblich ist das Auftreten einer Schilddrüsenüberfunktion begründet durch primäre Erkrankungen wie Schilddrüsenentzündungen, Schilddrüsenhormongaben oder bösartigen Schilddrüsentumore. Rund 95 Prozent aller Schilddrüsenüberfunktionen werden aufgrund von Morbus Basedow und Schilddrüsenautonomien verursacht.
Bei der Basedow Krankheit handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei welcher der Körper aus noch unbekannten Gründen Antikörper gegen die Schilddrüse bildet. Die Schilddrüse wird zur vermehrten Hormonproduktion angeregt, wodurch es zu einer Schilddrüsenüberfunktion kommt. Die Gründe für das Entstehen einer solchen Autoimmunerkrankung sind bislang unklar, jedoch werden erbliche Faktoren, sowie starke psychische Belastung, Nikotinkonsum und Viruserkrankungen als begünstigende Faktoren angesehen. Im Falle der Schilddrüsenautonomie hingegen, bilden Teile der Schilddrüse selbstständig Hormone und unterliegen somit nicht mehr der Hirnanhangsdrüse als Steuerorgan der Hormonproduktion. Resultierend daraus folgt eine Überproduktion der Schilddrüsenhormone, welche zur Hyperthyreose führt. Experten vermuten, dass die Entstehung einer solchen Schilddrüsenautonomie durch einen chronischen Jodmangel begünstigt wird. Bislang ist dies jedoch noch nicht eindeutig wissenschaftlich bewiesen.
Morbus Basedow (Immunhyperthyreose)
Bei der Basedowschen Erkrankung handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit. Eine solche immunbedingte Schilddrüsenüberfunktion entsteht, wenn der eigene Körper Abwehrstoffe (Antikörper) gegen die TSH Rezeptoren der Schilddrüse bildet. Aufgrund der Antikörper, wird die Schilddrüse angeregt, vermehrt Hormone zu produzieren. In Folge dessen kommt es zu einer Schilddrüsenüberfunktion, welche im Gegensatz zur Schilddrüsenautonomie die gesamte Schilddrüse und nicht nur bestimmte Areale betrifft. Die Basedowsche Erkrankung lässt sich in den meisten Fällen mittels eines erniedrigten oder nicht messbar niedrigen TSH Wertes im Blut erkennen. Typisch für die Erkrankung ist die sogenannte endokrine Orbitopathie. Die hormonbedingte Augenhöhlenerkrankung betrifft etwa 60 Prozent der Patienten und ist durch einen entzündungsbedingten Gewebeumbau in den Augenhöhlen gekennzeichnet und typischerweise anhand von großen hervorstehenden Augen zu erkennen. Zu den weiteren Symptomen der Basedow Krankheit zählen vor allem ein beschleunigter Pulsschlag sowie die Schilddrüsenvergrößerung (Sturma).
Schilddrüsenautonomie
Auch eine sogenannte Autonomie der Schilddrüse kann zu einer Überfunktion führen. Neben der Morbus Basedow Erkrankung stellt die Schilddrüsenautonomie die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion dar. Umgangssprachlich wird die Schilddrüsenautonomie auch „heiße Knoten“ genannt, denn meist bilden Teile der Schilddrüse (einzelne Knoten) eigenständig Hormone. In manchen Fällen produziert aber auch die gesamte Schilddrüse zu viel Hormone. Die genaue Bezeichnung hierfür lautet „disseminierte Autonomie“. Bei gesunden Menschen wird die Schilddrüse durch die Hirnanhangsdrüse gesteuert. Im Falle einer Schilddrüsenautonomie jedoch, reagieren die Schilddrüsenzellen nicht mehr auf die Signale der Hirnanhangsdrüse. Das kann zur Folge haben, dass viel mehr Schilddrüsenhormone gebildet werden als eigentlich nötig. Die Schilddrüsenautonomie entwickelt sich meist langsam über mehrere Jahre und wird häufig erst in höherem Lebensalter symptomatisch. Typisch für die Erkrankung ist die Knotenbildung, welche häufig auch zu Atem- und Schluckbeschwerden führen kann. In den meisten Fällen sind die sogenannten „heißen Knoten“ jedoch gutartig.
Seltene Ursachen
Eine seltene aber dennoch nicht untypische Ursache für die Entstehung einer Schilddrüsenüberfunktion stellt die Einnahme von Jod über einen längeren Zeitraum und in großen Mengen dar. Rund 15% aller Schilddrüsenüberfunktionen lassen sich auf einen starken Jodkonsum zurückführen. Meist geschieht dies über jodhaltige Arzneien oder Nahrungsmittel. Jedoch können auch Tumore zu einer Überfunktion der Schilddrüse führen. Diese können beispielsweise direkt auf die Schilddrüse, oder aber auf die Hirnanhangdrüse einwirken und somit die Hyperthyreose verursachen. In manchen Fällen löst jedoch auch eine zu hohe Dosis Schilddrüsenhormone die Erkrankung aus. Dies ist häufig der Fall wenn eine Schilddrüsenunterfunktion medikamentös behandelt wird. Des Weiteren kann eine Hyperthyreose in sehr seltenen Fällen auch erblich bedingt sein. Das veränderte Erbgut kann dann auf die Hormonproduktion einwirken und somit zu einer Überfunktion der Schilddrüse führen. Auch die autoimmun bedingte Entzündung der Schilddrüse, welche im Volksmund vor allem als Hashimoto Erkrankung bekannt ist, kann zu einer meist nur wenige Wochen anhaltenden Überfunktion der Schilddrüse führen.
Schilddrüsenüberfunktion und Schwangerschaft
Eine optimale Schilddrüsenfunktion ist während der Schwangerschaft von oberster Priorität, denn eine unbehandelte Schilddrüsenüberfunktion kann nicht nur zu Fehlgeburten oder untergewichtigen Neugeborenen führen, auch die Empfängnisbereitschaft kann bei an Hyperthyreose erkrankten Frauen eingeschränkt sein. Besteht die Schilddrüsenerkrankung also bereits vor der Schwangerschaft, so ist es dringend zu empfehlen den Schilddrüsenhormonhaushalt vor Eintritt der Schwangerschaft zu normalisieren denn medikamentöse Therapien wie die Radiojodbehandlung, sowie operative Eingriffe, können während einer bestehenden Schwangerschaft nicht mehr durchgeführt werden. Im Allgemeinen gilt es zu beachten, dass die Schilddrüse sich aufgrund der erhöhten Anforderungen während der Schwangerschaft leicht vergrößert. Besonders bei bestehender Basedow Krankheit gilt es zu beachten, dass die Krankheit einerseits aufgrund der veränderten Abwehr vor allem in der Frühschwangerschaft vermehrt aufflammen kann, andererseits können die für das Krankheitsbild verantwortlichen Antikörper auf den Fötus übertragen werden. Des Weiteren kann eine Schilddrüsenüberfunktion in der Frühschwangerschaft auch durch das Hormon Choriongonadotropin entfacht werden, da es dem TSH Hormon ähnelt und somit stimulierend wirken kann.
Schilddrüsenüberfunktion – Diagnose und Untersuchungen
Vor Beginn einer Therapie ist eine gründliche Untersuchung der Schilddrüse unerlässlich. Der behandelnde Arzt sollte sich mittels eines ausführlichen Patientengesprächs ein Bild über dessen Beschwerden, Vorerkrankungen, Schilddrüsenkrankheiten in der Familie oder auch Essgewohnheiten machen. Denn die Beschwerden einer Hyperthyreose können sehr unterschiedlich in dessen Ausprägung und Symptomatik sein. Aufgrund dessen ist die ausführliche Anamnesestellung, gepaart mit einer ersten körperlichen Untersuchung unerlässlich. Denn eine Vergrößerung der Schilddrüse lässt sich in vielen Fällen bereits feststellen, indem der Mediziner den Hals bei einer ersten körperlichen Untersuchung abtastet. Zu den wichtigsten medizinischen Untersuchungsverfahren zählt vor allem die Bestimmung der Blutwerte. Hierfür werden vor allem die TSH-Werte und die T3/T4 Werte sowie der Antikörperspiegel gemessen. Auch bildgebende Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung sowie eine Szintigrafie können weitere Erkenntnisse über eine möglicherweise bestehende Schilddrüsenüberfunktion liefern.
Anamnese und körperliche Untersuchung
Die Anamnese stellt einen wichtigen Baustein zur Diagnosestellung der Schilddrüsenüberfunktion dar. Zunächst sollte der Anamnese stellende Mediziner die familiären Hintergründe des Betroffenen hinterfragen: Liegen bereits Schilddrüsenerkrankungen im familiären Umfeld vor? Auch die Anamnese psychischer sowie somatischer Beschwerden ist von oberster Bedeutung. So sollten die typischen Symptome der Schilddrüsenüberfunktion wie Gewichtsverlust, Reizbarkeit, Schwitzen, Zittern oder auch Schlaflosigkeit erfragt werden. Auch die Eigenanamnese sollte nicht außen vor gelassen werden und umfasst Punkte wie Vorerkrankungen, Operationen oder auch Schwangerschaften. Vor allem zur Diagnosestellung der Schilddrüsenüberfunktion sollte erfragt werden, ob jodhaltige Medikamente eingenommen, jodhaltige Salben auf die Haut aufgetragen wurden oder ob eine Untersuchung mit Röntgenkontrastmittel erfolgte, welches Jod enthielt. Die körperliche Untersuchung umfasst vor allem Abtasten der Halsregion um eine etwaige Vergrößerung der Schilddrüse (Struma) möglicherweise bereits erkennen zu können.
Blutuntersuchung
Neben der Anamnese und der körperlichen Untersuchung sollte in jedem Fall eine Blutuntersuchung erfolgen, um die Diagnose der Schilddrüsenüberfunktion stellen zu können. Liegt der Verdacht auf eine Hyperthyreose vor, so wird dem Patienten in der Regel also Blut abgenommen, um die Hormonwerte in einem Fachlabor auszuwerten. Bedeutend sind im Falle der Blutuntersuchung vor allem die TSH-Werte und die T3/T4 Werte der Betroffenen. Das Hormon TSH wird in der Hirnanhangsdrüse gebildet und steuert die Produktion der Schilddrüsenhormone und dessen Abgabe ins Blut. Liegt eine Schilddrüsenüberfunktion vor, so ist der TSH-Wert meist sehr niedrig und liegt unterhalb des Normbereichs. Ist der TSH-Wert normal, so ist eine Überfunktion der Schilddrüse fast ausgeschlossen. Des Weiteren kann die Blutuntersuchung auch dazu dienen, den Antikörper-Spiegel zu messen. So kann die Erhöhung bestimmter Antikörper sehr charakteristisch für Erkrankungen wie Morbus Basedow oder auch Hashimoto-Thyreoiditis sein.
Ultraschalluntersuchungen
Auch eine Unteraschalluntersuchung stellt im Rahmen einer möglichen Schilddrüsenüberfunktion das wichtigste bildgebende Diagnoseverfahren dar und ist somit unerlässlich. Die Ultraschalluntersuchung bietet in erster Linie den Vorteil, dass sie strahlenfrei ist. Daher kann sie beliebig oft bei einem Patienten eingesetzt werden und eignet sich somit auch zur Verlaufsbeobachtung. Die Ultraschalluntersuchung wird vor allem zur frühzeitigen Erkennung von krankhaften Strukturen, Vergrößerungen oder Knoten eingesetzt. Auch der Krankheitsverlauf nach operativen Eingriffen kann per Ultraschall kontrolliert werden, denn die Bildgebung lässt Rückschlüsse auf Größe, Lage, Form und Gewebebeschaffenheit der Schilddrüse zu, sodass krankhafte Veränderungen an der Schilddrüse bereits ab einer Größe von wenigen Millimetern wahrgenommen werden kann.
Schilddrüsenszintigrafie
Die Schilddrüsenszintigrafie ist neben der Ultraschalluntersuchung eine weitere bildgebende Methode. Mit Hilfe der radiologischen Untersuchung können hormonproduzierende, aktive Zellen der Schilddrüse dargestellt werden. In den meisten Fällen findet die Schilddrüsenszintigrafie dann Anwendung, wenn die Ultraschalluntersuchung auffällig war und Verdacht auf Vergrößerungen oder gar knotige Veränderungen der Schilddrüse vorliegt. Für die Schilddrüsenszintigrafie wird dem Patienten eine radioaktiv markierte Substanz in die Vene gespritzt. Liegt eine Überfunktion der Schilddrüse vor, so nimmt typischerweise die ganze Schilddrüse oder nur einzelne Bereiche die Substanz verstärkt auf. Es gilt allerdings zu beachten, dass radioaktive Strahlung den Körper belastet. Die Ergebnisse sind jedoch sehr aussagekräftig, weshalb die Schilddrüsenszintigrafie vor allem im Falle von Schilddrüsenknoten den Standarduntersuchungen angehört.
Weitere Untersuchungen
Neben den typischen Untersuchungsmethoden kann auch die Feinnadelpunktion in Einzelfällen zur Diagnosestellung einer Schilddrüsenüberfunktion führen. Hierfür werden mittels einer Hohlnadel winzige Gewebeteile aus der Schilddrüse entnommen und in einem Speziallabor untersucht. In den meisten Fällen wird die Feinnadelpunktion eingesetzt, wenn Verdacht auf einen krebsverdächtigen Schilddrüsenknoten besteht. Des Weiteren können unter Umständen auch Röntgenaufnahmen der Luftröhre oder Computertomografien des Halses notwendig sein, um eine genaue Diagnose stellen zu können.
Schilddrüsenüberfunktion behandeln
Die Schilddrüsenüberfunktion ist eine ernstzunehmende Erkrankung, welche teilweise mit starken Symptomen einhergeht und somit ausschließlich von Spezialisten behandelt werden sollte. Zur Behandlung von Hyperthyreosen stehen grundsätzlich verschiedene Therapieverfahren zur Verfügung. Je nach den individuellen Gegebenheiten des Patienten wie dessen Alter, Schwere der Erkrankung, sowie dem Allgemeinzustand, sollte individuell abgewogen werden welche Therapiemethode am besten für den Patienten geeignet ist. Grundsätzlich wird zwischen der medikamentösen Therapie, der Radio-Jod-Therapie sowie einer Schilddrüsenoperation unterschieden.
Es gibt keine Behandlungsmethode, welche ausnahmslos bei jedem Patienten auf Anklang trifft. Jede der oben genannten Therapiemethoden eignet sich für den einen Patienten mehr, und für den anderen weniger. So wird die medikamentöse Therapie zwar am häufigsten angewandt, allerdings eignet sich diese vor allem für Patienten, die auf einen operativen Eingriff vorbereitet werden, oder jedoch nicht operiert werden sollen. Die Radio-Jod-Therapie hingegen eignet sich in besonderem Maß für Betroffene, die an Morbus Basedow oder einer Schilddrüsenautonomie leiden, denn hier werden vorrangig die besonders aktiven Schilddrüsenareale funktionsunfähig gemacht. Eine Schilddrüsenoperation findet besonders dann Anwendung, wenn ein einzelner Knoten für die Überfunktion verantwortlich ist.
Medikamentöse Behandlung
Die medikamentöse Therapie stellt die wohl häufigste Behandlungsmethode dar. Eine Schilddrüsenüberfunktion wird in den meisten Fällen mit so genannten Thyreostatika behandelt, welche verschiedene Wirkmechanismen entfalten. So kann einerseits die Jodaufnahme in die Zellen der Schilddrüse gehemmt werden. Andere Mittel reduzieren hingegen die Bildung von Schilddrüsenhormonen oder verringern die Ausschüttung der Hormone im Blut. Am häufigsten werden jedoch die Medikamente Carbimazol, Methimazol und Propylthiouracil eingesetzt. Welches Medikament schlussendlich zum Einsatz kommt, hängt individuell von den Gegebenheiten und dem Krankheitsbild des Patienten ab. Zu den Nebenwirkungen der medikamentösen Behandlung zählen neben Fieber auch Hautrötungen sowie Magen-Darm-Beschwerden und Übelkeit, sowie Geschmacksverlust und Gelenkschmerzen. In der Regel stellen sich die ersten Ergebnisse der Behandlung nach wenigen Wochen ein. Dann kann bereits eine Reduktion der Schilddrüsenhormone nachgewiesen werden und erste Beschwerden gehen bereits zurück.
Radio-Jod-Therapie
Die Radio-Jod-Therapie ist ein nuklearmedizinisches Verfahren und wird zur Behandlung von Schilddrüsenüberfunktionen eingesetzt. Die Therapie findet vor allem bei der Morbus Basedow Erkrankung, der Schilddrüsenautonomie sowie einer krankhaften Schilddrüsenvergrößerung ihren Einsatz, denn durch die orale Einnahme einer winzigen Menge von radioaktivem Jod, werden gezielt die Schilddrüsenzellen zerstört, deren Hormonstoffwechsel gesteigert ist. Erfolgt eine ordnungsgemäße Dosierung, bleiben die gesunden Zellen der Schilddrüse in den meisten Fällen unbeschädigt zurück, denn nur die stark hormonproduzierenden Zellen nehmen das Jod vermehrt auf. Die Behandlung erfordert aufgrund der Einnahme und Ausscheidung von Radioaktivität eine isolierte Unterbringung in speziell dafür vorgesehenen Abteilungen der behandelnden Einrichtung für 3 bis 5 Tage. Des Weiteren gilt zu beachten, dass es als Nebenwirkung der Behandlung in einigen Fällen zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommen kann, welche allerdings medikamentös gut zu behandeln ist. Des Weiteren ist die Behandlung von Schwangeren sowie Kindern, aufgrund der Radioaktivität ausgeschlossen.
Operation
Eine weitere Behandlungsmethode der Schilddrüsenüberfunktion stellt die Operation dar. Sie findet vor allem dann Anwendung, wenn andere Therapiemethoden nicht den gewünschten Erfolg erzielt haben oder wenn die vergrößerte Schilddrüse auf die Luftröhre drückt und somit Atembeschwerden verursacht. Außerdem ist eine Operation indiziert, wenn der Verdacht auf einen Tumor besteht, oder wenn beispielsweise heiße und kalte Knoten gleichzeitig entfernt werden sollen. Im Gegensatz zur Radio-Jod-Therapie stellt sich bei einem operativen Eingriff der gewünschte Effekt sofort ein. In den meisten Fällen normalisieren sich die Schilddrüsenwerte rapide.
Dennoch birgt eine Operation bekanntlich Risiken. So kann vor allem der umliegende Stimmbandnerv verletzt werden. Aufgrund der Lähmung des umliegenden Stimmbandes kann es zu Stimm- und Sprachstörungen kommen. Ein weiteres Risiko stellt auch die Verletzung der Nebenschilddrüse dar, welche für die Produktion des Hormons Parathormon verantwortlich ist. Nimmt die Parathormon Produktion ab, so kann es zu einem starken Kalziummangel kommen. Des Weiteren kommen die typischen Risiken eines operativen Eingriffs wie Thrombose, Wundheilungsstörungen oder Infekte, sowie Blutungen und Blutergüsse auf die Patienten zu. Der Eingriff wird ausschließlich unter Vollnarkose durchgeführt.
Weitere Tipps
Einer vergrößerten Schilddrüse lässt sich laut Experten vor allem mit einer ausreichenden Jodzufuhr entgegenwirken. Vor allem Jugendliche, Schwangere und Stillende benötigen ausreichend Jod, welches vor allem in Seefisch enthalten ist und somit zu genüge auf dem Speiseplan stehen sollte. Auch die Alternativmedizin bietet Möglichkeiten um die schulmedizinische Therapie der Schilddrüse zu ergänzen. So eigenen sich besonders die homöopathischen Mittel Flor de Piedra oder Lapis albus im Falle einer Schilddrüsenüberfunktion.
Weitere Schilddrüsenerkrankungen
1. Arasteh, K., Baenkler, H.-W. , Bieber, C. et al.: Innere Medizin, Thieme Verlag, 2. Auflage, 2009
2. Hörmann, R.: Schilddrüsenkrankheiten. Leitfaden für Klinik und Praxis, ABW Wissenschaftsverlag, 4. Auflage, 2005.
3. Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), www.deutsches-schilddruesenzentrum.de (Abrufdatum: 09.09.2020)
4. Schilddrüsenüberfunktion, www.endokrinologie.net (Abrufdatum: 15.09.2020)
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