Schilddrüsenwerte geben die Konzentration der drei Schilddrüsenhormone an. Dazu zählen T3 (Triiodthyronin) und T4 (Thyroxin), die direkt in der Schilddrüse gebildet werden sowie TSH, das in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) produziert und über das Blut in die Schilddrüse transportiert wird. Mit ihnen lässt sich überprüfen, ob eine Störung der Schilddrüsenfunktion vorliegt.
Inhaltsverzeichnis
Was die einzelnen Werte aussagen, in welchem Bereich sie liegen sollten, wie die Schilddrüse wirkt und was der Hypothalamus dabei für eine Rolle spielt – ein Überblick.
Was sind Schilddrüsenwerte?
Für eine genaue Untersuchung der Schilddrüsenfunktion sind besonders die Schilddrüsenwerte der Hormone T3 und T4 sowie das Schilddrüsen-stimulierende Hormon TSH von großer Bedeutung. Mit ihnen lässt sich nicht nur erkennen, wie aktiv die Schilddrüse ist und welche Hormonmengen sie produziert, sondern auch, wie gut der Hormonregelkreis des Körpers gelingt.
Neben T3, T4 und TSH gibt es noch ein weiteres Schilddrüsenhormon, das Kalzitonin. Das wird aber meist nur bei Verdacht auf eine ganz bestimmte Schilddrüsenkrebs-Art bestimmt, bei dem diese Konzentration erhöht ist.
Funktion und Aufgaben der Schilddrüse
Die Schilddrüse ist ein wichtiges Organ für unseren Stoffwechsel und steuert ihn über Hormone, die sie ausschüttet. Wenn sie nicht richtig funktioniert, ist demnach der komplette Stoffwechsel direkt davon betroffen. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Psyche, Verdauung, Aktivität, Fruchtbarkeit, Wachstum und bedarf darum auch besonderer Beobachtung während der Schwangerschaft.
Die Schilddrüse produziert und setzt die beiden Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) frei. Diese beiden bestimmen den Stoffwechsel unseres Organismus und beeinflussen viele Körperfunktionen – wie Nervensystem, Herzkreislauf, Gehirn, Magen und Darm und die Regulation der Körperwärme. Dadurch ist die Schilddrüse maßgeblich an Wachstumsprozessen beteiligt, aktiviert Fett- und Bindegewebsstoffwechsel sowie die Schweiß- und Talgdrüsen der Haut.
Schilddrüsenregelkreis
Um die Schilddrüsenwerte in ihrer Bedeutung zu verstehen, muss man sich den sogenannten Schilddrüsenregelkreis genauer ansehen.
Wie alle Hormone sind auch die der Schilddrüse einer Feedback-Schleife und ständiger Rückmeldung unterworfen, die wichtig für die Regulierung ist. Der Hypothalamus und die Hypophyse spielen dabei eine wichtige Rolle. Der Hypothalamus ist ein lebenswichtiger Teil des Zwischenhirns, unterhalb (hypo) des Thalamus. Er steuert die vegetativen Funktionen und Prozesse des Körpers wie Salz-, Wasserhaushalt und Blutdruck sowie unser Nerven- und Hormonsystem.
Sind zu wenig Schilddrüsenhormone im Blut vorhanden, teilt der Hypothalamus über das Hormon TRH (Thyreotropin-releasing Hormon) der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) mit, dass sie TSH produzieren soll und teilt gleichzeitig der Schilddrüse mit, dass sie ihre Hormone herstellen kann. Die Schilddrüse wird nun aktiv und versorgt den Körper mit den „bestellten“ Hormonen. Die Hypophyse ist ein etwa haselnussgroßes Organ, das sich an der Unterseite des Gehirns in der Mitte des Kopfes befindet. Sie besteht aus zwei Lappen (Vorderlappen und Hinterlappen). Über den sogenannten Hypophysenstil ist sie mit dem Hypothalamus verbunden. So steuern die beiden zusammen die Stoffwechselprozesse des Körpers.
Sind anschließend wieder genügend Hormone vorhanden, beendet der Hypothalamus die Kommunikation mit der Hirnanhangsdrüse und die Schilddrüse produziert keine weiteren Hormone. So wird alles im Gleichgewicht gehalten und immer bedarfsgerecht gearbeitet.
TSH-Wert
Der TSH-Wert (auch Thyreotropin genannt) ist der wichtigste Schilddrüsenwert. Die Abkürzung steht für Thyreoidea-stimulierendes Hormon oder auch auf Deutsch ausgedrückt: Schilddrüsen-stimulierendes Hormon. Es wird von der Hirnanhangsdrüse ausgeschüttet, um die Schilddrüse anzuregen.
In der Diagnostik ist der TSH-Wert ein wichtiger Parameter – es ist ein recht sensibler Laborwert, um festzustellen, ob die Schilddrüse richtig arbeitet. Ist der Wert zu hoch, liegt in der Regel eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) vor. Ist er zu niedrig, besteht eine Schilddrüsenüberfunktion. Das liegt daran, dass die Hirnanhangsdrüse bei zu wenig Schilddrüsenhormonen verstärkt TSH ausschüttet, damit wieder mehr Hormone gebildet werden. Ist dagegen zu viel Schilddrüsenhormon bei einer Überfunktion vorhanden, dann wird immer weniger TSH gebildet, weil nicht noch mehr Hormone produziert werden sollen. Daher fällt der TSH-Wert dann entsprechend niedrig aus. Liegt aber eine Autoimmunerkrankung (z.B. Morbus Basedow) vor, nutzt TSH für die Diagnostik als alleiniger Wert nicht so viel, weil er sich üblicherweise erst dann verändert, wenn die Schilddrüse schon sehr zerstört ist.
TSH wird im Tagesverlauf phasenweise ausgeschüttet und es kommt zu Schwankungen. Im Blut lassen sich, je nach Uhrzeit, unterschiedliche TSH-Konzentrationen nachweisen. Sein Maximum hat er in den frühen Morgenstunden. Außerdem kann der Wert in der Schwangerschaft etwas erniedrigt sein. Auch Medikamente beeinflussen die TSH-Werte – er kann niedriger ausfallen, wenn jemand Kortison, Heparin oder Thyroxin einnimmt. Zu einer gesteigerten Ausschüttung von TSH kann es dagegen kommen, wenn viel Jod aufgenommen wird.
Trijodthyronin T3 und Thyroxin T4
Trijodthyronin T3 und Thyroxin T4 sind Schilddrüsenhormone, von denen ein Teil im Blut an Eiweiße gebunden sind. Der andere Teil ist frei und ungebunden vorhanden. Das freie T3 und T4 wird medizinisch auch als fT3 und fT4 bezeichnet. Mit diesen freien Schilddrüsenhormonen können genaue Aussagen über die Funktionsleistung getroffen werden. Sie werden zusammen mit dem TSH-Wert gemessen.
T4 ist die primäre Form des im Blut zirkulierenden Schilddrüsenhormons (etwa 95%). Um seine Wirkung auszuüben, wird T4 durch Entfernen eines Jodatoms in T3 umgewandelt. Dies findet hauptsächlich in der Leber und in bestimmten Geweben statt, in den T3 wirkt (beispielsweise im Gehirn). T3 macht normal etwa 5% des im Blut zirkulierenden Schilddrüsenhormons aus.
Wann werden Schilddrüsenwerte gemessen?
Die Schilddrüsenwerte TSH, T4, T3 werden gemessen, wenn bestimmte Symptome auf eine Störung der Schilddrüsenfunktion (Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse) hindeuten oder der Verdacht einer akuten oder chronischen Schilddrüsenentzündung vorliegt. Die Werte werden außerdem zur Therapiekontrolle bei einer schon bestehenden Schilddrüsenerkrankung bestimmt. Vor einer Operation mit Narkose oder einer radiologischen Untersuchung mit jodhaltigem Kontrastmittel wird meist der TSH-Wert gemessen, um zu überprüfen, ob die Schilddrüse mit der Jodzufuhr zurechtkommt.
Ein hoher Blutdruck, Nervosität, Herzklopfen, Haarausfall, gesteigerter Appetit und Gewichtsabnahme können beispielsweise auf eine Überfunktion der Schilddrüse hinweisen. Hingegen zeigt sich eine Schilddrüsenunterfunktion durch Müdigkeit, Muskelschwäche, Kälteempfindlichkeit und Antriebslosigkeit sowie brüchige Nägel, trockene Haut, Verstopfung, Konzentrationsunfähigkeit und Gewichtszunahme.
Die Blutwerte für TSH, T4 und T3 werden im Serum bestimmt, sie sind aber kein Bestandteil der Standarduntersuchungen im kleinen Blutbild oder großen Blutbild. Bei Neugeborenen werden die Schilddrüsenwerte bei dem Neugeborenenscreening im Blut bestimmt, um zu überprüfen, ob eine angeborene Hypothyreose vorliegt und diese direkt behandelt werden muss. So können Schädigungen im Gehirn und anderen Organen frühzeitig vorgebeugt werden.
Schilddrüsenwerte – Normalwerte
Die Normalwerte variieren je nach Alter. Bei Kindern und Jugendlichen liegen sie etwas über dem Normbereich der Erwachsenen. Mit zunehmendem Alter und abnehmendem Wachstumsprozess gibt die Hypophyse weniger TSH in den Blutkreislauf ab. Abweichende Werte gelten auch in der Schwangerschaft.
Normalwerte Erwachsene
Die folgende Übersicht zeigt die durchschnittlichen Schilddrüsen Normalwerte bei Erwachsenen:
Schilddrüsenhormon | Normalwert |
T3 gesamt | 0,9 bis 1,8 ng/ml |
FT3 (freies T3) | 3,5 bis 8,0 ng/l |
T4 gesamt | 5,5 bis 11,0 µg/dl |
fT4 (freies T4) | 0,8 bis 1,8 ng/dl |
TSH | 0,3 bis 4,0 mU/l |
Normalwerte Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche haben einen anderen Normalwert als Erwachsene. Aber auch unter Kindern gibt es altersabhängige Unterschiede, welche der nachfolgenden Tabelle entnommen werden können:
Alter | TSH (mU/l) | fT4 (pg/ml) | fT3 (pg/ml) |
< 6 Tage | 0,7 bis 15,2 | 8,6 bis 24,9 | |
< 3 Monate | 0,7 bis 11,0 | 8,9 bis 22,0 | |
4 bis 12 Monate | 0,7 bis 8,3 | 9,2 bis 19,9 | 2,15 bis 5,8 |
1 bis 6 Jahre | 0,7 bis 5,9 | 9,6 bis 17,7 | 2,4 bis 5,5 |
7 bis 11 Jahre | 0,6 bis 4,84 | 9,7 bis 16,7 | 2,5 bis 5,2 |
12 bis 17 Jahre | 0,5 bis 4,3 | 9,8 bis 16,3 | 2,5 bis 5,0 |
Schilddrüsenwerte – Schwangerschaft
Die Schilddrüse ist während der Schwangerschaft sehr gefordert und es kommt zu Veränderungen ihrer Funktion. Je nach Schwangerschaftsabschnitt verändern sich die Werte, da die gesteigerten Stoffwechselvorgänge zu einem gesteigerten Bedarf an Schilddrüsenhormonen führen. In Deutschland entwickelt jede achte Schwangere eine Unterfunktion der Schilddrüse.
Folgende TSH-Werte dienen der Orientierung:
Schwangerschaftsabschnitt | TSH-Bereich |
1. Trimenon | < 2,5 mU/l |
2. Trimenon | < 3,0 mU/l |
3. Trimenon | < 3,5 mu/l |
Schilddrüsenwerte – Wann zu hoch? Wann zu niedrig?
Zu veränderten Schilddrüsenwerten kommt es dann, wenn die Schilddrüse zu viele oder zu wenige Hormone produziert. Ist der TSH-Wert verändert, bestimmt man auch direkt die Werte T4 und T3 mit. Daraus ergeben sich dann diese Varianten:
Thyreotropin (TSH) erhöht, T3 und T4 erniedrigt
Erhöhte TSH-Werte, deuten auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin. Bei zu wenig Schilddrüsenhormonen schüttet die Hirnanhangdrüse mehr TSH aus, damit die Bildung der Schilddrüsenhormone T3 und T4 angeregt wird.
Thyreotropin (TSH) erniedrigt, T3 und T4 erhöht
Niedrige TSH-Werte, weisen auf eine Schilddrüsenüberfunktion hin. Es befinden sich zu viele Schilddrüsenhormone im Kreislauf, sodass die Hypophyse weniger TSH produziert, um den Ausgleich herzustellen.
Thyreotropin erniedrigt, T3 und T4 erniedrigt
Es kann zu einer sekundären Schilddrüsenunterfunktion kommen, bei der TSH sowie T3 und T4 erniedrigt sind und nicht, wie bei einer primären Unterfunktion der Schilddrüse, TSH erhöht sowie T3 und T4 erniedrigt. Dieser Umstand kann durch eine Erkrankung der Hirnanhangsdrüse verursacht werden, beispielsweise durch eine Hypophysevorderlappen-Insuffizienz. Ihre Funktion wird erheblich gestört, sodass sie nicht genug TSH produzieren kann. Gründe dafür können Tumore und Gehirnoperationen sein.
Schilddrüsenwerte – Was tun bei Abweichungen?
Sind die Schilddrüsenwerte zu hoch oder zu niedrig, sollten Betroffene die Ursache dafür herausfinden. Dafür können spezielle Untersuchungen bei Endokrinologen erfolgen. Bei der Sonografie kann sich der Facharzt die Struktur und den Zustand der Schilddrüse genauer per Ultraschall ansehen, bei der Szintigrafie wird die Stoffwechselaktivität der Schilddrüse bestimmt. Liegt der Verdacht auf Krebs vor, wird möglicherweise auch eine Gewebeprobe entnommen.
Eine leichte Schilddrüsenunterfunktion kann durch Jodzugabe ausgeglichen werden. Die Ernährung sollte fleischarm, jodreich und leicht verdaulich sein. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion werden zur Behandlung oft Wolfstrappextrakte eingesetzt – es konnte nachgewiesen werden, dass der Lippenblütler thyreostatisch wirkt und die Schilddrüsenfunktion senkt. Die Extrakte wirken als pflanzliche Hormone, hemmen den Jodumsatz und die Ausschüttung von Thyroxin. Sie verändern ebenfalls die Sekundärstruktur des TSH-Hormons, wodurch die Hormonanbindung am Rezeptor in der Schilddrüsenmembran verhindert wird. Es kommt aber auf eine angepasste, gleichmäßige Dosierung an.
Schilddrüsenwerte im Überblick
1. Arasteh, K., Baenkler, H.-W., Bieber, C. et al.: Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2009
2. Beise, U., Heimes, S., Schwarz, W.: Gesundheits- und Krankheitslehre, Springer Medizin Verlag, 2. Auflage, 2009
3. Greten, H., Greten, T., Rinninger, F.: Innere Medizin, Thieme Verlag, 13. Auflage, 2010
4. What are Normal Thyroid Hormone Levels?, www.uclahealth.org (Abrufdatum: 04.02.2021)
5. What do different TSH levels mean?, www.medicalnewstoday.com (Abrufdatum: 04.02.2021)
6. What are T3, T4, and TSH?, www.endocrineweb.com (Abrufdatum: 04.02.2021)
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