Der TSH-Wert ist ein wichtiger Schilddrüsenwert, der Hinweise auf den Zustand der Schilddrüse gibt und anzeigt, ob sie in ausreichendem Maße Hormone produziert. Zu hohe oder niedrige Werte können auf eine Über- oder Unterfunktion hindeuten und viele Körpervorgänge beeinflussen. Was genau der Wert aussagt, in welchem Bereich er liegen sollte und warum er für Frauen mit einem Kinderwunsch und Schwangere wichtig ist – ein Überblick.
Inhaltsverzeichnis
Was ist der TSH-Wert?
TSH ist ein schilddrüse-stimulierendes Hormon (Abkürzung für Thyreoidea-stimulierendes Hormon), das in der Hypophyse produziert und zur Schilddrüse transportiert wird. Dadurch wird sie angeregt, die Hormone T3 und T4 zu bilden. Der TSH-Wert ist ein sensibler Laborwert, mit dem sich Schilddrüsenerkrankungen und Störungen wie Schilddrüsenunterfunktion und Schilddrüsenüberfunktion erkennen lassen. Bei Autoimmunerkrankungen allerdings nützt der Wert als alleinige Aussage nicht so viel, da er in diesen Fällen normalerweise erst ansteigt, wenn die Schilddrüse schon unter einem enormen Schaden leidet. Der Wert ist keine starre Größe und kann im Tagesverlauf schwanken. Kurzzeitig erhöhte oder veränderte Werte müssen nicht zwingend auf eine Erkrankung hinweisen.
TSH-Wert – Kinderwunsch und Schwangerschaft
Bei Frauen mit einem Kinderwunsch spielt der TSH-Wert ebenfalls eine wichtige Rolle, besonders dann, wenn sie nicht schwanger werden. Eine Schilddrüsenerkrankung und Fehlfunktion kann die Geschlechtsorgane beeinträchtigen und zur Unfruchtbarkeit führen. Daher sollte der Wert vorab im Blut gemessen werden. Bestehende Schilddrüsenstörungen können den Schwangerschaftsverlauf und schließlich auch die kindliche Entwicklung beeinflussen. Beispielsweise kann eine unbehandelte Überfunktion das Risiko einer Früh- oder auch Totgeburt erhöhen. Während der Schwangerschaft kommt es zu einem erhöhten Bedarf an Schilddrüsenhormonen und die Schilddrüse vergrößert sich. Hier muss man besonders auf eine ausreichende Jodzufuhr achten, da der Bedarf deutlich höher ist als bei Nicht-Schwangeren. Das kann über die Nahrung oder auch durch spezielle Jod-Tabletten erfolgen.
Da die Schwangerschaftshormone Östrogen und HCG (Humanes Choringonadotropin) die Schilddrüsenhormone ansteigen lassen, müssen auch diese in der Schwangerschaft kontrolliert und regelmäßig bestimmt werden, um die Schilddrüsenfunktion zu überprüfen. Es reicht dann nicht aus, nur TSH im Blut zu ermitteln. Besteht der Verdacht auf knotige Veränderungen oder eine Fehlfunktion durch ein starkes Wachstum der Schilddrüse sollten die Schilddrüsenwerte ebenfalls kontrolliert werden, um das Wohl des Kindes nicht zu gefährden. Knotige Vergrößerungen können beispielsweise durch Jodmangel entstehen. Durch die übersteigerten Schilddrüsenzellen bildet sich vermehrt Schilddrüsengewebe, das zur Entstehung von Knötchen beitragen kann. Im Rahmen des Neugeborenen-Screenings am dritten Tag nach der Geburt werden die Werte der Babys gemessen, um eine angeborene Funktionsstörung frühzeitig festzustellen und zu behandeln.
Wann wird TSH bestimmt?
Der TSH-Wert wird bestimmt, wenn Verdacht auf eine Störung und Erkrankung der Schilddrüse vorliegt. Folgende Krankheitsbilder sind dabei möglich:
Schilddrüsenunterfunktion
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, wodurch der Stoffwechsel verlangsamt wird. Die Symptome, die auf eine solche Erkrankung hinweisen, sind Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Schwäche, Kälteempfindlichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und trockene Haut.
Schilddrüsenüberfunktion
Bei einer Überfunktion ist die Produktion der Schilddrüsenhormone erhöht, was den Stoffwechsel beschleunigt. Die Symptome sind Nervosität, hoher Blutdruck, gesteigerter Appetit, schneller Herzschlag und Angstzustände.
Außerdem wird er vor Operationen mit Narkose ermittelt, um zu überprüfen, ob die Schilddrüse die Jodzufuhr durch das Kontrastmittel verkraftet. Auch zu Therapiekontrollen bestehender Schilddrüsenerkrankungen bestimmt man das Schilddrüsenhormon TSH.
TSH-Wert – Normalwerte
Die TSH-Werte sind altersabhängig und variieren im Tagesverlauf. In den frühen Morgenstunden erreicht die TSH-Konzentration ihr Maximum.
Wichtig: Die Diagnostik sollte nie alleine auf dem TSH-Wert basieren. Bei Abweichungen müssen die Schilddrüsenhormone T3 und T4 im Blut mitbestimmt werden, die Werte sollten zusammen beobachtet und gegebenenfalls über weitere diagnostische Maßnahmen abgeklärt werden.
Normalwerte nach Alter
Bei Neugeborenen (1 bis 6 Tage) beträgt der Normwert 0,7 bis 15,2 mlU/l. Kleinkinder im Alter von 1 bis 6 Jahren haben einen Referenzwert von 0,7 bis 5,9 mlU/l, bei Kindern im Alter von 7 bis 11 Jahren liegen die Werte bei 0,6 bis 4,84 mlU/l. Jugendliche von 12 bis 17 Jahren haben TSH-Werte von 0,5 bis 4,3 mlU/l und Erwachsene 0,3 bis 4 mlU/l.
Normalwerte nach Geschlecht
Frauen leiden häufiger an Schilddrüsenerkrankungen als Männer und auch ihre Werte können von den Normwerten leicht abweichen und tendenziell etwas höher ausfallen. Das Risiko für Schilddrüsenprobleme steigt während der Schwangerschaft und in der Menopause.
Normalwerte Schwangerschaft
In der Schwangerschaft gelten spezifischere TSH-Werte, die in den entsprechenden Schwangerschaftsabschnitten, eine Orientierung geben sollen:
- 1. Schwangerschafts-Trimenon: < 2,5 mU/l
- 2. Schwangerschafts-Trimenon: < 3,0 mU/l
- 3. Schwangerschafts-Trimenon: < 3,5 mu/l
Wann ist der TSH-Wert zu hoch?
Es gibt einige Gründe dafür, warum die TSH-Konzentration ansteigt. Es kann eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) aufgrund Autoimmunerkrankungen oder Entzündungen vorliegen, möglicherweise besteht aber auch eine Überfunktionen der Schilddrüse, bei der eine Hypophysenerkrankung oder Tumor der Auslöser für den Anstieg sind. Auch die Einnahme bestimmter Arzneimittel erhöhen den Hormonspiegel im Blut.
Primäre Schilddrüsenunterfunktion
Ist der TSH-Wert erhöht, deutet das häufig auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin. Es werden zu wenig Schilddrüsenhormone gebildet. Die Hypophyse produziert daraufhin verstärkt TSH, um die Schilddrüse anzuregen, T3 und T4 herzustellen.
Die häufigsten Ursachen einer Unterfunktion sind:
- Hashimoto: Bei dieser Autoimmunerkrankung greift der Körper seine eigenen Schilddrüsenzellen an. Dadurch kann die Schilddrüse nicht genügend Hormone produzieren. Der Zustand verursacht nicht immer Symptome, daher kann er über mehrere Jahre fortschreiten, bevor er bemerkt wird und spürbare Schäden verursacht.
- Schilddrüsenentzündung: Diese Entzündungen werden meist durch einen Virus oder der Hashimoto-Erkrankung ausgelöst. Sie stören die Schilddrüsenhormon-Produktion und führen zu einer Unterfunktion.
- Postpartale Thyreoiditis: Dies ist eine vorübergehende Schilddrüsenentzündung, die bei einigen Menschen nach der Geburt auftreten kann.
- Jodmangel: Die Schilddrüse verwendet Jod, um Hormone zu produzieren, daher kann ein Jodmangel zu einer Unterfunktion führen.
- operative Entfernung oder Teil-Entfernung der Schilddrüse: auch das lässt die TSH-Konzentration ansteigen.
Erhöhte TSH-Werte müssen aber nicht immer direkt auf eine Unterfunktion hindeuten. Da sie über den Tag verteilt schwanken, können sie außerdem auch nach körperlicher Anstrengung und Stress leicht erhöht sein. Die Werte sind zudem auch altersabhängig und bei Kindern und älteren Menschen immer etwas höher.
Sekundäre Schilddrüsenüberfunktion
Weniger häufig, aber dennoch auch mit hohen TSH-Werten verbunden, kann eine sekundäre Schilddrüsenüberfunktion sein. Sie kann durch eine Erkrankung der Hypophyse ausgelöst werden. Die Hormone werden dann nicht mehr bedarfsgerecht produziert und die Regulierung des Kreislaufs ist gestört. Grund dafür kann ein Tumor der Hypophyse oder auch eine Schilddrüsenhormonresistenz sein.
Medikamente
Jodhaltige Medikamente und Psychopharmaka können ebenfalls der Grund für einen Anstieg der TSH-Werte sein.
Wann ist der TSH-Wert zu niedrig?
Eine zu niedrige TSH-Konzentration kann mehrere Gründe haben:
Primäre Schilddrüsenüberfunktion
Ein niedriger TSH-Wert deutet meist auf eine Schilddrüsenüberfunktion hin. Die Hypophyse produziert weniger TSH, wenn die Schilddrüse besonders aktiv ist und zu viele Hormone bildet. Die häufigsten Ursachen einer Überfunktion sind:
- Morbus Basedow: Bei dieser Erkrankung vergrößert sich die Schilddrüse und produziert eine übermäßige Menge an Hormonen.
- Schilddrüsenentzündung: Entzündungen können ebenfalls zu einer Überfunktion führen sowie kurzfristig auch zu einer Unterfunktion. Zu einer Überfunktion kommt es, wenn die Schilddrüse die produzierten Hormone alle auf einmal freisetzt.
- Überschüssiges Jod: Ist zu viel Jod im Körper vorhanden, kann die Schilddrüse überaktiv werden. Dies tritt dann auf, wenn beispielsweise kontinuierlich zu viele jodhaltige Medikamente eingenommen werden. Dazu zählen Hustensäfte oder Präparate, die zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden.
- Schilddrüsenknoten: Dies sind gutartige Klumpen, die sich manchmal auf der Schilddrüse bilden. Wenn diese Klumpen an Größe zunehmen, können sie überaktiv werden und die Schilddrüse produziert daraufhin zu viele Hormone.
Sekundäre Schilddrüsenunterfunktion
Wenn die Schilddrüse nicht ausreichend mit TSH stimuliert wird, kann es zu einer sekundären Unterfunktion kommen. Der Unterschied zu einer primären Unterfunktion ist dabei, dass der TSH nicht erhöht, sondern reduziert ist. Gründe dafür können eine Erkrankung der Hypophyse und eine mögliche Hypophysevorderlappen-Insuffizienz sein. Dadurch wird ihre Funktion gestört und somit zu wenig TSH produziert. Das kann durch einen Tumor, Strahlentherapie oder auch eine Gehirnoperation ausgelöst werden.
Medikamente
Starke Schmerzmittel, Dopamin, Morphin und Gerinnungshemmer wie Heparin haben ebenfalls Einfluss auf den Regelkreis und können die TSH-Werte sinken lassen.
Faktoren, die den TSH-Wert beeinflussen
Es gibt eine Reihe an Faktoren, die die TSH-Werte beeinflussen können:
- Laborfehler: Wenn TSH-Werte überraschend sind und sehr stark vom Normalwert abweichen, ist es manchmal am besten, ihn nochmal zu wiederholen. Es kann immer mal zu Fehlern in der Blutentnahme, Transkription der Ergebnisse oder zu Verwechslungen im Labor kommen. Statistisch gesehen besteht immer das Risiko von Laborfehlern, daher sollten die Ergebnisse immer zusammen mit den klinischen Symptomen und Befunden interpretiert werden.
- Antikörper: Es wird angenommen, dass Antikörper bei etwa 1% der Menschen die Schilddrüsentests beeinflussen. In einer Überprüfung 2018 wurde geschätzt, dass bei Menschen mit diesen Antikörpern die Störung der TSH-Tests bei mehr als 50% entweder eine Fehldiagnose oder eine unangemessene Behandlung verursachte.
- Tageszeit: TSH-Werte sind morgens höher (nach der Nacht, in der man nichts gegessen hat) als später am Tag
- Krankheit
- Schwangerschaft
- Spezielle Medikamente, die bei Herz- und Krebskrankheiten eingesetzt werden
- Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel, die reich an Jod oder Seetang sind
- Biotinpräparate
- entzündungshemmende Medikamente (Ibuprofen)
- Änderungen der Schlafgewohnheiten
TSH-Wert – Was tun bei Abweichungen?
Sind veränderte TSH-Werte festgestellt worden, müssen die Schilddrüsenhormone T3 und T4 bestimmt werden. Dabei stellt sich heraus, welche Störung vorliegt und wie man sie am besten therapiert. In einigen Fällen kann die Behandlung mit Jod eine sinnvolle Ergänzung sein. Sollte der Verdacht bestehen, dass die Ursache für abweichende Werte bei der Hypophyse liegt, wird das Hormon TRH bestimmt, das im Hypothalamus gebildet wird und die Hirnanhangdrüse aktiviert, TSH zu produzieren.
Schilddrüsenwerte im Überblick
1. Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin – essentials, Thieme Verlag, 4. Auflage, 2006
2. Arasteh, K., Baenkler, H.-W., Bieber, C. et al.: Innere Medizin, Thieme Verlag, 2. Auflage, 2009
3. What Is a TSH Test?, www.webmd.com (Abrufdatum: 15.02.2021)
4. What are Normal Thyroid Hormone Levels?, www.uclahealth.org (Abrufdatum: 15.02.2021)
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