Die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen. Die Erkrankung bedeutet, dass die Schilddrüse nicht genügend Hormone produziert. Dieser Hormonmangel resultiert in einer geringeren Leistungsfähigkeit und in einer Verlangsamung der Stoffwechselprozesse. Doch welche Ursachen gibt es für diese Krankheit und welche Symptome können auftreten? Und wie lässt sich die Hypothyreose behandeln?
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion?
Eine Schilddrüsenunterfunktion, korrekt Hypothyreose genannt, ruft im Körper einen Mangel an Schilddrüsenhormonen hervor und ist nicht vollständig heilbar. Die Schilddrüse ist ein Organ, das unterhalb des Kehlkopfes neben der Luftröhre liegt und schmetterlingsförmig ist. Die Hauptaufgabe der Schilddrüse ist es, lebenswichtige Hormone zu produzieren. Aus Eiweiß und Jod werden somit die Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) gebildet.
Neben der Hormonproduktion beeinflusst die Schilddrüse unseren gesamten Körper durch ihren Einfluss auf Stoffwechsel, Kreislauf, Wachstum und psychisches Wohlbefinden. Durch die Regulierung und Behandlung mit Tabletten ist diese Erkrankung zwar nicht vollkommen heilbar, jedoch lindert die Medikation die Symptome und ein weitgehend normales Leben ist somit möglich.
Schilddrüsenunterfunktion – Ursachen
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann erblich bedingt, also angeboren sein, oder durch die Erkrankung oder Entzündung von Schilddrüsengewebe hervorgerufen werden. Eine Hypertyreose kann ebenfalls durch eine Fehlfunktion im Hypothalamus und der Hypophyse im Gehirn entstehen. Ein starker Jodmangel oder die falsche medizinische Behandlung bei einer Schilddrüsenüberfunktion kann auch zu dieser Erkrankung führen. Zudem können Dysfunktionen im Hypothalamus und der Hypophyse in einer Schilddrüsenunterfunktion resultieren.
Angeborene Hypothyreose
Die Hypothyreose kann ferner bei etwa einem von ca. 4000 Neugeborenen angeboren sein. Die angeborene Schilddrüsenunterfunktion wirkt sich dann schon im Mutterleib oder zur Geburtszeit aus. Bei dem Großteil der Fälle zeigen sich die ersten Beschwerden allerdings bereits in den ersten Lebensmonaten. Darunter zählen Bewegungsarmut, geringe Aktivität, Trinkschwäche, eine vergrößerte Zunge und eine verlängerte Neugeborenengelbsucht.
Die Ursachen der angeborenen Hypothyreose können darin liegen:
- Fehlen der Schilddrüse
- Störungen der Schilddrüsenhormonproduktion
- Veränderung des Schilddrüsengewebes mit Funktionsverlust
- Schilddrüsenschädigung des Babys während der Schwangerschaft im Mutterleib, bspw. durch Schilddrüsenunterfunktion der Mutter oder aufgrund schweren Jodmangels
Die Früherkennung ist hierbei von hoher Relevanz, da durch eine frühe Behandlung bleibende Schäden vermieden werden können. Dazu gehören Schäden am Nervensystem des Babys, beispielsweise geistige Behinderungen oder Entwicklungsstörungen an Knochen wie Kleinwuchs. Aus diesem Grund hat Deutschland die Vorgabe bei allen Neugeborenen, eine Screening-Untersuchung zur Früherkennung durchführen zu lassen.
Bei dem Verfahren bestimmt der oder die behandelnde Arzt oder Ärztin in einem auf Filterpapier getrockneten Bluttropfen den TSH-Wert. Zusammen mit der Vorsorgeuntersuchung U2 findet die Probeentnahme im Normalfall am dritten Lebenstag statt. Wenn die angeborene Hypothyreose direkt erkannt wird, kann sie gezielt behandelt werden. Das Vollbild entsteht dadurch nur noch selten.
Erworbene Hypothyreose
Eine erworbene Schilddrüsenunterfunktion rührt hauptsächlich von einer chronischen Entzündung der Schilddrüse, die Hashimoto-Thyreoiditis.
Gleichermaßen kann der Auslöser für eine erworbene Hypothyreose eine vorherige ärztliche Behandlung sein, wenn die Therapie bei einer Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) zu weit geht. Dabei kann eine Bestrahlung mit radioaktivem Jod und ebenfalls die Therapie mit Medikamenten gegen die Schilddrüsenüberfunktion schädlich für die Hormonproduktion sein, sodass aus der Überfunktion eine Unterfunktion resultiert.
Außerdem kann manchmal Jodmangel für das Auftreten einer erworbenen Hypothyreose verantwortlich sein. Da Jod bei der Schilddrüse elementar für die Bildung der Schilddrüsenhormone ist, kann zu wenig Jod in der Nahrungsaufnahme zuerst zu extremen Jodmangel und in Konsequenz zu einer Hypothyreose führen.
Hashimoto-Thyreoiditis
Entwickelt man im Erwachsenenalter eine chronische Schilddrüsenentzündung, welche man als Hashimoto-Thyreoiditis bezeichnet, ist dies die häufigste Ursache für die Entstehung einer Schilddrüsenunterfunktion. Bei dem Hashimoto-Syndrom handelt es sich um eine der am weitesten verbreiteten Autoimmunerkrankungen der Menschen. Hauptsächlich weisen diese Krankheit Frauen ab dem 40. oder 50. Lebensjahr auf. Im Zuge dessen greift der Körper sich selbst an, da er die eigene Schilddrüse als fremdes Gewebe auffasst und daraufhin Antikörper gegen sie produziert.
Anschließend erfolgt eine chronische Entzündung, wobei Schilddrüsengewebe vernichtet wird. Hieraus kann sich nach Wochen bis hin zu Jahren langsam eine Schilddrüsenunterfunktion herausbilden, da die Schilddrüse zu wenig oder gar keine Hormone produziert. Die Erkrankung ist dabei jedoch mit nur wenigen und harmlosen Symptomen verbunden. Da die Krankheit einen chronischen Verlauf hat, ist sie nicht heilbar. Die Beschwerden der Hashimoto-Thyreoiditis kann man allerdings vollständig beheben.
Nach der Entbindung kann es darüber hinaus bei vier bis zehn Prozent aller Frauen zu einer sogenannten postpartalen Thyreoiditis kommen, welche eine spezifische Form der Schilddrüsenentzündung darstellt. Bei einer Hälfte der betroffenen Frauen heilt diese Entzündung ohne weitere Konsequenzen aus. Die andere Hälfte entwickelt hingegen langfristig eine chronische Autoimmunentzündung mit Hypothyreose.
Medizinische Maßnahmen
Weist eine Person eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine Kropfbildung auf, so können die medizinischen Maßnahmen dagegen unbeabsichtigt eine Schilddrüsenunterfunktion auslösen. Zuständig hierfür können zu hoch dosierte Medikamente, welche die Produktion von Schilddrüsenhormonen hemmen, sein.
Weiterhin kann eine Radiojodtherapie, die vollständige oder teilweise Entfernung der Schilddrüse oder eine Röntgenbestrahlung der vorderen Halsregion im Zuge von Krebs Maßnahmen sein, welche einer Schilddrüsenunterfunktion vorausgehen.
Schilddrüsenunterfunktion – Symptome
Der Symptom-Verlauf ist schleichend und oft nicht direkt ersichtlich. Bemerkbar machen sich vorerst geringe Beschwerden, die nach und nach zunehmen. Häufig werden die teilweise auch psychischen Symptome mit den Anzeichen zu einem Burnout gleichgesetzt, weswegen bei einem Verdacht auf Burnout immer erst einmal die Funktion der Schilddrüse getestet wird.
Eine Schilddrüsenunterfunktion wirkt sich also auf den gesamten Körper durch den Einfluss auf ganz verschiedene Körperorgane, auf das Nervensystem und auf die Psyche aus.
Typische Anzeichen und Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion:
- Müdigkeit, erhöhtes Schlafbedürfnis
- Antriebslosigkeit
- Verlangsamte Reflexe
- Überempfindlichkeit bei Kälte
- Gewichtszunahme ohne Änderung der Ernährungsgewohnheiten, Blutfettwerte (vor allem Cholesterin, insbesondere Erhöhung des LDL-Cholesterin)
- Gedächtnisschwäche
- Depressionen und depressive Verstimmungen
- Trockene Haut
- Myxödeme: Teigige Schwellung des Unterhautbindegewebes, vor allem an den Armen und Beinen und im Gesicht. Betroffene wirken “aufgeschwemmt”.
- Brüchige Nägel und Haare
- Verstopfung
- Muskelschwäche und Muskelsteifigkeit
- Heisere, tiefe Stimme und langsame, verwaschene Sprache
- Flüssigkeitsansammlung in den Augenlidern (Lid-Ödeme)
- Bildung eines Kropfes
- Verlangsamung des Herzschlags (Bradykardie)
- Vergrößerung des Herzens, niedriger Blutdruck
- Durchblutungsstörungen mit Missempfinden wie „Ameisenlaufen“
- Zyklusstörungen bei Frauen, unerfüllter Kinderwunsch oder reduzierte Empfängnisfähigkeit
- Einschränkung des Libido (sexueller Lust), Fruchtbarkeit und Potenz bis hin zu erektiler Dysfunktion (Impotenz)
Senioren weisen hingegen des Öfteren lediglich Symptome wie Leistungsschwäche, Kälteempfindlichkeit oder Depression auf. Ab und an interpretieren MedizinerInnen diese Beschwerden zu Unrecht als Alterserscheinungen, Depression oder Demenz, während der eigentliche Auslöser, die Hypothyreose, unklar bleibt.
Welcher Arzt / Facharzt ist für Schilddrüsenunterfunktion zuständig?
Da die Symptome der Schilddrüsenunterfunktion zahlreich und facettenreich auftreten können, ist der Hausarzt in der Regel die erste Anlaufstelle. Besteht der Verdacht, dass eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegen könnte, kann dieser durch bestimmte Basisuntersuchungen eine Schilddrüsenerkrankung diagnostizieren. Zum Beispiel ermöglicht eine Tastuntersuchung der Schilddrüse das Feststellen einer Vergrößerung dieser oder knotige Abnormalitäten. Weiterhin kann der Hausarzt Blut abnehmen und die Werte testen. Manche Hausärzte sind ebenso mit der Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse betraut, womit Auffälligkeiten an der Struktur und Größe der Schilddrüse gefunden werden können. Falls sich bei einer dieser Untersuchung Auffälligkeiten zeigen sollten, werden Patienten im Normalfall an einen Spezialisten weiter überwiesen.
Denn das Fachgebiet, welches sich mit hormonellen Vorgängen im menschlichen Körper und damit verbundenen Krankheiten befasst, ist die Endokrinologie. Sie ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin. Da sich Endokrinologen sich entsprechend qualifizierten, sind sie mitunter mit Erkrankungen der Schilddrüse vertraut. Sie haben das Wissen und die Erfahrung, die Ursache der Schilddrüsenfunktionsstörung spezifischer einzugrenzen. Zum Aufgabenspektrum eines Endokrinologen gehören demzufolge:
- Ultraschalluntersuchung
- Blutuntersuchung
- Feinnadelpunktion von Schilddrüsenknoten
- Szintigrafie
Nach der Diagnostik können Endokrinologen den weiteren Behandlungsverlauf empfehlen. Darunter zählen beispielsweise individuelle Dosierungen der Medikamente, regelmäßige Kontrolluntersuchungen oder eine Operation und Radiojodtherapie.
Sollte eine Operation der Schilddrüse notwendig sein, kommt allerdings die Chirurgie ins Spiel. Es ist hierbei zu empfehlen, eine spezialisierte Klinik auszusuchen, wodurch das Risiko für Komplikationen wie die Beschädigung der Stimmbandnerven sowie der Nebenschilddrüsen gesenkt werden kann.
Schilddrüsenunterfunktion – Untersuchungen und Diagnose
Die Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion verläuft über mehrere Schritte. Liegt ein begründeter Verdacht der Hypothyreose vor, befragt der Arzt oder die Ärztin die betroffene Person zunächst über die typischen Symptome und unterzieht die Person einer körperlichen Untersuchung. In diesem Zusammenhang kann er die Beschaffenheit der Haut erfühlen oder die vordere Halsregion abtasten, um die Schilddrüse zu verorten. Damit ist zusätzlich die Betrachtung der Größe und Konsistenz der Schilddrüse möglich. Nach dem Arzt-Patienten-Gespräch und dem Verdacht auf diese Erkrankung folgt eine Blutuntersuchung, woraufhin eine Sonografie und seltener eine Szintigrafie folgt.
Blutuntersuchung
Die Blutuntersuchung ist äußerst wichtig, um den Labortwert TSH bestimmen zu können. Dieser gibt Aufschluss darüber, ob eine Schilddrüsenfunktionsstörung vorliegt. Während der TSH-Wert bei einer Unterfunktion erhöht ist, sind niedrige TSH-Werte Zeichen für eine Regulationsstörung im Bereich des Hypothalamus oder der Hirnanhangsdrüse. Der Normbereich des TSH-Wertes liegt zwischen 0,4 und 4,0 milliUnits pro Liter (mU/l).
Die Ermittlung der Schilddrüsenhormonwerte erfolgt entweder zeitgleich oder im Anschluss. Während die Werte bei einer Unterfunktion unterhalb oder gerade noch im Normbereich liegen (kompensierte Hypothyreose), lassen sich beim Hashimoto-Syndrom meist spezielle Antikörper gegen Thyreoglobulin (Tg-Antikörper) und Thyroxinperoxidase (TPO-Antikörper) im Blut finden.
Sonografie (Ultraschall) der Schilddrüse
Bei einer anschließenden Sonografie der Schilddrüse wird via Ultraschall die Größe und Beschaffenheit der Schilddrüse geprüft und auf Entzündungen durchleuchtet. Die Untersuchung wird im Liegen bei nach hinten geneigtem Kopf durchgeführt, damit die Schilddrüse auch gut mit dem Ultraschallkopf zu erreichen und besser beurteilbar ist. Mittels des Ultraschallkopfes kann der oder die MedizinerIn das gesamte Organ sowie die umliegenden Strukturen wie Blutgefäße und Lymphknoten einer systematischen Betrachtung und Beurteilung unterziehen. Ist die Schilddrüse entzündet, sieht man diese im Ultraschall dunkel (echoarm) und mit einem unregelmäßigen Muster und einer unregelmäßigen Struktur (inhomogen). Sollte der sonographische Befund nicht ausreichen, kann ergänzend eine Schilddrüsenszintigraphie erforderlich sein.
Bei einem Verdacht auf entzündetes oder erkranktes Gewebe kann eine Gewebeprobe mittels einer Feinnadelbiopsie entnommen werden. Möchte man allerdings die Schilddrüsenunterfunktion diagnostizieren oder therapieren, ist eine Feinnadelbiopsie nicht erforderlich.
Schilddrüsenszintigrafie
Mit einer Szintigrafie kann die Funktionstüchtigkeit der Schilddrüse untersucht werden, indem eine radioaktiv markierte Substanz in die Vene des Patienten gespritzt wird. Hat der zu untersuchende Patient oder die Patientin eine Schilddrüsenunterfunktion, nimmt die Schilddrüse diese Substanz entweder nur in geringem Maß oder überhaupt nicht auf. Demzufolge kann der Arzt oder die Ärztin sehen, wie stark die einzelnen Bereiche der Schilddrüse Jod aufnehmen können. Das entspricht im Regelfall der Aktivität des Gewebes, also dem Ausmaß, wie viel Schilddrüsenhormone es herstellt.
Dennoch muss man die Szintigrafie für die Diagnose, Behandlung und Ursachenfindung einer Hypothyreose nicht zwingend durchführen lassen. Eine Szintigrafie der Schilddrüse ist jedoch dann immens wichtig, wenn vorab im Ultraschall knotige Veränderungen der Schilddrüse ermittelt wurden. Dann kann die Szintigraphie diese Knoten anschließend konkreter einordnen. Während sogenannte heiße Knoten aufnahmefähiger als das unveränderte Schilddrüsengewebe sind, können kalte Knoten weniger Jod aufnehmen.
Schilddrüsenunterfunktion – Behandlung
Eine Heilung von einer Schilddrüsenunterfunktion gibt es bisher noch nicht. Mit der Behandlung soll ein ausgeglichener Hormonhaushalt erzielt werden, um den Hormonmangel durch die Unterfunktion auszugleichen.
Behandlung mit Medikamenten
Um dem Hormonmangel entgegenzuwirken und somit die Beschwerden teilweise bis ganz einzudämmen, müssen die Hormone künstlich durch Tabletten bei einer Schilddrüsenunterfunktion eingenommen werden. Ist Jodmangel zusätzlich eine Ursache, ist die Einnahme von Jod weiterhin elementar. Dies ist in Deutschland allerdings die Ausnahme, da Jodmangel dort eigentlich kaum vorkommt. Es existieren zwar Ausnahmen, aber die Behandlung mit Medikamenten erfolgt in der Regel lebenslang und unterbrechungsfrei. Trotzdem können von der Erkrankung Betroffene mit korrekter Einnahme ein komplett normales Leben führen.
Wann man Schilddrüsenhormone einnehmen sollte, ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Von Bedeutung sind in diesem Zusammenhang beispielsweise das Alter und die Begleiterkrankungen des Patienten sowie eine vorliegende Schwangerschaft. Die Therapie wird demnach individuell auf den oder die Betroffene/n abgestimmt.
Die Einnahme der Hormone erfolgt mit dem synthetisch hergestellten Thyroxin (T4), welches mit dem in der Schilddrüse produzierten T4 gleichzusetzen ist. Wie hoch die notwendige T4-Dosis sein sollte, stellt der oder die MedizinerIn durch eine „einschleichende Therapie“ fest. Hierbei wird mit einer geringen Konzentration begonnen, welche von Blutuntersuchungen begleitet bis zum passenden Maß hochgestuft wird. Nimmt man zu schnell eine zu hohe Dosis des Thyroxins ein, können nämlich eine Schilddrüsenüberfunktion oder sogar Herzrhythmusstörungen auftreten.
Das T3-Schilddrüsenhormon wird im Körper aus T4 bereits in der notwendigen Menge selbst produziert, sodass nur in bestimmten Fällen eine Einnahme erforderlich ist. Dies kann zum Beispiel dann relevant sein, wenn spezielle Enzymdefekte oder Hormonbildungsstörungen aufgrund chronischer Lebererkrankungen vorliegen.
Man sollte anfangs einmal pro Monat Kontrolluntersuchungen durchführen lassen, bis sich die Hormonwerte im Blut, besonders der TSH-Wert, normalisieren. Danach kann der Kontrollrhythmus einmal im halben Jahr und danach jährlich stattfinden.
Behandlung mit Homöopathie
Eine Schilddrüsenunterfunktion allein mit homöopathischen Mitteln zu behandeln, ist leider nicht wirksam. Dennoch kann Homöopathie unterstützend zur Schulmedizin Einsatz finden. Demgemäß können unerwünschte Begleiterscheinungen durch homöopathische Präparate vermieden werden.
Homöopathische Mittel dienen dazu, die Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers anzuregen, indem bei Einnahme von Einzelmitteln ähnliche Symptome hervorgerufen werden sollen wie die Krankheit, gegen welche sie angehen sollen. Dies nennt man das sogenannte Simile-Prinzip. Die Einzelmittel werden dabei homöopathisch verdünnt, wodurch der Organismus aufmerksam darauf wird, dass etwas nicht funktioniert. Darauffolgend versucht der Organismus, dem Missstand entgegenzuwirken.
Möchte man die Schilddrüsenunterfunktion zusätzlich mit homöopathischen Mitteln behandeln, gibt es vielfältige Präparate. Dazu gehören die sogenannten Polychreste, welche ein umfangreiches Wirkungsspektrum aufweisen. Solche Präparate können hilfreich gegen Beschwerden wie Durchfall oder Haarausfall sein, welche mit der Schilddrüsenunterfunktion gekoppelt sind.
Beispiele für homöopathische Präparate sind Graphites, auch Graphit oder Reissblei genannt, welches ein Mittel gegen Hormonstörungen ist und demgemäß hilfreich bei Schilddrüsenunterfunktion sein kann. Auch das Leonurus cardiaca (echtes Herzgespann) findet Anwendung bei der homöopathischen Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion, da es den Hormonhaushalt regulieren soll.
Folgen einer unbehandelten Schilddrüsenunterfunktion
Bleibt die Schilddrüsenunterfunktion unerkannt, können die psychischen Symptome weitreichende Konsequenzen haben. Die Störungen können zu Wahnzuständen und Halluzinationen führen, wodurch das Erleben der eigenen Persönlichkeit und der Abgrenzung zur Umwelt oftmals verändert sind. Die Betroffenen fühlen sich dabei wie „von außen gesteuert“. Auch ist mit einem höheren Ausmaß von geschwollenen Körperteilen wie Zunge, Augenpartien und Gesicht zu rechnen. Bei einem schwerwiegenden und langen Schilddrüsenunterfunktion-Verlauf handelt es sich dabei um Folgeerscheinungen einer verstärkten Wassereinlagerung in das Körpergewebe, wobei sich die Haut teigig anfühlt.
Hinsichtlich der Herzveränderungen kann es vorkommen, dass die unerkannte Schilddrüsenunterfunktion in einer Herzmuskelschwäche resultiert. Zudem kann der erhöhte Cholesterinspiegel auf lange Sicht zu einer Arterienverkalkung führen. Ferner können durch den langsamen Stoffwechsel die Aufnahme von Vitaminen und Mineralien so begrenzt werden, dass ernstzunehmende Mangelerscheinungen auftreten können.
Es kann außerdem selten vorkommen, dass eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion zu einem Komazustand führt. Das kann dann auftreten, wenn weitere Belastungen die Betroffenen strapazieren. Dazu gehören Narkosen, Infektionen oder Medikamente mit beruhigender Wirkung.
Schilddrüsenunterfunktion – Ernährung
In Deutschland ist der Jodgehalt in der normalen Ernährung so niedrig, dass mit keinen Auswirkungen zu rechnen ist. Sogar Personen, welche unter Hashimoto leiden, dürfen jodiertes Speisesalz konsumieren und Seefisch essen. Lediglich Algen mit einem sehr hohen Jodgehalt sollte man nicht zu sich nehmen, da dies die Erkrankung verschlechtern kann.
Obwohl Mineralstoffe Jod, Zink und Selen essenziell für eine gesunde Schilddrüse sind und spezifisch bei der Schilddrüsenunterfunktion nicht vernachlässigt werden sollten, existieren noch keine wissenschaftlichen Belege und Erkenntnisse dafür, dass eine spezielle Ernährungsweise die Hypothyreose oder Hashimoto aufhalten oder eindämmen könnte. Nichtsdestotrotz ist eine ausgewogene und gesunde Ernährung von hoher Bedeutung für ein gesundes Körpergewicht. Zudem ist die Versorgung mit fundamental wichtigen Mikronährstoffen und Mineralien essenziell, um die Schilddrüse bei ihrer Arbeit so gut wie es nur geht zu unterstützen.
Ferner sollten Frauen in Schwangerschaft und Stillzeit, welche unter einer Hypothyreose leiden, zusätzlich Jod zu sich nehmen. Ansonsten ist die Einnahme von Jod neben Nahrungsmitteln bei einer Schilddrüsenunterfunktion normalerweise nicht sinnvoll.
Schilddrüsenunterfunktion – Vorbeugung
Leider kann man dem Großteil der Ursachen und Auslöser einer Hypothyreose nicht entgegenwirken. Sollte die Schilddrüsenunterfunktion durch extremen Jodmangel resultieren, sollte man den Fokus auf eine jodreiche Ernährung legen.
Jod befindet sich beispielsweise im jodierten Speisesalz. Außerdem befindet sich in vielen Fischarten von Natur aus genügend Jod. Darunter zählen Seefische oder Meeresfrüchte.
Was ist zu beachten?
Bei der Schilddrüsenunterfunktion müssen die Tabletten voraussichtlich lebenslang eingenommen werden, um ein normales Leben führen zu können. Deswegen sollte man jeden Morgen vor dem Frühstück die synthetischen Hormone zu sich nehmen und den Blutwert regelmäßig untersuchen lassen.
Beachtet man einige wichtige Grundsätze, ist ebenso eine Schwangerschaft und die darauffolgende Stillzeit für Schwangere problemlos möglich. Falls werdende Mütter keine höhere Thyroxin-Dosis erhalten, kann schlimmstenfalls eine Früh- oder Fehlgeburt auftreten. Die Hypothyreose muss deswegen eine regelmäßige Kontrolle erfahren, da in der Schwangerschaft mehr Schilddrüsenhormone gebraucht werden.
Weitere Schilddrüsenerkrankungen
1. Heiner Greten , Tim Greten , Franz Rinninger: Innere Medizin, Thieme (Verlag), 13. Auflage, 2010
2. M. Classen V. Diehl, K. Kochsiek: Innere Medizin, Urban & Fischer (Verlag), 5. Auflage, 2003
3. Schilddrüsenunterfunktion mit Homöopathie behandeln, www.schilddruesenunterfunktion-aktuell.de (Abrufdatum: 15.06.2020)
4. Ernährung und Schilddrüse, www.schilddruesenpraxis.at (Abrufdatum: 15.06.2020)
5. Schilddrüsensonographie, www.ukm.de (Abrufdatum: 14.06.2020)
6. Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), www.deutsches-schilddruesenzentrum.de (Abrufdatum: 13.06.2020)