
Eisenmangel ist ein Mangelzustand des Körpers an Eisen. Weltweit ist er die häufigste Mangelerkrankung des Menschen. Dadurch kann der Körper nicht wie gewohnt arbeiten. Die bekanntesten Symptome sind Müdigkeit, Blässe, reduzierte Konzentration und Kurzatmigkeit. Diese Anzeichen variieren in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren und Dauer des Eisenmangels. Auch die Ursache für den Eisenmangel kann unterschiedlich sein. Dementsprechend werden individuelle Untersuchungen durchgeführt und eine Therapie durch eine eisenhaltige Diät oder Eisentabletten empfohlen.
Was ist Eisenmangel?
Eisenmangel heißt, dass im Körper nicht ausreichend Eisen vorhanden ist. Das führt dazu, dass der Körper nicht effektiv arbeitet. Das Eisen wird im Körper benötigt um den roten Blutfarbstoff Hämoglobin herzustellen, ein wichtiges Protein in den roten Blutkörperchen, das den Sauerstoff im Körper transportiert. Wenn der Körper aufgrund des Eisenmangels nicht genug Hämoglobin hat, wird nicht genug Sauerstoff an Muskeln, Organe und Gehirn geleitet. Ein Mangel an Eisen kann sich unbehandelt in eine schwere Form der Blutarmut, der sogenannten Anämie steigern.
Eisenmangel – Symptome
Anfangs kann eine Eisenmangelanämie mild und unbemerkt verlaufen. Mit der Verschlimmerung des Mangelzustands verstärken sich die Anzeichen. Im Folgenden gehen wir auf die häufigsten Symptome ein:
Müdigkeit
Das Gefühl der Müdigkeit ist eines der häufigsten Symptome des Eisenmangels. Da zu wenig Hämoglobin im Körper vorhanden ist, werden die Muskeln mit weniger Sauerstoff versorgt. So muss das Herz stärker arbeiten, um mehr sauerstoffreiches Blut in den Körper zu transportieren.
Durch die Anstrengung des Herzens und den dadurch entstehenden Energieverlust kommt es dabei zu Müdigkeit und einem Schwächegefühl. Im Alltagsstress wird Müdigkeit jedoch oft als normal empfunden, dadurch wird die Diagnose des Eisenmangels oft erschwert.
Blässe
Blasse Haut oder blaue Augenringe gehören auch zu den häufigsten Anzeichen von Eisenmangel. Da Hämoglobin neben dem Sauerstofftransport auch die rote Farbe des Blutes ausmacht, ist das Blut bei Menschen mit Eisenmangel weniger rot. Die Farbe der durchbluteten Haut erscheint dadurch blasser. Neben der Haut am Gesicht können auch das Zahnfleisch und die Lippen blasser erscheinen. Bei Menschen mit dunkleren Hauttönen kann sich ein Mangel an Eisen als blassrosa bis hin zu gelben Augenringen auszeichnen.
Kurzatmigkeit
Da Hämoglobin die Muskeln und Organe eines Menschen mit Sauerstoff versorgt, um uns am Leben zu halten, muss es beim Eisenmangel durch andere Wege den notwendigen Sauerstoffgehalt aufrechterhalten. Der Körper erhöht deshalb automatisch die Atemfrequenz, um den Verlust auszugleichen. Während täglicher Aktivitäten wie Gehen oder Treppensteigen tritt nun Kurzatmigkeit als Symptom auf.
Kopfschmerzen und Schwindel
Seltener treten bei Eisenmangel Kopfschmerzen und Schwindel auf. Man vermutet, dass durch den durch Eisenmangel verursachten Hämoglobinmangel nicht genügend Sauerstoff das Gehirn erreicht. Dadurch erhöht sich der Druck im Hirnwasser und verursacht Kopfschmerzen und Schwindel. Es gibt daneben viele weitere Auslöser, die Kopfschmerzen verursachen können. Wenn die Kopfschmerzen und Schwindel häufig wiederkehrend auftreten, kann es ein Zeichen von Eisenmangel sein und sollte vom Arzt abgeklärt werden.
Herzklopfen
Deutlich spürbare Herzschläge werden Herzklopfen genannt. Bei Eisenmangel muss das Herz härter arbeiten als sonst, um den wenigen Sauerstoff ausreichend zu transportieren. Dadurch kann es zu unregelmäßigen Herzschlägen kommen bis hin zu auffälligem Herzklopfen. Selten kann es bei sehr langem und unbehandeltem Eisenmangel zu einem vergrößerten Herzen bis hin zu Herzversagen kommen.
Trockene und geschädigte Haare und Haut
Ein weiteres Zeichen können ein trockenes und geschädigtes Hautbild und Haare mit demselben Erscheinungsbild sein. Durch den verursachten Sauerstoffmangel bei Eisenmangel gelangt nicht ausreichend Sauerstoff in Haut und Haare. Die Haarwurzeln werden mangelhaft versorgt und es kommt zu Haarausfall. Beim Waschen und Kämmen der Haare ist es zwar normal, dass einige Haare ausfallen. Wenn aber mehr Haare als üblich oder sogar Haarbüschel ausfallen, kann es ein Zeichen für einen Mangel an Eisen sein.
Schwellung und Schmerzen in Zunge und Mund
Mit einem Blick in den Mund können auch weitere Zeichen für einen Eisenmangel festgestellt werden. Zum Beispiel kann die Zunge angeschwollen, entzündet, blass oder glatt erscheinen. Im Mundbereich kann es auch zu Rissen im Mundwinkel, Trockenheitsgefühl oder Geschwürempfinden kommen.
Weitere Symptome
Weitere Zeichen von zu wenig Eisen können neben spröden Fingernägeln, Krabbel- oder Juckreizgefühl in den Beinen auch Heißhunger, Depressionen oder kalte Hände und Füße sein. Da Eisen neben dem Sauerstofftransport in den roten Blutzellen auch für das Immunsystem wichtig ist, kann ein Mangel von Eisen das Infektionsrisiko erhöhen. Es gibt mehrere andere Anzeichen, die für Eisenmangel sprechen könnten. Doch wegen ihrer Seltenheit können die Symptome auch mit vielen anderen Erkrankungen als Eisenmangel in Verbindung stehen.
In dieser Grafik finden sich noch einmal alle Symptome im Überblick:
Eisenmangel – Ursachen
Die Ursachen für den Eisenmangel können sehr unterschiedlich sein, wobei verstärkte Menstruationsblutungen und Mangelernährung die häufigsten Gründe darstellen.
Blutverlust
Wenn man Blut verliert, verliert man auch Hämoglobin und somit das darin enthaltene Eisen. Bei Frauen mit schweren Monatsblutungen besteht durch den hohen Blutverlust beispielsweise das Risiko einer Eisenmangelanämie. Andere Blutungen wie die langsame und chronische Blutung bei Magengeschwüren, Hernien, Dickdarmpolypen oder Darmkrebs können ebenfalls zu Eisenmangel führen. Blutungen im Magen-Darm-Trakt können auch durch regelmäßige Einnahme von Aspirin oder anderen Blutverdünnern verursacht werden. Deshalb sollten bei regelmäßiger Einnahme von Aspirin oder anderen Medikamenten die Nebenwirkungen mit dem Hausarzt vorher abgeklärt werden.
Verminderte Eisenzufuhr
Ein Mangel an Eisen in der Ernährung kann auch eine Ursache für Eisenmangel sein. Eisen wird regelmäßig durch die Nahrung aufgenommen, zum Beispiel durch Fleisch, Eier, Nüsse und pflanzliche Lebensmittel. Ist die Aufnahme von Eisen zu gering, kann sich im Körper im Laufe der Zeit ein Eisenmangel entwickeln. Vegetarier und Veganer, die kein Fleisch essen, haben ein höheres Risiko für Eisenmangel, wenn sie keine anderen eisenreichen Lebensmittel zu sich nehmen.
Gestörte Eisenaufnahme
Wenn trotz der ausreichenden eisenhaltigen Ernährung Eisen nicht aufgenommen wird, kann das an einer Aufnahmestörung liegen. Eisen wird über die Nahrung im Dünndarm aufgenommen und in den Blutkreislauf freigesetzt. Bei Darmstörungen wie Zöliakie ist die Nährstoffaufnahme gestört und kann somit zu einem Mangel an Eisen führen. Nach einer operativen Teil- oder Komplettentfernung des Dünndarms können ebenfalls Resorptionsstörungen von Eisen und anderen Nährstoffen entwickelt werden.
Schwangerschaft
Bei den meisten schwangeren Frauen tritt ein Eisenmangel häufig wegen der zusätzlichen Versorgung des Fötus auf. Da Schwangere ihr Blut mit dem Fötus teilen, haben sie bei erhöhtem Blutvolumen verhältnismäßig zu wenig Eisen im Körper. Deshalb wird der Eisenwert bei Frauen, die ein Kind erwarten, im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung regelmäßig kontrolliert und behandelt.
Häufiges Blutspenden
Auch Blutspender können nach der Blutabnahme einen Eisenmangel entwickeln. Die Spender werden deshalb vor der Zulassung zur Blutspende auf ihren Eisenstoffwechsel hin untersucht und entsprechend ärztlich beraten. Frauen wird empfohlen, aufgrund der Periode nur alle drei Monate zur Blutspende zu gehen, um dem Körper genügend Zeit zu geben, um sich vom Eisenmangel zu erholen.
Weitere Ursachen
Es gibt weitere Ursachen für Eisenmangel, die zum Beispiel Dialysepatienten betreffen. Durch das wiederholte Stechen und Anschließen der Patienten über die Dialysenadel an die Dialysemaschine entwickelt sich häufig ein Eisenmangel. Die Dialyse selbst führt zu direktem Eisenverlust, dazu kommt es zusätzlich zur mechanischen Schädigung von Hämoglobin, sodass diese Patienten häufig unter Eisenmangel leiden. Erkrankungen, die mit gesteigerter Blutungsneigung wie der hämorrhagischen Diathese in Verbindung stehen, können ebenfalls eine Ursache für Eisenmangel darstellen. Bei dieser Erkrankung blutet der Patient schneller und entwickelt zum Beispiel bei der kleinsten Anstoßung schnell Blutergüsse, weil er eine schlechte Gerinnung hat.
Eisenmangel – Diagnose
Bei Verdacht auf Eisenmangel überprüft der Arzt die Eisenkonzentration im Blut. Daneben gibt es, je nach weiteren Anzeichen, verschiedene Untersuchungen, um die Ursache von Eisenmangel aufzudecken.
Blutuntersuchung
Den idealen Parameter zur Feststellung des Eisenstatus gibt es nicht. Denn die Wahl der Blutwerte hängt von den Beschwerden und Zusammenspiel der Symptome ab. Als Überblick untersucht man die folgenden vier Blutwerte: das einfache Eisen, welches den Eisengehalt im Blut angibt, die Menge von Hämoglobin (des Proteins der roten Blutkörperchen) und die Anzahl der roten Blutkörperchen im Blut. Zusätzlich werden Blutwerte wie das Serum-Ferritin, welches den Eisenspeicher im Blut widerspiegelt und das Transferrin, ein wichtiges Transportprotein, bestimmt.
Ultraschall
Bei Verdacht auf innere Blutungen im Körper, die eine mögliche Ursache für Eisenmangel sind, kann ein Ultraschall des Bauchs durchgeführt werden. Der Ultraschall des Bauchs ist eine nicht invasive Untersuchung, um die Organe und Strukturen im Bauchraum zu beurteilen und mögliche Flüssigkeitsansammlungen zu entdecken. Es liefert schnell einen Überblick über vorhandene Auffälligkeiten. Mithilfe des Ultraschalls können keine Blutungsquellen in den Organen entdeckt werden. Dafür kann die Untersuchung um eine Magen- oder Darmspiegelung erweitert werden.
Magen-/Darmspiegelung
Bei Verdacht auf Blutungen im Magen-Darm-Trakt wird eine Magen- oder Darmspiegelung durchgeführt. Dabei werden Schleimhautveränderungen oder Karzinome untersucht, die für eine Blutung verantwortlich sein können. Es werden gleichzeitig Proben der Magen- oder Darmschleimhaut abgenommen, die im Anschluss genauer untersucht werden.
Eisenmangel – Was tun?
Wenn Symptome vermutet werden, die für einen Mangel an Eisen sprechen, sollte man sich an den Hausarzt wenden. Denn unbehandelt kann sich der Eisenmangel verschlimmern und im schlimmsten Fall zu Komplikationen führen. Die Behandlung ist im Allgemeinen recht einfach. Es wird häufig empfohlen, die Zufuhr von Eisen aus der Ernährung oder mit Eisentabletten zu erhöhen. Die Einnahme von Tabletten sollte nur dann erfolgen, wenn sie vom Arzt verschrieben sind. Zu viel Eisen kann nämlich Herz, Leber und Bauchspeicheldrüse schädigen. Deshalb ist Eisenmangel nichts, was man selbst diagnostizieren oder mit Eisenpräparaten behandeln sollte.
Eisenmangel – Ernährung
Oft kann ein Eisenmangel durch eine eisenreiche Diät ausgeglichen werden. Die Zufuhr von eisenreichen Lebensmitteln wie rotes Fleisch, Spinat, Grünkohl, Hülsen- und Meeresfrüchte steigern den Eisengehalt im Blut. Mit einer ausgewogenen Ernährung mit Vitamin C-haltigem Obst und Gemüse kann der Körper zusätzlich Eisen besser aufnehmen. Es gibt auch Lebensmittel, die die Eisenaufnahme erschweren und vermieden werden sollten, wie Tee, Kaffee, Milch und Vollkorngetreide.
Eisenmangel – Folgen
Eisenmangel kann in eine Anämie, also Blutarmut, eskalieren, die zu schweren gesundheitlichen Problemen führt. Da das Herz mehr Blut pumpt, um den Sauerstoffmangel bei Blutarmut auszugleichen, kann das bei zu langer unbehandelter Anämie ein vergrößertes Herz oder sogar eine schwerwiegende Herzinsuffizienz verursachen. Auch in der Schwangerschaft kann eine Blutarmut zu Komplikationen führen. Bei schwangeren Frauen mit einer schweren Eisenmangelanämie kann es zu Frühgeburten und Babys mit niedrigem Geburtsgewicht kommen. Die Erkrankung ist jedoch bei Schwangeren vermeidbar, die im Rahmen ihrer Schwangerschaftsvorsorge Eisentabletten erhalten. Nach der Geburt können bei Säuglingen, insbesondere solchen mit niedrigem Geburtsgewicht oder Frühgeburten, die nicht genug Eisen aus der Muttermilch oder der Nahrung erhalten, auch einen Eisenmangel entwickeln. Das kann zu gravierenden Wachstums- und Entwicklungsstörungen bei Kindern führen, deren Behandlung sich später schwieriger gestaltet. Deshalb sollte bei Erwachsenen, insbesondere Schwangeren und Kindern, auf eine ausreichende eisenhaltige Ernährung geachtet werden und in Absprache mit dem Arzt entsprechend behandelt werden.
Blutkrankheiten im Überblick
1. Herold, G. et al.: Innere Medizin. Eigenverlag, 2012
2. Kirschner, W. et al.: Der Gynäkologe. Band: 44, Nummer: 9, Springer Medizin, 2011
3. Iron deficiency anemia, www.mayoclinic.org (Abrufdatum: 19.02.2021)
4. 10 Signs and Symptoms of Iron Deficiency, www.healthline.com (Abrufdatum: 19.02.2021)