
People Pleaser kämpfen mit dem Druck, immer alles perfekt und es allen recht machen zu wollen. Im Arztberuf, wo die Erwartungen hoch und die Belastungen enorm sind, sind sogenannte „People Pleaser“ besonders gefährdet. Doch was bedeutet People Pleasing genau, warum betrifft es Ärzte so stark, und wie können sie sich davor schützen?
Inhaltsverzeichnis
People Pleaser: Was ist das?
Ein People Pleaser ist jemand, der die Bedürfnisse und Erwartungen anderer immer über die eigenen stellt. Das Ziel: Zustimmung, Harmonie und die Vermeidung von Konflikten. Auf den ersten Blick mag diese Einstellung positiv wirken, da People Pleaser oft als hilfsbereit und freundlich wahrgenommen werden. Doch das Verhalten hat seine Schattenseiten: Die eigene Gesundheit, das Wohlbefinden und die persönliche Entwicklung bleiben häufig auf der Strecke. People Pleasern fällt es schwer, „Nein“ zu sagen oder Grenzen zu setzen. Sie opfern ihre Zeit, Energie und manchmal auch ihre Überzeugungen, um andere zufriedenzustellen. Dieses Muster kann langfristig zu Stress, Überforderung und sogar Burnout führen.
People Pleaser: Darum sind Ärzte besonders gefährdet
Ärzte stehen in ihrem Berufsalltag unter einem besonderen Druck: Patienten erwarten schnelle, kompetente Hilfe, Kollegen benötigen Unterstützung und die Arbeitsbelastung durch Bürokratie ist hoch. Diese Rahmenbedingungen bieten den perfekten Nährboden für People Pleasing:
Hohe Verantwortung
Das Leben und die Gesundheit von Patienten hängen von ärztlichen Entscheidungen ab. Viele Mediziner fühlen sich verpflichtet, jederzeit verfügbar und leistungsfähig zu sein.
Hierarchien und Gruppendruck
Besonders junge Ärzte in der Facharztausbildung stehen oft unter starkem Druck, sich in einem hierarchischen System zu beweisen. „Ja“ zu sagen wird oft mit Teamfähigkeit gleichgesetzt – auch wenn es die eigenen Grenzen überschreitet.
Perfektionismus
Viele Mediziner sind von Natur aus ehrgeizig und perfektionistisch. Sie wollen sowohl bei Kollegen als auch bei Patienten einen guten Eindruck hinterlassen und versuchen, jedem gerecht zu werden.
People Pleasing: Warnzeichen im Arztberuf
Wie erkennt man, ob man im Beruf People Pleaser ist? Es gibt klare Warnsignale, die auf dieses Verhaltensmuster hindeuten:
- Überlastung: Übernehmen von zusätzlichen Aufgaben, obwohl die Kapazität bereits ausgeschöpft ist.
- Schwierigkeiten mit „Nein“: Selbst bei unzumutbaren Anfragen fällt es schwer, abzulehnen.
- Gefühl von Unentbehrlichkeit: Das Gefühl, alles selbst machen zu müssen, weil es sonst „nicht richtig“ erledigt wird.
- Ständige Verfügbarkeit: Patienten, Kollegen oder Vorgesetzte können jederzeit auf einen zählen – auch außerhalb der Arbeitszeit.
- Schlechte Abgrenzung: Persönliche und berufliche Grenzen verschwimmen; Pausen und Freizeit kommen zu kurz.
Wenn mehrere dieser Punkte zutreffen, könnte People Pleasing ein ernsthaftes Problem sein, das nicht nur die Karriere, sondern auch die Gesundheit gefährdet.
Auswirkungen auf Gesundheit und Karriere
People Pleasing bleibt nicht folgenlos. Besonders im stressigen Alltag eines Arztes können die Konsequenzen erheblich sein.
Erhöhte Stresslevel
Das ständige Bemühen, allen gerecht zu werden, führt zu chronischem Stress, der körperliche und mentale Erschöpfung nach sich zieht. Tipps zur besseren Stressbewältigung haben wir hier zusammengestellt:
- Stress lass nach! Die besten Anti-Stress-Tipps für Ärztinnen und Ärzte
- Stress reduzieren: Im Krankenhausalltag auch mal „Nein“ sagen
- Tipps für weniger Ärger im stressigen Klinik-Alltag
Burnout-Risiko
Viele Ärzte, die sich überfordern, leiden früher oder später unter Burnout-Symptomen wie Antriebslosigkeit, Schlafproblemen oder Zynismus. Mehr zum Thema Burnout dazu gibt es hier:
- Burnout bei Ärzten – Risiken und Maßnahmen
- Interview: Wie Ärzte die Burnout-Gefahr minimieren
- Krankschreibung bei Burnout: Das ist zu beachten
- Top 10-Tipps gegen Burnout
Verminderte Arbeitsqualität
Überlastung wirkt sich negativ auf die Konzentration und die Patientenversorgung aus. Fehler werden wahrscheinlicher.
Karrierehemmung
Wer immer „Ja“ sagt, riskiert, für höhere Positionen übersehen zu werden, weil er oder sie als nicht durchsetzungsfähig gilt.
Diese Auswirkungen zeigen: People Pleasing ist keine harmlose Angewohnheit, sondern ein ernsthaftes Problem, das sowohl die persönliche Gesundheit als auch die berufliche Laufbahn gefährdet.
Tipps zur Prävention
Die gute Nachricht: People Pleasing lässt sich überwinden – mit den richtigen Strategien. Hier sind einige Tipps, um sich vor diesem Verhaltensmuster zu schützen:
- Selbstreflexion: Hinterfrage deine Beweggründe. Warum fällt es dir schwer, „Nein“ zu sagen? Welche Ängste stehen dahinter?
- Grenzen setzen: Lerne, deine Kapazitäten realistisch einzuschätzen und klare Grenzen zu ziehen.
- Prioritäten setzen: Fokussiere dich auf die Aufgaben, die wirklich wichtig sind, und delegiere den Rest.
- Kommunikation üben: Ein klares „Nein“ ist genauso wichtig wie ein gut begründetes „Ja“. Übe, höflich, aber bestimmt abzulehnen.
- Unterstützung suchen: Tausche dich mit Kollegen oder Mentoren aus. Manchmal hilft es, sich die Meinung anderer einzuholen.
People Pleaser: Das können Betroffene tun
Wer bereits in die People-Pleasing-Falle getappt ist, kann sich mit gezielten Maßnahmen Schritt für Schritt befreien. Ein wichtiger erster Schritt ist es, bewusst Zeit für sich selbst einzuplanen. Ob durch Sport, Entspannung oder das Ausleben von Hobbys – Selbstpflege ist essenziell, um neue Energie zu tanken und die eigenen Bedürfnisse wieder in den Fokus zu rücken. Auch professionelle Unterstützung kann dabei helfen, das Verhalten zu ändern. Ein Coach oder Therapeut kann dabei helfen, die zugrunde liegenden Muster zu erkennen und gezielt an Veränderungen zu arbeiten.
Es ist außerdem hilfreich, Grenzen bewusst zu setzen, auch wenn es anfangs schwerfällt. Beginne mit kleinen Schritten, wie zum Beispiel, eine Aufgabe abzulehnen, die nicht zu deinen Kernaufgaben gehört. Dieses Verhalten kann ungewohnt sein, aber jede kleine Veränderung stärkt das Selbstbewusstsein. Ein zusätzliches Belohnungssystem kann dabei helfen, dranzubleiben.
Veränderungen beginnen immer mit dem festen Entschluss, etwas anders machen zu wollen. Es ist wichtig, geduldig zu sein, denn kleine Schritte können über die Zeit große Wirkung entfalten. Mit stetiger Übung und wachsendem Bewusstsein lässt sich die Tendenz zum People Pleasing langfristig überwinden – hin zu einem gesünderen und selbstbestimmten Leben.
Fazit
People Pleasing ist für viele Ärzte ein unsichtbarer Stolperstein im Berufsalltag. Die hohen Erwartungen, der Wunsch nach Harmonie und der Druck, keine Fehler zu machen, fördern dieses Verhalten. Doch die Folgen sind gravierend: Überlastung, gesundheitliche Probleme und berufliche Nachteile.
Mit Selbstreflexion, klaren Grenzen und Unterstützung können Ärzte dem People Pleasing jedoch entgegenwirken und ihren Berufsalltag gesünder und erfüllender gestalten. Schließlich profitieren nicht nur sie selbst davon, sondern auch ihre Patienten – denn ein ausgeglichener Arzt ist ein guter Arzt.