Ärztinnen stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen, insbesondere wenn es um den Aufstieg in Führungspositionen geht. Trotz des hohen Anteils weiblicher Medizinabsolventen bleiben Ärztinnen in Spitzenpositionen unterrepräsentiert. Während sie in Fachbereichen wie Allgemeinmedizin, Innere Medizin und Gynäkologie gut vertreten sind, sind die höchsten Führungspositionen in Krankenhäusern und großen Praxen immer noch größtenteils männlich besetzt. Doch das sollte Ärztinnen nicht davon abhalten, ihre beruflichen Ziele zu verfolgen und eine Führungsrolle anzustreben. Im Folgenden finden Sie wertvolle Karrieretipps für Ärztinnen, die trotz der bestehenden Herausforderungen eine Führungsrolle anstreben.
Inhaltsverzeichnis
Karriere als Ärztin: Eine besondere Herausforderung
In Deutschland sind zwei Drittel der Medizinabsolventen und nahezu die Hälfte der berufstätigen Ärzte weiblich. Dennoch sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert. Die Studie “Medical Women on Top” vom deutschen Ärztinnenbund aus dem Jahr 2022 legt offen, dass nur eine Minderheit der Spitzenämter in Krankenhäusern und Kliniken von Frauen besetzt wird. Dabei sind Ärztinnen nur mit einem Anteil von gerade einmal 13% an Universitätskliniken vertreten. Eine Ursache dafür ist die spätere Karriereplanung von Frauen, die oft stark von externen Faktoren wie Familienplanung oder der beruflichen Laufbahn des Partners abhängt. Viele Ärztinnen priorisieren Work-Life-Balance höher als ihre männlichen Kollegen. Das spiegelt sich in ihrer Arbeitsplatzwahl wider. Der Wunsch nach Teilzeitarbeit, insbesondere nach der Facharztausbildung, ist unter Ärztinnen weit verbreitet, was die Übernahme von Leitungspositionen erschwert.
Praktische Karrieretipps für Ärztinnen
Karriereplanung beginnt mit der Klarheit über persönliche und berufliche Ziele. Eine frühe Planung, verbunden mit gezieltem Networking, der Suche nach Mentoren und kontinuierlicher Weiterbildung, kann Ärztinnen den Weg in Führungspositionen ebnen. Es ist dabei essenziell, eigene Leistungen für andere sichtbar zu machen und die eigenen Verhandlungskompetenzen zu stärken. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erfordert kreative Lösungen und Unterstützung durch das persönliche Umfeld. Ärztinnen, die Führungspositionen anstreben, sollten sich nicht scheuen ihre Karriereambitionen offen zu kommunizieren. Der Erfolg liegt oft in der Fähigkeit, traditionelle Rollenerwartungen zu überwinden und eigene Karrierewege selbstbewusst zu gestalten.
Frühe Karriereplanung
Setzen Sie sich frühzeitig klare berufliche Ziele und planen Sie Ihren Weg zur Führungskraft strategisch. Überlegen Sie, welche Fachrichtung und Position Ihnen am Herzen liegt und wie Sie diese erreichen können. Es ist wichtig, jeden dieser Schritte genau zu planen und wann welche Ziele erreicht werden sollen. Ein Mentor, der Erfahrung in den angestrebten Bereichen vorweisen kann, ist dabei von unschätzbarem Wert. Dieser unterstützt Sie bei der Einschätzung von Aufwand und Umsetzung Ihrer Karriereplanung. Zu den wesentlichen Teilschritten zählen typischerweise die Promotion, die Anerkennung als Fachärztin, die Habilitation sowie das Absolvieren von Zusatzweiterbildungen und evtl. das Erreichen einer Professur. Diese Schritte sollten frühzeitig geplant werden, einschließlich des Zeitrahmens für jede Phase.
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Selbstbewusstsein
Gabriele Kaczmarczyk, Senior Consultant des Deutschen Ärztinnenbundes, unterstreicht die Bedeutung von Selbstbewusstsein. Dabei betont sie zudem das aktive Einstehen für eigene Bedingungen. Ärztinnen sollen mehr verhandeln, Unterstützung anfordern und ihren Wert deutlich machen. Da alleinige Leistung nicht ausreicht, ist es entscheidend, sich selbstbewusst zu präsentieren und für Wahrnehmung zu sorgen. Sie sollten jede Gelegenheit nutzen, um Präsenz zu zeigen. Sie können sich beispielsweise in Meetings bewusst in den Vordergrund setzen, aktiv zuhören und sich beteiligen. Zusammengefasst heißt das, aktiv und sichtbar zu werden sowie die eigenen Leistungen und Fähigkeiten mit Selbstsicherheit in den Vordergrund zu stellen.
Netzwerke bilden
Die Suche nach einem Mentor und das Knüpfen von beruflichen Netzwerken sind entscheidende Schritte für den beruflichen Aufstieg. Ein erfahrener Mentor kann wertvolle Einblicke, Rat und Unterstützung bieten, während ein starkes Netzwerk neue Möglichkeiten eröffnen kann. Beteiligen Sie sich an Fachveranstaltungen, Workshops und Konferenzen, um Ihr Netzwerk zu erweitern und Beziehungen zu Kollegen aufzubauen. Aktives Networking und ein Mentor können Türen öffnen und sind oft entscheidend für den Zugang zu Führungspositionen.
Weiterbildungen und Spezialisierung
Investieren Sie kontinuierlich in Ihre fachliche Weiterbildung und Spezialisierung. Die Medizin entwickelt sich stetig weiter, und lebenslanges Lernen ist unerlässlich, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Spezialisierungen können Ihre Expertise vertiefen und Ihre Attraktivität für höhere Positionen steigern. Nutzen Sie Fortbildungen, Zertifizierungen und andere Lernmöglichkeiten, um Ihre Kompetenzen zu erweitern.
Mehr zum Thema Weiterbildung:
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Durchhaltevermögen
Für Ärztinnen, die in der Medizin Führungspositionen anstreben, ist eine gewisse Risikobereitschaft grundlegend. Der Schritt über bekannte Grenzen hinaus, ob durch den Wechsel in eine neue Fachrichtung, ein anderes Krankenhaus oder sogar einen Umzug, erfordert Mut. Dieser Schritt bietet aber auch Chancen für Wachstum und neue Perspektiven. Es geht darum, nicht nur Risiken zu erkennen, sondern auch den Mut zu haben, sie anzugehen. Doch Risikobereitschaft allein reicht nicht aus. Resilienz, die Kunst, aus Fehlern zu lernen und Rückschläge als wichtige Lektionen zu begreifen, spielt eine ebenso wichtige Rolle. Eine abgelehnte Bewerbung ist keine Endstation, sondern ein Anstoß, weiterzumachen und aus der Erfahrung zu lernen. Das Vermögen, trotz Unsicherheiten und temporären Niederlagen den Blick nach vorne zu richten, ist unverzichtbar. Rückschläge sind nicht das Ende Ihres Weges, sondern Meilensteine auf dem Pfad zur Führungsrolle. Lassen Sie sich nicht entmutigen – Durchhaltevermögen zahlt sich aus.
Sich selbst treu bleiben
Letztendlich ist es wichtig, sich selbst treu zu bleiben. Für viele Frauen ist es essenziell, als authentisch, widerstandsfähig und konfliktbereit wahrgenommen zu werden. Das resultiert oft in einem Führungsstil, der kooperativer und inklusiver ist als der ihrer männlichen Kollegen. Anstatt sich an männliche Verhaltensweisen anzupassen, sollten Ärztinnen ihren einzigartigen Führungsstil als Stärke begreifen. Ein solcher Ansatz kann das Betriebsklima verbessern und das Gefühl der Zugehörigkeit sowie die Motivation im Stationsteam erhöhen. Tatsächlich ist es so, dass in Organisationen mit einem signifikanten Anteil an weiblichen Führungskräften oft eine positive Arbeitsumgebung herrscht. Indem Sie sich auf Ihre individuellen Stärken konzentrieren und diese ausbauen, können Sie erfolgreich Führungsrollen übernehmen, ohne Ihre Authentizität zu opfern.
Fazit
Frauen stellen bereits die Mehrheit der Studierenden in der Medizin dar, doch in Führungspositionen bleiben sie unterrepräsentiert. Dabei ist die gleichberechtigte Vertretung von Frauen in Führungsrollen ist nicht nur eine Frage der Fairness, sondern auch entscheidend für die Zukunft des Gesundheitswesens. Die Forderung nach einem Wandel in der Hierarchie und Arbeitskultur wird insbesondere von der jüngeren Generation laut. Mittlerweile gibt es viele Kliniken, die gezielt Strategien entwickelt haben, um mehr Ärztinnen für Führungspositionen zu gewinnen.
Seien Sie also mutig, wenn Sie eine Führungsposition anstreben. Lernen Sie aus jeder Erfahrung und bleiben Sie standhaft. Ihre Entschlossenheit und Fähigkeit, Herausforderungen zu meistern, machen Sie zur idealen Kandidatin für die Führungsebene in der Medizin. Jede Ärztin, die eine Führungsposition anstrebt, trägt dazu bei, den Weg für die nachfolgenden Generationen zu ebnen und zu beweisen, dass Geschlecht kein Hindernis für Erfolg und Anerkennung in der Medizin darstellen sollte.