Burnout wird durch eine Kombination mehrerer Faktoren verursacht, darunter hohe Arbeitsbelastung, die Art und Weise der Zusammenarbeit in Teams und das Fehlen von Maßnahmen, um das Wohlbefinden zu verbessern. Dagegen sind auch Ärzte nicht gefeit.
Bei Ärzten hat Burnout nicht nur in den Vereinigten Staaten fast epidemieartige Ausmaße erreicht. In den USA sollen laut dem Medscape Physician Lifestyle Report 2017 schon 50 % der Ärzte Anzeichen melden. Dies entspricht einem Anstieg von 4 % innerhalb eines Jahres. „Die Folgen eines ärztlichen Burnouts für die Patientenversorgung sind jedoch wenig bekannt, auch wenn ärztliche Fehler jedes Jahr mehrere Milliarden Dollar für die Gesundheitssysteme verursachen”, so Maria Panagioti, Erstautorin der Meta-Analyse, die in JAMA Internal Medicine veröffentlicht wurde.
Untersuchung von Professionalität, Patientenzufriedenheit und
-sicherheit
In der Meta-Analyse untersuchten die Autoren 47 Studien mit insgesamt mehr als 42.000 Ärztinnen und Ärzten, in denen die Beziehung zwischen Burnout bei Ärzten und Patientensicherheit, Professionalität und Patientenzufriedenheit untersucht wurde. Etwa die Hälfte der Studien wurde in den USA durchgeführt.
Die Symptome wurden in den meisten Studien mit validierten Burnout-Scores gemessen. Während die Patientensicherheit hauptsächlich durch selbstberichtete Diagnose- oder Behandlungsfehler bestimmt wurde, hat man die Professionalität anhand der Einhaltung von Best Practices, der Empathie und der Kommunikation mit den Patienten definiert.
Risiken von Burnout bei Ärzten
Insgesamt führte ein Burnout bei Ärztinnen und Ärzten zu einer:
- doppelt so hohen Wahrscheinlichkeit für ärztliche Kunstfehler, wie etwa falsche Diagnosen oder fehlerhafte Rezepte.
- doppelt so hohen Wahrscheinlichkeit für geringere Professionalität und Nichteinhalten medizinischer Standards.
- dreimal niedrigeren Patientenzufriedenheit. Das Burnout-Kriterium „Depersonalisation – Entpersönlichung“ war sogar mit einem 4,5-fach erhöhten Risiko verbunden.
Besonders alarmierend war der Befund, dass Medizinstudenten und junge Ärzte eine höhere Neigung zu unprofessionellem Verhalten zeigten. „Der Zusammenhang zwischen Burnout und geringer Professionalität war bei Ärzten in frühen Stadien der beruflichen Laufbahn (≤ 5 Jahre) signifikant größer als bei Ärzten in der mittleren und späteren Laufbahn“, so die Autoren.
„Diese Meta-Analyse liefert Beweise dafür, dass das Burnout von Ärzten die Patientenversorgung gefährden kann. Deswegen muss es weltweit ein grundlegendes Ziel der Gesundheitspolitik sein, dieses Risiko zu vermindern“, schreiben die Autoren.
Maßnahmen gegen Burnout
Die JAMA Internal Medicine-Studie bietet drei Empfehlungen, um das Burnout von Ärzten zu verhindern:
Berichte zur Versorgungsqualität und Patientensicherheit sollten in allen medizinischen Einrichtungen standardisiert werden. Damit kann das Verständnis von Burnout bei Ärzten und dessen Zusammenhang mit Defiziten bei der Patientenversorgung verbessert werden.
Außerdem sollten medizinische Einrichtungen mehr dafür tun, Ärzte besonders in den frühen Stadien ihrer beruflichen Laufbahn zu unterstützen. Außerdem muss die Arbeitsbelastung des Personals beobachtet, die Teamarbeit verbessert, den Ärzten mehr Zeit für die Kommunikation mit anderen Ärzten eingeräumt und nötigenfalls Arbeitsabläufe umgestaltet werden.
Es ist jedoch noch zu prüfen, auf welche Art die Arbeitsabläufe am effektivsten umgestellt werden können. Laut den Autoren der Studie, sei es auch nicht effektiv, Einzelpersonen von Fall zu Fall anzusprechen. Das Problem Burnout sollte vielmehr mit organisationsweiten Initiativen angegangen werden. Resilienz-Schulungen, wie beispielsweise Achtsamkeitskurse, sind ebenfalls hilfreich. Auch die politischen Entscheidungsträger sollten sicherstellen, dass die Gesundheitssysteme die Ärzte unterstützen.
Natürlich müssen auch die Ärzte selbst Burnout-Symptome bei sich und anderen erkennen und entweder Hilfe suchen oder anbieten. Problematisch sei eine Leistungskultur, die in den letzten Jahren in der Ärzteschaft vorherrschend geworden ist. Von Ärzten würde zunehmend verlangt, Übermenschliches zu leisten, auch wenn sie unter enormem Druck stehen. Das funktioniere einfach nicht.
Bewertung der Studie
Bei den in dieser Meta-Analyse enthaltenen Studien handelt es sich fast ausschließlich um Querschnittstudien mit Selbstberichten zu Burnout-Symptomen und beruflichen Leistungen. Die schwierige Interpretation schränkt die Schlussfolgerungen natürlich ein. Trotzdem wurde in dieser Arbeit ein ernstes Problem für Ärzte und Patienten angesprochen, das dringend einer Lösung bedarf.
Fazit
Gerade die jungen Ärzte werden in Zukunft mehr als zwei Jahrzehnte für die Gesundheitsversorgung verantwortlich sein. Investitionen in ihre Gesundheit und Professionalität – gerade in den frühen Jahren der Laufbahn – sind wahrscheinlich die effizienteste Strategie, um Arbeitskräftemangel und Defizite in der Patientenversorgung vorzubeugen. Denn eine kranke Belegschaft kann keine optimale Patientenversorgung leisten.