
Die kritischen Arbeitsbedingungen im Krankenhaus bringen Ärztinnen und Ärzte an die Grenzen ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit. Auch die Nachwuchsärzte/-ärztinnen sind von der Überarbeitung betroffen, leiden unter dem Druck im Krankenhaus und weisen Burn-out-Symptome auf. Praktische Anti-Stress-Tipps sollen dabei helfen, dass Ärztinnen und Ärzte den Stress im Krankenhausalltag bewältigen. Mehr zu Anti-Stress-Tipps, die idealerweise auch während der Arbeitszeit umgesetzt werden können, im folgenden Artikel.
Arbeitsbedingungen im Krankenhaus: Überlastung beim Klinikpersonal
Im Krankenhaus herrschen schwierige Arbeitsbedingungen, die dazu führen, dass Mediziner/innen häufig unter Stress leiden. Sie fühlen sich den körperlichen und psychischen Belastungen im Krankenhaus nicht gewachsen und fürchten, dass darunter auch die Patientenversorgung leidet.
Aus einer Mitte November veröffentlichten Studie zu „Arbeitsbedingungen und Gesundheitszustand junger Ärzte und professionell Pflegender in deutschen Krankenhäusern“, ging hervor, dass mehr als 70 Prozent der jungen Mediziner/innen im Krankenhaus unter Burn-out-Symptomen leiden und jeder Fünfte angab, aufgrund von arbeitsbedingtem Stress bereits Medikamente eingenommen zu haben. Feststeht: Es besteht eine Gesundheitsgefährdung der Angestellten im Krankenhaus, der entgegengewirkt werden müsse. Angewandte Techniken zur Senkung des Stress-Niveaus könnten eine Hilfestellung darstellen.
Techniken zur Senkung des Stress-Niveaus
In Anlehnung an die Psychologin, Hypnose-Therapeutin und Ärzte-Trainerin Angela Yael Blumberger, können folgende konkrete Techniken dazu beitragen, als Arzt/Ärztin den Stress zu bewältigen:
- Überprüfung der Glaubenssätze: Vor allem negative Glaubenssätze werden von Menschen verinnerlicht. Diese sind beispielsweise: „Das Leben als Arzt/Ärztin ist nun einmal so“ oder „Irgendwann – nach der Facharztprüfung – wird alles besser“ oder „Meine Kollegen/-innen leisten bessere Arbeit als ich“. Es empfiehlt sich, die vor allem schädigenden Glaubensätze zu überprüfen und diese zu überdenken.
- Gezielte Vorbereitung auf die Arbeitswoche: Vielen Ärzten/-innen graut es bereits am Sonntagnachmittag vor der kommenden Woche und sie verspüren Unbehagen, wenn sie an die Arbeit im Krankenhaus denken. In diesem Fall sollte ein sogenanntes Sonntagsritual erfolgen: An einem ruhigen Ort sollen die Augen verschlossen werden, um die kommende Woche so zu imaginieren, wie man sich den Ablauf vorstellt. Auf diese Weise nimmt das Gefühl der Bedrohung ab.
- Es nicht allen recht machen: Es ist wichtig, sich bewusst zu werden, dass man es nicht allen recht machen kann und es immer Personen geben wird, die nicht zufrieden gestellt werden können. Es hilft, sich dies mit dem folgenden Satz noch einmal zu vergegenwärtigen: „Schön, dass ich heute wieder nicht allen gerecht werden kann“.
- Pausen machen: Das Mittel gegen Stress lautet Pausen machen mittels der 5-Minuten-Regel. Folgende Empfehlung wird ausgesprochen: Für fünf Minuten an die frische Luft gehen, die Augen verschließen und sich vorstellen, dass mit jedem Ausatmen der Druck von Ihnen entweicht.
- Gesprächsführung mit externen Stressoren: Ärzte/-innen kennen in der Regel ihre externen Stressoren. Sei es die/der Chefarzt/-ärztin, der Zeitdruck auf der Arbeit oder eine Fachabteilung, die es nicht ermöglicht, die eigenen Stärken zu zeigen. Mit einem offenen Gespräch lässt sich eine Situation häufig verbessern. Man empfiehlt, das Gespräch für lösungsorientierte Ansätze zu suchen.
- Unterstützung aus dem Umfeld: Die schlechten Arbeitsbedingungen im Krankenhaus betreffen viele Ärzte/-innen. Man sollte sich bewusstwerden, dass man nicht allein ist und dass andere womöglich ähnlich fühlen und sich in der gleichen Lage befinden. Sich den Kollegen/-innen öffnen, bietet auch die Möglichkeit, aus dem Umfeld Unterstützung und Hilfe zu erhalten.
Anti-Stress-Tipps: Grenzen ziehen und Abstand gewinnen
Vor allem Perfektionismus und der hohe Anspruch an sich selbst, es allen recht machen zu wollen, können einen negativen Effekt im Arbeitsalltag haben: Der Druck von außen nimmt zu und gefährdet schlimmstenfalls die eigene Gesundheit und Burn-out-Symptome treten in Erscheinung.
Es ist ratsam, den eigenen Perfektionismus herunterzuschrauben und sich nach Feierabend gedanklich vom Job zu distanzieren. Ein Hobby schafft Ablenkung, bietet die Möglichkeit auf andere Gedanken zu kommen und lässt neue Kräfte tanken.
Richtige Ernährung in Stresssituationen
Ein kleiner Snack zwischendurch kann beim Entspannen unterstützen. Frustessen ist hierbei allerdings kontraproduktiv, das bedeutet Schokoriegel oder eine Tafel Schokolade sind keine guten Lebensmittel zur Stressbewältigung.
Folgende drei sogenannte Stress-weg-Lebensmittel können die Leistungsfähigkeit erhöhen, länger satt machen und sogar die Stressresistenz stärken:
- Nüsse: Nüsse enthalten viele B-Vitamine, Kalium und Eisen und sind ein Powersnack, da sie auch die Gedächtnisleistung fördern. Der hohe Gehalt an Magnesium ist unter anderem dafür verantwortlich, dass die Erregungsweiterleitung der Nerven, die für die Entstehung von Stress verantwortlich sind, gehemmt wird.
- Haferflocken: Haferflocken enthalten Vitamin B1 und Vitamin B3 und unterstützen die Funktion des Nervensystems.
- Bananen: Bananen enthalten jede Menge Magnesium, B-Vitamine und Kalium. In hektischen Situationen sinkt der Kaliumspiegel im Blut, wodurch man anfälliger für Stress wird. In solchen Fällen sollte eine Banane als Snack griffbereit sein.
Anti-Stress-Tipps: Entspannung ist wichtig
Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen sind gute Anti-Stress-Tipps und dienen dazu, wieder zur Ruhe zu kommen. Es empfiehlt sich zum Beispiel, Yoga, Qi Gong, progressive Muskelentspannung oder Meditation auszuüben. Hierdurch lassen sich auch Schmerzen und Ängste lindern und prophylaktisch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen verhindern.
Wichtig ist es, sich auf die Atmung zu konzentrieren. In Stresssituationen kommt insbesondere die Ausatmung zu kurz. Es empfiehlt sich, bewusst zu atmen und für einen Moment länger auszuatmen.
Ultimatio ratio: Ein neuer Arbeitsplatz
Sofern sich die Klinikstruktur nicht beeinflussen lässt und die Gesundheit der Ärztinnen und Ärzte zunehmend gefährdet ist, bleibt als letzte Option, die Kündigung einzureichen und sich eine Arbeitsstelle, mit einem geschärften Blick auf die eigenen persönlichen Bedürfnisse, zu suchen, um in einem anderen Krankenhaus glücklich zu werden.












