Wie gelingt die Organisation auf Station? Um sich im Stationsalltag nicht heillos zu verzetteln und Zeit zu verlieren, muss man die Zauberwörter „Selbstorganisation“ und „Fremdorganisation“ beherrschen. Wer unorganisiert ist und den Überblick verliert, stört den Stationsalltag. Damit bringt man nicht nur seinen eigenen Ablauf durcheinander, sondern macht sich auch bei den anderen Mitarbeitenden nicht gerade beliebt und gefährdet sogar die Behandlung der Patientinnen und Patienten.
10 Tipps für den erfolgreichen Alltag auf der Station
Aber welche Tipps muss man einhalten um den Überblick und die Organisation auf Station zu behalten? Anhand der folgenden 10 Tipps lässt sich der Arbeitsalltag im Krankenhaus erfolgreich strukturieren.
1. Organisation von Arbeitsplatz und Materialien
Produktiv und organisiert arbeiten lässt sich nur, wenn alle nötigen Materialien, Unterlagen und Informationen vorhanden und greifbar sind. Wo liegen die Dokumente zu welchem Patienten? Welche wichtigen Termine stehen an? Darüber hinaus braucht man, um sinnvoll und zügig arbeiten zu können, Zugang zu einigen wichtigen Dingen: Ein EDV-Zugang, alle wichtigen Passwörter, Schlüssel zu Untersuchungsräumen, Piepser, Telefon und Zusätzliches – wie eine Röntgensachkunde – sind nur einige Beispiele.
2. Die Übersicht behalten
Früh am Morgen gilt es, erstmal die Lage zu peilen und sich eine Kurzübergabe vom Nacht- oder Frühdienst geben zu lassen. Sind in der Nacht Neuzugänge eingetroffen? Gibt es was Besonderes aus der Nacht? Hat sich ein Patient gravierend verschlechtert? Nachdem man die Station übergeben bekommen und sich selbst einen Überblick verschafft hat, sollte man eine Vorstellung vom Ablauf des Tages haben. So verpasst man nichts Dramatisches und gewinnt gleichzeitig einen Überblick über die Station.
3. Tagesstruktur auf Station
In den Grundzügen ist der Tagesablauf ja auf jeder Station ähnlich: Blutentnahme, Neuzugänge aufnehmen, Visite gehen, Untersuchungen anmelden, Röntgenbesprechung, Kurvenvisite – so oder in abgewandelter Reihenfolge läuft der Tag ab. Wichtig ist es, dass man sich dabei nicht ständig stören lässt. Besonders die Visite ist dafür anfällig: Kolleginnen und Kollegen lassen sich nicht auffinden, weil sie im OP oder Röntgen sind, ein Anruf stört die Patientengespräche und Angehörige verzögern den Aufenthalt. Dabei sollte man gerade die Visite genau planen, um nicht mit der Pflege oder anderen Fachrichtungen Überschneidungen im Ablauf zu haben. Pharmavertreter und Angehörigengespräche dürfen nicht hereinplatzen. Bevor man sich den Nice-to-Haves zuwendet, müssen die Must-Haves erstmal abgearbeitet sein. Wer für Fragen von Angehörigen einen festen Zeitslot einplant und sie auf diesen vertröstet, findet meist Akzeptanz. Einige Experten raten sogar, den Piepsen für die Visitenzeit an eine andere Fachkraft auf Station zu übergeben.
4. Richtig mit Aufgaben umgehen
Um alle Aufgaben rechtzeitig erledigen zu können macht es Sinn, sich alles anfallende schriftlich festzuhalten. In diesem Zug lassen sich die Arbeitsschritte auch gleich priorisieren – nach Wichtigkeit und Dringlichkeit. Nun gilt es aber, die anfallenden Aufgaben nicht nur festzuhalten, sondern auch wirklich zu erledigen: Blutabnahmen, die morgens durchgeführt wurden, haben kurze Zeit darauf bereits eine Rückmeldung aus dem Labor. Untersuchungen und Medikamente, die möglichst frühzeitig angeordnet werden, können am gleichen Tag noch durchgeführt bzw. verabreicht werden. Dadurch wird der Ablauf auf Station reibungsloser und lässt sich besser planen. Gleiches gilt auch für Arztbriefe, für die man am besten eine Vorlage kreiert, bei der man patienteneigene Informationen nur noch einsetzen muss.
5. Die richtige Kommunikation
Die richtige Kommunikation auf Station ist von entscheidender Bedeutung für die effektive Zusammenarbeit im Gesundheitswesen. Sie sollte klar, präzise und respektvoll sein. Ärzte sollten offen für den Austausch von Informationen mit anderen Mitgliedern des Teams sein, sei es mit Pflegekräften, Therapeuten oder anderen Ärzten. Heutzutage lassen sich aktuelle Befunde und neue Informationen zu Patienten effektiv über Telefon oder digitale Kommunikationswege teilen. Darüber hinaus gilt es als Arzt oder Ärztin, andere Fachkräfte (wie die Pflege) frühzeitig in seine Planung mit einzubeziehen und schriftlich Aufgaben anzuordnen, aber auch im Gespräch Neuerungen mitzuteilen. Eine offene und kooperative Kommunikationskultur fördert eine effiziente Arbeitsumgebung, in der das Wohl der Patienten stets im Mittelpunkt steht.
6. Transparenz gewinnt
Transparenz und Verbindlichkeit gegenüber Pflegekräften und Patienten sind entscheidend für reibungslose Abläufe im klinischen Umfeld. Ein Ausblick auf bevorstehende Schritte während der Visite und eine Erklärung des „Warums“ schaffen Klarheit und fördern das Verständnis der Patienten für ihre Behandlung. Ebenso ist es wichtig, dass Pflegekräfte über die Gedanken hinter den ärztlichen Anweisungen informiert sind, da sie diese umsetzen. Die Offenlegung des Ziels, wenn Ärzte die Station verlassen, trägt dazu bei, Vertrauen aufzubauen und ein kommunikatives Arbeitsumfeld zu schaffen.
7. Neuzugänge auf Station
Zum normalen Stationsalltag gehört die Aufnahme von neuen Patienten, die wie die Visite, Gespräche und mehr in den Alltag eingeplant werden sollten. Für eine gute Organisation auf Station ist es förderlich, möglichst viel über Patienten zu erfahren, damit wichtige Informationen im Nachhinein nicht verloren gehen. Sind alle Akten beisammen? Ist der Medikamentenplan vollständig? Bei fehlenden Akten und Informationen kann es sinnvoll sein, den Hausarzt oder andere niedergelassene Ärzte zu kontaktieren und die fehlenden Unterlagen anzuordnen. Das geht per Fax recht schnell und kann in Zukunft durch die digitale Pantientenakte noch effektiver laufen. Wichtig ist, die richtigen Zeitslots abzupassen: Hausärzte sind häufig am besten vor 12 Uhr erreichbar.
8. Die aufwendigen Patienten identifizieren
Auf Station gilt die Faustregel, dass 20 Prozent der Patienten rund 80 Prozent der Zeit in Anspruch nehmen. Es ist wichtig, diese zeitintensiven Fälle zu identifizieren und zu analysieren, warum sie so viel Zeit beanspruchen. In solchen Situationen sollte geprüft werden, ob Aufgaben delegiert oder ein Oberarzt hinzugezogen werden kann. Es ist ratsam, für jeden Behandlungsfall ein Tagesziel festzulegen, um sicherzustellen, dass Fortschritte erzielt werden und keine unnötigen Verzögerungen auftreten. Diese Strategie gewährleistet eine effiziente Nutzung der Ressourcen und eine optimale Versorgung aller Patienten.
9. An Morgen denken
Beim Arbeiten an Morgen zu denken ist für Ärzte entscheidend. Dies beinhaltet die Antizipation zukünftiger Entwicklungen und Bedürfnisse der Patienten basierend auf aktuellen Informationen. Ärzte sollten nicht nur aktuelle Probleme angehen, sondern auch mögliche Folgen und Komplikationen berücksichtigen. Durch proaktive Planung und enge Zusammenarbeit mit dem Team können sie frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um Komplikationen zu vermeiden oder zu minimieren. Indem Ärzte beim Arbeiten an Morgen denken, können sie eine umfassende und vorausschauende Versorgung sicherstellen. Somit kann die Organisation der nächsten Tage auf der Station erleichtert werden und man arbeitet Hand in Hand mit seinem zukünftigen Ich.
10. Delegieren will gekonnt sein
Das Delegieren von Aufgaben ist eine wesentliche Fähigkeit für Ärzte, um effizient zu arbeiten und die Patientenversorgung zu optimieren. Durch eine kluge Aufgabenverteilung können Ärzte ihre Zeit besser nutzen und sich auf die Behandlung komplexer Fälle konzentrieren. Es ist wichtig, Aufgaben entsprechend den Fähigkeiten und Erfahrungen des Pflegepersonals, unerfahrener Ärzte oder Studenten zuzuweisen und klare Anweisungen zu geben. Dabei sollte man auch die rechtlichen Vorgaben im Blick behalten, ob eine Delegation möglich ist, oder nicht. Delegierte Aufgaben sollten regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie korrekt ausgeführt werden. Diese Praxis ermöglicht es Ärzten, ihre Verantwortlichkeiten effektiv zu managen und gleichzeitig eine umfassende Versorgung der Patienten zu gewährleisten.
Klinik und Karriere
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