Burnout kann in unserer schnelllebigen Zeit jeden treffen. Eine Arbeitswelt, die Multitasker lobt, hohen Leistungsdruck erzeugt, kombiniert mit täglich neuen, sich verändernde Anforderungen, begünstigt schwerwiegende Erkrankungen. Immer mehr Menschen weisen die typischen Burnout Symptome auf.
Inhaltsverzeichnis
Gepaart mit zahlreichen privaten Verpflichtungen und einem hohen Anspruch an sich selbst, führt der Weg oft in diejenige tiefe Erschöpfung, aus der auch ein langes, erholsames Wochenende keinen Ausweg mehr darstellt. Der folgende Artikel klärt auf, wie Anzeichen für Burnout erkannt werden können und welche Maßnahmen ergriffen werden können
Was ist Burnout?
Unter dem Burnout versteht man einen Zustand totaler körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung, einer Depersonalisierung (Entfremdung im sozialen Umfeld) sowie verringerter Leistungsfähigkeit.
Die Weltgesundheitsorganisation spricht bei Burnout von keiner eigenständigen Krankheit, sondern vielmehr einem Problem mit der momentanen Lebenssituation und -führung. Burnout ist daher ein Krankheitszustand. In sogenannten Z-Diagnosen werden lebensübliche Beschwerden qualifiziert und von Krankheiten abgegrenzt. Dort aufgeführt wird Burnout als Zustand einer Zusammenführung von Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinträchtigen und zur Inanspruchnahme von medizinischen Maßnahmen führen.
Nach dem Robert-Koch-Institut sind etwa vier Prozent der deutschen Erwachsenen von Burnout betroffen. Dies entspricht in etwa zwei Millionen Betroffenen in Deutschland. Im Jahr 2011 wurden als Spitzenjahr bereits knapp 60 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen registriert.
Burnout oder Depression?
Depressionen sind meist durch lang anhaltende Symptome gekennzeichnet wie starke Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit, innere Erschöpfung, gepaart mit Schlafstörungen und Hoffnungslosigkeit. Viele Symptome von Burnout sind mit einer Depression vergleichbar, entstehen jedoch aus Müdigkeit, Überlastung, anstrengenden Konflikten oder eindrücklichen Verlusterlebnissen. Oft ist es schwer einen exakten Auslöser festzustellen. Allerdings unterscheiden sich einige Symptome deutlich. Für ein Burnout ist es typisch an Depersonalisation und Leistungsunzufriedenheit zu leiden, was nicht charakteristisch für Depressionen ist.
Oft wird die Diagnose “Burnout” eher akzeptiert als die einer Depression. Ein Burnout bedeutet nämlich für viele, dass man zuvor etwas geleistet hat, während eine Depression fälschlicherweise als Symbol für Schwäche gedeutet wird. Zudem wird Burnout oftmals nicht als eigenständige Erkrankung angesehen, sondern nur als ein Risikofaktor für psychische Probleme oder eine Vorstufe zu Erschöpfungsdepression.
Burnout – Ursachen
Beim Burnout-Syndrom handelt es sich um eine schwerwiegende persönliche Krise, bei der sich verschiedene Ursachen und mehrere Störungsbilder gegenseitig überlagern können, was eine eindeutige Diagnose erschwert. Die Ursachen für einen Burnout können unterschiedlicher Natur und oftmals nicht direkt greifbar sein. Vorangegangene zu starke Belastung in der Arbeit, Stress, Überforderung oder sonstige persönliche Umstände sind äußere Einflüsse, die zu der Erkrankung führen können. In der Regel zählt jedoch ein anhaltend hoher Stresslevel zu den bekannten Auslösern. Dieser kann von außen in Form von großem Stress am Arbeitsplatz wirksam werden und/oder über zusätzliche Umweltfaktoren zu einem Burnout-Syndrom auswachsen.
Persönliche Faktoren spielen beim Entstehen von Burnout eine große Rolle. Individuelle Tendenzen, wie beispielsweise Perfektionismus oder mangelhaftes Abgrenzen von fremden Erwartungen sorgen für hohen Stress bei den Betroffenen. Phasen mit besonders hohem Stress gehören zum Leben dazu. Gefährlich wird dies vor allem dann, wenn Stressphasen nicht mehr durch Regenerationsphasen abgelöst werden.
Als Kardinalzeichen gilt die Tatsache, dass auch Erholungsphasen nicht mehr zur Wiederherstellung von Wohlbefinden, Lebensqualität und Leistungsfähigkeit ausreichen. Gerade permanente Überforderung durch unerfüllbare Aufgaben, hohen Zeitdruck und ein schlechtes Betriebsklima fördern die Chance auf das „Ausbrennen“. Mit dem Verlust der Regenerationsfähigkeit kommt es zu einem totalen Erschöpfungszustand, der die eigene Lebensbewältigung massiv erschwert.
Im Berufsleben wie im Privatleben können niedrigschwellige Faktoren eine große Rolle in diesem Prozess spielen:
- Mangel an positivem Feedback
- eigener nicht erreichbarer Perfektionismus
- Probleme mit der Hierarchie
- administrative Zwänge
- Überfrachtung mit Aufgaben
- anhaltend hoher Druck durch Vorgesetzte
- schlechte Arbeitsorganisation
Der Krankheitsverlauf wird durch die sogenannte Depersonalisation beeinflusst. Depersonalisation ist ein Zustand der Selbstentfremdung, bei dem sich der Betroffene als fremd und unwirklich erlebt. Das Persönlichkeitsbewusstsein wird beeinträchtigt und mit ihm die individuelle Leistungsfähigkeit (siehe auch unter Depersonalisierung!).
Wer ist besonders Burnout gefährdet?
Einen Burnout kann jeden treffen, egal welchen Lebensstil man pflegt oder welchem Beruf man nachgeht. Als das Burnout 1974 von dem amerikanischen Psychotherapeuten Herbert J. Freudenberger beschrieben wurde, hieß es, dass zumeist Heil- und Pflegeberufe davon betroffen sind, jedoch auch Menschen, die sich körperlich und emotional verausgaben und keine Anerkennung für ihre Arbeit bekommen. Allerdings weiß man heute, dass es jeden treffen kann, denn jeder Mensch reagiert anders auf Belastungen und selbst, wenn man als recht widerstandsfähig gilt, heißt das nicht, dass man vor einem Burnout geschützt ist.
Risikofaktoren
Mittlerweile teilt man Menschen, bei denen das Burnoutrisiko besonders erhöht ist, in zwei Gruppen ein. Zu der einen Gruppe gehören Menschen, die ein schwaches Selbstbewusstsein haben und dadurch sensibel, passiv, angepasst und liebesbedürftig sind und zu der zweiten Gruppe zählen zielstrebige und dynamische Menschen, die eine Menge Ehrgeiz, Engagement und Idealismus an den Tag legen.
Für Betroffene beider Gruppen ist es schwer, Gefühle auszudrücken und brauchen viel Anerkennung durch deren Umfeld.
Außerdem können innere Faktoren zu einem Burnoutrisiko beitragen. Zu diesen gehören:
- Unrealistisch hohe Ziele
- Das Selbstbild ist abhängig von erfolgreichen Ergebnissen einzelner Tätigkeiten
- Ziele entsprechen den eigenen Erwartungen und nicht den Bedürfnissen
- Die Erwartung an eine Belohnung ist hoch
- Probleme damit, persönliche Schwäche und Hilflosigkeit einzusehen
- Probleme damit, „Nein“ zu sagen – zu anderen oder zu sich selbst
Neben den inneren Faktoren gibt es auch äußerliche, die ein Burnout zur Folge haben können:
- Änderung der Lebenssituation, beispielsweise Berufseinstieg, Studienanfang, Jobwechsel etc. – Folge davon können ein erschüttertes Selbstbild, enttäuschten Erwartungen oder zerstörte Lebensziele sein
- Keine erhoffte Änderung im Leben, beispielsweise wenn man einen ersehnten Job doch nicht zugesagt bekommt
- Arbeitsüberlastung
- Mangel an Autonomie
- Mangel an Kontrolle
- Fehlende oder mangelhafte Anerkennung
- Mangel an Gerechtigkeit
- Hindernisse in der Bürokratie
- Konflikt zwischen Anforderungen und eigenen Werten und Ansichten
- Keine soziale Unterstützung im Privatleben
- Ungelöste Konflikte
- unzureichende Entlohnung
Burnout – Symptome
Bei Burnout treten vorwiegend psychische Symptome auf. Neben diesen psychischen Anzeichen treten auch körperliche Beschwerden auf.
Emotionale Erschöpfung
Ein tiefes Erschöpfungsgefühl auf emotionaler Ebene gehört zu den wichtigsten Burnout-Symptomen. Dieses kann infolge emotionaler, aber auch physischer Anstrengung entstehen. Weil die notwendige Regeneration nicht erfolgt, entsteht beim Betroffenen infolge der Erschöpfung ein Gefühl der Schwäche und Kraftlosigkeit. Burnout-Betroffene fühlen sich häufig außergewöhnlich matt. Aber auch Antriebsschwäche und besonders leichte Reizbarkeit sind klare Burnout-Anzeichen.
Depersonalisierung
Um die permanente Überbelastung bei gleichzeitig hohen Leistungserwartungen zu kompensieren kommt es bei vielen Betroffenen zu Depersonalisierung. Bei diesem Burnout-Symptom schaffen Betroffene zwischen sich und dem Stressauslöser eine Distanz (Selbstentfremdung). Dabei kann es sich um Arbeitsaufgaben handeln, aber auch Klienten werden zunehmend zurückgewiesen. Zum Burnout-Syndrom gehört daher auch, dass Betroffene nur noch „Dienst nach Vorschrift“ leisten, zu Zynismus und einer auffällig gleichgültigen Einstellung neigen.
Misserfolg
Ein deutliches Burnout-Symptom ist, wenn das Gefühl für den Wert der eigenen Leistung schwindet. Trotz der subjektiven und meist tatsächlich bestehenden Überlastung fühlen vom Burnout-Syndrom Betroffene, dass sie weniger Leistung erreichen, als sie liefern müssen oder sich selbst wünschen würden. Erfolgserlebnisse bleiben trotz des hohen Stresslevels aus. Die Betroffenen selbst erleben sich überwiegend als ineffizient. Tatsächlich können aber viele Betroffene wegen ihrer Tendenz zur Depersonalisierung gar nicht mehr ausreichend auf ihre Klienten eingehen. Gute Leistungen werden immer seltener, ein Absinken des Leistungsniveaus gilt daher ebenfalls als Burnout-Symptom.
Gefühl der Sinnlosigkeit
Wo das Wissen um die Selbstwirksamkeit schwindet, nimmt auch die persönliche Leistungsfähigkeit ab. Beim Burnout-Syndrom können die hohen Leistungserwartungen nicht mehr erfüllt werden. Handlungen werden von den Betroffenen daher soweit wie möglich nur noch mechanisch ausgeführt. Dies kostet weniger Kraft, als Handlungen tatsächlich bewusst auszuführen. Gerade im fortgeschrittenen Stadium stellen Kraftlosigkeit und Erschöpfung ein wichtiges Burnout-Symptom dar.
Frustration
Unerfüllbare Aufgaben, unklare Erfolgskriterien und hohe Erwartungen an die eigene Leistung durch andere und sich selbst schaffen hohe Frustration beim Betroffenen. Trotz der subjektiv großen Anstrengung können die gewünschten Anforderungen nicht erreicht werden. Der Stress, der bei den Betroffenen aus solch einer Konstellation als Burnout-Symptom entsteht ist denkbar hoch und verstärkt die Probleme noch weiter.
Angst und Panikattacken
Bestimmen unklare Angstzustände oder Panikattacken das Leben, muss auch an ein Burnout-Syndrom gedacht werden. Eine diffuse Angst gehört im Anfangsstadium zu den häufigen Burnout-Anzeichen. Sie entsteht aus der permanent hohen Anspannung der Betroffenen, die keine Regeneration mehr erlaubt. Verstärken sich die Angstzustände zu manifesten Panikattacken schränkt dies die Lebensqualität der Betroffenen massiv ein.
Müdigkeit
Ein weiteres häufiges Burnout-Symptom ist eine selbst nach ausgiebigen Erholungsphasen weiter bestehende Müdigkeit. Das bei den Betroffenen vorhandene Gefühl der Überforderung ist ständig präsent und erschwert zunehmend auch das Bewältigen alltäglicher Aufgaben. Gleichzeitig steigt das Bedürfnis nach weiteren Ruhepausen, bei denen es aber nicht mehr zur erwarteten Erholung kommt. In der Konsequenz manifestiert sich eine chronische Müdigkeit, die einen strukturierten Alltag schwer zu bewältigen macht.
Schlafstörungen
Die Unfähigkeit, einfach „abzuschalten“ ist ein deutliches Burnout-Symptom. Betroffene ziehen aus vielen Ursachen häufig keine klare Linie zwischen Arbeits- und Privatleben. Es werden abends im Bett noch geschäftliche E-Mails beantwortet. Der Geist beschäftigt sich auch während der Freizeit mit beruflichen Problemen. Schlafstörungen sind daher in jeder Phase des Burnout-Syndroms zu finden.
Kopfschmerzen und Schwindel
Betroffene nehmen nicht selten zuerst die unspezifischen Burnout-Anzeichen an sich wahr. Dazu gehören psychosomatische Beschwerden, die keine konkret feststellbare körperliche Ursache haben:
- Muskuläre Verspannungen
- Kopfschmerzen
- Schwindelgefühl
- Bauchschmerzen
- Übelkeit
- Engegefühl
- Herzklopfen
Erhöhte Infektanfälligkeit
Dass Stress beeinträchtigt das Immunsystem negativ in Form einer besonders hohen Infektanfälligkeit mit häufig wiederkehrenden Erkrankungen. Keime haben ein leichtes Spiel mit dem gestressten Körper. Hinzu kommt die oftmals ungesunde Lebensweise die mit Stress verbunden ist. Nährstoffarme Ernährung (fastfood) und Schlafmangel reduzieren die Fähigkeit des Immunsystems den vielfältigen täglichen “Stress-Angriffen” (Keime, Druck, negative Emotionen) adäquat zu begegnen.
Konzentrationsstörungen
Alle stressbedingten Probleme führen bei Betroffenen zu nachlassender Konzentration auf ihre Arbeitsaufgaben. Konzentrationsstörungen zählen daher als Burnout-Symptom. Sie führen zu Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen und machen das Erledigen von Aufgaben besonders schwer und kraftraubend. Fehler häufen sich, weil sich die Betroffenen nur noch schlecht auf ihre Arbeit konzentrieren können.
Weitere psychische Symptome
Neben den genannten Beschwerden können weitere psychische Probleme auftreten:
- Erschöpfung
- Gleichgültigkeit
- Niedergeschlagenheit
- Antriebslosigkeit
- Vermeidung von sozialen Kontakten
- Reizbarkeit
- Angstzustände
- Missbrauch von Alkohol und Drogen
- Leistungsabfall
- Verlust des Selbstvertrauens
- Pessimismus
- Verzweiflung
- Hilflosigkeit
- Hoffnungslosigkeit
- Bis hin zu Suizidgedanken
Körperliche Anzeichen
Neben den verschiedenen psychischen Symptomen treten auch körperliche Beschwerden auf:
- Bluthochdruck
- Herz-Kreislauf-Beschwerden
- Herzrhythmusstörungen
- Schlafstörungen
- Müdigkeit
- Magenbeschwerden
- Verspannungen
- Schwäche
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Ohrenleiden (Auftreten von Tinnitus)
- Essstörungen
Burnout – Diagnose
Von Burnout wird erst dann gesprochen, wenn keine andere Krankheit zugrunde liegt, welche eine Arbeits- oder gar Berufsunfähigkeit auslöst. Zu Diagnose ist daher auch der Gang zum Hausarzt als erster Ansprechpartner unerlässlich. Betroffene haben davor nicht selten Angst, da der Arztbesuch als „Outing“ gilt. Dennoch ist es sehr wichtig, den Arztbesuch nicht zu lange aufzuschieben und die Krankheit ernst zu nehmen. Oftmals stellen Ärzte bei Burnout direkt eine Krankschreibung aus, damit der Betroffene behandelt werden kann und sich wieder erholt. Die Burnout-Anzeichen werden dabei in der Regel näher erforscht. Zur Beurteilung kommen Tests zum Einsatz, außerdem kann anhand eines Phasenmodells der Burnout identifiziert werden.
Psychiatrisch-Psychotherapeutisches Gespräch
Ein Gespräch mit einem Psychologen kann bei der Diagnose ebenfalls hilfreich sein. Hier stellt der Psychologe einige Fragen, um die genauen Ursachen und Symptome des Burnouts herauszufinden. Dazu gehören aktuelle Umstände und Beschwerden sowie die persönliche Einstellung zu Beruf, Familie und Freunden. Auch Folgeerkrankungen, die schon zuvor bemerkt wurden, wie Depressionen oder Schmerzstörungen, können bei einem solchen Gespräch diagnostiziert werden.
Körperliche Untersuchung
Erste körperliche Symptome eines Burnouts wie Müdigkeit, Erschöpfung und Schlafstörungen veranlassen den Hausarzt zu den folgenden Fragen:
- Können Sie zur Ruhe kommen?
- Gibt es viele Aufgaben, die nur Sie bewerkstelligen können?
- Arbeiten Sie in letzter Zeit mehr als sonst?
- Schlafen Sie nachts gut und fühlen Sie sich tagsüber müde?
- Fühlen Sie sich in Ihrem Job wertgeschätzt?
- Fühlen Sie sich ausgebeutet?
- Fühlen Sie sich antriebslos?
- Gibt es weitere körperliche Beschwerden?
Mithilfe von körperlichen Untersuchungen kann der Arzt weitere Ursachen ausschließen, da beispielsweise Müdigkeit und Erschöpfung auch auf eine Schilddrüsenfehlfunktion deuten können. Ob es sich darum oder um andere Erkrankungen handelt, lässt sich mit Blutuntersuchungen, Ultraschall und weiteren spezifischen Methoden feststellen.
Sofern der Hausarzt einen Burnout vermutet, wird der Patient zu einem Spezialisten überwiesen. Ein Spezialist für Burnout gilt ein psychologischer oder ärztlicher Psychotherapeut.
Differentialdiagnose
Da sich bei Burnout viele Symptome mit anderen Erkrankungen, wie beispielsweise Depressionen oder chronischer Müdigkeit überschneiden, muss zwischen diesen differenziert werden, um eine korrekte Diagnose zu stellen. Leider gibt es noch keine allgemeine klinische Definition für Burnout, was es schwer macht, Burnout auch wirklich als solches klar und eindeutig diagnostizieren. Bei Burnout wird speziell auf drei Dimensionen geachtet: auf die emotionale Erschöpfung, die Depersonalisation und weitere typische Symptome. So fällt es leichter andere Erkrankungen abzugrenzen.
Burnout – Test
Für die Feststellung eines Burnout gibt es verschiedene Tests, beispielsweise den MBI, den Tedium Measure und Selbsttests. Diese werden in den folgenden Abschnitten vorgestellt.
Maslach Burnout Inventory (MBI)
Der MBI ist der häufigste Test, der bei Burnout eingesetzt wird. Der Patient beantwortet 22 Fragen, deren Antworten in drei Skalen eingeteilt werden. Diese Skalen orientieren sich an emotionaler Erschöpfung, Depersonalisation (unter anderem mit zynischem Verhalten) und persönliche Erfüllung inklusive Leistungszufriedenheit. Der Test filtert typische Aussagen wie „Ich fühle mich durch meine Arbeit emotional erschöpft“ oder „Ich habe das Gefühl, am Ende meiner Weisheit zu sein.“ Jedoch werden im MBI nicht alle Symptome berücksichtigt, wie zum Beispiel das zunächst hohe Engagement und der Wandel zu Desinteresse.
Tedium Measure (Burnout Measure)
Das Tedium Measure, auch Burnout Measure genannt, beinhaltet 21 Fragen. Diese müssen auf einer Skala von eins bis sieben von dem Betroffenen beantwortet werden, inwieweit die Frage auf sie selbst zutrifft – 1 steht hier für „trifft nie zu“ und 7 steht für „trifft immer zu“. In dem Fragebogen werden körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung abgefragt. Typische Fragen sind hier: „Sind Sie körperlich erschöpft?“, „Fühlen Sie sich emotional erschöpft?“ oder „Fühlen Sie sich abgearbeitet?“. Der Unterschied zu dem MBI ist, dass hier Depersonalisation und Leistungszufriedenheit nicht mit in die Wertung fließen.
Selbsttests
Wer auf den Arztbesuch verzichten möchte, kann auch zu Hause einen Selbsttest durchführen. Dieser kann die Diagnose eines Arztes nicht ersetzen, aber bereits erste Hinweise geben. Für einen ersten Selbsttest kann man verschiedene Seiten im Internet zu Rate ziehen. Eine davon ist die Seite Hilfe-bei-Burnout.de, die hier einen Selbsttest anbietet. Auswählen kann man zwischen einem zweiminütigen Schnelltest und einem ausführlichen Burnout Test, der etwa 20 bis 30 Minuten in Anspruch nimmt.
Burnout – Behandlung
Ein Burnout ist eine ernsthafte Erkrankung und sollte professionell behandelt werden. Je frühzeitiger ein Burnout erkannt wird, desto besser lässt sich dieser Zustand heilen. Es gibt verschiedene Stufen einer Behandlung des Burnout Syndrom. Von Vereinen und Selbsthilfegruppen über Heilpraxen bis hin zur Psychotherapie. Die verschiedenen Optionen stellen wir Ihnen in den nächsten Abschnitten vor.
Kurzzeittherapie
Eine Kurzzeittherapie ist an Menschen gerichtet, für die aus verschiedenen Gründen kein längerer Klinikaufenthalt möglich ist und dessen Burnout sich erst in der Anfangsphase befindet. Hier wird darauf geachtet, psychische und psychosomatische Beschwerden zu bearbeiten und auch zu lindern. Die verbesserte Fähigkeit sich von beruflichen Belastungen und alltäglichen Sorgen zu distanzieren hilft, die Beschwerden zu verbessern. Danach konzentriert man sich darauf, die Problematik zu entschärfen und erarbeitet Bewältigungsstrategien, wie Selbststeuerung und Selbstfürsorge.
Psychotherapie
Eine kognitive Verhaltenstherapie hilft falsche Verhaltensmuster und Vorstellungen zu entkräften und aufzulösen. Denn diese haben sich Burnout-Betroffene über lange Zeit verinnerlicht. In der Verhaltenstherapie werden diese Gedankenmuster hinterfragt und analysiert, da das Ziel hier ist, die problematischen Muster zu erkennen und dann langsam, aber sicher zu verändern.
In allen bekannten psychotherapeutischen Schulen ist man bemüht Zusammenhänge zwischen der Erkrankung und der Lebensführung herzustellen. Es wird versucht herauszufinden, welche äußeren und inneren Einflüsse den eigenen Gesundheitszustand beeinträchtigen. Je nach Intensität kann der Betroffene ambulante Hilfe, Besuche von Tageskliniken oder stationäre Aufenthalte (Beispielsweise in Form von einer Kur) in Anspruch nehmen.
Je nach Therapieform übernimmt die Krankenkasse diese Behandlung komplett oder anteilig. Im Rahmen der ambulanten Psychotherapie gibt es in Deutschland mit Kassenzulassung:
- Psychoanalyse
- Systemische Therapie
- tiefenpsychologisch fundierte Therapie (Psychodynamik)
- Verhaltenstherapie
Alle werden von ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten durchgeführt.
Daneben gibt es nach Rücksprache auch die Möglichkeit auf eine Kur in einer Psychosomatischen Klinik. Der Aufenthalt beträgt in der Regel zwischen drei bis sechs Wochen. Bei besonders ausgeprägten Symptomen des Burnout muss als intensive Behandlung der Aufenthalt in einer Psychiatrischen Klinik erfolgen. Er hilft dem Betroffenen mit der Situation zurecht zu kommen und gibt mit klaren Tagesabläufen und Einzel- bzw. Gruppengesprächen eine Routine zurück, die mit Burnout und ohne Behandlung nur schwer wieder zu erreichen wäre.
Weitere Therapiemöglichkeiten
Über das Internet findet man deutschlandweit diverse Selbsthilfegruppen in der eigenen Region. Die Erkenntnis, dass man von Burnout betroffen ist und der aktive Umgang mit diesem Krankheitszustand – zu dem auch die Kommunikation darüber mit anderen Betroffenen gehört – ist ein wichtiger Schritt im Heilungsprozess.
In alternativen Therapiekonzepten werden zum Teil fragliche Konzepte angeboten, wie Mikronährstoff-Ausgleiche ohne nachgewiesenem Mangel, Ausleitung von Giftstoffen aus dem Körper und Bioresonanz. Ein ganzheitliches Coaching auf seelischer und psychischer Ebene ist immer als hilfreich zu betrachten, allerdings besteht dabei das Risiko, dass differentialdiagnostisch bedeutsame Faktoren übersehen werden und eine Fehldiagnose gestellt wird. Auch fernöstliche Therapieansätze wie die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) bieten Hilfe bei Burnout. Über Akupunkturtherapie und vermittels pflanzlicher Essenzen wird versucht auf die Symptome Einfluss zu nehmen.
In vielen Kliniken werden neben den genannten Therapien auch Körpertherapie, Kunsttherapie und Ergotherapie gegen ein Burnout angeboten. Der Therapieplan sollte möglichst individuell auf den Betroffenen zugeschnitten sein, der durch einen stationären Aufenthalt die intensive Möglichkeit erhält, sich in Ruhe mit den Problemen zu beschäftigen. Er soll lernen, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und körperliche Anspannung zu lösen. Achtsamkeitsbasierte Verfahren wie (Mindfulness-Based Stress Reduction – MBSR spielen dabei eine immer größere Rolle. Viele Krankenkassen bieten diese Verfahren ihren Mitgliedern bereits im Vorfeld an, um der Burnout Falle zuvorzukommen.
Körperliche Aktivität in Form von Muskel- und Ausdauertraining ist essentiell, um den Genesungsprozess zu beschleunigen, da sie eine außerordentlich positive Auswirkung auf das Körperempfinden und das Selbstbewusstsein hat. Zu körperlicher Aktivität gehören auch Entspannungstechniken, beispielsweise autogenes Training oder progressive Muskelentspannung nach Jacobson.
Als eine der neuesten Formen gegen Burnout ist das Biofeedback-Coaching entwickelt worden. Mithilfe von Sensoren, die einfach an der Haut angebracht werden können, erhalten Coach und Klient Rückmeldung über körpereigene Stressreaktionen. So vermittelt der Verlauf des Hautleitwertes ein Bild von der Reagibilität des Klienten auf Stressreize. Mit einer einfachen App und einem Brustsensor können Atmung, Herzratenvariabilität und Puls in Relation gesetzt werden. Ein spezielles Anti- Burnout-Coaching-Konzept sorgt mit den besten Fragen in einem progressiven Setting für schnelle Fortschritte und ermöglicht so die effiziente Behandlung von Burnout und dessen Folgen.
Medikamentöse Behandlung
Es gibt leider keine speziellen Medikamente gegen Burnout. Ergänzend zu der Psychotherapie können jedoch Antidepressiva verschrieben werden, falls der Betroffene unter stark ausgeprägten Symptomen einer Depression leidet. Dazu gehören unter anderem Antriebslosigkeit, Interessenverlust und innere Leere.
Burnout – Prävention
Da Burnout jeden treffen kann, ist es wichtig sich präventiv sinnvoll zu verhalten. In den nächsten Abschnitten werden Ihnen mögliche Strategien vorgestellt.
Persönliche Ziele setzen
Eine wichtige Strategie ist es, sich persönliche Ziele zu setzen und zu entscheiden, was wirklich wichtig für einen selbst ist. Auf diese Weise kann Energie gezielt eingesetzt werden und man verabschiedet sich von Vorstellungen, die von anderen und von der Gesellschaft eingetrichtert wurden. Man befreit sich von perfektionistischen Einstellungen und Wettbewerbsbedingungen in der Arbeitswelt. Mit einer guten Struktur und Organisation kann man seine persönlichen Ziele verfolgen und dennoch wenig Stress haben.
Selbstwertgefühl aufbauen
Menschen, die ihr Selbstbewusstsein vor allem von ihrer Rolle im Beruf oder im Privatleben abhängig machen, sind besonders anfällig für Burnout. Der Aufbau von Selbstwert und Selbstakzeptanz ist deshalb ein zentrales Anliegen jeder Burnout Behandlung. Ein ausgeglichenes Selbstbewusstsein sorgt für Unabhängigkeit in seinen Entscheidungen und verhindert Überengagement und Ausgebranntsein durch das Bedürfnis sich ständig bestätigen und beweisen zu müssen.
Um das Selbstwertgefühl aufzubauen, hilft es beispielsweise:
- Für sich selbst da zu sein
- alte Hobbys wieder aufleben lassen
- ein Buch lesen, ins Kino o.ä. gehen
- Verabredungen mit sich selbst einplanen
- ein Spezial-Biofeedback-Coaching, das die Selbstwahrnehmung verbessert
Zeitmanagement
Stress entsteht oft durch eine falsche Zeitplanung. Zeitmanagement ist vor allem bei anspruchsvollen Berufen wichtig, damit man sich nicht verzettelt und zusätzlich stresst. Es ist hilfreich seine Aufgaben auf der Arbeit und im Alltag sorgfältig zu planen und nach deren Wichtigkeit zu ordnen und den Aufgaben konkrete Zeitpunkte zuzuordnen, wann diese erledigt sein müssen. Dabei sollte man darauf achten, dass sich die Aufgaben nicht überschneiden und gleichzeitig erledigt werden müssen. Im Zeitmanagement ist es auch wichtig, auf Pausen und Ruhephasen zu achten, damit man sich selbst entspannen kann.
Soziale Kontakte
Soziale Kontakte sind hilfreich, um ein Burnout zu vermeiden. Indem man sich Zeit für Freunde und Familie nimmt, entsteht ein Ausgleich zu dem Arbeitsleben. Es ist hilfreich feste Termine einzuplanen und Rituale in den Alltag einzubauen. Da reicht es schon gemeinsam zu kochen oder einfach miteinander Zeit zu verbringen. Allein die Nähe zu anderen tut gut, Umarmungen, Berührungen und Zärtlichkeiten haben beruhigende Effekte. Man kann sein Herz ausschütten und über Dinge und Gefühle sprechen, die im Alltag oft unter den Tisch fallen. Allerdings sollte man darauf achten, die Zeit primär mit Menschen zu verbringen, die Energie geben und die nicht Energie stehlen.
Ausgewogene Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung vor allem in Kombination mit regelmäßigem Sport und viel Alltagsbewegung kann dazu beitragen einem Burnout vorzubeugen. Es gilt als hilfreich auf Aufputschmittel wie Koffein und Nikotin oder Genussmittel wie Alkohol und Zucker zu verzichten oder den Konsum weitestgehend einzuschränken. “Zeit für das Essen” bildet eine schnell durchführbare Maxime, die jeden Tag wirksam wird und zur Entschleunigung beiträgt. Manchen hilft es auch schon, den Esstisch zu dekorieren oder die Mittagspause bewusst nicht am Schreibtisch zu verbringen.
Stressreduktion und Entspannung
Auszeiten im Alltag und in der Arbeitswelt spielen eine zentrale Rolle. Schon 15 bis 30 Minuten Pause helfen beim Entspannen. In dieser Zeit kann man zum Beispiel entspannende Musik hören, ein Nickerchen machen oder spazieren gehen. Hilfreich ist es auch, pro Woche einen freien Tag einzuplanen. An diesem Tag sollte man nicht arbeiten, putzen oder anderen Verpflichtungen nachgehen. Das Energieniveau senkt sich und der Körper erholt sich.
Um Stress zu reduzieren, kann man ein Stresstagebuch führen. So findet man schnell Stressfaktoren und kann diese reduzieren. Hier bewertet man täglich das Stressgefühl und wie hoch dieses war auf einer Skala von 1 bis 10. Wichtig ist es, die auslösenden Situationen und das Stressgefühl zu erläutern.
Ausreichend Bewegung
In der heutigen Zeit verbringen wir sehr viel Zeit sitzend. Dies muss mit ausreichend Bewegung ausgeglichen werden, da Bewegung Endorphine auslöst. Da reicht es schon zwei bis drei Mal die Woche sich für etwa 30 Minuten zu bewegen. Ob spazieren gehen, Fahrradfahren, Joggen oder jegliche andere Art der Bewegung kann zu mehr Bewegung beitragen. Falls möglich, kann man viele Wege im Alltag auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen und auf das Auto verzichten.
Gesunder Schlaf
Mit genügend gesundem Schlaf ist man tagsüber belastbarer. Vor dem Schlafengehen sollte man auf aufregende Krimis und extreme Actionfilme lieber verzichten und eher entspannende Lektüren lesen. Auch Alkohol und schweres Essen verschlechtern die Schlafqualität. Bei gutem Wetter ist ein Abendspaziergang ebenfalls hilfreich. Weitere Tipps für einen gesunden Schlaf sind:
- Einen Schlafrhythmus aufbauen und zu ähnlichen Zeiten ins Bett gehen
- Eine Stunde vor dem Schlafengehen kein Fernseher, Laptop oder Handy benutzen
- Smartphone abschalten
- Etwas Entspannendes wie Musik, Hörbücher oder Podcasts hören
- meditative Riten in den Alltag integrieren (z.B. Powernaps)
Tagsüber können Powernaps hilfreich sein. Das sind kurze Pausen oder Nickerchen, die im Miniformat zwei bis fünf und im Maxiformat 10 bis 20 Minuten dauern und dem Körper helfen, z.B. während der Verdauungsphase nach dem Essen zu entspannen.
Fazit
Prävention, also Vorsorge, ist auch beim Burnout die beste Therapie. Burnout lässt sich mit klaren Regeln und bei guter Voraussicht in vielen Fällen vermeiden und vor allem bei frühzeitiger Erkennung einfach behandeln. Wesentlich sind eine solide Alltagsstruktur und ein intelligentes Selbstwahrnehmungstraining, das die Eigenreflexion stärkt und die Frühwarnzeichen eines Burnout erkennen hilft.
1. K. Fritzsche, M. Wirsching: Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Springer Medizin Verlag, 2006
2. F. Schneider: Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie, Springer Medizin, 2012
3. Payk, Th. R.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2007
4. BKK Gesundheitsreport, www.bkk-dachverband.de (Abruf: 26.05.2020)
5. DAK Gesundheitsreport, www.dak.de (Abruf: 26.05.2020)