
Unter dem Begriff Mitarbeiterbindung versteht man alle Maßnahmen, die ein Unternehmen ergreift, um Mitarbeitende langfristig an den Betrieb zu binden. Angesichts des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen ist eine langfristige Beschäftigung von Ärzten und Pflegepersonal für Krankenhäuser von besonders großer Bedeutung. Welche Faktoren für diese Aufgabe zu berücksichtigen sind, erklärt der folgende Artikel.
Bedeutung der Mitarbeiterbindung im Gesundheitswesen
Die Mitarbeiterbindung trägt dazu bei, der Fluktuation im Betrieb entgegenzuwirken. Im Gesundheitswesen ist die Fluktuation der Arbeitskräfte besonders hoch. Zwar fühlen sich die meisten Ärzte und Pflegekräfte zu ihrer Tätigkeit berufen, die hohe Arbeitsbelastung, zahlreiche Überstunden, die immer noch spürbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Bürokratieaufwand führen allerdings dazu, dass viele Beschäftigte ihren Beruf vorzeitig aufgeben. Wie der vom Marburger Bund herausgegebene MB-Monitor 2022 zeigt, planen zum Beispiel 25 Prozent der Klinikärzte, komplett aus der ärztlichen Tätigkeit auszuscheiden.
Angesichts des herrschenden Fachkräftemangels, der durch den demografischen Wandel noch verschärft wird, ist es für Krankenhäuser besonders wichtig, Beschäftigte langfristig an ihren Arbeitsplatz zu binden. Das stellt nicht nur die Patientenversorgung sicher, sondern reduziert auch Kosten. Die Suche nach neuen Mitarbeitern, die Rekrutierung und Einarbeitung sind nämlich zeit- und kostenintensiv. Können Mitarbeitende langfristig im Krankenhaus gehalten werden, schafft das zudem ein stabileres Arbeitsumfeld. Wissen und Erfahrung bleiben erhalten, etwa Kenntnisse über langjährige Abläufe und spezifische Herausforderungen auf den jeweiligen Stationen. Neue Beschäftigte müssen sich dieses Wissen erst aneignen, was Zeit kostet und die Produktivität negativ beeinträchtigen kann.
Mitarbeiterbindung: Diese Faktoren tragen dazu bei
Welche Faktoren tragen nun dazu bei, Mitarbeitende langfristig ans Unternehmen zu binden? Krankenhäuser, die einer hohen Fluktuation unter ihren Beschäftigten vorbeugen wollen, sollten die folgenden Kriterien beachten:
Arbeitszufriedenheit und Motivation
Wer zufrieden ist, arbeitet motivierter und damit auch produktiver. Motivierte Beschäftigte sind dazu bereit, sich im Arbeitsalltag stärker einzubringen und leisten damit bessere Arbeit. Sind Ärzte und Pflegekräfte mit ihrer Arbeitsumgebung zufrieden und gehen motiviert ans Werk, wirkt sich das auch positiv auf die Behandlungsqualität und die Patientenzufriedenheit aus.
Zufriedene Mitarbeitende fungieren weiterhin als Markenbotschafter. Sprechen sie positiv über ihre Erfahrungen in der Klinik, kann das dabei helfen, neues Personal zu gewinnen. Zur Motivation der Beschäftigten tragen eine wertschätzende Haltung und eine klare Aufgabenverteilung bei.
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Weiterbildung und Entwicklungsmöglichkeiten
Beschäftigte bleiben einem Arbeitgeber lange treu, wenn sie mit guten Karrieremöglichkeiten und Aufstiegschancen rechnen können. Weiterbildungsprogramme und Optionen zur beruflichen Entwicklung sind ein wichtiger Faktor für die langfristige Bindung von Mitarbeitenden, da sie der Belegschaft eine Perspektive bieten.
Weiterbildungen können zum Beispiel über interne Schulungen oder externe Seminare und Konferenzen erfolgen. Die angebotenen Weiterbildungsmöglichkeiten sollten den Bedürfnissen der eigenen Belegschaft entsprechen. Um deren Wünsche und Anforderungen herauszufinden, sollten regelmäßige Mitarbeitergespräche stattfinden.
Vergütung und Zusatzleistungen
Für Beschäftigte im Gesundheitswesen ist Geld längst nicht der einzige motivierende Faktor. Eine attraktive Vergütung trägt jedoch wesentlich zur Zufriedenheit und damit zur Bindung von Mitarbeitenden bei. Neben einem angemessenen Nettolohn können zusätzliche Benefits geboten werden, etwa eine betriebliche Altersvorsorge, Dienstwagen, Zuschüsse zur Kinderbetreuung oder eine Rückerstattung der Studienkosten. Zunehmend bieten Kliniken auch sogenannte Relative-Value-Unit-Pläne (RVU) an, bei denen die Entlohnung des medizinischen Personals teilweise auf Grundlage von Produktivität und Servicequalität erfolgt.
Arbeitsklima und Teamkultur
Ein weiterer wichtiger Faktor für eine langfristige Beschäftigung von Mitarbeitern ist ein positives, wertschätzendes Arbeitsklima. Dazu trägt eine starke Teamkultur bei. In einem Team, das gerne zusammenarbeitet und sich gegenseitig unterstützt, fallen herausfordernde Tätigkeiten leichter. Eingespielte Teams arbeiten zudem effizienter.
Das Teamgefühl lässt sich zum Beispiel durch gemeinsame Projekte und ausgewählte Teambuildung-Aktivitäten fördern. Dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass diese Unternehmungen von den Beschäftigten nicht als zusätzliche Belastung empfunden werden.
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Gesundheitsmanagement und psychische Unterstützung
Die Arbeit im Gesundheitswesen ist herausfordernd. Verschiedene Studien, unter anderem der Barmer Pflegereport 2020 und eine Erhebung der AOK von 2021, zeigen, dass Pflegekräfte im Vergleich zu anderen Berufsgruppen häufiger unter psychischen Erkrankungen leiden und sich emotional belastet fühlen. Laut einer Umfrage des Marburger Bundes fühlen sich auch 59 Prozent der Ärzte überlastet. 74 Prozent der Mediziner geben an, dass die Gestaltung ihrer Arbeitszeiten sich negativ auf ihre Gesundheit auswirkt. Ein effektives Gesundheitsmanagement sowie psychische Unterstützung im belastenden Klinikalltag sind daher weitere bedeutende Faktoren für eine langfristige Mitarbeiterbindung.
Fazit
Angesichts des Fachkräftemangels ist es für Krankenhäuser wichtig, Mitarbeitende langfristig ans eigene Haus zu binden. Wichtige Faktoren für eine erfolgreiche Mitarbeiterbindung umfassen die Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz und die Motivation, Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, eine attraktive Vergütung, ein positives Arbeitsklima und ein effektives Gesundheitsmanagement. Weiterführende Informationen bietet der zweite Teil der Artikelserie: Mitarbeiterbindung im Krankenhaus: Maßnahmen und Herausforderungen