Im ersten Teil dieser Artikelserie (Mitarbeiterbindung im Krankenhaus: Bedeutung und wichtige Faktoren) sind wir darauf eingegangen, welche Bedeutung der Mitarbeiterbindung im Krankenhaus zukommt und welche Faktoren eine Rolle spielen. Im Folgenden soll es darum gehen, welche konkreten Maßnahmen Krankenhäuser ergreifen können, um Mitarbeitende langfristig zu binden, und welche Herausforderungen bei der Umsetzung auftreten.
Erfolgreiche Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung in Krankenhäusern
Die Mitarbeiterbindung im Krankenhaus funktioniert am besten mit einer klaren Strategie. Hier gibt es eine Übersicht über verschiedene Maßnahmen, die zu einer erfolgreichen Bindung von Mitarbeitenden beitragen. Wichtig ist es, diese Maßnahmen auf die Bedürfnisse der eigenen Belegschaft abzustimmen und kontinuierlich durchzuführen.
Flexible Arbeitszeiten und Work-Life-Balance
Eine ausgewogene Work-Life-Balance trägt wesentlich zu Zufriedenheit am Arbeitsplatz und damit zur Mitarbeiterbindung bei. Nicht nur jüngere Beschäftigte wünschen sich vor allem flexible Arbeitszeiten. Um Schichtpläne flexibler zu gestalten, können Krankenhäuser unter anderem diese Maßnahmen ergreifen:
- Dienstpläne möglichst frühzeitig erstellen.
- Springerpool für kurzfristige Ausfälle einrichten.
- Interne Kinderbetreuungsangebote schaffen oder Zuschüsse zu externen Betreuungsmöglichkeiten bieten.
- Arbeitszeitkonten einführen, die Mitarbeitende etwa für Sabbaticals, Fortbildungen oder den Übergang in den Ruhestand nutzen können.
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Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit
Insbesondere junge Ärzte wünschen sich neben flexiblen Arbeitszeiten auch die Möglichkeit, im Team zusammenzuarbeiten. Interdisziplinäre Teams bringen Experten aus verschiedenen Fachrichtungen zusammen, die sich gemeinsam um einen Krankheitsfall kümmern. Das ermöglicht die ganzheitliche Betrachtung von Patienten unter Einbeziehung verschiedener Perspektiven. So lassen sich etwa Symptome miteinander verbinden, die auf den ersten Blick losgelöst voneinander erscheinen. Etablierte Beispiele für die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Krankenhaus sind Stroke Units zur Versorgung von Schlaganfallpatienten und Schmerzzentren zur Diagnose und Behandlung chronischer Schmerzen.
Mentoring-Programme
Auch die Einführung von Metoring-Programmen kann die Mitarbeiterbindung stärken. Erfahrene Mentoren/-innen begleiten das medizinische Personal und Pflegekräfte durch ihren Arbeitsalltag, unterstützen neue Mitarbeitende und beantworten Fragen. Das erleichtert die Einarbeitung und fördert zugleich das Gefühl der Zugehörigkeit.
Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz
Angesichts der körperlich wie psychisch anstrengenden Tätigkeit im Krankenhaus kommt der Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz eine besonders relevante Bedeutung zu. Maßnahmen zur Stressbewältigung und Gesundheitskurse helfen, Burnout-Fälle zu verringern und typischen Krankheiten wie Rückenproblemen vorzubeugen. Auch sollte darauf geachtet werden, Arbeitsplätze ergonomisch zu gestalten. Sportangebote wie vergünstigte Mitgliedschaften im Fitnessclub, Yoga-Stunden oder Lauftreffs tragen ebenfalls zur Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz bei. Zugleich sollten Angebote zur psychologischen Beratung geschaffen werden.
Partizipation und Mitbestimmung
Um Mitarbeitende langfristig zu binden, sollten Kliniken sie an Entscheidungsprozessen beteiligen. Das beginnt mit der Partizipation an der Arbeitszeitplanung, schließt aber auch die Mitwirkung an anderen Entscheidungen mit ein, zum Beispiel bei der Implementierung neuer Behandlungsmethoden oder bei Neubauten. Regelmäßige Reflexionsgespräche helfen, das Stimmungsbild der Belegschaft aufzufangen und festzustellen, wo sich die Mitarbeitenden mehr Partizipation wünschen.
Wertschätzungsprogramme
Für die Motivation von Mitarbeitenden ist es entscheidend, dass sie sich gewürdigt und wertgeschätzt fühlen. Mitarbeitende möchten mit ihren Wünschen und Meinungen ernst genommen werden. Dazu tragen Wertschätzungsprogramme bei. Derartige Programme sollten zum Beispiel regelmäßiges Feedback beinhalten, das Beschäftigte lobt, aber auch auf konstruktive Weise Verbesserungspotenzial aufzeigt. Darüber hinaus erzielen bereits kleine Gesten der Wertschätzung große Wirkung im Arbeitsalltag, etwa Aufmerksamkeiten zu Geburtstag, Sommerfeste für Familien oder Team-Events.
Herausforderungen und Grenzen bei der Umsetzung
Wie eine Erhebung des Deutschen Krankenhausinstituts zeigt, setzen viele deutsche Krankenhäuser bereits mehrere Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung um. Bei der Implementierung der Bindungsmaßnahmen in den Arbeitsalltag stoßen sie allerdings auf Herausforderungen und Grenzen. Flexible Arbeitszeiten und Teilzeitarbeit lassen sich beispielsweise nur so weit umsetzen, wie überhaupt Personal vorhanden ist. Wo personelle Ressourcen knapp sind, können digitale Lösungen bei der optimalen Verteilung helfen. Der Digitalisierungsgrad in deutschen Krankenhäusern befindet sich dem DigitalRadar Krankenhaus zufolge aber nach wie vor auf einem niedrigen Level.
Für die Personaleinsatzplanung müssen Krankenhäuser zudem diverse Richtlinien und Quoten beachten. Diese Vorgaben sollen eine angemessene Versorgung sicherstellen, erschweren es aber oft, die Besetzung der Stationen mit einer angemessenen Work-Life-Balance der Mitarbeitenden in Einklang zu bringen. Damit die Mitarbeiterbindung im Krankenhaus trotz dieser Einschränkungen gelingt, sollte bereits vom Bewerbungsprozess ein wertschätzender Umgang mit den potenziellen Beschäftigten gepflegt werden. Das beinhaltet eine transparente Kommunikation, flexible Terminvergaben und digitale sowie persönliche Möglichkeiten zum Onboarding.
Fazit
Bewährte Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung im Krankenhaus können Fluktuationskosten verringern und die Qualität der Patientenversorgung verbessern. Eine wertschätzende Unternehmenskultur mit weitgehenden Mitspracherechten für Beschäftigte, Gesundheitsförderung, Mentoring-Programmen und flexiblen Arbeitszeiten trägt zu einer positiven Arbeitsatmosphäre bei und macht das Krankenhaus zudem zu einem attraktiven Arbeitsplatz für zukünftige Mitarbeitende.