Betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse sind für Leitende Ärzte oder in der Position einer Klinikleitung essenziell. Da Praxis und Klinik auch Wirtschaftsunternehmen sind, ist das Wissen über Steuerungsprozesse und wirtschaftliche Maßnahmen von großer Wichtigkeit. Mit diesen betriebswirtschaftlichen Grundbegriffen sollte man einen sicheren Umgang erlangen.
Inhaltsverzeichnis
Wann kommt das Wissen zum Tragen?
Leitende Ärzte oder Mitglieder der Klinikleitung benötigen Betriebswirtschaftliche Kenntnisse in ihrem Berufsalltag ständig. Management-Entscheidungen in Kliniken und Praxen werden hier vielfach auf der Grundlage oder mit Hilfe betriebswirtschaftlicher Grundbegriffe getroffen. Das Wissen um diese Grundbegriffe und ihre Funktion garantiert also die Optimierung von Abrechnungen, Organisation oder dem Qualitäts- und Finanzmanagement.
Betriebswirtschaftliche Grundbegriffe – Kostenrechnung und Controlling
Bei der Kostenrechnung und dem Controlling handelt es sich um das betriebliche Rechnungswesen. Bestandteil sind verschiedene Kostenrechnungsmodelle sowie Controllinginstrumente.
Kostenartenrechnung
Die Kostenartenrechnung bildet die erste Stufe der Kosten-und-Leistungsrechnung in Krankenhäusern und Praxen. Darunter fällt die Erfassung aller entstandenen Kosten und Leistungen innerhalb des Erfassungszeitraums, etwa einem Quartal, wie etwa Personal- Sach- und Beschaffungskosten. Dabei werden Kosten, Aufwendungen und erzielte Erträge abgegrenzt.
Kostenstellenrechnung
Die Kostenstellenrechnung dient zur weiteren Aufschlüsselung der Betriebskosten. Diese werden dabei entsprechenden Kostenstellen zugeordnet. Hier bieten sich zum Beispiel die verschiedenen Fachbereiche als Gliederungsmöglichkeit an. Dazu ist es sinnvoll, eine effiziente Kostenstellensystematik zu entwickeln und hier ein Sortierungssystem anzuwenden, wie etwa das Zuordnen von Nummern zu jeweiligen Leistungen. Dabei werden Aufwendungen in Haupt- und Nebenkostenstellen untergliedert.
Kostenträgerrechnung
Bei der Kostenträgerrechnung sind entsprechende Kosten einer jeweiligen Einheit zuzuordnen. In einem Krankenhaus kann dies zum Beispiel ein einzelner Eingriff oder ein ganzer Fall sein. Somit bietet sich eine optimale Grundlage, für den spezifischen Fall Kosten und Nutzen gegeneinander aufzuwägen. Dies findet in Krankenhäusern und Arztpraxen meist in einem weniger exakten Ausmaß statt, da hinter einer Kosten-Nutzen-Abwägung von Patientenfällen eine hohe ethische Hürde steckt.
Controlling
Unter das Controlling in Krankenhäusern und Arztpraxen fallen alle Steuerungsmaßnahmen, die zur Effizienz und Optimierung des Unternehmens beitragen. Dabei werden Prozesse eigens überwacht und auf ihre Wirksamkeit und Verbesserungsfähigkeit untersucht. Im Operationsbereich umfasst das Controlling beispielsweise Maßnahmen wie die Minimierung von Durchlaufzeiten und die maximale Auslastung und Nutzung der möglichen Kapazitäten.
Betriebswirtschaftliche Grundbegriffe – Budgetierung
Die Budgetierung dient der Planung der zukünftigen finanziellen Situation der Institution in Form eines Budgets. Die Budgetierung richtet sich dabei stets nach der Organisationsstruktur der jeweiligen Einrichtung.
Erstellung und Verwaltung von Budgets
Die Budgetierung in Krankenhäusern und Praxen dient dazu, bestimmte finanzielle Sollgrößen zu bestimmen, die innerhalb einer Planungsperiode erreicht werden sollen. Ein wichtiger Bestandteil ist dabei die Erstellung von Umsatz-, Material-, Investitions-, Personal- und Produktionsplänen. Diese bildet die Grundlage für spätere Erfolgsrechnungen und Finanzpläne.
Budgetkontrolle
Optimierungen und Anpassungen eines festgelegten Budgets können in der laufenden Planungsperiode vorgenommen werden, indem die Pläne regelmäßig überprüft werden. Dabei gilt es, die Ergebnisse und tatsächlichen Kosten im Blick zu behalten, um mögliche Umverteilungen vornehmen zu können. Durch eine aktive und regelmäßige Budgetkontrolle lassen sich finanzielle Einbußen gering halten und die Liquidität gewährleisten.
Betriebswirtschaftliche Grundbegriffe – Finanzmanagement
Unter dem betriebswirtschaftlichen Finanzmanagement versteht man alle Maßnahmen, die zur Planung, Steuerung und Kontrolle der Zahlungen in Krankenhäusern und Praxen dienen. Berücksichtigt werden dabei alle Entscheidungen, die sich auf die allgemeinen Finanzen und Investitionen beziehen. Das Finanzmanagement hat zum Ziel, die Liquidität zu sichern, die Rentabilität zu maximieren, und mögliche finanzielle Risiken abzuschätzen.
Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)
Meist am Ende eines Geschäftsjahres ziehen Leitende Ärzte oder die Krankenhausleitung eine Bilanz, die Auskunft über den finanziellen Erfolg der Einrichtung gibt. Hier wird das Vermögen dem Kapital an einem bestimmten Stichtag entgegengestellt. Die Gegenüberstellung von Erträgen und Aufwendungen über eine Planungsperiode hinweg nennt man Gewinn- und Verlustrechnung (GuV).
GuV und Bilanz für Anteilseigner
Die Bilanz und GuV erfüllen zum einen eine Informationsfunktion und zum anderen eine Ausschüttungsbemessungsfunktion. Diese haben eine große Bedeutung für Anteilseigner und Geschäftspartner und eine hohe Aussagekraft über die Wirtschaftlichkeit der Klinik oder Praxis.
Liquiditätsmanagement
Unter Liquidität versteht man die Zahlungsfähigkeit einer Institution. So beinhaltet das Liquiditätsmanagement die systematische Planung, Steuerung sowie Kontrolle aller Zahlungsflüsse und Zahlungsmittelbestände. Damit soll gewährleistet werden, dass eine Praxis oder Klinik zu jedem Zeitpunkt zahlungsfähig bleibt. Das Liquiditätsmanagement hilft darüber hinaus dabei, mögliche Überschüsse rentabel planen oder anlegen zu können.
Betriebswirtschaftliche Grundbegriffe – Personalmanagement
Das Personalmanagement in Kliniken bildet einen wichtigen Teil der betriebswirtschaftlichen Strukturierung der jeweiligen Institution. Dabei liegt die Aufgabe des Personalmanagements nicht nur darin, für ausreichende humane Ressourcen zu sorgen, um Stellen zu besetzen und Aufgaben effizient erfüllen zu können. Auch die Kommunikation mit den Angestellten, Zeit- und Urlaubsplanung sowie Verwaltung des Personals sind Aufgaben des Managements. Dazu gehört auch, Weiterbildungen und Fortbildungen im medizinischen Bereich zu organisieren.
Personalplanung, Bedarfsermittlung und Einsatzplanung
Wenn Leitende Ärzte oder die Klinikleitung die Personalplanung effizient strukturieren wollen, sollte hier erstmal eine Bedarfsermittlung vorgenommen werden. Ein erster Schritt der Mitarbeiterführung im Krankenhaus ist dabei die Ermittlung der benötigten Anzahl an Mitarbeitern und ihre entsprechenden Voraussetzungen.
Die Bedarfsplanung im Personalbereich bildet die Schnittstelle zwischen der Umsatz- und Personaleinsatzplanung. Bei der Einsatzplanung geht es darum, Angestellte im Rahmen einer effizienten Kosten-Nutzen-Relation in Schichten oder Aufgabenbereiche einzuteilen.
Betriebswirtschaftliche Grundbegriffe – Qualitätsmanagement
Das Qualitätsmanagement umfasst alle Tätigkeiten und Führungsaufgaben sowie Strategien, die zur Planung, Sicherung, Steuerung, Überprüfung und Optimierung von Prozessen und Leistungen dienen.
Qualitätssicherung: Implementierung und Überwachung von Standards zur Sicherstellung einer hohen Versorgungsqualität
In einem Krankenhaus oder einer Arztpraxis beinhaltet das Qualitätsmanagement vor allem die Etablierung und Sicherung einer hohen Versorgungsqualität gegenüber Patienten. Hierzu gehören vor allem ein effizientes Personalmanagement und die Qualitätssicherung sowie -steigerung vorhandener Leistungen und Ausstattungen.
Prozessoptimierung: Analyse und Verbesserung von Arbeitsabläufen zur Steigerung der Effizienz und Qualität
Die Prozessoptimierung dient der systematischen Verbesserung von Arbeitsabläufen. In Kliniken und Praxen versteht man darunter vor allem die allgemeine Verbesserung von Leistungen und der Patientenversorgung. Ziele sind hier:
- Senkung von Kosten und Ressourcenverbrauch
- Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Produktivität und Auslastung
- Risikominimierung
Betriebswirtschaftliche Grundbegriffe – Marketing und Öffentlichkeitsarbeit
Als Leiter von Institutionen als Unternehmen müssen Ärzte und Führungskräfte diese nach außen hin entsprechend repräsentieren, um Patienten und Investoren zu gewinnen und sich gegenüber der Konkurrenz am Markt zu positionieren. Zur Markenbildung und -aufbau dienen Marketing und Öffentlichkeitsarbeit.
Patientenakquise und -bindung: Strategien zur Gewinnung und Bindung von Patienten
Ein wichtiges Ziel von Öffentlichkeitsarbeit und Krankenhaus-Marketing bzw. Praxismarketing ist die Gewinnung sowie Pflege von Patienten. Wichtig dafür ist, dass diese Vertrauen aufbauen und dieses durch qualitativ hochwertige Behandlungen bestehen bleibt. Essenziell sind auch hier also ein effizientes Personal- sowie Qualitätsmanagement. Auch ein Beschwerdemanagement kann dazu beitragen, die Patientenbindung zu stärken.
Reputationsmanagement: Pflege und Verbesserung des Ansehens des Krankenhauses in der Öffentlichkeit
Im Gesundheitssektor bildet die Reputation einen wichtigen Faktor, der sowohl für die Außenwirkung wie auch die Patientengewinnung wesentlich ist. So werden im Rahmen des Reputationsmanagements Maßnahmen vorgenommen, um Krankenhaus und Praxis nach außen hin positiv darzustellen. Hilfreiche Steuerungsmechanismen sind hier der Aufbau einer Unternehmenskultur, eine gute Patientenbetreuung sowie die Erhebung und Umsetzung von Feedback.
Strategisches Management
Das Strategische Management befasst sich mit der Entwicklung, Planung sowie Umsetzung der inhaltlichen Ziele einer Institution. Ziel ist es hierbei, die Klinik oder Praxis mit Blick auf die Zukunft zu positionieren und ein langfristiges Bestehen oder gegebenenfalls Expansionen zu ermöglichen.
SWOT-Analyse
Um sich als Institution gegenüber Mitbewerbern zu bewähren und die eigene Position zu stärken, bildet eine SWOT-Analyse ein sinnvolles Tool. Hierbei werden die strengths, weaknesses, opportunities und threats, also die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken gegenüber Wettbewerbern analysiert. Auf dieser Basis können Leitende Ärzte oder Führungskräfte in Krankenhäusern wirkungsvolle Strategien für die Zukunft ausarbeiten.
Strategieentwicklung und -umsetzung
Wurden Risiken, Chancen, Stärken wie auch Schwächen herausgearbeitet, folgen die Entwicklung sowie Umsetzung einer zielführenden Strategie. Darunter versteht sich eine langfristige Planung und eine Festsetzung von Unternehmensleitlinien. Eine erfolgreiche Unternehmensstrategie muss sich immer an der Philosophie und den Zielen einer Institution orientieren und in der praktischen Umsetzung auch auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren können.
Betriebswirtschaftliche Grundbegriffe – Gesundheitsökonomie
Ein wichtiger betriebswirtschaftlicher Grundbegriff für Leitende Ärzte und Führungskräfte in Kliniken ist die Gesundheitsökonomie. Hier wird die ökonomische Seite des Gesundheitssektors beleuchtet, wobei es vorrangig um die Produktion sowie Verteilung und Konsum von knappen Gesundheitsgütern geht.
Das DRG-System
Vor einem gesundheitsökonomischen Hintergrund bildet das DRG-Abrechnungssystem ein hilfreiches Tool zum Management von Krankenhausleistungen. Das System Diagnosis-related groups (DRG) rechnet dabei stationäre Behandlungen über Fallpauschalen ab. Die Zuordnung zu diesen Fallpauschalen kann aufgrund verschiedener Kriterien durch eine bundesweite Software (Grouper) erfolgen.
Kosteneffizienz und Nutzenbewertung
Im Rahmen der Gesundheitsökonomie bildet die Nutzenbewertung von Arzneimitteln ein gesetzliches Instrument zur Steigerung der Kosteneffizienz in Kliniken und Praxen. Sie wird vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) vorgenommen, wenn Medikamente mit neuen Wirkstoffen freigegeben werden. Die Bewertung soll aussagen, ob ein Arzneimittel zur Verbesserung der medizinischen Versorgung beiträgt und bei welcher Patientengruppe es im Vergleich zu herkömmlichen Therapiemöglichkeiten einen höheren Behandlungserfolg bedeuten könnte.
Führung & Management
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