
Das ärztliche Krankenhauspersonal nimmt eine zentrale Rolle bei der täglichen Versorgung von Patienten ein und muss daher fachlich auf hohem Niveau ausgebildet und stets in Kenntnis der aktuell geltenden Therapiestandards sein. In diesem Zusammenhang ist eine gute und strukturierte ärztliche Weiterbildung in Krankenhäusern von höchster Bedeutung, denn sie trägt einerseits zu einer guten Behandlungsqualität und einer positiven Außenwahrnehmung der Einrichtung sowohl bei Patienten als auch beim Personal bei und sichert zudem auch den Bestand von qualifiziertem Nachwuchs.
Welche Anforderungen werden grundsätzlich an die ärztliche Weiterbildung und die daran beteiligten ärztlichen Vorgesetzen gestellt? Eine Antwort auf diese Frage liefert der folgende Artikel und erläutert darüber hinaus, welche Bedeutung ein strategisch durchdachtes ärztliches Weiterbildungskonzept für den Erfolg eines Krankenhauses haben kann.
Anforderungen an die ärztliche Weiterbildung
Im Rahmen der ärztlichen Weiterbildung vertiefen Assistenzärzte in einem ausgewählten Fachgebiet ihr ärztliches Wissen und erlernen spezielle Fähigkeiten und Kompetenzen. Die Facharztweiterbildung erfolgt in einer strukturierten Form. Krankenhäuser sollten die Weiterbildung ihrer angehenden Fachärzte attraktiv, interessant und vielseitig gestalten. So werden einerseits qualifizierte Fachkräfte geschaffen und bestenfalls auch die Motivation für ein dauerhaftes Anstellungsverhältnis gefördert. Auf die Beachtung der folgenden Aspekte seitens der Weiterbildungsstätte kommt es hierbei an.
Allgemeine Ansprüche an die ärztliche Weiterbildung
Die fachlichen Inhalte der ärztlichen Weiterbildung sind in der (Muster)Weiterbildungsordnung für Ärzte geregelt. Darüber hinaus muss die Facharzteiterbildung den folgenden Ansprüchen gerecht werden.
- Die Weiterbildung muss sich an aktuell geltenden medizinischen Standards und aktuellen wissenschaftlichen Forschungsinhalten orientieren.
- Den Assistenzärzten muss ein Verständnis für das Leitbild der Weiterbildungseinrichtung vermittelt werden.
- Die Aspekte der langfristigen Wirtschaftlichkeit und der Konkurrenzfähigkeit der Klinik sollten vermittelt werden, ohne hierbei den Fokus auf die qualitative Behandlung des Patienten zu verlieren.
- Den Ärzten in Weiterbildung sollte ein uneingeschränkter Zugang zu Fortbildungsveranstaltungen gewährt werden.
Forschung
Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachärzten ist groß und auch gerade Ärzte mit zusätzlicher Forschungserfahrung werden an (Universitäts-)Kliniken immer wieder händeringend gesucht. Die Anzahl der Mediziner, die sich neben der ärztlichen Weiterbildung der Forschung widmet, ist jedoch nicht besonders hoch. Einerseits liegt dies an der zusätzlichen Arbeitsbelastung, die eine Forschungstätigkeit mit sich bringt und somit die Work-Life-Balance beeinflusst aber auch das Risiko birgt, die Facharztweiterbildung nicht innerhalb der vorgesehenen Zeit absolvieren zu können. Andererseits muss die Forschung außerhalb der Arbeitszeit stattfinden, denn basierend auf der (Muster)Weiterbildungsordnung gilt Forschungszeit nicht als anerkannte Weiterbildungszeit. In Einzelfällen werden Forschungstätigkeiten von Seiten der Landesärztekammern zwar anerkannt, hierbei müssen jedoch während der Forschung explizit Weiterbildungsinhalte vermittelt werden. Da im Rahmen der ärztlichen Weiterbildung der Einbezug aktueller wissenschaftlicher Forschungsergebnisse eine wichtige Rolle spielt, sollten Krankenhäuser ihren Weiterbildungsassistenten einen unkomplizierten Zugang zur eigenen klinischen Forschung ermöglichen.
Anforderungen an die betreuenden Ärzte
Die Oberärzte und leitenden Ärzte in Krankenhäusern sind maßgeblich an der fachlichen Ausbildung der Weiterbildungsassistenten beteiligt, sei es durch den allgemeinen Transfer von Wissen im Rahmen von täglichen Visiten, Sprechstunden und Weiterbildungsveranstaltungen oder die Anleitung von Interventionen und (operativen) Eingriffen. Die folgenden Anforderungen werden in diesem Zusammenhang an die betreuenden Ärzte gestellt.
- Sie müssen über eine hohe fachliche Kompetenz verfügen.
- Sie geben den Ärzten in Weiterbildung eine gewisse Orientierung und müssen in diesem Zusammenhang eine Vorbildfunktion erfüllen und die Werte und das Leitbild der Klinik verkörpern.
- Ein hohes Maß an kommunikativen und didaktischen Fähigkeiten ist notwendig.
- Teamfähigkeit und Toleranz sind wichtig, insbesondere im Rahmen der Zusammenarbeit mit Weiterbildungsassistenten, die unterschiedliche Kenntnisstände aufweisen. Hierbei ist es wichtig, auf die jeweiligen Bedürfnisse der Ärzte in Weiterbildung einzugehen.
- Die betreuenden Ärzte sollten gegenüber neuen Entwicklungen (Beispiel: Digitalisierung im Gesundheitswesen, neue Behandlungsmethoden, generelle medizinische Innovationen) aufgeschlossen sein und diese den Assistenten vermitteln.
Entwicklung eines Strategiekonzeptes für die ärztliche Weiterbildung
Um den Anforderungen gerecht zu werden und die ärztliche Weiterbildung effektiv zu strukturieren, ist die Entwicklung eines Strategiekonzeptes hilfreich. Ein solches Konzept sollte die folgenden Punkte beinhalten.
- Erstellen einer Übersicht aller Fachabteilungen, die eine fachärztliche Weiterbildung anbieten, sowie der jeweiligen Weiterbildungsinhalte.
- Abgleich der angebotenen Weiterbildungsinhalte mit den innerhalb der geltenden (Muster)Weiterbildungsordnung vorgeschriebenen Inhalten.
- Bewertung der fachlichen Kompetenz der für die ärztliche Weiterbildung zuständigen Ärzte. Hierbei sollte der Fokus besonders auf eine hohe Lehrkompetenz, kommunikative Fähigkeiten, eine gute Vernetzung sowie die Übernahme von Managementaufgaben innerhalb und außerhalb der Weiterbildungseinrichtung gelegt werden.
- Es müssen transparente Kommunikationskanäle geschaffen werden. Ärzten in Weiterbildung müssen direkte fachabteilungs- und klinikinterne Ansprechpartner zur Verfügung stehen, die bei allgemeinen Fragen zur Weiterbildung sowie für Anregungen und Kritik kontaktiert werden können.
- Ärzte in Weiterbildung sollten aktiv auf bestehende interne und externe Fortbildungsangebote und insbesondere im Rahmen der Ausbildung notwendige Weiterbildungen hingewiesen werden.
Fazit
Die ärztliche Facharztweiterbildung ist komplex, nicht zuletzt aufgrund der je nach Fachrichtung abweichenden Weiterbildungsinhalte. Wenn Kliniken ein strukturiertes allgemeines Weiterbildungskonzept für ihre angehenden Fachärzte bereithalten, kann dies die Ausbildung entscheidend erleichtern. Anhand der im Rahmen des Strategiekonzeptes formulierten Maßnahmen und Ziele kann von Seiten des Krankenhauses ein Abgleich mit der tatsächlichen aktuellen Weiterbildungssituation vorgenommen und gegebenenfalls an gewissen Stellen nachgebessert werden. Kliniken, die ein gutes Strategiekonzept der ärztlichen Aus- und Weiterbildung nach außen kommunizieren, wirken ansprechender für künftige aber auch bereits angestellte ärztliche Mitarbeiter und sichern ihre langfristige personelle und fachliche Wettbewerbsfähigkeit.








