
Der Prolaktin-Serumspiegel dient als wesentlicher Biomarker für die Funktionalität der Hypophyse sowie des Hormonsystems. Seine Bedeutung erstreckt sich besonders auf die Reproduktionsphysiologie, wobei Abweichungen von den Normalwerten auf hormonelle Dysbalancen hindeuten können.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Prolaktin?
Prolaktin ist ein Peptidhormon und wird in der Adenohypophyse synthetisiert. Es spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung und Funktion der weiblichen Brustdrüse, insbesondere bei der Milchproduktion nach der Geburt. Zudem reguliert Prolaktin den Menstruationszyklus während der Schwangerschaft und Stillzeit. Die Ausschüttung unterliegt tageszeitlichen Schwankungen und ist hauptsächlich durch hormonelle Signale wie Östrogen und Dopamin aus dem Hypothalamus reguliert. Die spezifischen Funktionen von Prolaktin im männlichen Körper sind weniger klar definiert, könnten jedoch mit dem Ermüdungszustand nach dem Orgasmus zusammenhängen.
Wann wird Prolaktin bestimmt?
Bei Frauen wird der Prolaktinwert untersucht, um unerfüllten Kinderwunsch, Funktionsstörungen der Eierstöcke, abnormen Milchfluss (Galaktorrhoe), frühzeitige Pubertät oder Anzeichen einer Virilisierung („Vermännlichung“) zu diagnostizieren. Bei Männern erfolgt eine Prolaktinmessung bei Verdacht auf eine gestörte Hodenfunktion (Hypogonadismus).
Normalwerte
Der Prolaktin-Spiegel wird etwa vier Stunden nach dem Aufwachen durch eine Blutuntersuchung ermittelt, um Tag-Nacht-Schwankungen zu berücksichtigen. Die folgende Tabelle stellt die Referenzwerte in Abhängigkeit von Geschlecht, Alter, Menopause und Schwangerschaft in μg/l dar. Es ist wichtig zu beachten, dass die gemessenen Prolaktinwerte von der verwendeten Messmethode abhängen. Der maßgebliche Referenzwert wird dabei vom jeweiligen Labor festgelegt.
Alter | Weiblich | Männlich |
Ab dem 5. Lebenstag | 102 – 496 | 102 – 496 |
2 bis 12 Monate | 5,3 – 63,3 | 5,3 – 63,3 |
2 bis 3 Jahre | 4,4 – 29,7 | 4,4 – 29,7 |
4 bis 11 Jahre | 2,6 – 21,0 | 2,6 – 21,0 |
12 bis 13 Jahre | 2,5 – 16,9 | 2,8 – 24,9 |
14 bis 18 Jahre | 4,2 – 39,0 | 2,8 – 16,1 |
Erwachsene | 3,8 – 23,2 | 3,0 – 14,7 |
Menopause | bis 16 | |
Schwangerschaft (1. Trimenon) | bis 75 | |
Schwangerschaft (2. Trimenon) | bis 150 | |
Schwangerschaft (3. Trimenon) | bis 300 |
Ein niedriger Prolaktinspiegel tritt selten auf und kann durch eine Unterfunktion der Hypophyse, eine Überdosierung von Medikamenten, die Prolaktin senken (wie Dopaminagonisten), oder durch die Menopause bedingt sein.
Werte zu hoch
Eine erhöhte Prolaktinkonzentration kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter Prolaktinome (gutartige Tumore der Hypophyse), Dopaminmangel, die Einnahme bestimmter Medikamente wie Dopaminantagonisten, östrogenhaltige Präparate, Antidepressiva, Neuroleptika und Blutdrucksenker.
Weitere Ursachen sind funktionelle Hyperprolaktinämie während Schwangerschaft und Stillzeit, Stress, primäre Schilddrüsenüberfunktion, schwere Niereninsuffizienz, eine Erhöhung männlicher Geschlechtshormone bei Frauen. Neben regulärem Prolaktin enthält das Blut auch Makroprolaktin, ein Antikörper-gebundenes Prolaktinmolekül, das zwar die Messwerte erhöht, aber harmlos ist. Bei Verdacht auf erhöhten Prolaktinspiegel, der sich im Bluttest nicht bestätigt, wird ein Metoclopramid-Test durchgeführt.
Was tun bei veränderten Werten?
Bei einem zu niedrigen Prolaktinspiegel wird meist nur dann regelmäßig überwacht, sofern keine Hypophysenschwäche vorliegt, und gegebenenfalls Medikamenteneinflüsse überprüft. Erhöhte Werte erfordern detaillierte Untersuchungen, um die Ursache zu bestimmen und gezielt zu behandeln, wie z.B. die chirurgische Entfernung von Hypophysentumoren oder die medikamentöse Senkung bei unerfülltem Kinderwunsch.
Häufige Fragen
- Was macht Prolaktin?
- Hat Prolaktin bei Männern auch eine Relevanz?
- Was kann die Ursache für erhöhte Prolaktin-Werte sein?
Prolaktin fördert das Wachstum der Brustdrüsen und die Milchproduktion nach der Geburt und beeinflusst den Menstruationszyklus sowie verschiedene andere körperliche Funktionen.
Ja, Prolaktin hat auch bei Männern Relevanz, da es in geringerem Maße die Funktion der Hoden und das sexuelle Verhalten beeinflussen kann.
Erhöhte Prolaktin-Werte können durch Faktoren wie Prolaktinome (Hypophysentumore), Dopaminmangel, bestimmte Medikamente, Schwangerschaft, Stress und Erkrankungen wie Hypothyreose oder Niereninsuffizienz verursacht werden.
Mehr zu Blutuntersuchung
- A. Dormann et al.: Labortwerte, Köln: Elsevier (2021)
- MedlinePlus, Prolactine Levels, https://medlineplus.gov/... (Anrufdatum:12.11.2023)
- Cleveland Clinic, Prolactin, https://my.clevelandclinic.org/... (Abrufdatum:12.11.2023)