
Ein Wechsel aus der stationären in die ambulante Versorgung oder umgekehrt, bedeutet eine grundlegende Umstellung der Arbeitsweise, der Verantwortung und der alltäglichen Abläufe. Während im Krankenhaus feste Strukturen, interdisziplinäre Zusammenarbeit und komplexe Behandlungsverläufe dominieren, erfordert die ambulante Tätigkeit mehr eigenverantwortliche Entscheidungen, effiziente Terminplanung und oft eine langfristigere Patientenbetreuung. Wir zeigen die wesentlichen Unterschiede.
Inhaltsverzeichnis
Arbeitsweise & Patientenfluss
Die Arbeitsweise und der Patientenfluss unterscheiden sich grundlegend zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. Während im ambulanten Sektor Patienten über einen längeren Zeitraum, manchmal ein Leben lang, betreut werden, ist ein Krankenhaus viel mehr auf eine effiziente, punktuelle und oft schnelle Versorgung ausgerichtet.
Unterschiede Ambulanz und Station
Stationär: Patienten kommen im Notfall oder nach Einweisung gezielt zu Untersuchungen oder Behandlungen und verlassen nach der abgeschlossenen Behandlung die Einrichtung wieder. Der Patientenfluss ist oft höher und durchgetakteter. Im konkreten Behandlungsfall erfolgt die Arbeitsweise in der Regel interdisziplinär.
Ambulant: Patienten werden über einen langen Zeitraum versorgt und durchlaufen eine kontinuierliche Betreuung mit festen Terminen, Check-Ups und bedarfsgerechten Konsultationen. In der Allgemeinmedizin werden im Grunde genommen beinahe alle Themen primär adressiert. Hier erfolgt entweder die sofortige Behandlung oder eine Weiterleitung zum Facharzt oder in die stationäre Weiterbehandlung.
Diagnostik & Ressourcen
Der Zugang zu diagnostischen Mitteln und anderen Ressourcen variiert zwischen ambulanter und stationärer Versorgung sehr stark. Stationäre Einrichtungen verfügen normalerweise über ein breites Spektrum an Untersuchungsmöglichkeiten, während ambulante Praxen oft mit begrenzten Ressourcen arbeiten.
Unterschiede Ambulanz und Station
Stationär: Im Krankenhaus steht eine umfangreiche Diagnostik mit direktem Zugang zu sofortigen Laboruntersuchungen, verschiedenen bildgebenden Verfahren, Operationen und Spezialisten zur Verfügung. Untersuchungen und Behandlungen erfolgen oft noch am selben Tag, sodass eine umfangreiche Diagnostik zeitnah erfolgt.
Ambulant: Diagnostik steht in der ambulanten Versorgung in aller Regel wesentlich begrenzter zur Verfügung und ist oft nur auf das Notwendige reduziert. Untersuchungen müssen häufig extern angefordert werden, was auf Grund einer sehr begrenzten Anzahl von Terminen meistens mit langen Wartezeiten verbunden ist. Die Ergebnisse von Laboruntersuchungen liegen häufig erst nach einem oder mehreren Tagen vor, sodass die Ergebnisse erst zeitverzögert ausgewertet werden können.
Zeitmanagement & Eigenverantwortung
Die Anforderungen an das Zeitmanagement und die Eigenverantwortung sind in beiden Bereichen ähnlich. Während stationäre Abläufe klar strukturiert sind, erfordert die ambulante Arbeit jedoch mehr Flexibilität.
Unterschiede Ambulanz und Station
Stationär: Die zeitlichen Strukturen im Krankenhaus sind oft klar definiert (Visiten, OP-Pläne, Therapiemaßnahmen). Entscheidungswege sind zudem hierarchisch organisiert, sodass Entscheidungen in der Regel im Team besprochen werden.
Ambulant: Oft arbeiten Ärzte in Niederlassungen ganz allein. Daher müssen Termine effizient organisiert sein, um die Ressource Zeit optimal zu nutzen und Wartezeiten zu minimieren. Zudem müssen viele Entscheidungen allein getroffen werden, was mit einer höheren Eigenverantwortung einhergeht.
Arzt-Patienten-Beziehung
Die Beziehung zum Patienten unterscheidet sich je nach Setting deutlich. Während in der Klinik eine eher kurzfristige Interaktion vorherrscht, kann die ambulante Betreuung langjährige Patientenbeziehungen umfassen.
Unterschiede Ambulanz und Station
Stationär: Die Arzt-Patienten-Beziehung im Krankenhaus ist oft intensiv, dafür aber zeitlich begrenzt. Nach der Behandlung endet der Kontakt in aller Regel. Je nach Fachrichtung kann es daher zu sehr kurzen Kontakten kommen (zum Beispiel Anästhesiologie, Funktionsdiagnostik). Aus ärztlicher Sicht kann es manchmal schwierig sein, nicht zu wissen, was im Anschluss an den stationären Aufenthalt aus den Patienten geworden ist.
Ambulant: Ganz anders ist die Arzt-Patienten-Beziehung im ambulanten Bereich ausgestaltet. Hierbei geht es um eine langfristigere Betreuung, die besonders in der Hausarztpraxis eine enge Patientenbindung mit sich bringen kann. Da regelmäßige Besuche erfolgen, kennt man die Patienten und ihre Historie und kann Krankheitsverläufe oder Entwicklungen sehr eng nachverfolgen.
Dokumentation & Abrechnung
Die Anforderungen an Dokumentation und Abrechnung sind in beiden Bereichen hoch, unterscheiden sich jedoch in Struktur und Umfang.
Unterschiede Ambulanz und Station
Stationär: Die Behandlung im Krankenhaus erfordert eine umfangreiche Dokumentation mit detaillierten Verläufen, Entlassungsbriefen sowie der Kodierung für die Fallpauschalenabrechnung (DRG-System).
Ambulant: Im ambulanten Bereich ist die Dokumentation meist wesentlich kürzer, variiert aber je nach Fachgebiet. Hausärzte schreiben beispielsweise keine Briefe, Fachärzte hingegen oft Befundberichte an die überweisenden Kollegen. Der Fokus liegt in Arztpraxen häufig auf Abrechnungsziffern und Wirtschaftlichkeit.
Notfall- & Krisenmanagement
Der Umgang mit Notfällen erfordert in beiden Bereichen schnelles Handeln, jedoch mit unterschiedlichen Ressourcen und Strukturen und unterscheidet sich daher wesentlich voneinander.
Unterschiede Ambulanz und Station
Stationär: Ein Krankenhaus stellt eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung von innenklinischen Notfällen sicher. Zudem werden auch externe Notfälle in der Notaufnahme jederzeit behandelt. Die Intensivstation und ein Notfallteam sind immer in Bereitschaft.
Ambulant: Notfälle sind in der Niederlassung viel seltener, können aber dennoch auftreten. Problematisch ist deswegen oft, dass der Umgang mit Notfällen weniger geübt ist und auch weniger Ressourcen zur Verfügung stehen. Daher wird in der Arztpraxis meist nur die professionelle Erstversorgung durchgeführt und in die Anschlussbehandlung vom Rettungsdienst und dem Krankenhaus übernommen.
Bürokratie & Verwaltung
Der Verwaltungsaufwand ist sowohl in der Klinik als auch in der ambulanten Versorgung erheblich. Jedoch legen Krankenhäuser oft andere Schwerpunkte als Arztpraxen.
Unterschiede Ambulanz und Station
Stationär: Die Verwaltung im Krankenhaus übernimmt meistens administrative Aufgaben wie Belegungs- und Entlassmanagement, Therapieplanung und Dienstplanung. Krankenhäuser betreiben hierfür eigene Verwaltungsabteilungen und stellen jeder Fachabteilung eigene Sekretariate zur Verfügung.
Ambulant: Die Verwaltung in der Arztpraxis ist hingegen oft eigenverantwortlich oder durch das Praxispersonal organisiert. Aufgaben sind an einzelne Mitarbeiter delegiert und die bürokratischen Herausforderungen werden als Teamleitung gemeistert. Zum Quartalsende ist der Verwaltungsaufwand oft besonders hoch, da für den Quartalsabschluss aufgelaufene Aufgaben erledigt werden müssen. Die Gehaltsabrechnung und Buchhaltung werden oft durch externe Anbieter übernommen.
Work-Life-Balance & Arbeitszeiten
Die Arbeitszeiten und die damit verbundene Work-Life-Balance unterscheiden sich je nach Tätigkeitsbereich erheblich.
Unterschiede Ambulanz und Station
Stationär: Da ein Krankenhaus rund um die Uhr geöffnet ist, erfolgt die personelle Besetzung in der Regel im Schicht- und Bereitschaftsdienst. Wochenend-, Feiertags- und Nachtarbeit sind deswegen die Regel und nicht die Ausnahme. Die Work-Life-Balance wird nicht zuletzt wegen der Arbeitszeiten von vielen Krankenhausbeschäftigten bemängelt.
Ambulant: In der ambulanten Versorgung sind die Arbeitszeiten normalerweise regelmäßig und folgen fest organisierten Sprechzeiten. Für den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst können auch Nacht- und Wochenendarbeit erforderlich sein. Diese Versorgung wird allerdings auf alle niedergelassenen Ärzte verteilt, sodass eine gewisse Flexibilität bestehen bleibt.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Die Kooperation mit anderen Berufsgruppen ist sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich notwendig, jedoch in unterschiedlicher Form. Krankenhäuser vereinen je nach Größe eine Vielzahl von verschiedenen Fachrichtungen unter einem Dach. Im ambulanten Bereich variiert der Zugang zu spezialisierter Versorgung stark.
Unterschiede Ambulanz und Station
Stationär: Im Krankenhaus erfolgt stets eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachrichtungen, den Pflegekräften, Therapeuten und mit dem Sozialdienst. Es gibt feste Strukturen und ein internes Terminsystem, dass eine schnelle und effiziente Versorgung sicherstellt.
Ambulant: Interdisziplinär können niedergelassene Ärzte nur in Kooperation mit anderen Fachärzten, Kliniken oder Therapeuten arbeiten. Die Hausarztpraxis als Schnittstelle übernimmt dabei eine entscheidende Rolle. Der Zugang zu spezialisierter Medizin ist nur mit Terminen und Wartezeiten möglich, die gerade in ländlichen Regionen zum Teil mehrere Monate betragen kann.
Wirtschaftliche Aspekte
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unterscheiden sich grundlegend. In der Klinik ist die Finanzierung institutionalisiert, während im ambulanten Bereich ärztliches Unternehmertum gefragt ist.
Stationär: Die duale Finanzierung der Krankenhäuser erfolgt zum Teil über die Krankenkassen, zum anderen Teil über die Länder. Allerdings steigt der wirtschaftliche Druck auf das Klinikmanagement bundesweit immer weiter an, was immer häufiger zu Schließungen einzelner Abteilungen oder im schlimmsten Fall ganzer Krankenhäuser führt.
Ambulant: Eine eigenverantwortliche Abrechnung hat im ambulanten Bereich einen großen Einfluss auf die wirtschaftliche Effizienz einer Praxis. Je nach Fachbereich und Region wirtschaften Arztpraxen allerdings auf sehr unterschiedlichem finanziellem Niveau.
Unterschiede Ambulanz und Station – Fazit
Der Wechsel zwischen stationärer und ambulanter Versorgung erfordert Anpassungen in Arbeitsweise, Verantwortung und Organisation. Während die Klinik oft strukturierte Abläufe mit hoher technischer Ausstattung bietet, erfordert die ambulante Tätigkeit mehr Eigenverantwortung und wirtschaftliches Denken. Beide Bereiche haben ihre eigenen Herausforderungen und Vorteile, sodass die Entscheidung gut abgewogen werden sollte.