
Lymphozyten sind als Untergruppe der weißen Blutkörperchen für die Abwehr von Krankheitserregern zuständig und normalerweise nur im Labor bzw. unter dem Mikroskop als Zellen im Blut sichtbar. Wurde aufgrund einer vorliegenden Symptomatik der Anteil dieser weißen Blutkörperchen bestimmt, beschäftigt dieser Wert im Blutbild viele Patientinnen und Patienten. Grund genug, um den Laborwert und die Funktion der Lymphozyten im folgenden Artikel in kompakter Form zusammenzufassen.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Lymphozyten?
Lymphozyten gehören zu den Leukozyten (weißen Blutkörperchen). Ihre zentrale Aufgabe ist es, als wichtiger Teil des Immunsystems Krankheitserreger abzuwehren und unschädlich zu machen. Gebildet werden sie in den lymphatischen Organen, wozu u.a. die Milz, der Thymus und das Knochenmark zählen. Wichtig zu wissen ist, dass ein Großteil dieser weißen Blutkörperchen in den lymphatischen Organen verbleibt: Nur ca. 4 % gelangen in das Blut. Zu unterscheiden ist zwischen B- und T-Lymphozyten. Monozyten sind die größten Blutzellen, die sich im Gewebe zu Fresszellen verwandeln.
B-Lymphozyten
B-Lymphozyten bilden sich durch den Kontakt mit körperfremden Antigenen wie Krankheitserreger im Organismus. Es bilden sich Plasmazellen, die spezifische Antikörper gegen Viren produzieren. Auf diesem Weg kann im Blut der Kontakt zu diversen Erregern bei Laboruntersuchungen nachgewiesen werden.
T-Lymphozyten
Die so genannten T-Lymphozyten haben eine wichtige Abwehrfunktion im Körper. Sie regulieren die Immunantwort und bekämpfen infizierte und auch entartete Zellen im Körper. Indirekt unterstützen sie auch die Entwicklung von B-Zellen und somit den Reifeprozess von Antikörpern. Bei einer Kontaktallergie sind T-Lymphozyten oft beteiligt. Die Bezeichnung als Gedächtniszellen weist darauf hin, dass sie bei der Wiedererkennung von Erregern für eine schnelle Immunreaktion eine wichtige Rolle spielen.
Natürliche Killer-Zellen
Ca. 10 bis 15 % aller Lymphozyten stellen so genannte natürliche Killer-Zellen dar (NK-Zellen). Sie gehören zum angeborenen Immunsystem, da sie von Viren infizierte Zellen oder Tumorzellen ausschalten können.
Lymphozyten – Funktion und Aufgabe
Die Anzahl der Lymphozyten ist wichtig für eine zielfokussierte Infektabwehr des Körpers. Immer dann, wenn es zum Kontakt mit Erregern bzw. einem Infekt kommt, spielen diese weißen Blutkörperchen eine abwehrende Hauptrolle. Sie sind für die zelluläre Abwehr und die Antikörperproduktion unverzichtbar. Sobald eine Virusinfektion vorliegt, lässt sich im Regelfall im Blut ein erhöhter Anteil dieser Blutkörperchen nachweisen (Lymphozytopenie). Bei einem chronisch geschwächten Immunsystem können die Werte dauerhaft erniedrigt sein.
Wann werden die Lymphozyten bestimmt?
Im so genannten kleinen Blutbild wird im Regelfall nur die Gesamtzahl der Leukozyten bestimmt. Bei vorliegendem Verdacht oder unklarer Diagnostik kann der/die behandelnde/r Arzt/Ärztin ein Differentialblutbild anfordern, in dem die Anzahl von Lymphozyten explizit zu erkennen ist.
Lymphozyten – Normwerte
Die folgenden Normwerte zeigen sowohl den Anteil an Gesamtlymphozyten als auch die Zahl der Lymphozyten pro Nanoliter Blut:
Alter | Prozentwert | pro Nanoliter Blut |
unter 2 Jahre | 40 – 70 % | 2 – 17 /nl |
2 bis 5 Jahre | 20 – 70 % | 1,7 – 5,9 /nl |
6 bis 16 Jahre | 20 – 50 % | 1 – 5,3 /nl |
Erwachsene (ab 17 Jahren) | 20 – 45 % | 1 – 3,6 /nl |
Lymphozyten zu niedrig (Lymphozytopenie)
Ist die Lymphozytenanzahl erniedrigt, sprechen Ärzte von einer Lymphozytopenie. Das kann auf eine Stressreaktion des Körpers zurückzuführen sein, auch nach einer Strahlentherapie oder Erkrankungen wie systemischer Lupus. Eine Therapie mit Kortison oder eine vermehrte Ausschüttung körpereigener Kortikosteroide kann ebenfalls zu einer Erniedrigung der Lymphozyten-Werte führen. Auch bei Erkrankungen der Immunabwehr selbst, wie es bei einer fortgeschrittenen HIV-Infektion der Fall ist, kann eine Lymphozytopenie vorliegen.
Lymphozyten erhöht (Lymphozytose)
Ein Überschuss wird als Gegenteil der Lymphozytopenie als Lymphozytose bezeichnet. Säuglinge und Kleinkinder weisen oft erhöhte Werte bei Infektionen auf, was harmlos sein kann. In der Ausheilungsphase können auch Erwachsene von erhöhten Blutwerten betroffen sein, insbesondere bei Virusinfektionen wie Epstein-Barr-Virus, Mumps, Pfeiffersches Drüsenfieber oder Masern. Auch bakterielle Infektionen kommen in Betracht, ebenso chronische Infektionskrankheiten wie beispielweise Tuberkulose.
Weitere Ursachen sind entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn), Entzündungen der Gefäße oder hormonelle Störungen. Bei einer bestimmten Form von Blutkrebs können die Werte auf mehr als 100.000 solcher weißen Blutkörperchen pro Nanoliter Blut ansteigen.
Was tun, wenn der Lymphozytenwert verändert ist?
Erhöhte oder erniedrigte Laborwerte beeinflussen im Regelfall das Wohlbefinden, da die Immunabwehr betroffen ist. Insofern ist davon auszugehen, dass eine behandlungswürdige Symptomatik vorliegt, die Anlass für das Differentialblutbild gegeben hat. Für die Infektabwehr können Medikamente verschrieben werden, was sich regulierend auf den Anteil dieser weißen Blutkörperchen/Zellen auswirkt. Nach durchgestandener Infektion sollten sich die Werte wieder im Normbereich stabilisieren.
Häufige Fragen zu Lymphozyten
- Was bedeutet der Lymphozyten Wert im Blutbild?
- Wie viele Lymphozyten sind normal?
- Lymphozyten zu niedrig – wann gefährlich?
- Wie kann man Lymphozyten erhöhen?
Als Teil der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) ist der Lymphozyten-Wert für die Immunabwehr von zentraler Bedeutung. Der Laborwert (Anzahl der Lymphozyten) sagt insofern viel über die Aktivität des Immunsystems aus und kann Hinweise auf eine aktive Infektion liefern.
Bei Erwachsenen sollte der Lymphozytenanteil in Relation zu allen weißen Blutkörperchen bei 20 bis 45 % liegen. Bei Erwachsenen sind im Blut ca. 1.500 solcher Zellen pro Nanoliter Blut nachzuweisen, bei Kindern können es mehr als 3.000 sein.
Gefährlich und mitunter lebensbedrohlich wird es, wenn weniger als 1.000 Zellen pro Nanoliter Blut nachweisbar sind. Dann ist der Körper nicht mehr in der Lage, Erreger abzuwehren, was zu unkontrollierbaren Infektionen führen kann.
Der/die Arzt/Ärztin kann Antibiotika verschreiben, um eine akute Infektion in den Griff zu bekommen. Es gibt spezielle Medikamente, die die Herstellung weißer Blutkörperchen anregen. Ansonsten gilt es, eine zu Grunde liegende Krankheit als Ursache auszuschließen oder zu behandeln.
Mehr zur Blutuntersuchung
- Lohmann, M.: Laborwerte verstehen, Mankau Verlag, 6. Auflage, 2020
- Beise, U., Heimes, S., Schwarz, W.: Gesundheits- und Krankheitslehre, 2. Auflage, Springer Medizin Verlag, 2009
- Classen, M. et al.: Innere Medizin, Urban & Fischer Verlag, 6. Auflage, 2009
- Abwehr- und Fresszellen – Was macht Lymphozyten und Monozyten aus?, https://www.uniklinikum-leipzig.de/... (Abrufdatum 02.05.2023).
- Natürliche Killerzellen (NK-Zellen), https://www.mhh.de/... (Abrufdatum 02.05.2023).