Millionen Menschen auf der Welt sind an Rheuma erkrankt. Die häufigste Form ist die sogenannte rheumatoide Arthritis. Alleine in Deutschland leiden etwa 530.000 Menschen an dieser chronischen Gelenkentzündung.
Inhaltsverzeichnis
Zwar ist die rheumatoide Arthritis nicht heilbar, doch mit der richtigen Behandlung lassen sich die Beschwerden bei den meisten Patienten deutlich lindern. Damit jedoch eine frühzeitige Therapie erfolgen kann, ist es wichtig, die Rheuma-Symptome zu erkennen und richtig zu deuten. Wie sich eine Rheumaerkrankung bemerkbar macht, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, was die Krankheit auslöst und was die Ernährung mit Rheuma zu tun hat, erklären wir im Folgenden.
Was ist Rheuma?
Weltweit leiden etwa 0,5 bis 1 Prozent aller Menschen an Rheuma. Rheuma ist jedoch keine einzelne Krankheit, sondern vielmehr ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von verschiedenen Erkrankungen. Zwischen 100 und 200 Krankheiten fassen Mediziner unter dem Begriff zusammen. Diese Erkrankungen lassen sich nach der Deutschen Rheuma-Liga grob in vier Gruppen einteilen:
- entzündlich-rheumatische Erkrankungen (wie rheumatoide Arthritis)
- degenerative Gelenkerkrankungen (wie Arthrose)
- Weichteilrheumatismus (wie Fibromyalgie)
- Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Symptomen (wie Gicht)
Die einzelnen Krankheiten unterscheiden sich unter anderem in Auftretenshäufigkeit und Erkrankungsalter der Patienten, den betroffenen Körperstrukturen und ihren Symptomen. Fast alle dieser Erkrankungen betreffen den Bewegungsapparat, werden durch Entzündungen hervorgerufen und sind mit Schmerzen verbunden.
Rheumatoide Arthritis
Umgangssprachlich meint der Begriff “Rheuma” oft eine ganz bestimmte rheumatische Erkrankung: die sogenannte rheumatoide Arthritis (früher: chronische Polyarthritis). Sie tritt meist an beiden Körperhälften gleichzeitig auf und betrifft mehrere Gelenke. Genau genommen ist vor allem die Innenhaut der Gelenke sowie Sehnenscheiden und Schleimbeutel entzündet.
Die rheumatoide Arthritis kann schon im Kindesalter auftreten, bei den meisten Patienten beginnt sie jedoch zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Frauen sind von dieser entzündlichen Gelenkerkrankung doppelt so häufig betroffen wie Männer.
Ohne Behandlung breiten sich die Entzündungen der Gelenke auf Gelenkknorpel und Knochen aus. Im schlimmsten Fall werden die Gelenkknorpel dabei vollständig zerstört, was die Beweglichkeit stark beeinträchtigen und zu einem Verlust der Arbeitsfähigkeit und einer erheblichen Minderung der Lebensqualität führen kann. Bei manchen Patienten können auch bestimmte Organe wie Herz oder Lungen betroffen sein, was die Lebenserwartung um mehrere Jahre verringern kann.
Rheuma – Ursachen
Die Ursachen für die rheumatoide Arthritis sind wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass Fehlfunktionen des Immunsystems eine Rolle spielen. Denn anstatt nur körperfremde Substanzen zu bekämpfen, scheint das Immunsystem von Patienten mit rheumatoider Arthritis, das körpereigene Gewebe nicht zu erkennen. Stattdessen gelangen körpereigene Abwehrzellen in die Gelenke und lösen dort Entzündungen aus, die im Laufe der Zeit dazu führen, dass Knorpel, Gelenkbänder und Knochen zerstört werden.
Neben den beschriebenen Autoimmunprozessen gibt es noch andere Faktoren, die vermutlich ebenfalls an der Entstehung einer rheumatoiden Arthritis beteiligt sind. Diskutiert werden sowohl genetische Faktoren (erbliche Veranlagung) als auch schädliche Umwelteinflüsse (wie Rauchen). Es ist möglich, dass eine Vielzahl an Ursachen und Risikofaktoren gleichzeitig zu der Rheuma Erkrankung führt. Dazu zählen die folgend beschriebenen.
Ursachen und Risikofaktoren für Rheuma
- Geschlecht – Frauen sind häufiger betroffen als Männer
- Alter – meist beginnt die Erkrankung im mittleren Alter
- Erbanlagen – Hat schon ein Familienmitglied Rheuma, bestehen erhöhte Chancen zu erkranken
- Rauchen – Rauchen erhöht das Risiko für die Erkrankung und führt zu schweren Formen
- Fettleibigkeit – fettleibige Menschen insbesondere Frauen im Alter unter 55 Jahren sind vermehrt betroffen
- Stress – Dauerhafter Stress schwächt und irritiert das Immunsystem
- Umwelteinflüsse – beispielsweise Asbest gilt als Krebserregend und auch als Auslöser von anderen Krankheiten
- Darmkrankheiten – Krankheiten wie Morbus Crohn wurde nachgewiesen, dass sie auch zu Entzündungen außerhalb des Darms führen können
Rheuma kann in jedem Alter auftreten. Nicht nur alte Menschen sind betroffen, auch Jugendliche und junge Erwachsene kann es treffen. Dabei gilt jedoch wie zuvor beschrieben, dass Frauen im Schnitt öfter und 10 Jahre früher an Rheuma erkranken als Männer und das Ältere häufiger betroffen sind als Junge. Auch Gelenkschmerzen werden dabei von Frauen oftmals stärker wahrgenommen als von Männern.
Rheuma – Symptome
Wie alle rheumatischen Erkrankungen verläuft auch die rheumatoide Arthritis in den meisten Fällen schubweise und durchläuft mehrere Krankheitsstadien. Die Symptome erscheinen und verstärken sich dabei oftmals über mehrere Wochen und Monate. Folgend werden die Rheuma Symptome vorgestellt:
Im ersten Stadium treten häufig unspezifische Symptome auf, wie zum Beispiel Appetitlosigkeit, Müdigkeit oder leichtes Fieber und nächtliches Schwitzen. Da diese auch auf schwerwiegende Tumorerkrankungen hinweisen können, ist eine Abklärung durch einen Arzt in jedem Fall angezeigt.
Im weiteren Verlauf der Krankheit werden die Symptome spezifischer: es kommt zu steifen und geschwollenen Gelenken, Finger- und Zehengelenke röten sich, schwellen an, fühlen sich warm und steif an. Bei manchen Patienten sind zusätzlich (oder erst im späteren Verlauf) auch andere Gelenke an Händen, Füßen, Schulter oder Knie betroffen, manchmal auch die obere Halswirbelsäule. Die Schwellungen verstärken sich und führen im Laufe der Zeit zu einer Verformung der Gelenke. Gleichzeitig nimmt ihre Beweglichkeit ab und sie verursachen (vor allem nachts) starke Schmerzen. Weitere Symptome treten dabei normalerweise symmetrisch auf. Das bedeutet, dass die Beschwerden an einzelnen Gelenken meistens auf beiden Körperseiten, also zum Beispiel gleichzeitig am linken und rechten Knie auftreten.
Sind mindestens drei Gelenke über einen Zeitraum von mindestens sechs Wochen entzündet, führt der Arzt eine Blutbabnahme durch mit anschließender Blutuntersuchung. Finden sich im Blut typische Antikörper wie der sogenannte Rheumafaktor, kann der Arzt die Diagnose rheumatoide Arthritis stellen. Mithilfe von Röntgenaufnahmen lässt sich erkennen, ob die Entzündung bereits zu Gelenkschäden geführt hat und falls ja, welches Ausmaß die Schäden angenommen haben.
Übersicht Rheuma Symptome
- Sehr empfindliche, warme, rote, geschwollene Gelenke
- Steife Gelenke, vor allem morgens nach dem Aufstehen
- Finger und Zehgelenke sind vor allem in den frühen Stadien betroffen
- Taubheit und Kribbeln in Händen und Füssen
- Kalte Hände und kalte Füsse
- Gelenkschmerzen in der Nacht
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Leichtes Fieber
- Appetitlosigkeit
- Tockener Mund und trockene Augen
- Schwere Atmung (wenn die rheumatische Entzündung auch die Lungen betrifft)
Rheuma – Behandlung
Eine rheumatoide Arthritis ist nicht heilbar. Um dennoch bestmögliche Hilfe zu erlangen, sollte man einen Rheumatologen aufsuchen. Ein Rheumatologe ist in der Regel ein Facharzt für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Rheumatologie. Zudem können Ärzte sich über eine Weiterbildung in orthopädischer Rheumatologie spezialisieren.
Grundsätzlich gilt: Welche Behandlung am besten ist, ist von dem individuellen Fall und seinem Krankheitsverlauf abhängig. Der Krankheitsverlauf kann sehr unterschiedlich sein. Bei manchen Patienten treten die typischen Rheuma Symptome nur einmal auf und sind dann jahrelang wieder verschwunden. Bei anderen Betroffenen können die Entzündungen in kürzester Zeit zu einer völligen Zerstörung der Gelenke führen und sogar Organe befallen, und damit ihr Leben bedrohen.
Eine gute Behandlung kann die Entzündungsprozesse in den Gelenken verlangsamen oder stoppen und dadurch die Beschwerden der Patienten lindern. Das wichtigste Ziel ist es, die Schmerzen deutlich zu verringern und die Beweglichkeit der Gelenke möglichst lange zu erhalten. Hierzu kommen verschiedene Behandlungen zum Einsatz – oft auch in Kombination:
- medikamentöse Therapie: soll mithilfe von schmerzlindernden und entzündungshemmenden Arzneimitteln ein Fortschreiten der Krankheit grundsätzlich verhindern oder verlangsamen (Basistherapie) und die Beschwerden bei einem schweren Krankheitsschub lindern (Akuttherapie)
- Physiotherapie: unterstützt den Muskelaufbau und hilft dabei, die Muskelkraft und Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten
- Ergotherapie: hilft den Patienten im alltäglichen Umgang mit der Krankheit
- physikalische Therapie (Wärme-, Kälte- oder Elektrotherapie): dient vor allem der akuten Schmerzlinderung
Wenn die Krankheit bereits sehr weit fortgeschritten ist, kann eine Operation erforderlich sein, bei der die Gelenke versteift oder durch eine medizinische Prothese ersetzt werden.
Ernährung bei Rheuma
Neben den oben genannten Therapien spielt auch die Ernährung eine große Rolle bei der Behandlung von Rheuma. Viele Lebensmittel enthalten die sogenannte Arachidonsäure. Dabei handelt es sich um eine Substanz, die Entzündungen fördert und deshalb die rheumatischen Beschwerden verstärken kann. Arachidonsäure ist vor allem in Wurst und Fleisch enthalten, steckt aber auch in fettreichen Milchprodukten und Eiern. Auch in Fisch ist die Substanz enthalten, hier allerdings in geringeren Mengen und mit weniger Fettsäuren. Dafür enthalten Fischsorten wie Hering oder Lachs große Mengen der als gesundheitsfördernd geltenden Omega-3-Fettsäuren. Um möglichst wenig Arachidonsäure über die Nahrung zu sich zu nehmen, sollten Rheuma-Patienten deshalb den Verzehr von Fleisch und Wurst auf ein Minimum beschränken und etwa zweimal pro Woche Fisch essen.
Auf Milchprodukte sollte nicht grundsätzlich verzichtet werden. Das darin enthaltene Eiweiß und Kalzium ist zu wichtig für die Stärkung der Knochen und die Vorbeugung von Osteoporose. Rheuma-Patienten sollten fettarme Milchprodukte wählen, die reichlich Eiweiß und Kalzium, aber nur wenig Arachidonsäure enthalten. Infrage kommt zum Beispiel Joghurt, Quark oder Käse, aber auch fettreduzierte Milch.
Wichtig: Eine gesunde, möglichst fleischarme Ernährung kann die Rheuma-Therapie unterstützen. Sie stellt jedoch keinen Ersatz für eine medizinische Behandlung dar.
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