
Das kleine Blutbild ist die am häufigsten durchgeführte Blutuntersuchung, mit welcher man einen Überblick über die Zellen im Blut erhält. Die Werte zeigen unter anderem den Anteil von weißen und roten Blutkörperchen und Blutplättchen im Blut und können auf diverse Entzündungen, Erkrankungen und Mangelerscheinungen hinweisen. Dieser Artikel bietet eine Übersicht aller im kleinen Blutbild analysierten Werte und deren Bedeutungen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein kleines Blutbild?
Die Untersuchung des Blutbildes mithilfe eines kleinen Blutbildes ermöglicht einen Überblick über die Anzahl der einzelnen Blutzellen. Ein kleines Blutbild wird am häufigsten durchgeführt und gibt dem Arzt eine Hilfestellung bei der Diagnostik und bei der Kontrolle eines Krankheitsverlaufes. Dabei kann ein kleines Blutbild wichtige Hinweise auf verschiedenste Erkrankungen, Entzündungen, Infekte, Blutarmut oder sogar Tumorerkrankungen geben.
Für ein Blutbild benötigt man nur eine kleine Menge an Blut (> 0,5 Milliliter). Das kleine Blutbild wird vollautomatisch, einfach und schnell mit modernen Laborgeräten entwickelt. Hierbei werden dann die roten und weißen Blutkörperchen und die Blutplättchen abhängig von ihrer Zellgröße ausgezählt. Das Gerät überprüft zusätzlich die Anzahl von Hämoglobin in den roten Blutkörperchen. Sollten noch Fragen offenbleiben, untersucht der Arzt das Blut unter dem Mikroskop. Sagt das kleine Blutbild nicht genug aus, können weitere Untersuchungsmethoden dies ergänzen. Hilfreich sind beispielsweise Leber- und Nierenwerte oder ein Differentialblutbild, also eine Aufschlüsselung der Leukozyten, welches im großen Blutbild erstellt wird.
Untersucht werden im kleinen Blutbild die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und die Blutplättchen (Thrombozyten). Mit Hilfe der Menge an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin) und dem Volumenanteil von roten Blutkörperchen (Hämatokrit) werden weitere Laborwerte wie MCV, MCHC und MCH analysiert.
Kleines Blutbild – Gründe
Häufig wird das kleine Blutbild als normale Routineuntersuchung der allgemeinen Gesundheitsvorsorge durchgeführt. Jedoch wird sie auch gewählt, um eine gezielte Diagnostik zu erhalten, sofern der Verdacht auf diverse Krankheiten besteht. Häufige Ursachen für eine Untersuchung sind:
- Blutarmut, Anämie
- Infektionen
- Entzündungen
- Tumore
- Störungen der Blutgerinnung
Vor Operationen wird häufig ein kleines Blutbild vom Arzt angeordnet, da so Komplikationen verhindert und behoben werden können. Denn beispielsweise kann eine erhöhte Blutungsgefahr während der OP auftreten, wenn zu wenige Thrombozyten im Blut vorhanden sind.
Kleines Blutbild – Nüchtern erscheinen?
Bei einer Blutabnahme ist es wichtig, dass man nüchtern ist. Ist dies nicht der Fall kann es sein, dass die Blutwerte beeinflusst sind und somit dann sozusagen „verfälscht“ sind.
Nüchtern bedeutet, dass in den zwölf Stunden vor der Blutabnahme nichts mehr gegessen wurde, denn vor allem Nahrung beeinflusst den Blutzucker- und Blutfettwert. Durch die aufgenommene Nahrung verändert sich ebenfalls der Enzymhaushalt im Blut, da die Organe mit der Verdauung beschäftigt sind. Auch Kaffee sollte man vor einer Blutabnahme nicht zu sich genommen haben. Kaffee bewirkt einen Anstieg oder Abfall unterschiedlicher Hormone und auch Nikotin hat diese Effekte, weshalb auch auf Nikotin vor einer Blutabnahme verzichtet werden sollte. Andere Flüssigkeiten wie Wasser und zuckerloser Tee ohne Milch sind hingegen in Ordnung.
Falls Medikamente eingenommen werden, sollte vorher mit dem Arzt abgeklärt werden, ob diese eingenommen werden können oder nicht.
Blutuntersuchung
Damit ein kleines Blutbild erstellt werden kann, muss dem Patienten eine kleine Menge an Blut von einem Arzt oder einer Krankenschwester entnommen werden. Meist geschieht die Abnahme in der Armbeuge und ist ein kurzer Prozess. Ausführliche Informationen zu dem Ablauf und der Durchführung gibt es in dem Artikel Blutuntersuchung.
Kleines Blutbild – Normalwerte
Nachdem die Blutprobe dem Patienten entnommen wurde, werden die Werte analysiert. Die folgende Tabelle zeigt alle untersuchten Werte und ihre Normalwerte. Häufig gibt es Unterschiede bei Männern und Frauen und auch bei Kindern weichen die Normwerte oft ab, da sie von verschiedenen Parametern wie dem Alter abhängig sind.
Messgröße | Männer | Frauen |
Erythrozyten, rote Blutkörperchen | 4,8 – 5,9 Mio./µl | 4,3 – 5,2 Mio./µl |
Leukozyten, weiße Blutkörperchen | 4000 – 10.000/µl | 4000 – 10.000/µl |
Thrombozyten, Blutplättchen | 150.000 – 400.000/µl | 150.000 – 400.000/µl |
Hämatokrit, Hkt | 40 – 54 % | 37 – 47 % |
Hämoglobin, Hb | 14 – 18 g/dl | 12 – 16 g/dl |
Hämoglobinmenge, MCH | 28 – 34 pg | 28 – 34 pg |
Durchschnittliche Hämoglobinkonzentration, MCHC | 30 – 36 g/dl | 30 – 36 g/dl |
Durchschnittliche Erythrozyten Volumen, MCV | 78 – 94 fl | 78 – 94 fl |
Kleines Blutbild – Alle Werte erklärt
Im Folgenden werden die einzelnen Blutwerte und deren Bedeutungen erklärt und was es bedeutet, wenn ein Wert zu niedrig oder zu hoch ist. Außerdem finden sich hier Informationen, welche Ursachen für eine Veränderung der Werte vorliegen könnten.
Rote Blutkörperchen (Erythrozyten)
Rote Blutkörperchen, oder auch Erythrozyten genannt, sind der häufigste vorkommende Bestandteil im menschlichen Blut. Ihre Aufgabe besteht darin, Sauerstoff in die Organe und verschiedenen Körperteile zu transportieren und sind somit lebenswichtig.
Bei einem zu niedrigen Wert an Erythrozyten spricht man von einer Anämie. Eine Anämie wird häufig durch einen Eisenmangel, eine Nierenerkrankung oder chronische Blutungen ausgelöst. Eine Erkrankung im Knochenmark kann auch zu einer Anämie führen und taucht in einer Kombination mit Thrombozytopenie und Leukopenie auf. Diese beiden Auffälligkeiten werden in den kommenden Abschnitten behandelt.
Ist der Wert erhöht, wird im medizinischen Bereich von einer Polyglobulie gesprochen. Ursachen hierfür sind häufig ein Sauerstoffmangel im Körper, der sich durch Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen und einem erhöhten Thromboserisiko bemerkbar macht. Wird eine Polyglobulie nicht behandelt, kann es zu Gefäßschäden oder zu einer hypertensiven Herzerkrankung kommen.
Weiße Blutkörperchen (Leukozyten)
Weiße Blutkörperchen, oder auch Leukozyten genannt, spielen eine große Rolle in der Infektabwehr. Sie sind im Blut, in den Lymphknoten, in den Schleimhäuten und im Gewebe zu finden. Leukozyten werden in drei Gruppen eingeteilt: die Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten – jedoch werden diese Untergruppen im kleinen Blutbild nicht weiter beachtet.
Sofern der Wert an Leukozyten im Blut zu niedrig ist, spricht man von einer Leukopenie. Zu einem niedrigen Wert kommt es häufig durch die Einnahme von zellschädigen Medikamenten, wie beispielsweise bei einer Chemotherapie, bei einer Virusinfektion oder bei Knochenmarksschädigungen. Unterschiedliche Erkrankungen können auch für einen verstärkten Abbau der Leukozyten verantwortlich sein.
Ein zu hoher Wert an Leukozyten wird Leukozytose genannt. Häufig liegt dies an einer Infektion, es kann jedoch auch andere Gründe haben:
- Allergien
- Entzündungen
- Vergiftungen
- Medikamenteneinnahme
- Emotionaler Stress
- Fortgeschrittene Krebserkrankung
- Trauma
- Schockzustände
- Stoffwechselstörung
- Leukämie
Blutplättchen (Thrombozyten)
Blutplättchen (Thrombozyten) helfen bei der Bildung von Blutgerinnseln, um Blutungen zu verlangsamen oder zu stoppen und sind demnach für die Blutgerinnung und die Schließung von Wunden und Verletzungen verantwortlich. Häufig gibt es Abweichungen von den Normwerten. Diese sind aber meist von kurzer Dauer und haben harmlose Ursachen.
Sind zu wenige Blutplättchen im Blut wird von einer Thrombozytopenie gesprochen. In diesem Fall werden entweder zu wenige Blutplättchen produziert oder die Plättchen gehen zu schnell kaputt. Ist der Wert niedrig, ist es möglich, dass vermehrt Blutungen auftreten. Meist zeigt sich dies mit einem harmlosen Nasenbluten, jedoch kann es auch zu bedrohlichen Blutungen in Organen kommen. Ausgelöst wird ein Mangel an Blutplättchen durch:
- Starke Blutungen durch Verletzungen
- Infektionen
- Erkrankungen des Blutes, beispielsweise Blutkrebs und andere Tumore
- Autoimmunerkrankungen
- Rheumatische Erkrankungen
- Medikamenteneinnahme, welche das Blut verdünnen
- Mangel an Vitaminen
- Allergie
- Leberzirrhose
- Schwangerschaft
Häufig regeneriert sich ein Mangel, der durch Infektionen und akuten Krankheiten entstanden ist, von selbst. Sobald sich der Wert allerdings unter 10.000 Blutplättchen pro Mikroliter Blut befindet, redet man von einer schweren Thrombozytopenie. In diesem Fall müssen dem Betroffenen Thrombozytenkonzentrate verabreicht werden.
Sind die Werte erhöht, nennt man dies Thrombozytose und es deutet auf eine Erkrankung der blutbildenden Zellen im Knochenmark hin. Auch kann sich der Wert durch eine Entzündungsreaktion erhöhen, beispielsweise nach Operationen, wie der Entfernung der Milz, nach einem großen Blutverlust und bei Geburten. Durch einen erhöhten Wert ist die Blutzirkulation beeinträchtigt und es bilden sich leichter Blutgerinnsel – dies kann mit blutverdünnenden Medikamenten vorgebeugt und behandelt werden. Hält die Thrombozytose länger an, da sie nicht behandelt wurde, kann dies jedoch schwerwiegende Folgen, wie rheumatische Arthritis, chronische Darmkrankheiten, Tuberkulose oder Lungenkrebs und andere Tumore.
Hämatokrit (Hkt)
Hämatokrit wird oft mit HKT, HK oder HCT abgekürzt und ist der Anteil von roten Blutkörperchen im Blutvolumen.
Ist der Wert zu niedrig sind zu wenige rote Blutkörperchen vorhanden und das Blut ist dünnflüssig. Ein zu niedriger Wert äußert sich durch:
- Müdigkeit
- Leistungsschwäche
- Konzentrationsschwäche
- Atemnot bei Belastung
- Blasse Haut
- Kopfschmerzen und Schwindel
- Niedrige Körpertemperatur und verlangsamter Herzschlag
Einige Gründe für einen niedrigen Wert sind:
- Blutverlust, Blutungen innerlich und äußerlich
- Verletzungen, Brüche
- Durch Operationen
- Tumore
- Erkrankungen
- Geschwüre
- Rheumatische Arthritis
- Diverse Mängel
Ein zu hoher Wert wird durch Flüssigkeitsverlust, Polyglobuli und Polzythämia vera ausgelöst.
Hämoglobin (Hb)
Hämoglobin ist ein eisenhaltiges Sauerstofftransportprotein und ist verantwortlich für die rote Farbe des Blutes.
Ist der Wert zu niedrig, wird hier auch von einer Anämie gesprochen. Symptome hierfür sind Schwindel, Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Ursachen für einen Mangel sind:
- Eisenmangel
- Synthesestörungen von Globinketten
- Chronische Erkrankung
- Mangel an Vitamin B12 und Folsäure
- Blutungen
- Überwässerung
Ein erhöhter Wert wird als Polyglobulie bezeichnet und geschieht häufig bei einem Flüssigkeitsmangel oder einem längeren Aufenthalt in großen Höhen. Weitere Gründe sind:
- Erkrankung in Lunge, Niere oder Herz
- Doping
- Starkes Rauchen
- Schwangerschaft
Hämoglobinmenge (MCH)
Die Hämoglobinkonzentration beschreibt den Gehalt von Hämoglobin von einem roten Blutkörperchen. Dadurch bekommt man Informationen über den gesamten Hämoglobingehalt im Blut und zusätzlich über mögliche Störungen im Körper. Um weiteres über mögliche Krankheiten aussagen zu können, wird der MCH-Wert mit anderen Blutwerten des kleinen und großen Blutbildes verglichen.
Ist der Wert zu niedrig, können die roten Blutkörperchen den Sauerstofftransport nicht richtig durchführen. Einige Gründe für einen geringen Wert sind:
- Eisenmangel, Eisenverwertungsstörung
- Blutverlust im Verdauungstrakt
- Weitere Mängel, wie Kupfer und Vitamin B12 Mangel
- Sideroblastische Anämie
- Thalassämie
- Infektionen
- Leberzirrhose
- Alkoholmissbrauch
- Bleivergiftung
Ist der Wert erhöht, zeigt sich dies durch Durchfälle und kann an Darm- und Nierenerkrankungen, Alkoholmissbrauch, Leberzirrhose und Krebserkrankungen liegen.
Durchschnittliche Hämoglobinkonzentration (MCHC)
Die durchschnittliche Hämoglobinkonzentration bezeichnet den durchschnittlichen Gehalt von rotem Blutfarbstoff in roten Blutkörperchen. Damit kann man die Sauerstofftransportfähigkeit untersuchen. Der Wert verändert sich, sofern eine Anämie, also eine Blutarmut vorhanden ist.
Ist der Wert zu niedrig kann es sich um eine Eisenmangelanämie handeln und bei einem hohen Wert, welcher ausgesprochen selten ist, handelt es sich um eine Sichelzellenanämie und Kugelzellanämie. Alle anderen bekannten Arten von Anämien verändern den MCHC-Wert nicht.
Durchschnittliche Erythrozyten Volumen (MCV)
Das MCV steht für das durchschnittliche Volumen von roten Blutkörperchen. Die Untersuchung dieser Werte kann hilfreich bei der Suche nach der Ursache von Blutarmut sein. Sofern der Wert nicht dem Normalwert entspricht, kann es sich um eine Erkrankung oder Mangelerscheinung handeln.
Ist der Wert zu niedrig, wird dies Mikrozytose genannt und kann durch Infektionen, Tumore und größere Blutungen ausgelöst werden. Auch ein Mangel an Eisen durch eine vegane oder vegetarische Ernährung kann eine Mikrozytose auslösen.
Ist der Wert zu hoch, bezeichnet man dies als Makrozytose. Eine häufige Ursache ist der Mangel an Folsäure oder Vitamin B12. Übermäßiger Alkoholkonsum, bestimmte Medikamente und Tumore können ebenfalls eine Makrozytose auslösen.
Kleines Blutbild – Hinweise auf Erkrankungen
Ein kleines Blutbild kann abgesehen von Hinweisen auf Entzündungen und Mangelerscheinungen auch auf diverse Erkrankungen hindeuten. Diese sind:
- Erkrankungen im Knochenmark
- Autoimmunkrankheiten
- Virusinfektionen
- Krebserkrankungen
- Infektionskrankheiten
- Leukämie
- Erkrankung der Blutgefäße
- Erkrankung der Blutzellen
- Nierenerkrankungen
- Herzerkrankung
- Lungenerkrankung
- Lebererkrankung
In der Regel reicht ein kleines Blutbild jedoch nicht aus, um eine vollständige Diagnose zu äußern, da dieses Blutbild lediglich Hinweise gibt. Daher kann ein großes Blutbild weitere Hinweise geben und zusätzliche Untersuchungen des Arztes können die Ursache der Erkrankung klären.
Kleines Blutbild – Kosten
Sofern das Blutbild medizinisch verordnet wurde und im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung stattfindet, übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten. Zusätzlich bekommt man als Versicherter zwischen 18 und 34 Jahren einen einmaligen kostenlosen Gesundheitscheck mit Blutuntersuchung und ab 35 Jahren diesen sogar alle drei Jahre.
Möchte man ein Blutbild ohne medizinische Notwendigkeit durchführen lassen, muss man die Kosten selbst tragen. Hier muss auch bedacht werden, dass Kosten der Blutabnahme, der ärztlichen Beratung und die Arbeiten im Labor hinzukommen.
Alles zur Blutuntersuchung
1. Wolfgang Piper, Innere Medizin, Springer Medizin Verlag, 2007
2. W. E. Berdel, M. Böhm, M. Classen, V. Diehl, K. Kochsiek und W. Schmiegel: Innere Medizin, Urban & Fischer (Verlag), 5. Auflage, 2004
3. Grosses Blutbild – Alle Werte einfach erklärt, www.grossesblutbild.de (Abrufdatum: 14.04.2020)
4. Kleines Blutbild – alle Werte, www.vitanet.de (Abrufdatum: 14.04.2020)