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Fibrinogen ist ein wichtiger Bestandteil im Blut, der Leben retten kann. Welche Funktionen das Eiweiß hat und was es bedeutet, wenn die Fibrinogenwerte außerhalb des gesunden Normbereichs liegen, fassen wir hier zusammen.
Was ist Fibrinogen?
Bei Fibrinogen handelt es sich um ein Eiweiß (Glykoprotein), das in der Leber produziert wird und ins Blutplasma als sogenannter Gerinnungsfaktor I einfließt. Es ist stetig im Blut vorhanden und löst sich im Blutplasma auf, wo es dann eine entscheidende Rolle für die Blutgerinnung spielt. Ein normaler Fibrinogenspiegel im Blut ist wichtig, um eine ausreichende Gerinnungsfähigkeit zu gewährleisten. Zu hohe oder zu niedrige Fibrinogenspiegel können zu Störungen in der Blutgerinnung führen.
Fibrinogen bildet die Basis für die Erzeugung eines Thrombus (Blutgerinnsel). Durch Verletzungen erfolgt die Aktivierung verschiedener Prozesse, wodurch auch das zentrale Enzym Thrombin entsteht. Bei Thrombin handelt es sich um das wichtigste Enzym der plasmatischen Blutgerinnung, durch das aus Fibrinogen Fibrinmonomere abgespaltet werden können. Aus den durch Thrombin abgespalteten Fibrinmonomere wird mittels chemischer Reaktionen das Fibrin. Im weiteren Verlauf bildet sich durch das Fibrin eine stabile Thrombus-Struktur. Fibrin bildet dann ein stabiles Netzwerk, das den Blutverlust begrenzt und die Bildung eines Blutgerinnsels ermöglicht.
Eine erhöhte Konzentration von Fibrinogen im Blut kann auf verschiedene Erkrankungen oder Zustände hinweisen, wie z.B. Entzündungen, Infektionen, bestimmte Krebserkrankungen oder eine gesteigerte Gerinnungsneigung. Ein niedriger Fibrinogenspiegel kann auf Lebererkrankungen, genetische Störungen oder eine gestörte Produktion hinweisen.
Fibrinogen – Aufgabe und Funktion im Körper
Die Aufgabe des Fibrinogens bezieht sich auf die Kontrolle von Blutverlust, die Förderung von Wundheilungen und den Verschluss von Wunden nach Verletzungen und Entzündungen. Durch das umgewandelte Fibrin bildet sich eine netzartige Struktur aus sogenannten Fibrinfasern, die sich als Fibrinnetz um den Blutpfropf einer Wunde legen und diesem so die notwendige Festigkeit verleihen. Damit stoppt das Fibrinogenprodukt “Fibrin” nicht nur die Blutung, sondern funktioniert auch als Schutz vor einem Wärmeverlust durch verletzte Hautbereiche sowie vor dem Eindringen von Keimen.
Wann wird Fibrinogen bestimmt?
Das Protein wird in der Regel durch den/die Arzt/Ärztin bestimmt, wenn ein Verdacht auf Blutgerinnungsstörungen oder eine thrombotische Erkrankung vorliegt oder die Werte im Rahmen einer Fibrinolyse-Therapie zu kontrollieren sind. Ein Verdacht auf Blutgerinnungsstörungen ist insbesondere bei schlecht verheilenden Wunden in Verbindung mit ungewöhnlich langen Blutungen aus medizinischer Sicht gerechtfertigt.
Zudem erfolgt die Fibrinogenbestimmung vor Operationen, um gegebenenfalls einen hohen Blutverlust zu vermeiden.
Fibrinogen – Normwerte
Die Normwerte liegen zwischen 1,8 und 3,5 Gramm pro Liter Blut beziehungsweise 180 und 350 Milligramm pro Deziliter Blut (mg/dl). Die Laborwerte der Fibrinogenkonzentration schwanken bei gesunden Menschen innerhalb des genannten Bereichs. Bewegt sich das Fibrinogenkonzentrat außerhalb der Normalwerte, kann das verschiedene Ursachen haben. Diese gilt es medizinisch abzuklären, um eine Diagnose stellen und eine entsprechende Behandlung zur Vermeidung möglicher Komplikationen einleiten zu können.
Der Wert kann schwanken und ist zudem von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu zählen insbesondere:
- Alter
- Geschlecht
- Stress
- Medikamenteneinnahmen
- Alkoholmissbrauch
- Rauchen
- Blutdruck
- Übergewicht
Fibrinogen zu niedrig
Liegt das Fibrinogenkonzentrat unter 1,8 Gramm pro Liter, kann das auf eine Lebererkrankung hindeuten, durch die eine zu geringe Bildung von Eiweiß folgt. Ebenso kann eine Verbrauchskoagulopathie (disseminierte intravasale Gerinnung, kurz DIC) bei Sepsispatienten/ -innen vorkommen, durch die sich kleine Blutgerinnsel in zahlreichen Blutbahnen bilden und den Weg durch die Adern blockieren.
Auch während einer Lysebehandlung können die Laborwerte niedrig ausfallen. Hierbei handelt es sich um eine Therapie, bei der ein Enzym zur Zersetzung eines Thrombus intravenös injiziert wird. Dadurch wird das Struktur-Gerüst zersetzt, der Thrombus (Blutgerinnsel in Blutbahnen und/oder Herz) löst sich auf und das Blut kann wieder fließen.
Eine weitere Ursache für einen Fibrinogenmangel kann auf einer genetischen Störung beruhen. Derartige Gendefekte können mittels Vererbung angeboren sein, aber auch zu jedem späteren Zeitpunkt durch eine genetische Mutation entstehen. Bei einer vererbten genetischen Störung wird von der Bluterkrankung “Hämophilie” gesprochen, welche die erbliche Gerinnungsstörung des Blutes umfasst. Diese tritt als eine der häufigsten Erbkrankheiten auf und basiert auf dem Fehlen bestimmter Blutfaktoren für den Gerinnungsfaktor.
Eine andere Ursache für einen niedrigen Fibrinogenspiegel kann auf schwere Schockzustände zurückgeführt werden. Kommt es zu diesen beispielsweise aufgrund von schwersten Infektionen oder Verbrennungen mit massivem Blutverlust, kann der Wert stark sinken. Hierbei sprechen Mediziner von einer intravasalen Gerinnung, die zu den gefürchtetsten Komplikationen bei Infektionen und Verbrennungen zählt.
Fibrinogen-Wert erhöht
Zeigt sich ein erhöhter Fibrinogenwert, kann dieser ebenfalls als unspezifische Reaktion des Körpers auf einen Schockzustand bei einer Infektion, aber auch auf einen Herzinfarkt, Schlaganfall sowie eine koronare Herzerkrankung (KHK) hindeuten.
Insbesondere bei Entzündungen und Verletzungen ist eine Erhöhung der Fibrinogenkonzentration typisch, weil es sich um ein “Akute-Phase-Protein” handelt. Dann kann der Wert deutlich über 10 Gramm pro Liter Blut steigen. Denn durch die Aktivierung wird reichlich Fibrin umgewandelt, wie beispielsweise bei akuten Rheuma-Schüben und entzündlichen Infektionen.
Des Weiteren sind erhöhte Werte bei Tumorerkrankungen, nach operativen Eingriffen und bei Nierenschwäche keine Seltenheit. Die Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten lässt den Fibrinogen-Wert ebenfalls abfallen.
Was tun bei abweichenden Fibrinogen-Werten?
Sinkt oder steigt der Wert unter das Minimum oder über das Maximum, sind diagnostische Maßnahmen zur Abklärung möglicher Ursachen unerlässlich. Vor allem länger anhaltende Hochwerte können nicht nur den Verdacht auf Herzprobleme aufkommen lassen, sondern als Auslöser dieser fungieren. Deshalb ist es immens wichtig, abweichende Fibrinogen-Werte zügig abklären und behandeln zu lassen.
Liegt ein Mangel beispielsweise aufgrund einer Polymerisationsstörung vor, durch die nicht ausreichend Fibrin zu bilden ist, wird meist gefrorenes Frischplasma, fibrinogenreiche Plasmafraktion oder ein Fibrinogenkonzentrat verabreicht. Ziel der Behandlung ist, den Wert mindestens auf 100 bis 200 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) anzuheben. Bei einem hyperfibrinolytischen Prozess mit gesteigerter Plasmakonzentration wird dieser in der Regel mit der Einnahme von Antifibrinolytika gestoppt und eine höhere Gerinnung erreicht. Eine zügige medizinische Konsultation und Behandlung der Ursache sind von großer Bedeutung, weil niedrige Fibrinogen- und Fibrin-Werte für einen schwerwiegenden Blutverlust bis hin zu lebensbedrohlichen Situationen verantwortlich sein können.
Ist eine Fibrinogen- beziehungsweise Fibrin-Steigerung im Blut vorhanden, die auf eine entzündliche und/oder chronische Erkrankung zurückzuführen ist, ist eine medikamentöse Einstellung zur Optimierung des Wertes vorzunehmen beziehungsweise bereits vorhandene Medikamenteneinnahmen in ihrer Dosierung besser anzupassen.
- Kretz, F.-J., Schäffer, J.: Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie, Springer Medizin Verlag, 5. Auflage, 2008
- Piper, W.: Innere Medizin, Springer Medizin Verlag, 1. Auflage, 2007
- Fibrinogen, https://www.uniklinik-ulm.de/... (Abrufdatum: 09.06.2023)
- What Is a Fibrinogen Blood Test?, https://www.webmd.com/... (Abrufdatum: 09.06.2023)