Heilpraktiker gewinnen durch ihre Alternativen zur Schulmedizin immer mehr an Popularität. In Deutschland gibt es den Beruf Heilpraktiker/in bereits seit den 1930er Jahren, doch erst in den vergangenen zwei Jahrzehnten steigt das Interesse an der ganzheitlichen Herangehensweise der Profession. Denn anstatt nur zwischen gesund oder krank zu unterscheiden, ist für Heilpraktiker jede Erkrankung eine Störung des Gesamtsystems aus Körper, Geist und Seele.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung zum Heilpraktiker an privaten Schulen
Seit dem Jahr 1939 gilt das deutsche Heilpraktikergesetz (HeilprG) und schützt die Berufsbezeichnung Heilpraktiker/in. Interessanterweise macht es hinsichtlich der Ausbildung keine Vorgaben. Somit bedarf es für die Ausbildung als Heilpraktiker keiner konkreten Voraussetzungen.
An einer der zahlreichen privaten Heilpraktikerschulen darf prinzipiell jede/r lernen. Entsprechend unterschiedlich gestalten die einzelnen Heilpraktikerschulen ihre Lehrgänge. Mal handelt es sich um einen Abendkurs, mancherorts wird in Vollzeit, woanders in Teilzeit gelernt.
Während der Ausbildung erhält man als angehender Heilpraktiker kein Gehalt. Ganz im Gegenteil, für die Heilpraktikerausbildung fallen Kosten zwischen zwischen 2.000 € und 11.000 € an und müssen selbst getragen werden. Allerdings ist es möglich Fördergelder zu erhalten und die Ausbildungskosten von der Steuer abzusetzen.
Auch bei den Ausbildungsinhalten und der Ausbildungsdauer kann es zu erheblichen Unterschieden kommen, weil eine gesetzliche Regelung fehlt. Welches Ausbildungsmodell im Individualfall passt, hängt maßgeblich von den eigenen medizinisch-therapeutischen Vorkenntnissen ab. Bei der Wahl der passenden Heilpraktikerschule sollten Interessenten und Interessentinnen gezielt auf die Ausbildungsinhalte und die angegebene Zahl an Ausbildungsstunden achten, um im Rahmen der Ausbildung tatsächlich arztgleiche Kenntnisse zu erlangen. Als angehender Heilpraktiker ohne medizinische Vorbildung hat man naturgemäß einen höheren Lernaufwand, als Heilpraktikeranwärter mit abgeschlossener Ausbildung im therapeutisch-medizinischen Bereich und sollte sich für eine umfassendere Ausbildung entscheiden.
Heilpraktiker Ausbildung Dauer und Inhalte
Die Mehrheit der angehenden Heilpraktiker und Heilpraktikerinnen absolviert eine dreijährige Ausbildung und erlernt umfangreiches Wissen in den Bereichen Anatomie, klinische Medizin, Krankheitslehre, Pathologie, Pharmakologie und Physiologie. Auch Anamneseführung und Untersuchungstechnik sind in der Regel Bestandteil der Ausbildung.
Spätestens gegen Ausbildungsende sollte man als Heilpraktiker akute Notfälle erkennen und versorgen können sowie ansteckende und degenerative Krankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselkrankheiten und Volkskrankheiten zuverlässig identifizieren können.
Heilpraktiker Prüfung
Viele Heilpraktikerschulen schließen ihre Ausbildung mit einer schulinternen Prüfung ab. Diese berechtigt allerdings nicht dazu, therapeutisch tätig zu werden.
Um als Heilpraktiker in Deutschland arbeiten zu dürfen, muss erst eine staatliche Prüfung (Heilpraktikerprüfung) beim zuständigen Landesgesundheitsamt abgelegt werden, so steht es im Heilpraktikergesetz.
Wichtig: Um die Anmeldung muss man sich als angehender Heilpraktiker selbst kümmern! Gute Schulen leisten jedoch Hilfe. In manchen Regionen kann die Wartezeit auf die Heilpraktikerprüfung mehr als ein Jahr betragen, daher ist eine frühzeitige Anmeldung sinnvoll. Die staatliche Prüfung gliedert sich in einen schriftlichen und einen mündlichen Teil. Im schriftlichen Teil müssen von 60 Multiple-Choice Fragen 75% richtig beantwortet werden damit die Zulassung zur mündlichen Prüfung erfolgt. Dabei wird meist ein konkreter medizinische Fall gelöst.
Zu den Inhalten zählen
- Kenntnisse über menschliche Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie
- allgemeine Krankheitslehre, Pathologie und Psychopathologie
- klinische Befunderhebung und Untersuchung
- kleine Eingriffe wie Injektionen und Blutabnahmen
- Erkennung und Erstversorgung von Notfällen
- Anwendungbereiche, Wirkung, Grenzen, Risiken von diagnostischen und therapeutischen Naturheilkunde Maßnahmen
- Berufs- und Gesetzeskunde
- Praxishygiene, Desinfektion und Sterilisation
Voraussetzungen und Kosten
Voraussetzungen für die Prüfungsanmeldung sind der Abschluss des 25. Lebensjahres, eine abgeschlossene Schulbildung (mindestens Hauptschulabschluss), ein polizeiliches Führungs- und ein medizinisches Gesundheitszeugnis. Die Eintrittsbarrieren sind demnach sehr gering. Allerdings lag die Durchfallquote im Jahr 2017 bei 80% und fällt jedes Jahr ähnlich hoch aus. Eine Wiederholung der Prüfung ist ohne Grenze möglich. Die Kosten betragen je nach Land zwischen 300 € bis 600 € für beide Prüfungsabschnitte.
Nur das erfolgreiche Bestehen der Heilpraktikerprüfung stellt die rechtliche Legitimation dar, um in Deutschland als Heilpraktiker/in arbeiten zu können.
Der Beruf Heilpraktiker/in – Tätigkeiten und Alltag
Wer eine Ausbildung zum Heilpraktiker absolviert hat, arbeitet niedergelassen, entweder in der eigenen Praxis oder angestellt in Gemeinschaftspraxen. Generell zählen Allergien, Gelenkbeschwerden, Migräne sowie Rücken- und Verspannungsschmerzen zu den häufigsten Beschwerdebildern. Zur Behandlung werden vor allem Verfahren aus der Naturheilkunde und Volksheilkunde verwendet.
Unter anderem sind es:
- Akupunktur
- Aromatherapie
- Ausleitende Verfahren
- Bioresonanztherapie
- Chiropraktik
- Homöopathie
- Kinesiologie
- Osteopathie
- Physiotherapie
- Phytotherapie
Ziel ist es die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen, denn verschreibungspflichtige Medikamente darf man als Heilpraktiker nicht ausstellen. Befund und Therapieverlauf werden, wie in jeder anderen medizinischen Praxis üblich, dokumentiert. Wie viele Patienten ein Heilpraktiker pro Tag hat, hängt einerseits von den eigenen Arbeitszeiten (Teil- oder Vollzeit) und andererseits von der Auftragslage ab.
Die Abrechnung findet für gewöhnlich direkt mit den Patienten statt, da viele Krankenkassen Behandlungskosten von Heilpraktikern nicht erstatten. Dort, wo über die Krankenkasse abgerechnet werden kann, gehört auch dies zu den regelmäßigen Aufgaben. Darüber hinaus müssen sich Selbstständige im Berufsalltag um zahlreiche betriebswirtschaftliche Belange kümmern.
Heilpraktiker Gehalt im Beruf
Konkrete Angaben zum Gehalt als Heilpraktiker lassen sich nicht machen, denn nach wie vor sind Festanstellungen selten und die meisten auf selbstständiger Basis mit eigener Praxis tätig.
Viele Heilpraktiker arbeiten neben der Familie, dem Studium oder einem anderen Job teilzeitlich in dem Beruf. Da erfahrungsgemäß Behandlungskosten von den Patienten aus eigener Tasche bezahlt werden und sich die Zusammenarbeit mit Krankenkassen eher schwierig gestaltet, ist ein exzellenter Ruf als Heilpraktikern unabdingbar, um mit einer eigenen Praxis erfolgreich zu sein. Naturgemäß dauert es seine Zeit, bis sich ein solcher Ruf etabliert und ein Kundenstamm aufgebaut ist. Grundsätzlich können die Behandlungshonorare frei bestimmt werden und liegen in wohlhabenderen Regionen des Landes über denen in einkommensschwächeren Gebieten.
Interesse an anderen Berufen im Gesundheitswesen? Alle Ausbildungsberufe gibt es als Übersicht auf der Seite medizinische Berufe.