Inklusion in Kindergarten, Schule und Beruf ist nicht nur ein modernes Schlagwort, sondern wird im Alltag gelebt. Als Heilerziehungspfleger (kurz: HEP) bildet, pflegt und unterstützt man Kinder und Erwachsene mit geistiger, körperlicher oder psychischer Behinderung, fördert ihre Selbstständigkeit und befähigt sie, ihren persönlichen Alltag besser zu bewältigen. Ein anspruchsvoller Job, den längst nicht jeder kann.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung Heilerziehungspfleger/in – Voraussetzungen
Jeder, der sich für die Ausbildung als Heilerziehungspfleger interessiert, sollte einen mittleren Schulabschluss (Realschulabschluss) vorweisen können. In einigen Bundesländern berechtigt erst eine abgeschlossene Berufsausbildung beziehungsweise einschlägige Berufserfahrung oder mehrjährige Führung eines Mehrpersonenhaushalts zum Schulbesuch. Zum persönlichen Anforderungsprofil gehören Empathie, Geduld, Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und die Fähigkeit, eine professionelle Distanz zu den betreuten Personen wahren zu können.
Voraussetzungen Ausbildung Heilerziehungspfleger/in
- Mittlerer Bildungsabschluss (Realschulabschluss)
- Ärztliches Attest
- Führungszeugnis
Wer über keinen mittleren Bildungsabschluss verfügt, kann als Alternative eine Ausbildung zum Heilerziehungspflegehelfer durchführen.
Ausbildung Heilerziehungspfleger/in – Dauer
Die Berufsausbildung als Heilerziehungspfleger ist landesrechtlich geregelt. Daraus ergeben sich Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern hinsichtlich der Ausbildungsdauer, dem Aufbau und den Zugangsvoraussetzungen.
In Vollzeit beträgt die Ausbildungszeit je nach Bundesland zwei bis drei Jahre, in Teilzeit kann sie maximal fünf Jahre dauern.
Ausbildung Heilerziehungspfleger/in – Inhalte
Grundsätzlich lassen sich zwei Formen der Berufsausbildung unterscheiden: die vollzeitschulische Ausbildung und die praxisintegrierte Ausbildung. Bei der vollzeitschulischen Ausbildungsform findet der Großteil der Ausbildung in der Berufsfachschule statt, zusätzlich gibt es mehrere kürzere Praktika. Anders sieht es bei der praxisintegrierten Ausbildungsform aus. Dabei verbringt man als Heilerziehungspfleger die komplette Dauer der Ausbildung direkt im Beruf und hat begleitend Unterricht.
Im Rahmen des theoretischen Unterrichts stehen allgemeinbildende Fächer wie Biologie, Chemie, Deutsch/Kommunikation, Englisch, Sozialkunde, Recht und Verwaltung auf dem Stundenplan. Darüber hinaus dürfen auch Heilpädagogik, Krankenpflege, Logopädie, Medizin, Neurologie, Pädagogik/Erziehung, Pflege, Psychiatrie sowie Psychologie nicht fehlen. Die Bereiche Gesundheits-, Gestaltungs- und Musikerziehung, Sport- und Bewegungserziehung, Kunst, Spiel und Werken sowie Hauswirtschaft runden das Lehrprogramm ab. Während der Schulzeit werden alle Grundlagen vermittelt, die man als Heilerziehungspfleger im Berufsalltag braucht. Vor allem die praktischen Fächer wie Kunst, Musik, Spiel und Werken sind es oft, die einem helfen, den Zugang zu Patienten zu finden.
Die Ausbildung endet mit einer Abschlussprüfung. In einigen Bundesländern ist ein Anerkennungsjahr beziehungsweise einjähriges Berufspraktikum für die staatliche Anerkennung erforderlich. Wer die Ausbildung als Heilerziehungspfleger meistert, hat hinterher sehr gute Jobchancen.
Zahlreiche Schulen bieten die Möglichkeit im Rahmen der Ausbildung als Heilerziehungspfleger durch eine zusätzliche Prüfung gleichzeitig die Fachhochschulreife zu erlangen. Dadurch öffnet sich etwa der Weg ins Studium.
Heilerziehungspfleger/in Ausbildung – Gehalt
Als angehender Heilerziehungspfleger gibt es meist noch kein Gehalt, denn schulische Ausbildungen werden in der Regel nicht entlohnt. Ausnahmen gelten jedoch bei längerfristigen Praktika (insbesondere beim einjährigen Berufspraktikum oder Anerkennungsjahr, das in einigen Bundesländern an die theoretische Ausbildung anschließt). Wie hoch das Gehalt in einem solchen Fall ausfällt, ist unterschiedlich. Beispielsweise könnten etwa 1400 Euro brutto pro Monat gezahlt werden.
Beruf Heilerziehungspfleger/in – Aufgaben und Tätigkeiten
Der Arbeitsalltag als Heilerziehungspfleger unterscheidet sich je nach Arbeitsplatz. Im Wesentlichen gibt es drei Schwerpunkte: pädagogische Hilfe, Pflege und rechtlich-organisatorische Fragestellungen. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen stets die individuellen Bedürfnisse des Betreuten. Je nach Alter und Grad der Beeinträchtigung des Schützlings fallen dementsprechend unterschiedliche Aufgaben an. Dazu gehören künstlerische und musikalische Aktivitäten, die die geistige und soziale Entwicklung fördern, die Übernahme von hauswirtschaftlichen Aufgaben wie Einkaufen und Kochen, die Begleitung bei Arzt- und Behördengängen oder Hilfe bei der Körperpflege. Auch das Verabreichen von ärztlich verordneten Medikamenten kann Bestandteil der Arbeit sein. Mit dem Ziel hilfsbedürftigen Personen die größtmögliche Selbstbestimmung zu ermöglichen, wird immer häufiger in kleinen Gruppen, quasi Wohngemeinschaften, betreut. Dann ist man als Heilerziehungspfleger auch Ansprechperson für die Verwandten und Freunde der Betreuten. Eine besondere Rolle im Job als Heilerziehungspfleger spielt die Reflexion des eigenen Handelns.
Als Heilerziehungspfleger arbeitet man sehr häufig in Einrichtungen zur Betreuung und Eingliederung von Menschen mit Behinderungen, also Pflege- und Wohnheimen, in Werkstätten für behinderte Menschen oder in der offenen Behindertenarbeit. Auch in heilpädagogischen und integrative Kindergärten, Förderschulen, in der pädagogischen Freizeitbetreuung oder Kinder- und Jugendhilfe, in Pflege- und Wohnheime für suchtkranke Menschen, Rehabilitationskliniken, psychiatrischen Einrichtungen und Kliniken und Hospizen wird man als Heilerziehungspfleger gebraucht. Ebenso ist eine Anstellung bei einem ambulanten Dienst möglich.
Dank der breitgefächerten Fähigkeiten im sozialpädagogisch-erzieherischen Bereich und in der Pflege kann man als Heilerziehungspfleger unter bestimmten Bedingungen auch in der Altenpflege arbeiten. Der Schichtdienst ist im Beruf üblich, da viele Menschen mit Hilfebedarf auch nachts betreut werden müssen.
Heilerziehungspfleger/in – Gehalt
Laut dem Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit beläuft sich das mittlere Gehalt für Heilerziehungspfleger ohne Spezialisierung bundesweit auf 3.609 Euro brutto monatlich. Die regionalen Unterschiede sind jedoch beachtlich. Während der Verdienst in Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen zwischen 3.881 Euro und 3.734 Euro vergleichsweise hoch liegt, gibt es in den anderen Bundesländern nur 3.137 Euro bis 3.737 Euro.
Mit einer Spezialisierung lässt sich das Gehalt als Heilerziehungspfleger deutlich steigern. Durch die Übernahme einer leitenden Funktion steigt das Gehalt erneut.
So liegt der Verdienst als Stationsleiter für die Alten-, Kranken- oder Kinderkrankenpflege bei 4.016 Euro bis 4.435 Euro. Wie in Pflegeberufen üblich, gibt es Gehaltsunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Zudem ist der Verdienst im öffentlichen Dienst tendenziell besser als bei Einrichtungen in privater Trägerschaft.
Interesse an anderen Berufen im Gesundheitswesen? Alle Ausbildungsberufe gibt es als Übersicht auf der Seite medizinische Berufe.