Als Atmungstherapeut, auch Respiratory Therapist genannt, benötigt man umfangreiche klinische und anwendungsbezogene pflege-, therapie- und gesundheitswissenschaftliche Expertise der Atmungsorgane. Atmungstherapeuten können im gesamten Fachgebiet der Pneumologie tätig sein. Unter der Aufsicht der zuständigen Ärzte übernehmen sie selbstständig die Betreuung und Therapie von zu beatmeten Patienten. Das Aufgabengebiet umfasst sowohl die Diagnose als auch Therapie, Pflege und Betreuung im klinischen als auch außerklinischen Bereich. Wie man Atmungstherapeut werden kann, wie die Tätigkeit konkret aussieht und was man als Atmungstherapeut verdient, all diese Fragen werden in folgendem Beitrag beantwortet.
Inhaltsverzeichnis
Atmungstherapeut/in – Ausbildung
Wer die Ausbildung zum Atmungstherapeut durchführen möchte, benötigt in der Regel eine bereits abgeschlossene Ausbildung in der Pflege, einem Gesundheits- oder Therapieberuf. Denn es handelt es sich um eine berufliche Weiterbildung und setzt medizinische Vorkenntnisse voraus. Somit ist die Weiterbildung zum Beispiel für Gesundheits- und Krankenpfleger, Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten geeignet. Weiterhin benötigt man mindestens ein Jahr Berufserfahrung in der Versorgung von beatmeten Patienten. Examinierte Altenpflegekräfte müssen häufig eine zusätzliche Qualifikation in der Beatmungspflege nachweisen, bevor sie diese Weiterbildung durchführen können.
Vorsicht: Der Beruf Atmungstherapeut und Atemtherapeut sind nicht derselbe. So wird der Atemtherapeut der Sprachtherapie zugeordnet und häufig von Naturheilkundlern wie Heilpraktikern praktiziert. Es sind dementsprechend nicht dieselben medizinischen Vorkenntnisse nötig. Allerdings ist die Atemtherapie häufig ein Teil der Weiterbildung zum Atmungstherapeut.
Die Weiterbildung beinhaltet um die 700 Lehrstunden, davon werden etwa 240 Stunden in einem Praktikum verbracht. Angehende Atmungstherapeuten absolvieren verschiedene Module. Dabei werden Inhalte behandelt wie Case Management, Patientenüberleitung, Arbeitsrecht, Arbeitsschutz Ethik, Palliativmedizin, Wissenschaftliches Arbeiten, Hygiene, Ernährung und auch Rauchentwöhnung. Zum Bereich der Klinischen Medizin gehören zum Beispiel Anatomie und Physiologie, Säure-Basen-Haushalt, Kardiologie, Pneumologie, Neurologie, Beatmungsformen und Schmerzbehandlung. Atmungsspezifische Module sind zum Beispiel Atmungstherapeutische Behandlungsverfahren und Diagnostik. Dabei geht es um Themen wie Atemwegsmanagement/Trachealkanülenmanagement, Physiotherapie, Sekretmanagement, Pharmakologie, Thoraxdrainagen, NIV/High-Flow Jet Beatmung, FEES, Auskultation, Lungenfunktionsanalyse, Schlafdiagnostik, Anamnese und Untersuchung, sowie Radiologie und Sonographie. Am Ende des Lehrgangs findet ein Abschlusskolloquium und Fachgespräch statt. Nach erfolgreichem Abschluss der Weiterbildung erhalten die frisch gebackenen Atmungstherapeuten ein Zertifikat.
Atmungstherapeut/in – Ausbildung Gehalt
Da es sich nicht um eine klassische Ausbildung, sondern um eine Weiterbildung handelt, findet keine Vergütung statt. Es fallen sogar Kosten, wie Lehrgangsgebühren, Prüfungsgebühren, Kosten für Bücher und eventuelle Anfahrten zu den Weiterbildungsstätten an. Je nach Bildungsträger können die Lehrgangsgebühren zum Beispiel um die 5.000 Euro betragen.
Atmungstherapeut/in Beruf – Aufgaben und Tätigkeiten
Atmungstherapeuten sind am häufigsten in Weaning-Zentren und Lungenfachkliniken tätig. Weaning-Zentren haben sich nämlich auf die Therapie von Patienten spezialisiert, welche Probleme mit der Entwöhnung von Beatmungsgeräten haben. Auf einer Intensivstation von nicht spezialisierten Krankenhäusern können Atmungstherapeuten ebenfalls eine Anstellung finden, dies ist allerdings eher selten der Fall. Teilweise können Atmungstherapeuten auch in der mobilen Pflege arbeiten. Aufgrund ihrer Spezialisierung wenden Atmungstherapeuten verschiedenste Methoden an. Sie benötigen Konzepte und Theorien klinischer Entscheidungsfindung und entwickeln Clinical-Reasoning-Fähigkeiten. In ihrem Arbeitsalltag wenden sie unterschiedliche Maßnahmen an, zum Beispiel die Lungenfunktionsdiagnostik und -analytik, Röntgendiagnostik, Blutgasanalyse, Bronchoskopie, Sauerstofftherapie sowie Inhalationstherapie. Dafür benötigen sie außerdem grundlegende Kenntnisse in der Gerätetechnik.
Im Kliniksetting werden neben der ambulanten Betreuung zahlreiche medizinische Aufgaben übernommen, darunter bei chronisch-respiratorischer Insuffizienz und bei der Rehabilitation von Personen, die eine Operation im Brustbereich hatten. Dazu zählt das selbstständige Durchführen diagnostischer Maßnahmen (Blutgasanalyse, Spirometrie, Polygraphie etc.), die Ausführung und Überwachung von nicht-invasiver und invasiver Beatmung sowie selbstständiges Durchführen von Atemwegsmanagement (Kanülenauswahl, Kanülenpflege und Kanülenwechsel, Pflege und Wechsel von Tracheostoma, endotracheale Absaugung etc.). Auf dem Weg der Besserung begleitet man als Atemtherapeut Patienten bei der Beatmungsentwöhnung und macht sie mit atemphysiologischen rehabilitativen Maßnahmen, der Heimbeatmung oder sachgerechten Hilfsmittel- und Medikamentenanwendung, vertraut. Physiotherapeutische Behandlungstechniken sind ebenfalls Teil des Berufsfeldes.
Neben den typischen Aufgaben des Klinikalltags kommen viele weitere Aufgabenbereiche auf den Atmungstherapeuten zu. So gehören zum Beispiel systemische und verhaltenstherapeutische Methoden der Tabakentwöhnung, Strategien des Case-Managements, Ernährungsmanagement und Entlassungsmanagement zum Beruf der Atmungstherapie.
Atmungstherapeut/in – Gehalt
Das Gehalt als Atmungstherapeut kann recht unterschiedlich ausfallen, je nachdem wo man arbeitet und was man vor der Weiterbildung verdient hat. So gibt es Gehaltsunterschiede zwischen den Bundesländern Deutschlands und auch zwischen verschiedenen Regionen und Städten. Weiterhin hängt es davon ab, ob die Einrichtung nach Tarifvertrag vergütet oder nicht. Die Berufserfahrung spielt ebenfalls eine Rolle, da sie das Gehalt vor der Weiterbildung beeinflusst und somit ebenso das Gehalt nach der Weiterbildung. Ein Krankenpfleger mit viel Berufserfahrung, im Westen Deutschlands lebend, der in einer Klinik mit Tarifvertrag arbeitet, wird mithilfe der Weiterbildung wahrscheinlich weitaus mehr verdienen als ein Krankenpfleger, der noch relativ neu in dem Beruf ist, im Osten wohnt und in einem privaten Krankenhaus arbeitet.
Im Durchschnitt verdient ein Atemtherapeut laut dem Onlineportal Stepstone.de rund 43.000 Euro im Jahr. Dies entspricht einem Monatsgehalt von etwa 3.500 Euro. Das Gehalt kann jedoch zwischen rund 3.000 Euro und 4.300 Euro variieren.
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