
Die Suche nach qualifiziertem Personal ist eine der größten Herausforderungen im Gesundheitswesen. Ob Kliniken, Praxen oder Pflegeeinrichtungen – ein effizientes und gut strukturiertes Verfahren zur Bewerberauswahl ist entscheidend, um die besten Talente zu gewinnen. Gleichzeitig sollte der Prozess professionell gestaltet sein, um die Candidate Experience zu optimieren und das Image der Einrichtung zu stärken. Lesen Sie hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung.
Was bedeutet Bewerberauswahlverfahren?
Ein Bewerberauswahlverfahren ist nicht nur ein Mittel zur Personalbeschaffung, sondern auch eine Gelegenheit, Ihre Einrichtung als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren. Im Gesundheitswesen, in welchem Fachkräfte oft Mangelware sind, kann ein unstrukturierter oder langwieriger Prozess Talente abschrecken. Durch ein klares und wertschätzendes Vorgehen gewinnen Sie qualifizierte Mitarbeitende, die langfristig bleiben.
Schritt 1: Präzise Stellenausschreibungen im medizinischen Bereich
Eine detaillierte Stellenausschreibung bildet die Grundlage für ein erfolgreiches Bewerberauswahlverfahren. Sie zieht passende Fachkräfte an und signalisiert Professionalität. Hier ein paar Tipps für die Erstellung:
Fachliche Anforderungen
Geben Sie spezifisch an, welche Qualifikationen erforderlich sind, zum Beispiel „Facharzt für Innere Medizin“ oder „Erfahrung in der Onkologie“.
Weiche Faktoren
Kompetenzen wie Empathie, Teamfähigkeit und Führungsstärke sind besonders wichtig – und sollten explizit erwähnt werden.
Karriereperspektiven
Ärzte suchen oft nach Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Heben Sie Fortbildungsmöglichkeiten, Mentoring-Programme oder die Chance zur Spezialisierung hervor.
Klarheit bei Arbeitszeiten
Transparenz bei Diensten und Arbeitszeitmodellen (z. B. Teilzeitoptionen oder Schichtpläne) ist essenziell.
Weitere Informationen und Tipps zum Erstellen optimaler Stellenanzeigen lesen Sie hier:
- 4 Antworten, die Ihre Stellenanzeige unbedingt geben muss
- 14 Tipps für effektivere Stellenanzeigen
- Die perfekte Stellenanzeige für Ärzte
- Medizinisches Fachpersonal finden: 8 Tipps für gute Jobtitel in Stellenanzeigen
- Stellenanzeigen: Die nervigsten Floskeln und wie es besser geht
Schritt 2: Vorauswahl durch strukturierte Screening-Prozesse
Im medizinischen Bereich, der durch Fachkräftemangel geprägt ist, gewinnt die gezielte Vorauswahl eine besondere Bedeutung. Neben der Identifikation geeigneter Bewerber aus dem Inland sollten Arbeitgeber verstärkt auf internationale Fachkräfte setzen. Screening-Fragen und Checklisten können dabei helfen, nicht nur die fachliche Qualifikation, sondern auch die Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenzen zu bewerten. Dieser Ansatz im Bewerberauswahlverfahren unterstützt eine faire Beurteilung und erleichtert die Integration ausländischer Talente, die eine wertvolle Bereicherung für das Team und die Patientenversorgung darstellen können. Dabei sind wichtige Aspekte beim Screening:
- Berufserfahrung und Qualifikationen: Prüfen Sie, ob Kandidaten relevante Erfahrungen im gewünschten Fachgebiet haben, zum Beispiel Erfahrungen in Intensivmedizin oder Notfallversorgung.
- Zusatzqualifikationen: Zusatzqualifikationen wie Managementerfahrung, Palliativmedizin oder Lehrtätigkeiten sind oft ein Pluspunkt.
- Sprachkenntnisse: In internationalen Teams oder Regionen mit mehrsprachigen Patienten können Sprachkenntnisse entscheidend sein.
Nutzen Sie Bewerbermanagement-Software, um den Prozess effizienter zu gestalten. Diese ermöglicht es, Bewerbungen gezielt nach bestimmten Kriterien zu filtern.
Schritt 3: Telefon- oder Video-Interviews als erste Hürde
Bevor Sie Bewerber zu einem persönlichen Gespräch einladen, können Sie erste Fragen in einem Telefon- oder Videointerview klären. Diese Methode spart Zeit und bietet einen ersten Eindruck der kommunikativen Fähigkeiten. Dabei können Fragen für das erste Interview die folgenden sein:
- „Welche Erfahrungen haben Sie in der interdisziplinären Zusammenarbeit gesammelt?“
- „Was hat Sie dazu motiviert, sich auf diese Stelle zu bewerben?“
- „Wie gehen Sie mit stressigen Situationen im Klinikalltag um?“
Nutzen Sie dieses Gespräch, um offene Fragen aus dem Lebenslauf zu klären, beispielsweise Unterbrechungen in der Ausbildung oder wechselnde Stellen.
Schritt 4: Persönliches Vorstellungsgespräch – Fokus auf Kompetenzen
Im Vorstellungsgespräch werden nicht nur fachliche Fähigkeiten geprüft, sondern auch Soft Skills und die persönliche Eignung bewertet. Ärzte müssen nicht nur Expertem ihres Fachs sein, sondern auch im Team arbeiten, Patienten führen und Entscheidungen treffen können.
Eine effektive Gesprächsführung umfasst dabei:
- Fachliche Fragen, wie zum Beispiel: „Wie würden Sie bei einer unerwarteten Komplikation während einer Operation vorgehen?“ oder „Welche Therapieansätze bevorzugen Sie bei multimorbiden Patienten?“
- Soft Skills: „Beschreiben Sie eine schwierige Situation mit einem Patienten und wie Sie diese gelöst haben.“
- Cultural Fit: „Wie stehen Sie zu interdisziplinären Fallbesprechungen?“ oder „Welche Rolle spielt Teamarbeit für Sie in der Klinik?“
Nutzen Sie Fallbeispiele oder situative Fragen, um die Problemlösungsfähigkeiten der Bewerbenden zu testen.
Schritt 5: Assessment-Center und Probearbeiten – Praxisnahe Eignungsprüfung
Im medizinischen Bereich ist Probearbeiten oft realistischer und praxisnäher als Assessment-Center. Dieser Schritt ermöglicht es, die Bewerbenden direkt im Arbeitsumfeld zu erleben und ihre Integration ins Team zu beurteilen. Der Fokus liegt nicht nur auf fachlichen Fähigkeiten, sondern auch darauf, wie gut sie mit Kollegen zusammenarbeiten und ob die Atmosphäre im Team stimmig ist.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das persönliche Feedback des bestehenden Teams. Die Einschätzung der Mitarbeitenden vor Ort, etwa auf einer Station, gibt wertvolle Hinweise darauf, ob die Bewerbenden menschlich und fachlich in die bestehende Struktur passen. Gleichzeitig können Bewerbende für sich feststellen, ob das Team, die Arbeitsweise und die Station ihren Erwartungen entsprechen.
Dieser Ansatz im Verfahren zur Bewerberauswahl sorgt für Transparenz, reduziert das Risiko von Fehlbesetzungen und schafft die Basis für eine langfristige Zusammenarbeit, die allen Beteiligten zugutekommt – dem Team, den neuen Mitarbeitenden und den Patienten.
Schritt 6: Entscheidungsfindung und transparente Kommunikation
In der Klinik, Praxis und Co. ist eine schnelle und transparente Kommunikation entscheidend. Bewerbende erwarten ein professionelles Verhalten, das ihre Zeit und Bemühungen wertschätzt. Hier drei Tipps für die Entscheidungsfindung:
Teamentscheidung
Binden Sie das Team ein, um die Auswahl zu diskutieren und verschiedene Perspektiven einzuholen.
Feedback
Geben Sie auch abgelehnten Bewerbenden konstruktives Feedback. Das stärkt das Image Ihrer Einrichtung.
Zeitnahe Rückmeldungen
Informieren Sie die Bewerbenden schnell über die nächsten Schritte, um sie nicht an Mitbewerber zu verlieren.
Verfahren zur Bewerberauswahl: Digitale Tools
Digitale Bewerbermanagement-Systeme können den Auswahlprozess im medizinischen Bereich effizienter gestalten. Von der ersten Bewerbung bis zur finalen Entscheidung unterstützen diese Tools bei der Organisation und Bewertung. Die Vorteile für Kliniken und Praxen:
- Strukturierte Prozesse: Automatisierte Sortierung und Bewertung von Bewerbungen.
- Zeitersparnis: Schnellere Kommunikation und Organisation von Terminen.
- Dokumentation: Zentrale Speicherung aller relevanten Daten und Unterlagen.
Mehr zum Thema Digitalisierung:
Fazit
Ein optimales Verfahren zur Bewerberauswahl im medizinischen Bereich ist entscheidend, um die richtigen Talente zu gewinnen. Kliniken und Praxen profitieren von einem klaren, strukturierten Prozess, der sowohl fachliche als auch persönliche Kriterien berücksichtigt. Mit einer gezielten Vorauswahl, praxisnahen Tests und einer professionellen Kommunikation positionieren Sie sich als attraktiver Arbeitgeber und sichern die Qualität Ihrer Patientenversorgung.