
Bewerbungsprozesse werden zunehmend vollständig ins Internet verlegt, auch das Vorstellungsgespräch findet immer öfter virtuell statt. Ein Interview per Videocall ist wie ein Vorstellungsgespräch anzusehen – nur, dass man dabei vor dem Smartphone oder Laptop sitzt.
Wie schafft man es, in einem Video-Bewerbungsgespräch eine richtig gute Figur zu machen? Diese Frage dürften sich momentan wohl viele stellen. Besonders, weil man ja doch oft den persönlichen Kontakt braucht, um besser entscheiden zu können, ob der Job, die Einrichtung und die Menschen zu einem passen – aber auch, um zu überzeugen. Wie gelingt es also, trotz Bildschirm eine professionelle Nähe aufzubauen? Worauf kommt es technisch an? Was muss man auch inhaltlich beachten? Der folgende Artikel gibt einige hilfreiche Tipps, wie man sich am besten auf ein Gespräch über Zoom, Skype und Co. vorbereitet.
Virtuelles Vorstellungsgespräch: Die Technik muss laufen
Zunächst sollte klar sein, mit welchem Tool das virtuelle Vorstellungsgespräch erfolgen soll. Häufig werden die Klassiker Skype, Zoom oder FaceTime dafür benutzt, es gibt aber auch welche, die speziell für Rekrutierungsprozesse gemacht sind – je nachdem, was vereinbart wird. Dann sollte man sich vergewissern, dass auf dem Handy oder Laptop alles einwandfrei läuft oder gegebenenfalls vorher noch etwas installiert werden muss. Das sollte am besten auch im Vorfeld getestet werden, beispielsweise ein Testanruf mit Freunden. Nicht, dass einem genau dann, wenn es „ernst“ wird, die Zugangsdaten nicht mehr einfallen oder die längst fälligen Updates geladen werden.
Auch der Ton ist von großer Bedeutung – es ist wichtig, dass man klar und gut zu hören ist, denn nichts nervt mehr, als ein angestrengtes Zuhören mit Rauschen. Das könnte auch den Personalern im Hinterkopf bleiben. Man sollte also für eine ordentliche Tonqualität sorgen – oft gelingt das durch das Mikro am Laptop, falls nicht, kann man sich auch ein Zusatzmikrofon besorgen. Neben dem Ton ist das Bild aber genauso wichtig. Ist man klar zu sehen? ist das Bild so, dass man das Gefühl hat, einem realen Menschen gegenüber zu sitzen? Auch hier eignet sich gegebenenfalls eine Zusatzkamera.
Account prüfen
Es kann nicht schaden, sich vor dem Vorstellungsgespräch nochmal sein Profil anzusehen und es eventuell aufzubessern – vielleicht wählt man doch lieber ein seriöseres Profilbild als das der letzten Party oder ändert nochmal seinen Benutzernamen, damit dieser aussagekräftiger wird.
Klare Absprache des Termins
Damit am Tag des Gesprächs alles reibungslos läuft, sollte vorher geklärt werden, wer wen anruft. Das vermeidet Missverständnisse und Stress. Für den Termin sollte man sich genügend Zeit nehmen und am besten schon einige Minuten vorher bereit sein. Denn auch virtuell sieht man ein Zuspätkommen nicht gerne.
Vorbereitung zählt auch online
Auch, wenn das Gespräch online stattfindet, muss man sich genauso auf diesen Termin vorbereiten wie für ein persönliches Interview. Man sollte sich im Klaren darüber sein, welche Kompetenzen man vermitteln und herausstellen will. Dafür kann man sich nochmal die Stellenausschreibung ansehen und nachlesen, was gefordert wird. Welche Fragen hat man an den Arbeitgeber? Wieso bewirbt man sich auf den Job? Was sind die wichtigsten Stationen im Lebenslauf, die für die Stelle relevant sind? Welche Fähigkeiten unterscheiden einen von anderen Bewerbern? Der Vorteil bei einem Videocall ist: Man kann sich kleine Notizen machen, falls man vor Aufregung doch mal den Faden verlieren sollte.
Beim Vorstellungsgespräch: Auf das Setting achten
Mit Setting ist nicht gemeint, dass man sein Zuhause in ein topgestyltes Filmstudio verwandeln muss, sondern nur, dass man den Video-Ort so herrichtet und wählt, damit er das widerspiegelt, was man auch vermitteln will. Was ist also außer einem selbst noch im Bild bzw. Kamera-Ausschnitt zu sehen? Das erzählt viel über die Person – ein zu privater Einblick oder Chaos sollte daher eher vermieden werden. Man sollte auf gute Lichtverhältnisse und einen neutralen Hintergrund achten. Am besten eignet sich eine Wand im Rücken und ein Fenster und Tageslicht von vorne, damit das Gesicht nicht zu schattig und gespenstisch erscheint.
Es ist gut, wenn man so gekleidet ist, wie man es in einem realen Vorstellungsgespräch auch wäre. Das sollte nicht nur bis zur Hüfte so sein, sondern auch unterhalb – falls man doch mal spontan aufstehen muss, um schnell ein Dokument oder Ähnliches zu holen. Kleidung hat nicht nur eine Wirkung auf den Gesprächspartner, sondern auch auf das eigene Gefühl.
Es geht los
Man sollte mitbedenken, dass das gesprochene Wort bei einem virtuellen Gespräch etwas zeitverzögert beim Gegenüber ankommen kann. Daher ist es empfehlenswert, das Tempo beim Sprechen herauszunehmen und auf eine deutliche Aussprache zu achten. Eventuelle Notizen sollte man nicht ablesen, sondern immer versuchen, so frei wie möglich zu sprechen und dem Gesprächspartner in die Augen bzw. in die Kamera zu gucken.
Der große Unterschied ist, dass man in einem realen Vorstellungsgespräch, in dem man sich live gegenübersitzt, feine Signale wahrnimmt und empfängt – besonders, was die Körpersprache betrifft, ob der andere interessiert oder eher unruhig ist und mit den Füßen tippelt. Das alles sieht man in einem Videocall nicht. Da kann es helfen, nicht allzu lange zu reden, stattdessen öfter mal zu erfragen, ob man den genannten Punkt noch weiter ausführen soll. So vergewissert man sich, ob der Gesprächspartner einem noch gut folgen kann.
Auf die eigene Körpersprache sollte man aber auch genauso achten – es ist gut, sich möglichst ruhig zu verhalten, nicht die ganze Zeit zu wackeln oder hektische Bewegungen machen, und auf jeden Fall aufrecht sitzen. Das wirkt selbstsicherer und präsenter.
Und ganz wichtig: Auch, wenn das Gespräch virtuell stattfindet und der persönliche Kontakt fehlt, sollte man zeigen, dass man ein Mensch ist – zeigen, wofür man brennt, was einem gefällt, einen motiviert und begeistert. Denn die fachlichen Qualifikationen haben Personaler eh vor sich liegen oder schon gelesen. Dazu kommen sicherlich auch einige Nachfragen, aber die Persönlichkeit und das menschliche Miteinander sind oft doch entscheidender als nur die trockenen Fakten des Lebenslaufes.