
Workaholic – ein Begriff, der oft mit Fleiß und Engagement assoziiert wird. Doch hinter der Fassade verbirgt sich ein ernstzunehmendes Problem: Arbeitssucht. Besonders in Krankenhäusern und Arztpraxen, wo der Arbeitsdruck hoch ist, kann das Streben nach Perfektion und Leistung schnell zur Belastung werden. Arbeitssucht wirkt sich nicht nur negativ auf die Gesundheit der Betroffenen aus, sondern schadet auch der Teamdynamik und der Arbeitsqualität. Arbeitgeber stehen vor der Aufgabe, dieses Problem zu erkennen, Mitarbeitende zu unterstützen und gezielte Präventionsmaßnahmen umzusetzen. Dieser Artikel erklärt, woran man Arbeitssucht erkennt und wie eine gesunde Arbeitskultur geschaffen werden kann.
Was ist Arbeitssucht?
Arbeitssucht beschreibt ein zwanghaftes Bedürfnis zu arbeiten, das weit über normales berufliches Engagement hinausgeht. Betroffene sind gedanklich und emotional fast ausschließlich mit ihrer Arbeit beschäftigt. Freizeit, Familie und Gesundheit rücken in den Hintergrund. Obwohl der Begriff oft verharmlosend verwendet wird, handelt es sich bei Arbeitssucht um ein ernsthaftes Problem, das zu physischen und psychischen Erkrankungen führen kann. In Deutschland gelten etwa zehn Prozent der Erwerbstätigen als arbeitssüchtig – eine alarmierende Zahl.
So äußert sich Arbeitssucht
Ein Workaholic arbeitet übermäßig lange, auch ohne zwingende Notwendigkeit. Er neigt dazu, Perfektionismus zu entwickeln und Aufgaben nicht abzugeben. Pausen werden als Zeitverschwendung empfunden und selbst nach Feierabend kreisen die Gedanken um berufliche Themen. Dieser ständige Arbeitsdruck zeigt sich oft in körperlichen und emotionalen Symptomen, wie Schlafstörungen, Erschöpfung oder sozialem Rückzug.
Workaholic: Risikofaktoren
Arbeitssucht entsteht nicht über Nacht. Sie entwickelt sich schleichend und wird dabei von verschiedenen Faktoren begünstigt. Gerade im Gesundheitswesen, wo Verantwortung und Druck besonders hoch sind, müssen Arbeitgeber ein Augenmerk auf mögliche Workaholic-Auslöser legen.
Ein starker Drang nach Perfektion, der Wunsch nach Anerkennung oder eine leistungsorientierte Erziehung können die Grundlage für Arbeitssucht bilden. Menschen mit geringem Selbstwertgefühl kompensieren Unsicherheiten dabei häufig durch übermäßiges Engagement bei der Arbeit.
Hohe Verantwortung, Zeitdruck und der Anspruch, jederzeit verfügbar zu sein, sind in Krankenhäusern und Arztpraxen alltäglich. Diese Rahmenbedingungen können bei Mitarbeitenden, die ohnehin dazu neigen, ein übermäßiges Arbeitspensum zu bewältigen, den Übergang zur Arbeitssucht begünstigen.
Eine Arbeitskultur, die Überstunden belohnt und Erschöpfung als Zeichen von Einsatz ansieht, erhöht das Risiko für Arbeitssucht. Hinzu kommt die digitale Erreichbarkeit, die das Abschalten nach Feierabend erschwert.
Workaholic-Symptome: Wie Sie Arbeitssucht erkennen
Arbeitssucht ist nicht immer leicht zu identifizieren. Sie äußert sich oft subtil und wird von außenstehenden Personen zunächst übersehen. Für Arbeitgeber im Gesundheitswesen ist es jedoch essenziell, typische Warnzeichen zu erkennen. Hier ein paar Anzeichen, die für eine Arbeitssucht sprechen:
- Dauerhafte Überstunden: Betroffene arbeiten regelmäßig länger, auch wenn es keine dringenden Gründe gibt.
- Perfektionismus: Fehler werden nicht akzeptiert, selbst Routineaufgaben müssen makellos sein.
- Fehlender Ausgleich: Freizeit, soziale Kontakte und Hobbys bleiben auf der Strecke. Dieser Aspekt ist als Arbeitgeber nicht immer einsehbar.
- Körperliche Symptome: Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Rückenschmerzen sind häufig.
- Psychische Belastung: Betroffene sind oft gereizt, ängstlich oder niedergeschlagen, wenn sie nicht arbeiten können.
In Teams zeigt sich Arbeitssucht auch dadurch, dass Mitarbeitende Aufgaben ungern delegieren, sich von Kollegen isolieren und Pausen ignorieren. Arbeitgeber sollten auf diese Signale achten und frühzeitig das Gespräch suchen.
Maßnahmen & Herausforderungen bei der Bekämpfung
Arbeitssucht zu bekämpfen, ist ein komplexer Prozess. Allerdings liegt die Herausforderung darin, das Problem frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, ohne die betroffenen Mitarbeitenden zu stigmatisieren. Wie können Arbeitgeber helfen? Hier ein paar Tipps:
Die Arbeitsbelastung zu reduzieren, ist ein entscheidender Schritt, um Arbeitssucht entgegenzuwirken. Jedoch gestaltet sich das in Krankenhäusern und Arztpraxen oft schwierig, insbesondere durch den akuten Pflegepersonalmangel. Mitarbeitende übernehmen häufig zusätzliche Aufgaben, um Engpässe zu überbrücken, was den Druck auf Einzelne erhöht und das Risiko von Arbeitssucht begünstigt. Deshalb kann eine Umverteilung der Aufgaben Abhilfe schaffen. Arbeitgeber sollten klare Prioritäten setzen und weniger dringende Tätigkeiten delegieren, auch an unterstützende Kräfte wie Verwaltungspersonal. Außerdem ist es wichtig, Überlastungen frühzeitig zu erkennen und gezielt Maßnahmen zu ergreifen, wie etwa durch die Förderung von Teamarbeit oder die Einstellung temporärer Unterstützung.
Der Zugang zu Betriebsärzten, Psychologen und Selbsthilfegruppen sollte leicht zugänglich gestaltet werden, um Mitarbeitende bei der Bewältigung von Arbeitssucht zu unterstützen. Gleichzeitig ist es wichtig, Führungskräfte und Teams über die Risiken von Arbeitssucht aufzuklären. Außerdem fördern Schulungen und Workshops das Bewusstsein und helfen, Warnsignale frühzeitig zu erkennen und präventiv zu handeln.
Das Problem ist, dass die meisten Betroffenen ihre Arbeitssucht nicht erkennen oder erst gar nicht als Problem empfinden. Zudem wird übermäßiges Arbeiten oft als selbstverständlich wahrgenommen. Daher ist es wichtig, die Unternehmenskultur zu verändern und gesundes Arbeiten in den Fokus zu rücken. Lesen Sie hierzu außerdem:
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Arbeitssucht vorbeugen
Prävention ist der beste Weg, um Arbeitssucht gar nicht erst entstehen zu lassen. Arbeitgeber können mit gezielten Maßnahmen ein gesundes Arbeitsumfeld schaffen. Hier ein paar präventive Maßnahmen für Unternehmen:
Leitende Angestellte spielen eine zentrale Rolle bei der Prävention von Arbeitssucht. Sie sollten selbst ein gesundes Arbeitsverhalten vorleben, Pausen einhalten und Überlastung frühzeitig erkennen. Mehr zum Thema:
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Fazit
Arbeitssucht ist ein ernstzunehmendes Problem, das insbesondere im Gesundheitswesen oft übersehen wird. Als Arbeitgeber in Krankenhäusern oder Arztpraxen tragen Sie dabei eine besondere Verantwortung. Daher ist es wichtig die Balance zwischen Engagement und Überarbeitung zu fördern. Mit einem offenen Umgang, präventiven Maßnahmen und einer unterstützenden Unternehmenskultur können Sie dazu beitragen, Arbeitssucht zu erkennen und zu verhindern. So schützen Sie aber nicht nur die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden, sondern fördern auch ein produktives und positives Arbeitsklima.