
Humanes Choriongonadotropin (kurz hCG) ist ein Hormon, das während der Schwangerschaft von speziellen Zellen der Plazenta gebildet wird. Die Bildung des Hormons findet insbesondere zu Beginn einer Schwangerschaft statt und dient der Aufrechterhaltung derselben. Mittels laborchemischer Bestimmung des Wertes können Ärzte/-innen eine Schwangerschaft bereits im Frühstadium oder eine fehleingenistete Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter – die sogenannte Eileiterschwangerschaft – nachweisen oder auch den Verlauf einer frühen Fehlgeburt beurteilen. Eine Erhöhung des Wertes kann auch im Zusammenhang mit bestimmten Krebserkrankungen auftreten, weswegen hCG zusätzlich auch als Tumormarker dient.
Inhaltsverzeichnis
Definition und Funktion
hCG ist ein Proteohormon, sprich ein Hormon das die Eigenschaften eines Proteins (Eiweiß) aufweist. Nach stattgehabter Befruchtung einer Eizelle bilden die Synzytiotrophoblasten der Plazenta hCG, wodurch der Abbau des Corpus luteum (des Gelbkörpers) verhindert wird. Insbesondere in der Frühschwangerschaft übernimmt der Gelbkörper die Produktion von Progesteron, wodurch die Eierstöcke das Signal erhalten, keine weiteren Eizellen freizusetzen und die Schwangerschaft hierdurch ungestört fortschreiten kann. Ab dem dritten Schwangerschaftsmonat übernimmt die Plazenta schließlich die Bildung und Ausschüttung von Progesteron.
Des Weiteren unterdrückt das Hormon auch gerade in der Frühschwangerschaft die mütterliche Immunabwehr gegenüber dem sich entwickelnden Embryo.
Effekte von hCG in der Schwangerschaft
Schwangere Frauen leiden häufig gerade zu Beginn einer Schwangerschaft an (Morgen)Übelkeit. Diese ist auf hCG zurückzuführen, welches Störungen der Peristaltik von Magen und Darm verursachen und somit entsprechende Beschwerden auslösen kann. Daneben ist vermehrter Harndrang ein häufiges Symptom einer Frühschwangerschaft. hCG und Progesteron fördern die Durchblutung der (Becken-)Organe – und hierunter auch der Harnblasenmuskulatur –, wodurch Schwangere häufiger das Gefühl haben Wasser lassen zu müssen. Darüber hinaus wird hCG ebenfalls für das Auftreten von Heißhungerattacken und für besondere Ernährungsgewohnheiten, Abneigungen gegenüber gewissen Lebensmitteln oder Geruchsempfindlichkeiten während der Schwangerschaft verantwortlich gemacht.
Nachweis und Normwerte
Der Nachweis von hCG kann mittels Blut- sowie Urinprobe erfolgen. Da der Wert im Blut etwas höher ist als im Urin, wird bei Verdacht auf Bestehen einer Frühschwangerschaft der Bluttest dem Urintest vorgezogen.
Der hCG-Wert einer nicht schwangeren Frau liegt normalerweise bei 4 Units pro Liter Blut (IU/I), wobei die Werte nach Einsetzen der Menopause für gewöhnlich ansteigen und nach Abschluss derselben bei etwa 10 U/l liegen. Männer weisen Werte von maximal drei U/I auf. In der Schwangerschaft ist der Wert von Natur aus erhöht. Er steigt gerade in den ersten Schwangerschaftswochen schnell an, erreicht etwa in der zehnten Schwangerschaftswoche den Höchstwert und fällt danach wieder sukzessive ab.
In der folgenden Tabelle sind die für die jeweilige Schwangerschaftswoche (SSW) üblichen hCG-Werte dargestellt.
Schwangerschaftsphase | hCG-Wert |
3. SSW | 5 bis 50 U/l |
4. SSW | 50 bis 500 U/l |
5. SSW | 100 bis 5.000 U/l |
6. SSW | 500 bis 10.000 U/l |
7. SSW | 1.000 bis 50.000 U/l |
8. SSW | 10.000 bis 100.000 U/l |
9. und 10. SSW | 15.000 bis 200.000 U/l |
11. bis 14. SSW | 10.000 bis 100.000 U/l |
2. Trimester | 8.000 bis 100.000 U/l |
3. Trimester | 5.000 bis 65.000 U/l |
Abweichende hCG-Werte
Zu niedrige oder zu langsam ansteigende hCG-Werte im Rahmen einer Schwangerschaft können Hinweis auf eine Fehlgeburt oder eine Einnistung des Embryos außerhalb der Gebärmutter (Extrauteringravidität) geben. Sehr hohe hCG-Werte hingegen können auf eine Mehrlingsschwangerschaft hinweisen. Leidet das ungeborene Kind an einer Trisomie kann sich dies ebenfalls in einem deutlich erhöhten hCG-Wert äußern, wobei dieser nach der zehnten Schwangerschaftswoche zudem nicht wie eigentlich üblich abfällt.
hCG als Tumormarker
Der hCG-Wert ist bei den folgenden Krebsformen pathologisch erhöht, weswegen das Hormon Einsatz als Tumormarker findet und eine Bestimmung von hCG der Diagnostik und Verlaufskontrolle der entsprechenden Erkrankungen dienen kann.
- Tumore der Keimzellen (Blasenmole, testikuläres und plazentares Chorionkarzinom)
- Eierstockkrebs
- Hodenkrebs
- Bauchspeicheldrüsenkrebs
- Dünndarm- und/oder Dickdarmkrebs
- Brustkrebs
- Lungenkrebs
Therapeutischer Einsatz von hCG
Die Möglichkeiten des therapeutischen Einsatzes von hCG finden vor allem in der Reproduktionsmedizin und Gewichtsregulation Anwendung.
Reproduktionsmedizin
hCG spielt nicht nur eine Rolle bei einer bereits bestehenden Schwangerschaft. Auch in der Reproduktionsmedizin nutzen Mediziner/innen das Hormon bei der Therapie von Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch. In Vorbereitung auf eine anstehende künstliche Befruchtung (in-vitro-Fertilisation) durchlaufen Patientinnen eine Hormonbehandlung. Sie erhalten hierbei parenteral hCG zur Stimulierung der Ovarien, sodass diese mehrere Eizellen produzieren, die im Anschluss entnommen und in-vitro befruchtet werden können. Das Verfahren erhöht die Chancen auf eine spätere Schwangerschaft, da gleichzeitig mehrere Embryonen für einen späteren Transfer zur Verfügung stehen. Im Rahmen eines Transfers wird den Patientinnen immer nur ein Embryo in die Gebärmutter eingesetzt. Alle weiteren Embryonen werden kryokonserviert, sodass bei fehlendem Eintreten einer Schwangerschaft Embryonen für weitere Behandlungszyklen zur Verfügung stehen.
Gewichtsabnahme
Als nicht zugelassenes Therapiemittel wird das Hormon auch im Rahmen der sogenannten hCG-Diät eingesetzt. Hierbei erhalten Personen mit bestehendem Gewichtsabnahmewunsch regelmäßig Hormoninjektionen, wodurch das Absinken des Blutzuckerspiegels und ein damit einhergehendes Hungerfühl verhindert wird. Darüber hinaus beträgt die maximale tägliche Kalorienaufnahme bei dieser Diätform nur 500 bis 800 Kalorien, wodurch die Verbrennung von körpereigenen Fettreserven zusätzlich gefördert werden soll.
Mehr zu Blutuntersuchung
- Canadian Cancer Society, Human chorionic gonadotropin (hCG or b-hCG) (Abrufdatum 27.10.2023)
- IVIRMA, Die hCG-Tabelle: Was der hCG-Wert aussagt (Abrufdatum 27.10.2023)