Mit einem Urintest wird eine Urinprobe analysiert. Durch die Analyse kann man unter anderem Krankheiten erkennen und auch wie fortgeschritten und ausgeprägt diese bereits sind. Um das Urin zu untersuchen gibt es verschiedene Optionen dieses zu testen und auch verschiedene Auswertungsmöglichkeiten, um die Probe zu analysieren. Dieser Artikel bietet Ihnen dazu eine hilfreiche Übersicht.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Urintest?
Ein Urintest wird auch als Urinuntersuchung oder Harnuntersuchung bezeichnet und kann Auskunft über diverse Krankheiten geben, da über das Urin verschiedene Substanzen und auch Giftstoffe ausgeschieden werden sowie der Wasserhaushalt teilweise reguliert wird. Schon allein die Menge, die Farbe und der Geruch des Urins können auf Krankheiten oder körperliche Veränderungen hindeuten. Bei der genaueren Analyse werden dann mikroskopische Bestandteile sowie die chemische Zusammensetzung näher betrachtet. Um dies zu überprüfen gibt es verschiedene Möglichkeiten das Urin zu untersuchen. Diese werden im Verlaufe dieses Artikels genauer beleuchtet.
Urintest – Gründe und Anwendungsgebiete
Um die genaue Zusammensetzung des Urins bestimmen und analysieren zu können, wird ein Urintest durchgeführt. Sofern die Werte des Urins von der Norm abweichen, gibt dies Hinweise auf mögliche Grunderkrankungen. In der Regel wird ein Urintest aus den folgenden Gründen und Vermutungen durchgeführt:
- Nachweis von Blut im Urin
- Vermutung auf einen Harnwegsinfekt
- Verlaufskontrolle eines Harnwegsinfekts
- Kontrolle Protein- und Zuckerwert, Diabetes mellitus
- Nierenerkrankung
- Harnwegserkrankung
- Schwangerschaftstest
- Blasenkrebs
- Metabolisches Syndrom
Ausschlaggebend für einen Urintest sind meistens Symptome, die schon eine Krankheit oder ähnliches vermuten lassen. Treten folgende Symptome auf, ist ein Urintest nach Absprache mit einem Arzt ratsam:
- Durchblutungsstörung
- Amenorrhoe
- Blut im Urin
- Harnverhalt
- Anhidrose
- Nykturie
- Juckreiz
- Trockene Haut
- Kopfschmerzen
- Heißhunger
Urintest – Ablauf
Um das Urin analysieren zu können, muss zunächst eine Urinprobe in einem sterilen Urinbecher gewonnen werden. Hierfür gibt es drei Varianten: den Erststrahlurin, den Mittelstrahlurin und den 24h-Sammelurin. Es wird empfohlen, dass man vor der Probenabgabe den Genitalbereich mit Wasser reinigt, sodass ein unverfälschtes Ergebnis erreicht werden kann.
Erststrahlurin
Der Erststrahlurin ist der Urin der zu Beginn der Miktion, also zu Beginn des Wasserlassens, abgelassen wird. Hier sollen die ersten 10 bis 30 ml in einem Urinbecher gesammelt werden und der restliche Urin kann verworfen werden. Das gesammelte Urin wird dann auf Erreger getestet, da im Erststrahlurin die Erregerdichte am höchsten ist. Man verwendet diesen Test, um folgende Erreger nachzuweisen:
- Chlamydia trachommatis
- Gonokokken, Neisseria gonorrheae
- Mycoplasma genitalium
- Borrelia burgdorferi
- Adenoviren
- Microsporidien
- Zytomegalievirus
- Enteroviren
- Schistosomen-Eiern
- Urogenitaltuberkulose
Allerdings wird der Erststrahlurin in Routineuntersuchungen nicht verwendet, da dieser Mikroorganismen enthält und das Testergebnis verfälschen kann.
Mittelstrahlurin
Bei der Probe bestehend aus dem Mittelstrahlurin, wird der Erststrahlurin abgelassen und dann verworfen, da dieser, wie bereits erwähnt, mit Keimen kontaminiert ist. Das Wasserlassen darf danach nicht unterbrochen werden, da es sonst wieder zu einer Kontamination mit Keimen und Erregern kommen kann. 20 ml des weiterlaufenden Urins werden dann mit einem Urinbecher aufgefangen. Diese Art der Urinprobe wird am häufigsten verwendet, da sie verglichen mit dem Erststrahlurin sauberer ist.
24h-Sammelurin
Man spricht von 24h-Sammelurin, sobald der Urin über mehrere Stunden gesammelt wird. Das Urin wird in der Regel über 24 Stunden in einem einzigen Gefäß gesammelt, jedoch wird die erste Urinprobe am Morgen nicht verwendet. Beim ersten Wasserlassen muss lediglich die Uhrzeit aufgeschrieben werden und von diesem Moment an werden alle Proben in dem Gefäß gesammelt. Das Gefäß enthält einen Zusatz, damit Bakterien während des Sammelzeitraums nicht wachsen. Außerdem muss der Behälter mit dem Urin im Kühlschrank aufbewahrt werden.
Da manche Erkrankungen im Hormonsystem eine vermehrte Ausscheidung von Hormonen im Urin auslösen, kann man diese mittels des 24h-Sammelurin-Tests aufspüren. Hier kann allein schon die Menge des Urins aussagekräftig sein und der Gehalt von Substanzen, die in den 24h ausgeschieden werden.
Was danach beachten?
Nach der Abgabe einer Urinprobe gibt es in der Regel nichts zu beachten, da diese Methode keine Risiken mit sich bringt und der Patient auch nicht durch die Untersuchung beeinträchtigt wird.
Nach dem Urintest bespricht der behandelnde Arzt die Ergebnisse ausführlich mit dem Patienten. Falls es sich um abweichende Urinwerte handelt, werden diese erläutert und das weitere Vorgehen durch eine therapeutische Behandlung wird festgelegt.
Urinprobe – Auswertung
Eine Urinprobe sagt schon einiges aus, bevor es im Labor analysiert wird. Allein die Farbe, der Geruch und die Menge des Urins können schon mögliche Krankheiten andeuten. Ist die Menge sehr gering und hat einen dunklen Farbton, deutet dies auf eine geringe Flüssigkeitszufuhr oder eine Fehlfunktion der Nieren hin. Einen Harnwegsinfekt erkennt man an einem trüben und flockigen Urin und sofern der Urin eine rötliche Farbe hat, kann es sich um Blut im Urin handeln. Um mehr über das Urin und dessen Bestandteile herauszufinden, muss dieses im Labor analysiert werden.
Hierbei gibt es verschiedene Varianten. In den nächsten Abschnitten stellen wir Ihnen die drei gängigsten vor.
Teststreifen
Die schnellste Variante sind die mehrfach unterteilten Teststreifen und ist üblich für die meisten Routineuntersuchungen. Jedoch kann sie auch selbstständig zu Hause durchgeführt werden und in der Apotheke rezeptfrei erworben werden. Allerdings ersetzt der Test zu Hause nicht eine ärztliche Untersuchung!
Die Teststreifen werden in die Urinprobe getaucht. Durch sie bekommt man Hinweise auf Krankheiten, da sie sich je nach Substanzkonzentration im Urin auf den Indikatorfeldern verfärben. Eine spezielle Tabelle hilft, die Werte abzulesen und zu erkennen, ob diese der Norm entsprechen oder nicht. Untersucht werden folgende Werte:
- pH-Wert
- Glukose
- Eiweiß
- Ketone
- Rote und weiße Blutkörperchen
- Nitrit
- hCG, bei Schwangerschaften
- Bilirubin
- Urobilinogen
Die Teststreifen liefern jedoch nicht immer zuverlässige Ergebnisse. Besteht ein Verdacht auf Krankheiten oder ähnlichem hilft eine genauere Untersuchung im Labor.
Mikroskopische Urinuntersuchung
Bei der mikroskopischen Urinuntersuchung entnimmt man durch Zentrifugieren der Urinprobe das sogenannte Urinsediment, ein fester Bestandteil von Urin. Damit kann der Arzt rote und weiße Blutkörperchen, Salze, Kristalle, verschiedene Gewebe, Bakterien und Parasiten unter dem Mikroskop erkennen.
Diese Untersuchung ist oft Teil der Routineuntersuchung. Sie wird auch vor Operationen und bei der Aufnahme eines Patienten in einem Krankenhaus durchgeführt. Meist geht ein Urin-Schnelltest, also mit Teststreifen, der mikroskopischen Untersuchung voraus.
Urinkultur
Bei einer Urinkultur gibt man die Urinprobe auf einen Nährboden in einem Behältnis, welches man danach fest verschließt. Das Behältnis legt man dann für ein bis zwei Tage in einen Brutschrank und sofern im Urin Bakterien oder Pilze enthalten sind, wachsen diese besonders gut auf dem Nährboden zu Kolonien heran. Damit kann man also erkennen, ob und welche Krankheitserreger im Urin vorhanden sind, da die Farbe, Größe und Form der Kulturen Hinweise darauf geben können.
Häufig wird eine Urinkultur durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine Harnwegsinfektion besteht. Sofern es einen Bakterienbefund gibt, wird oft auch gleich geprüft, welches Antibiotikum zur Behandlung eingesetzt werden kann.
Urintest – Kosten
In der Regel werden Urintests von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die Laborkosten eines Urintests variieren von 2,35 € bis zu 33,51 €. Außerdem haben Frauen bis zu dem 25. Lebensjahr einen Anspruch auf einen jährlichen Urintest. Denn Frauen tragen oft unbewusst krankmachende Bakterien, wie Chlamydien, in sich. Mit einem Urintest kann man diese aufspüren und eine, im schlimmsten Fall, Unfruchtbarkeit verhindern.
Möchte man zunächst einen Urintest zu Hause mit Teststreifen machen, bekommt man diese schon unter 10€ rezeptfrei in der Apotheke.
Wird der Urintest nicht aus medizinischen Gründen, sondern beispielsweise in Form eines Urinscreenings bei einer Vermutung von Drogenkonsum durchgeführt, kann dies zwischen 45 € und 180 € kosten. Die Preise variieren nach der zu untersuchenden Substanz.
1. Largiader, F. u.a.: Checkliste Chirurgie, Thieme (Verlag), 9. Auflage, 2007
2. Urintests verstehen, www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 08.05.2020)
3. Urinprobe, www.ladr.de (Abrufdatum: 08.05.2020)