
Hämatokrit ist der Volumenanteil des Blutes, der aus festen Blutzellen besteht und gibt damit Aufschluss über die Fließfähigkeit des Blutes. Der Hämatokrit (hkt) wird immer in Prozent angegeben. Ein Wert von 25 % bedeutet zum Beispiel, dass in 100 Milliliter Blut 25 Milliliter feste Blutbestandteile enthalten sind. Der Hämatokrit Test ist meist Teil eines kleinen Blutbildes.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Hämatokrit?
Hämatokrit gibt an, wie viel Prozent zelluläre Elemente in einem Liter Vollblut enthalten sind. Dieses setzt sich aus festen Bestandteilen (Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten) sowie flüssigen Bestandteilen (Plasma und Serum) zusammen. Durch Zentrifugation werden diese Bestandteilen voneinander getrennt. Den größten Anteil mit 96% machen dabei die roten Blutkörperchen, auch Erythrozyten genannt, aus. Andere feste Bestandteile sind weiße Blutkörperchen (Leukozyten) sowie Blutplättchen (Thrombozyten).
Der Hämatokrit Wert zeigt wie flüssig das Blut ist. Mit steigendem Hämatokrit nimmt der Anteil der Flüssigkeit im Blut ab. Je höher er also ist, desto mehr feste Bestandteile befinden sich im Blut. Es verliert somit an Fließfähigkeit. Man spricht in diesem Fall auch von „zu dickem“ Blut. Der Wert ist deswegen ein wichtiger Indikator für Risiken wie Thrombosen oder Schlaganfälle. Wenn das Blut langsamer und zähflüssiger durch die Blutgefäße fließt, ist die Gefahr größer, dass sich ein Blutgerinnsel bildet. Ein niedriger Hämatokrit gibt im Umkehrschluss an, dass das Blut „dünn“ ist.
Wann bestimmt man den Hämatokrit Wert?
Ein Hämatokrit-Test ist Teil eines kleinen Blutbildes. Die Messung erfolgt typischerweise durch Zentrifugation, wodurch sich am Boden des zentrifugierten Röhrchens die roten Blutkörperchen absetzen, deren Anteil dann gemessen wird.
Eine andere Methode zur Messung wird mithilfe einer automatischen Maschine durchgeführt. Diese Maschinen nehmen in der Regel mehrere weitere Messungen gleichzeitig durch. Der Hämatokrit wird bei diesem Verfahren nicht direkt gemessen, sondern auf der Grundlage der bestimmten Hämoglobinmenge und des durchschnittlichen Volumens der roten Blutkörperchen.
Der gemessene Anteil der roten Blutkörperchen im Blut kann dem Arzt helfen, bestimmte Krankheiten, beziehungsweise deren Risiko, zu erkennen. Der Hämatokrit ist somit sowohl bei Routineuntersuchungen als auch bei diagnostischen Untersuchungen wichtig. Der Test wird auch verwendet, um Blutkrankheiten, wie z. B. Anämie (Blutarmut) oder Polyzythämie vera (zu viele rote Blutkörperchen), zu diagnostizieren.
Hämatokrit – Normalwerte nach Alter und Geschlecht
Der Normalwert für den Hämatokrit hängt vom Geschlecht und dem Alter einer Person ab. Die Normalwerte werden folgendermaßen angegeben:
Alter | Hämatokrit-Bereiche |
Neugeborene Babys | 55 % bis 68 % |
Babys im Alter von einer Woche | 47 % bis 65 % |
Babys im Alter von einem Monat | 37 % bis 49 % |
Babys im Alter von drei Monaten | 30 % bis 36 % |
Kleinkinder ab einem Jahr | 29 % bis 41 % |
Kinder ab zehn Jahren | 36 % bis 40 % |
Erwachsene Männer | 42 % bis 54 % |
Erwachsene Frauen | 38 % bis 46 % |
Die Werte können je nach Quelle und Labor jeweils leicht variieren.
Hämatokrit zu hoch
Ein zu hoher Hämatokrit bedeutet, dass die Anzahl der roten Blutkörperchen im Blut erhöht ist. Das ist häufig bei Menschen, die in großer Höhe leben sowie bei Rauchern zu beobachten. Auch bei Dehydrierung steigt der Wert, normalisiert sich jedoch wieder bei einer entsprechenden Aufnahme von Flüssigkeit.
Weitere, seltenere Ursachen für einen erhöhten Hämatokrit sind:
- Schwere chronische Lungen-, Herz- sowie einige Nierenerkrankungen
- bestimmte Tumore
- die Erkrankung Polycythemia vera, bei der der Körper zu viele rote Blutkörperchen produziert
- „Blutdoping“ bei Sportlern durch das Medikament Erythropoetin (Epogen)
Bestimmte Symptome können darauf hinweisen, dass der Hämatokrit zu hoch ist:
- Müdigkeit
- Kurzatmigkeit
- Gerötete Haut
- Schwitzen
- Schwindel
- Gelenkschmerzen
- Juckreiz
- Kopfschmerzen
Hämatokrit zu niedrig
Gründe für einen niedrigen Hämatokrit sind:
- Akuter Blutverlust (nach Verletzungen, Operationen oder Blutungen)
- Nährstoffmangel (insbesondere Eisen, Vitamin B12 und Folsäure)
- Knochenmarksprobleme (beispielsweise bei Krebserkrankungen wie Leukämie sowie Chemotherapien)
- Überwässerung
Anzeichen für einen niedrigen Hämatokritwert sind:
- Müdigkeit
- Konzentrationsschwäche
- Kurzatmigkeit
- Kopfschmerzen
- Schwere Menstruationszyklen
Hämatokrit – Was tun bei Abweichungen?
Kommt es nach einem Test zu einer abnormen Abweichung des Hämatokrit, muss zunächst die Ursache gefunden werden. Je nachdem ob die Werte erhöht oder zu niedrig ist, wird die Diagnose entsprechend gestellt und die Behandlung daraufhin ausgerichtet.
Ist der Hämatokrit Wert zu hoch, ist es grundsätzlich ratsam, ausreichend zu trinken. Dadurch wird der Flüssigkeitsanteil des Blutes wieder erhöht. Ein sehr niedriger Hämatokrit kann wiederum auf ein zu exzessives Trinken von Wasser hindeuten. In diesem Fall steigt der Hämatokrit mit der Zeit wieder von alleine, sobald sich der Flüssigkeitshaushalt normalisiert. In der Regel liegt jedoch eine Blutarmut vor, die der Arzt je nach Ursache behandelt.
Häufige Fragen
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Die einfachste Möglichkeit, einen zu hohen Hämatokritwert zu senken, ist mit dem Rauchen aufzuhören und die Flüssigkeitszufuhr zu erhöhen. Viel trinken ist besonders wichtig, um die hohe Konzentration an roten Blutkörperchen zu senken. Auch bestimmte Medikamente können dabei helfen, zu hohe Hämatokrit Werte zu senken. Eine weitere Möglichkeit ist die Phlebotomie, auch Aderlass genannt. Dabei werden dem Patienten bis zu 500 ml Blut entnommen mit dem Ziel, um den hohen Hämatokritwert zu senken.
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Ein erhöhter Hämatokrit Wert kann langfristig gefährlich werden: Je höher der Wert ist, desto dicker und zähflüssiger ist das Blut und umso mehr muss das Herz arbeiten, um es durch die Blutgefäße zu pumpen. Zudem fließt es langsamer, wodurch das Thromboserisiko erhöht wird.
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Oftmals ist ein Vitamin- und Mineralienmangel verantwortlich für einen zu niedrigen Hämatokrit. In diesem Fall ist die Zunahme von Eisen, Vitamin B12 und Folsäure sinnvoll. Eine Ernährungsumstellung kann hier ebenfalls hilfreich sein. Bei einem sehr niedrigen Hämatokritwert kann auch eine intravenöse Eisenzufuhr oder eine Bluttransfusion nötig sein. Zudem gibt es bestimmte Medikamente, um die Produktion neuer roter Blutkörperchen zu stimulieren.
Mehr zu Laborwerten
1. Schaenzler, Dr. N., Bieger, Dr. med., Wilfried, P.: Laborwerte: Alles über Normbereiche, Befunde und Co., Gräfe und Unzer Verlag, 4. Auflage, 2016
2. Piper, W.: Innere Medizin, Springer Medizin Verlag, 2007
3. Mader, F. H., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis, Anleitung in Diagnostik und Therapie, 6. Auflage, 2007
4. Hematocrit test, www.mayoclinic.org (Abrufdatum: 21.01.2021)
5. Hematocrit Ranges and Chart: High, Low, and Normal, www.medicinenet.com (Abrufdatum: 21.01.2021)