
Der Berufsalltag eines Arztes kann mitunter sehr stressig sein. Zum einen werden die bürokratischen Hürden im Arbeitsalltag immer größer, der generelle Kostendruck steigt, medizinische Behandlungen müssen lukrativ sein und gleichzeitig schafft man es immer weniger allen Patienten gerecht zu werden. Darüber hinaus birgt die Arbeit in interdisziplinären Teams – wie sie in Krankenhäusern üblicherweise anzutreffen ist – das ständige Risiko von Konflikten und Auseinandersetzungen. Ein weiterer Grund für Ärger und Stress kann der Konkurrenzkampf unter Kollegen sein oder Konflikte zwischen den unterschiedlichen Hierarchieebenen. Tipps für einen besseren Umgang mit den täglichen Ärgernissen im stressigen Klinikalltag fasst der folgende Artikel zusammen.
Die typischen Ärgernisse im Klinikalltag als Arzt
Menschen ärgern sich über die unterschiedlichsten Dinge auf verschiedenste Art und Weise. Während den einen eine bestimmte Verhaltensweise oder Situation zur Weißglut treibt, bleibt der andere völlig entspannt. Die häufigsten Quellen für Ärgernisse im Krankenhaus sind die fehlende Kommunikation zwischen direkten Kollegen oder dem ärztlichen Personal und den Pflegekräften, das Gefühl der fehlenden Wertschätzung, der Konkurrenzkampf um den beruflichen Aufstieg aber auch der wirtschaftliche Druck von Seiten der Krankenhausleitung, den insbesondere Ärzte in Führungspositionen zu spüren bekommen. Ohne geeignete Maßnahmen zum Umgang mit den alltäglichen Ärgernissen potenziert sich die ständige Belastung und äußert sich schließlich in dauerhaftem Stress. Dass sich anhaltender Stress kurz- oder langfristig auf die Gesundheit auswirken kann, liegt auf der Hand.
Methoden zum Umgang mit Ärger
Hilfreiche Tipps und Methoden, um sich im stressigen Klinikalltag weniger zu ärgern, sind im Folgenden zusammengefasst.
Den Auslöser des Ärgers erkennen und benennen
Ein wichtiger Aspekt ist, den Auslöser des Ärgers erst einmal zu erkennen und zu benennen, um in einem weiteren Schritt eine geeignete Bewältigungsstrategie zu erarbeiten. Gegebenenfalls ist es auch hilfreich, die den Ärger auslösende Situation aufzuschreiben. Nach einigen Minuten oder Stunden kann man sich nochmals mit dem Aufgeschriebenen auseinandersetzen. Womöglich ist der Ärger dann bereits verflogen. Falls nicht, kann man in einem weiteren Schritt ins konkrete Handeln gehen.
Umgang mit Ärger: Die richtige Kommunikation kann Wunder wirken
Kommunikation ist das A und O in zwischenmenschlichen Beziehungen. Egal ob es die rein berufliche Kommunikation betrifft – beispielsweise nach der Visite, wenn es um die Anordnung bestimmter ärztlicher Maßnahmen geht –, oder das generelle Äußern von Ansichten, Empfindungen oder Kritik gegenüber einer Person. Mit der richtigen Kommunikation lassen sich mit Ärger behaftete Situationen leichter lösen, daher sollten die folgenden Aspekte beim Kommunizieren berücksichtigt werden:
- Aktiv zuhören und den Gesprächspartner nicht unterbrechen
- Klare Aussagen formulieren
- Empathie zeigen
- Nachfragen stellen
- Auf eine offene Körpersprache achten
- Feedback geben
Erst reflektieren, dann reagieren
Wenn beispielsweise ein Konflikt mit einem Kollegen das tägliche Arbeitsklima belastet und sich der Ärger über diese Situation steigert, ist es wenig hilfreich, eine An- oder Aussprache in einer ohnehin schon aufgeheizten Situation zu machen. In solch einer Situation würde man vermutlich nicht korrekt handeln und möglicherweise überreagieren. Es ist daher ratsam, einen Konflikt erst einmal abkühlen zu lassen, sich die genauen Worte und Inhalte zu überlegen, die man dem Kollegen vermitteln will und „eine Nacht darüber zu schlafen“. Im besten Fall löst sich der Konflikt von selbst auf, falls nicht geht man am nächsten Morgen deutlich entspannter und mit weniger Ärger und Stress ins Gespräch mit dem Kollegen.
Den Blickwinkel verlagern
Bei Ärgernissen, die Aufgrund der Zusammenarbeit mit Kollegen und insbesondere auch mit Patienten beziehungsweise im generellen zwischenmenschlichen Umgang entstehen, lohnt es sich oftmals den Blickwinkel der anderen Person einzunehmen, um die Situation mit anderen Augen zu betrachten. Oftmals lassen sich so unbewusste Denkmuster durchbrechen und eine objektivere Sichtweise erreichen. Wenn sich zum Beispiel ein Patient darüber beschwert, dass er schon den ganzen Tag auf einen Arzt wartet, um ein Gespräch über den weiteren Behandlungsverlauf zu führen, lohnt es sich die Situation von der Seite des Patienten zu betrachten. Dieser fühlt sich aufgrund seiner Erkrankung womöglich verängstigt oder verunsichert und kann dem Arzt daher nur mit Ärger und Ungeduld gegenübertreten.
Umgang mit Ärger: Entspannen statt ärgern
Situationen, die das Gefühl von Ärger auslösen, kann man während des Arbeitstages mit regelmäßigen Pausen und bestimmten Entspannungstechniken „entfliehen“. Geeignete Methoden sind beispielsweise kurze Meditationen, bestimmte Achtsamkeitsübungen oder auch die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen. Diese Übungen wirken beruhigend, lindern Ängste und stärken gleichzeitig sogar das Immunsystem. Bestimmte Sportarten wie zum Beispiel Yoga eignen sich auch besonders um dauerhaft gelassener zu werden – allerdings lassen sich diese eher schlecht am Arbeitsplatz ausüben und müssen daher nach dem Feierabend eingeplant werden. Der Besuch einer Yogastunde nach Feierabend trägt aber nicht nur zu mehr Gelassenheit bei, sondern sorgt auch für Abwechslung und eine klare Abgrenzung vom Arbeitsplatz.