
Krankenhäuser sind nicht nur medizinische Einrichtungen, sondern auch wirtschaftlich agierende Unternehmen. Eine nachhaltige Betriebsführung ist daher essenziell, um eine hochwertige Patientenversorgung sicherzustellen und wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Diese Rentabilitäts- und Liquiditätskennzahlen helfen, den Überblick über Kosten, Erlöse und Zahlungsfähigkeit zu behalten und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Inhaltsverzeichnis
Kosten pro Fall
Die Kosten pro Fall umfassen sämtliche Ausgaben pro Patient, von der Diagnostik bis zur Nachsorge. Diese Zahl spiegelt die Effizienz der Abläufe wider und hilft Kliniken, wirtschaftlich stabil zu bleiben.
Gut ist der Wert, wenn die Kosten im Rahmen bleiben, ohne die Behandlungsqualität zu gefährden. Das deutet auf effiziente Prozesse und eine gute Ressourcennutzung hin. Im Jahr 2022 lagen die durchschnittlichen Kosten pro Behandlungsfall in deutschen Krankenhäusern bei 6.796 Euro.
Problematisch wird es, wenn die Ausgaben unverhältnismäßig hoch sind und die durch DRG-Fallpauschalen erzielten Erlöse nicht ausreichen. Sind die Fallkosten höher als die Pauschale, entstehen finanzielle Defizite.
EBITDA-Marge
Die EBITDA-Marge (“Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, and Amortization”) gibt an, wie viel Prozent des Umsatzes nach Abzug der operativen Kosten als Gewinn verbleiben – vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Tilgung. Die Marge zeigt also, wie effizient ein Krankenhaus arbeitet, ohne dabei durch Finanzierungsstrukturen oder Abschreibungen beeinflusst zu werden. Zur Berechnung der Marge muss der EBITDA-Wert ermittelt werden:
EBITDA-Berechnung Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag + Steueraufwand – Steuererträge = EBT + Zinsaufwand und ähnliche Aufwendungen – Zinserträge und ähnliche Erträge = EBIT + Abschreibungen (Anlagevermögen) – Zuschreibungen (Anlagevermögen) = EBITDA
Mit diesem Wert und der Kenntnis des Umsatzes berechnet man nun die Marge nach dieser Formel:
EBITDA-Marge = (EBITDA/Umsatz) x 100
Eine hohe EBITDA-Marge deutet darauf hin, dass das Krankenhaus wirtschaftlich solide arbeitet und Überschüsse erzielt. Orientierungswerte aus dem Krankenhaus Rating Report zeigen jedoch, dass viele deutsche Krankenhäuser deutlich unter einer wirtschaftlich nachhaltigen Marge liegen. Die durchschnittliche EBITDA-Marge lag im Jahr 2022 bei nur 1,2 Prozent, während für eine solide Finanzierung von Abschreibungen und Kapitalkosten ein Mindestwert von 6,4 Prozent erforderlich wäre.
Kostendeckungsgrad
Der Kostendeckungsgrad zeigt das Verhältnis zwischen den Gesamtkosten einer Klinik und den erzielten Erlösen. Damit beantwortet der Kostendeckungsgrad die Frage, ob die Einrichtung wirtschaftlich arbeitet.
Ein Kostendeckungsgrad von 100 Prozent bedeutet, dass die Klinik ihre Kosten gerade so decken kann. Liegt der Wert über 100 Prozent, erzielt das Krankenhaus Gewinne. Bei einem Wert unter 100 Prozent arbeitet es mit Verlusten. Erstrebenswert ist demnach ein Kostendeckungsgrad von 100 Prozent, idealerweise sogar über den 100 Prozent.
Diese Kennzahl ist entscheidend, um die langfristige Finanzstabilität zu beurteilen. Ein dauerhaft niedriger Kostendeckungsgrad kann auf Probleme wie ineffiziente Abläufe, hohe Material- oder Personalkosten oder unzureichende Erlöse im DRG-System hinweisen. Viele Krankenhäuser verzeichnen unter gestiegenen Betriebskosten, unter anderem durch Inflation, Energiekosten und Fachkräftemangel, wie der Krankenhaus Rating Report 2024 belegt. Dadurch wird die wirtschaftliche Lage vieler Kliniken herausfordernder.
Zinsdeckung
Der Zinsdeckungsgrad zeigt, wie gut ein Unternehmen seine Zinsen aus dem operativen Gewinn (EBIT) zahlen kann. Ist er kleiner als 1, reicht der operative Gewinn nicht aus, um die Zinskosten zu decken – ein kritisches Signal. Ein Wert von 4,5 bedeutet, die Klinik verdient operativ viereinhalb Mal so viel, wie es für Zinsen benötigt. Je höher der Zinsdeckungsgrad, desto besser die finanzielle Stabilität. Werte unter 2 gelten als bedenklich.
Diese Kennzahl bewertet jedoch nur die Zinszahlungen, nicht die Tilgung der Schulden. Daher sollte zusätzlich der Schuldendienstdeckungsgrad betrachtet werden, um die langfristige Zahlungsfähigkeit vollständig zu beurteilen. Der Zinsdeckungsgrad berechnet sich wie folgt:
Zinsdeckung = EBIT/Zinsaufwand
Liquidität
In einer Klinik geben die Liquiditätskennzahlen Auskunft über die Zahlungsfähigkeit. So wird ermittelt, ob anfallende Kosten gedeckt werden können. Differenziert wird bei der Liquidität zwischen statischen und dynamischen Kennzahlen. Statische Liquiditätskennzahlen bilden die finanzielle Situation der Einrichtung zu einem bestimmten Zeitpunkt ab. Dynamische Liquiditätskennzahlen berücksichtigen zukünftige Zahlungsflüsse und somit die zukünftige Zahlungsfähigkeit des Krankenhauses. Darüber hinaus werden drei verschiedene Grade unterschieden:
Liquidität 1. Grades (Barliquidität) = flüssige Mittel/kurzfristige Verbindungen x 100
Diese Kennzahl zeigt, wie eine Klinik kurzfristige Verbindlichkeiten ausschließlich mit flüssigen Mitteln (z. B. Bankguthaben, Kasse) decken kann. Ein Wert von 100 % ist nicht zwingend erforderlich, da Forderungen und Vorräte (z. B. Verbandsmaterialien, Braunülen, Spritzen, Katheter usw.) ebenfalls zur Begleichung genutzt werden können.
Liquidität 2. Grades (einzugsfähige Forderungen) = (flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen) / kurzfristige Verbindlichkeiten x 100
Hier wird zusätzlich zu den flüssigen Mitteln auch auf kurzfristige Forderungen zurückgegriffen, um Verbindlichkeiten zu decken. Ein Wert von 100–120 % ist ideal. Werte unter 100 % deuten auf Absatzprobleme hin.
Liquidität 3. Grades (Gesamtvermögen) = (flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen + Vorräte) / kurzfristige Verbindlichkeiten x 100
Diese Kennzahl berücksichtigt auch Vorräte neben flüssigen Mitteln und Forderungen. Ein Wert von mindestens 120 % gilt als gesund. Höhere Werte können jedoch auf unnötige Kapitalbindung durch hohe Lagerbestände hindeuten.