Auch wenn das Ende der Corona-Pandemie nun schon mehr als ein Jahr zurückliegt, steht das Gesundheitswesen in Deutschland weiterhin vor großen Herausforderungen. Rückblickend hat sich die Wirtschaftslage der deutschen Kliniken im Jahr 2022 unabhängig von den jeweiligen Trägerformen leicht verschlechtert, wobei Krankenhäuser in kirchlicher oder sozialer Trägerschaft besonders hohe Verluste zu verbuchen hatten. Innerhalb des Krankenhaus Rating Reports wird regelmäßig die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhauslandschaft beleuchtet und erläutert, welche Maßnahmen zu einer Optimierung derselben beitragen könnten. Der folgende Artikel fasst die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse des Krankenhaus Rating Reports 2024 zusammen.
Zusammenfassung der aktuellen Situation
Basierend auf dem Krankenhaus Rating Report 2024 befanden sich im Jahr 2021 insgesamt acht Prozent und im Jahr 2022 zehn Prozent der Kliniken im roten Bereich, etwa 20 Prozent aller Häuser befanden sich im gelben und 70 Prozent im grünen Bereich. Für das Jahr 2023 konnte noch keine Auswertung vorgenommen werden, da bei Erstellung des Berichts nicht genügend Jahresabschlüsse der Kliniken vorlagen. Grundsätzlich hat sich die Gewinnhöhe im Jahr 2022 verglichen zum Vorjahr bei allen Trägerformen verschlechtert. Ausschlaggebend für die schlechtere Wirtschaftslage der Kliniken war der Rückgang der Ausgleichszahlungen im Rahmen der COVID-19-Pandemie bei einem nach wie vor geringen Leistungsniveau der Krankenhäuser sowie inflationsbedingt steigenden Kosten.
Weitere im Rahmen des Krankenhaus Rating Reports 2024 bewertete Faktoren sind im Folgenden zusammengefasst.
Wirtschaftliche Ertragslage
Die wirtschaftliche Ertragslage hat sich insbesondere bei den freigemeinnützigen Kliniken stark verschlechtert. Die Jahresabschlüsse von 2007 bis 2022 zeigen, dass Kliniken in freigemeinnütziger und privater Trägerschaft wesentlich besser abschneiden als öffentlich-rechtliche Kliniken, wobei öffentlich-rechtliche Kliniken in ärmeren Kreisen eine Ausnahme bilden.
Investitionsfördermittel
Im Jahr 2022 förderten die Länder die Krankenhäuser mit insgesamt 3,55 Milliarden Euro, was bezogen auf die Gesamterlöse der Kliniken einem Anteil von 3,4 Prozent entspricht. Im Vorjahr war die Fördersumme noch acht Prozent niedriger. Pro Jahr müssten mindestens sieben Prozent aller Erlöse in Investitionen fließen, um die Unternehmenssubstanz zu erhalten und weiterzuentwickeln. Der jährliche Investitionsbedarf der Krankenhäuser (inklusive Uniklinken) liegt derzeit insgesamt bei 6,8 Milliarden Euro und kann nur in Teilen durch diese aus eigener Kraft getragen werden.
Insolvenzen
Von den Insolvenzen zwischen Juni 2022 und März 2024 sind eher kleinere Kliniken betroffen, welche sich größtenteils in freigemeinnütziger Trägerschaft befinden. Es wurden bereits sieben der insgesamt 47 insolventen Standorte geschlossen.
Personal und Anstellungsverhältnisse
Die Anzahl der in Krankenhäusern beschäftigten Personen ist seit 2015 stetig gestiegen, wobei der Anteil der in Teilzeit beschäftigten Mitarbeiter – insbesondere auch der Ärzte – deutlich zugenommen hat (Anstieg von 22 Prozent auf 32 Prozent zwischen 2015 und 2022). Ähnlich sehen die Entwicklungen bei den Vertragsärzten aus. Im Jahr 2009 arbeiteten insgesamt acht Prozent in Teilzeit, inzwischen sind es 46 Prozent.
Prognose
Die Autoren des Krankenhaus Rating Reports 2024 rechnen mit den folgenden Entwicklungen.
- Sinkende Inflation der Sachkosten ab 2024 bei weiterhin hoher Lohninflation aufgrund des nach wie vor bestehenden Fachkräftemangels.
- Langfristig sinkende stationäre Fallzahl aufgrund zunehmender Verlagerung der Versorgung in den ambulanten Bereich.
- Ohne Berücksichtigung der im Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) geplanten Maßnahmen ist mit einer Zunahme der Krankenhäuser im roten Bereich von 14 Prozent (2023) auf 48 Prozent (2030) zu rechnen.
- Bis voraussichtlich 2029 ist damit zu rechnen, dass der Anteil der Krankenhäuser mit einem bestehenden Jahresverlust auf 70 Prozent steigt. Eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Häuser würde langfristig durch die Umsetzung der Maßnahmen im KHVVG, umfangreiche Investitionsmittel aus dem geplanten Transformationsfonds und geplante Strukturoptimierungen erreicht werden, mit dem Ziel, dass voraussichtlich im Jahr 2030 nur noch knapp ein Viertel der Krankenhäuser im roten Bereich liegt.
- Positiven Einfluss hätte zudem die Zusammenlegung von Standorten sowie das Gewähren von Hilfszahlungen, wobei bis 2030 insgesamt 14 Milliarden Euro benötigt werden würden.
Vorschlag
Das Autorenteam des Krankenhaus Rating Reports 2024 schlägt für die Zukunft folgende Vorgehensweise vor.
Zweistufiges Verfahren
In der ersten Stufe wird die Kommunalpolitik im Rahmen der Umsetzung der nötigen Strukturveränderungen durch gesetzliche Strukturvorgaben unterstützt. Nach erfolgreicher Etablierung von nachhaltigen Strukturen erfolgt schließlich der Übergang in Stufe 2, wobei den lokalen Akteuren im Rahmen der Zielerreichung mehr Gestaltungfreiheit ermöglicht wird.
Zusammenschluss von Kliniken
Kleinere Klinken könnten vielerorts zu einem größeren Klinikum zusammengeführt werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass der Standort gut zu erreichen ist.
Bereitstellung von Mitteln aus dem Transformationsfonds
Es sollen insbesondere finanzielle Mittel für die Zentralisierung von Kliniken zur Verfügung gestellt werden.
Steigerung der Effizienz
Im Rahmen der Steigerung der Wirtschaftlichkeit müssen Strukturen effizienter genutzt werden und mit weniger Personal mehr Leistung erbracht werden.
Über den Report
Der Krankenhaus Rating Report 2024 wurde vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) in Kooperation mit der Bank im Bistum Essen (BIB) in diesem Jahr in bereits zwanzigster Ausgabe erstellt und veröffentlicht. Als Datengrundlage dienten dem Krankenhaus Rating Report 2024 Stichproben der Jahresabschlüsse der Jahre 2021 und 2022 von insgesamt 921 Kliniken.