
Angesichts des steigenden Bedarfs an Fachkräften im Gesundheitswesen, der bis 2049 voraussichtlich mindestens 280.000 zusätzliche Pflegekräfte erfordert, steht das Krankenhauspersonal mehr denn je im Mittelpunkt. Prognosen zeigen, dass der Versorgungsgrad durch Vertragsärzte bis 2040 auf lediglich 74 Prozent des aktuellen Standards absinken könnte. Dabei wird von einer verstärkten Zuwanderung von Ärztinnen und Ärzten aus dem Ausland abgesehen. Der zunehmende Mangel an qualifiziertem Personal in deutschen Krankenhäusern macht eine effektive und motivierende Mitarbeiterführung unerlässlich. Diese Herausforderung bietet jedoch auch die Chance, durch gezielte Führungsansätze nicht nur die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung zu erhöhen, sondern auch die Patientenversorgung zu verbessern.
Bei steigender Belastung sinkt die Zufriedenheit
In Krankenhäusern spitzt sich der Personalmangel zu, was die Bindung qualifizierter Mitarbeiter zunehmend erschwert. Die Belastungsfaktoren im Gesundheitssektor, verstärkt durch psychischen Druck, führen zu merklich steigender Unzufriedenheit und dem Wunsch vieler Ärzte und Pflegekräfte, den Beruf aufzugeben. Besonders ärztliches Personal steht unter enormem Leistungsdruck, geprägt durch lange Arbeitszeiten, Überstunden und den ständigen Kampf gegen die Uhr. Auch unzureichende digitale und materielle Ausstattungen, steigende Arbeitsdichten und generative Wertekonflikte tragen zu einer Zunahme der Belastung bei. Jüngste Umfragen zeigen, dass diese Belastungen nicht nur zugenommen haben, sondern auch intensiver wahrgenommen werden. Die dadurch verursachten Stresszustände spiegeln sich in einem klaren Trend wider: eine zunehmende Unzufriedenheit unter den Ärzten und Pflegekräften. Ein alarmierendes Zeichen, das Handlungsbedarf signalisiert, wenn das Gesundheitssystem auch zukünftig leistungsfähig und attraktiv für seine Beschäftigten bleiben soll.
Einfluss der Mitarbeiterführung
Die Art und Weise, wie Teams geführt werden, hat einen enormen Einfluss auf ihre Zufriedenheit und Bindung an das Krankenhaus. Untersuchungen im Krankenhausumfeld haben aufgezeigt, dass eine direkte Verbindung zwischen der Wahrnehmung von Führungsqualitäten und dem Stressniveau der Mitarbeiter existiert. Teams, die sich durch ihre Vorgesetzten gut unterstützt fühlen und einen starken Zusammenhalt haben, zeigen eine bessere Resilienz gegenüber den täglichen Belastungen des Klinikalltags. Besonders in der hektischen Umgebung von Kliniken und Pflegeeinrichtungen, wo der Druck und die emotionale Belastung oft groß ist, erweist sich eine starke, empathische Führung als Anker.
Dennoch gibt es immer noch eine Führungskultur, die eher von Druck und autoritärem Verhalten geprägt ist. Das führt oft zu einem erhöhten Stressniveau, zu Ausfallzeiten und letztendlich zu einer hohen Fluktuation– ein Teufelskreis, der die Qualität der Patientenversorgung gefährdet und den Arbeitsdruck auf das verbleibende Team erhöht.
Mehr Informationen zur Mitarbeiterführung:
- Personalführung: Das sind die schlimmsten Fehler
- Fachwissen, Führungsstärke & Co. – Diese Voraussetzungen braucht ein guter Chefarzt
- Ärztliche Führung: Leitfaden für Oberärzte
- Oberarzt als Vorbild – 5 Kompetenzen einer erfolgreichen Führungskraft
Was Menschen motiviert
Menschen werden von verschiedenen Faktoren motiviert. Während für einige die Anerkennung ihrer Leistungen im Vordergrund steht, suchen andere nach Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung oder nach einem Sinn in ihrer Arbeit. Die Grundlage der Motivation im Arbeitsumfeld, besonders im hochbelasteten Gesundheitssektor, ruht auf der Befriedigung intrinsischer Bedürfnisse. Sei es das Bedürfnis nach Struktur oder sozialer Anerkennung. Ein renommierter Fachstatus zieht zwar junge Talente an, doch um diese langfristig zu halten, bedarf es mehr als nur fachlicher Exzellenz. Die heutige Generation von Assistenzärzten legt großen Wert auf die Anerkennung ihrer Persönlichkeit und individuellen Ziele. Die Erfüllung dieser intrinsischen Bedürfnisse führt zu einer positiven Rückkopplung im Gehirn, die Belohnungsgefühle auslöst und eine tiefe Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit erzeugt. Führungskräfte, die es verstehen, ein solches motivierendes Klima zu schaffen, legen den Grundstein für ein engagiertes und zufriedenes Team.
Motivorientierte Führung
Motivorientierte Führung bedeutet, die individuellen Antriebskräfte der Mitarbeiter zu erkennen und zu nutzen. Dieser Ansatz fördert nicht nur die individuelle Zufriedenheit, sondern auch die Teamleistung. Durch gezielte Förderung und die Bereitstellung von Entwicklungsmöglichkeiten können Führungskräfte das volle Potenzial ihrer Mitarbeiter entfalten. Das LUXX-Modell der Motivation basiert auf der Identifikation und dem Verständnis von 16 Lebensmotiven, die unser Verhalten und unsere Zufriedenheit im Berufs- und Privatleben maßgeblich beeinflussen. Jedes Motiv, wie Neugier, Anerkennung oder Struktur, repräsentiert ein fundamentales Bedürfnis. Die Stärke und Ausprägung dieser Motive variieren von Person zu Person und beeinflussen, wie wir auf Herausforderungen reagieren und was uns antreibt. Im beruflichen Kontext ermöglicht das LUXX-Modell Führungskräften, ihre Teams individuell zu motivieren, indem sie die Arbeitsumgebung und -aufgaben an die spezifischen Motive ihrer Mitarbeiter anpassen. Dadurch werden nicht nur die Mitarbeiterproduktivität und -zufriedenheit gesteigert, sondern auch die Mitarbeiterbindung und Teamleistung verbessert.
Neugier
Die Neugier im medizinischen Kontext reflektiert das tiefe Verlangen, das Unbekannte zu erforschen und Wissen zu mehren. Wenn Führungskräfte auf dieses Motiv achten, können sie speziell für forschungsbegeisterte Ärzte ein Umfeld schaffen, das intellektuelle Herausforderungen und persönliches Wachstum begünstigt. Die Förderung von Neugier und Lernbereitschaft im Team kann Wunder bewirken. Sei es durch regelmäßige Weiterbildungen oder Teamsitzungen. Indem man Mitarbeitern die Möglichkeit gibt, neue Fähigkeiten zu erlernen und sich weiterzuentwickeln, steigert man nicht nur ihre Zufriedenheit, sondern auch ihre Leistungsfähigkeit. Dieser Ansatz hält medizinisches Fachpersonal motiviert und auf dem neuesten Stand der Wissenschaft.
Struktur
Eine klare Struktur und definierte Ziele geben Mitarbeitern Orientierung und Sicherheit. Ordnung und klare Strukturen sind von unschätzbarem Wert. Sie geben Ärzten und Pflegekräften den Rahmen, um effektiv und fokussiert zu arbeiten. Mitarbeiter mit einer hohen Ausprägung für Struktur benötigen klar definierte Prozesse und Abläufe, um ihr Bestes geben zu können. Indem Führungskräfte diese Strukturen bieten und konsequent aufrechterhalten, können sie so Ärzte motivieren und fördern. Dies schafft ein Umfeld, in dem detailorientierte Ärzte sich sicher und wertgeschätzt fühlen. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, die Flexibilität im System zu bewahren. Für Ärzte, die sich in dynamischen, veränderlichen Umgebungen besser entfalten. Führungskräfte, die Struktur in der Arbeitsumgebung schaffen, ermöglichen ihrem Team, mit Konfidenz zu agieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – die Patientenversorgung. Die Schaffung solider Strukturen reduziert Stress und erhöht die Gesamtproduktivität.
Soziale Anerkennung
Das Motiv der sozialen Anerkennung ist ein Schlüsselelement für die Mitarbeitermotivation in Kliniken. Es beruht auf dem Bedürfnis nach Wertschätzung und positivem Feedback, was für die Selbstbewertung und das Selbstbewusstsein vieler Ärzte entscheidend ist. Indem Führungskräfte die Leistungen ihrer Mitarbeiter anerkennen und wertschätzen, stärken sie das Selbstbewusstsein und fördern ein positives Arbeitsklima. Das führt nicht nur zu einer höheren Zufriedenheit, sondern auch zu einer stärkeren Bindung an das Krankenhaus. Fehlt diese Anerkennung jedoch, kann es zu Selbstzweifeln kommen, was wiederum ihre Leistung beeinträchtigt. Kliniken müssen daher soziale Anerkennung als Motivationswerkzeug nutzen, um die Zufriedenheit zu steigern und Ärzte an die Einrichtung zu binden. Dies gilt insbesondere für hochqualifizierte Spezialisten, die oft hohe Ansprüche an die eigene Perfektion stellen und deren Motivation und Treue stark von der Bestätigung ihrer Fähigkeiten abhängt. Indem Klinikleiter individuelles Feedback geben und Erfolge anerkennen, fühlen sich Ärzte wertgeschätzt und bleiben dadurch motiviert.
Fazit
In einer Zeit, in der der Wettbewerb um qualifizierte Ärzte intensiver wird, ist eine motivierende Mitarbeiterführung entscheidender denn je. Führungskräfte in Krankenhäusern, die individuelle Motive wie Neugier, Strukturbedarf und das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung erkennen und fördern, schaffen eine Arbeitsumgebung, in der Ärzte nicht nur verweilen, sondern sich engagieren und entfalten. Indem sie die persönlichen Antriebe ihrer Ärzte unterstützen, fördern Kliniken Innovation und Exzellenz in der Patientenversorgung. Das schafft eine tiefere Bindung an die Einrichtung, was gerade in Anbetracht des Fachkräftemangels und des zunehmenden Drucks im Gesundheitswesen unabdingbar ist. Motivation wird so zur strategischen Ressource, die nicht nur die Zufriedenheit der Ärzte steigert, sondern auch direkt zur Patientenbetreuung und -zufriedenheit beiträgt.
Wenn Ihr Interesse für das Thema Motivorientierte Mitarbeiterführung geweckt wurde, finden Sie in unserem Whitepaper-Bereich eine kompakte Checkliste als PDF zum Download.