
Der Wunsch nach einer guten Work-Life-Balance wird nicht nur bei jüngeren Menschen immer größer. Wenn es um das Thema Lebensqualität geht, sind viele nicht mehr bereit dazu, Kompromisse einzugehen. Keine/r will sich entscheiden müssen zwischen Beruf und Familie, zwischen Arbeitsplatz und Freizeitaktivitäten. Moderne und flexible Arbeitsmodelle spielen in diesem Zusammenhang eine zunehmende Rolle und auch unter Ärzten/-innen scheinen gerade Teilzeitstellen sehr beliebt zu sein. Wer in Teilzeit arbeitet, erhält jedoch normalerweise auch ein geringeres Gehalt. Die Angst vor finanziellen Einbußen ist daher auch ein Grund, warum einige Angestellte auf Teilzeit verzichten.
Dieser Artikel erläutert, welche Maßnahmen man ergreifen kann, um trotz Teilzeitarbeit von einem vollen Gehalt zu profitieren.
Teilzeit bei Ärzten/-innen – ein attraktives Arbeitsmodell
Früher war es undenkbar als Arzt/Ärztin in Teilzeit zu arbeiten, da die gesellschaftliche Auffassung vertreten wurde, dass sich Mediziner/innen intensiv der Gesundheit ihrer Patienten/-innen widmen müssen. Doch die Zeiten ändern sich, denn heute wollen sogar bereits frisch approbierte Ärzte/-innen ihre Ausbildung in Teilzeit beginnen, auch wenn dies mit einer längeren Ausbildungszeit einhergeht. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung befanden sich Stand Dezember 2021 in Deutschland ein Viertel der in Kliniken angestellten Ärzten/-innen in einer Teilzeitbeschäftigung. Überwiegend sind es derzeit jedoch Frauen, die dieses Arbeitsmodell in Anspruch nehmen, um so der Familie und Kindererziehung mehr Zeit widmen können.
Durchschnittliches Gehalt als Arzt/Ärztin in Teilzeit
Das Durchschnittliche Gehalte eines/-r Arztes/Ärztin hängt zu einem gewissen Teil natürlich davon ab, ob sich derjenige/diejenige noch in Ausbildung befindet oder die Facharztausbildung bereits abgeschlossen hat. Daneben spielt es eine Rolle, ob man in einem kommunalen oder universitären Krankenhaus angestellt ist. Im Schnitt können Berufseinsteiger/-innen bei einer Teilzeitstelle von 75 Prozent mit einem Bruttogehalt von jährlich etwa 45.000 Euro bis 47.000 Euro und Fachärzte/-innen mit einem Bruttogehalt von monatlich etwa 63.000 Euro bis 65.000 Euro rechnen.
In Teilzeit arbeiten bei vollem Gehalt – wie geht das?
Wer in Teilzeit arbeiten will aber nicht bereit ist, beim monatlichen Einkommen Abstriche zu machen, sollte die folgenden Maßnahmen in Betracht ziehen.
Die Wahl einer passenden Klinik
In Krankenhäusern tätige Ärzte/-innen werden in Deutschland basierend auf Tarifverträgen bezahlt, die sich jeweils an der Erfahrungsstufe der Angestellten orientieren und Unterschiede in der Höhe des Gehalts aufweisen, je nachdem ob es sich um ein kommunales (öffentliches) Krankenhaus, ein privates Krankenhaus oder um eine Universitätsklinik handelt. In der Regel verdienen ärztliche Mitarbeiter/innen in universitären Kliniken etwas besser. Auch bei einer Anstellung in Teilzeit fällt daher der Verdienst an einer Uniklinik höher aus.
Mehr Gehalt durch Dienste
Ärzte/-innen in Krankenhäusern sind im Rahmen des Tarifvertrags auch zur Ableistung von Bereitschaftsdiensten verpflichtet. Mit den Diensten werden die Randzeiten des Klinikbetriebes abgedeckt, sprich die Nächte, Wochenenden und Feiertage. Für viele ärztliche Mitarbeiter/-innen sind diese Dienste unliebsame Pflicht, jedoch werden diese neben dem ärztlichen Grundgehalt zusätzlich vergütet. Grundsätzlich regeln die Tarifverträge auch die Anzahl der Dienste, die pro Monat übernommen werden dürfen. Wer jedoch gerne in Randzeiten arbeitet, kann mit seinem/r Arbeitgeber/in möglicherweise eine Lösung finden und mehr Dienste übernehmen.
Zusätzliche Nebentätigkeit
Es gibt eine Vielzahl an Nebentätigkeiten, die Ärzte/-innen auf selbstständiger Basis flexibel ausüben und dabei das Teilzeitgehalt aufbessern können. Eine Möglichkeit besteht zum Beispiel in der Tätigkeit als Notarzt/-ärztin. Um in diesem Bereich tätig zu sein, muss man (noch) nicht über eine abgeschlossene Facharztausbildung verfügen. Die Zusatzbezeichnung Notarzt/-ärztin ist an gewisse Voraussetzungen gebunden, kann jedoch während der laufenden Facharztausbildung absolviert werden. Finanziell wird ein 24-Stunden-Einsatz mit 800 Euro bis 900 Euro brutto vergütet. Eine andere Möglichkeit der Nebentätigkeit bietet die Telemedizin. Diese ist zwar überwiegend Fachärzten/-innen vorbehalten, da die Beratung und Diagnosestellung selbstständig erfolgen müssen, sie bietet jedoch die Chance eines flexiblen Zusatzverdienstes mit einem Stundenlohn von bis zu 120 Euro brutto und kann darüber hinaus im Home-Office durchgeführt werden.
Wechsel in eine andere Branche
Als Mediziner/in muss man nicht ausschließlich in einem Krankenhaus tätig sein, denn das Medizinstudium eröffnet eine Vielzahl an weiteren Karrieremöglichkeiten. Wer keine Lust auf Patienten/-innenkontakte hat, sollte über einen Wechsel in die freie Wirtschaft, die Pharmaindustrie oder den öffentlichen (Gesundheits-)Dienst nachdenken. Sowohl Gehalt als auch gewünschtes Arbeitszeitmodell sind in diesen Branchen besser verhandelbar. Im öffentlichen Dienst erfolgt die Vergütung üblicherweise auch nach Tarif. Da die Eingruppierung von Ärzten/-innen in diesem Zusammenhang jedoch nicht anhand der Erfahrungsjahre, sondern anhand des Studien- oder Berufsabschlusses – in diesem Fall der Approbation – erfolgt, fällt gerade für Berufseinsteiger ein (Teilzeit-)Gehalt höher aus. In der freien Wirtschaft sind je nach Erfahrungsstufe und Position sogar Bruttojahresgehälter im sechsstelligen Bereich möglich, sodass auch in Teilzeit mit einem guten Gehalt zu rechnen ist.
Bessere Verdienstmöglichkeiten „dank“ Ärzte/-innen-Mangel
An vielen Kliniken sind aufgrund des Fachkräftemangels viele ärztliche Stellen unbesetzt. Wer in diesem Zusammenhang in einem Vorstellungsgespräch oder bei einem klinikinternen Stellenwechsel überzeugend auftritt und Verhandlungsgeschick beweist, kann gegebenenfalls die Traumstelle in Teilzeit ergattern und hierbei sogar einen höheren Lohn herausschlagen.
Arbeit in einer Praxis oder einem MVZ
Fachärzte/-innen haben jederzeit die Möglichkeit in einer Praxis oder einem medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) zu arbeiten. Auch Assistenzärzte/-innen können sich Weiterbildungszeiten in der ärztlichen Praxis anrechnen lassen. Teilzeitanstellungen lassen sich in einem MVZ vermutlich besser verhandeln als in einer Praxis, da häufig mehrere Ärzte/-innen angestellt sind. Die Entlohnung des ärztlichen Personals ist sowohl in der Praxis als auch im MVZ nicht an Tarife gebunden ist, daher fallen die Gehälter für Fachärzte/-innen im Schnitt 15 Prozent höher aus als in Kliniken. Demnach würde auch das Gehalt bei einer Teilzeitanstellung höher ausfallen.
Fazit
Die Wahl des passenden Arbeitszeitmodells muss letzten Endes jede/r für sich selbst treffen. Dank einer Vielzahl an Möglichkeiten zur Gehaltsaufbesserung ist jedoch auch das Arbeiten in Teilzeit ohne finanzielle Ängste möglich. So bleibt mehr Zeit für eine ausgeglichene Work-Life-Balance bei gleichzeitig gut gefülltem Portemonnaie.
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