
Wie andere Unternehmen auch, müssen Krankenhäuser stets den Überblick über die Produktivität und Performance behalten. So können die Wirtschaftlichkeit wie auch eine zufriedenstellende Patientenversorgung gewährleistet werden. Um das zu erreichen, sind klare und messbare Kennzahlen für Leistung und Produktivitätskennzahlen entscheidend. Diese ermöglichen nicht nur einen Überblick über den aktuellen Zustand des Hauses, sondern bieten auch Ansätze für Optimierungen. Dabei sind die folgenden Kennzahlen besonders wichtig.
Inhaltsverzeichnis
Produktivitätskennzahlen – Bettenauslastung
Die Bettenauslastung ist eine der wichtigen Kennzahlen im Krankenhaus. Sie zeigt an, wie gut die vorhandenen Kapazitäten der Einrichtung genutzt werden. Eine hohe Auslastung kann ein Zeichen für eine gute Auslastung der Ressourcen sein, jedoch auch auf Kapazitätsengpässe hinweisen. Deshalb gibt die Bettenauslastung wichtige Hinweise darauf, ob Kapazitäten angepasst oder Prozesse verbessert werden sollten. Man berechnet sie mit der folgenden Formel:
Bettenauslastung = Anzahl der Belegungstage / (Anzahl der verfügbaren Betten x Kalendertage) x 100
Was ist ein Belegungstag?
Belegungstage definieren die Tage, an denen ein stationär aufgestelltes Bett tatsächlich von einem Patienten oder einer Patientin genutzt wurde. Hierzu zählen der Aufnahmetag und alle weiteren Aufenthaltstage, jedoch nicht der Entlassungs- oder Verlegungstag. Besonderheit: Wenn eine Aufnahme und eine Verlegung oder Entlassung am selben Tag erfolgen, wird dieser Tag ausschließlich als Aufnahmetag gewertet.
Beispielrechnung:
Wenn 300 Betten 300 mal in einem Jahr belegt wurden, kommt man auf 300 x 300 = 90.000 Belegungstage. Ein Krankenhaus mit 300 Betten und 90.000 Belegungstagen im Jahr hat folgende Auslastung:
90.000 / (300 x 365) x 100 = 82.19 %
Wie ist der Wert einzuordnen?
- Optimaler Wert (75 % bis 85 %): Die Betten sind ausreichend ausgelastet, aber es bleibt Spielraum für Notfälle.
- Überlastung (über 90 %): Dies kann Personalstress und Engpässe bei der Patientenaufnahme verursachen.
- Infeffizienz (über 60 %): Ressourcen wie Personal und Räume werden nicht voll genutzt.
Produktivitätskennzahlen – Durchschnittliche Verweildauer (DGV)
Die durchschnittliche Verweildauer gibt an, wie lange Patienten im Krankenhaus bleiben. Die DGV unterscheidet sich je nach Station oder Eingriff. In der Chirurgie sind kürzere Verweildauern üblich, während komplexe internistische Fälle oft mehr Zeit erfordern. Krankenhäuser sollten regelmäßig prüfen, ob die Verweildauer angemessen ist. Die durchschnittliche Verweildauer lässt sich wie folgt berechnen:
Durchschnittliche Verweildauer (DGV) = Summe der Belegungstage aller Patienten/ Anzahl der Fälle
Kürzere Verweildauern (bei gleichbleibender Behandlungsqualität) deuten auf effiziente Prozesse hin. Längere Aufenthalte können auf Komplikationen, Engpässe in der Diagnostik oder ineffiziente Abläufe hinweisen. Die durchschnittliche DGV liegt bei 7,2 Tagen. Die folgende Grafik zeigt die Unterschiede zwischen den einzelnen Fachrichtungen:
Produktivitätskennzahlen – Fälle und Eingriffe
Die Anzahl der Fälle und Eingriffe ist ein wesentlicher Indikator für die Leistungsfähigkeit und den Ruf eines Krankenhauses. Diese Zahlen umfassen alle stationären Behandlungen, Operationen und ambulanten Fälle. Aber warum ist das wichtig?
- Fallzahlen steigen: Das Krankenhaus ist beliebt und wird stark nachgefragt. Dies deutet auf einen guten Ruf und effektives Krankenhausmarketing hin.
- Fallzahlen sinken: Rückgänge können auf negative Faktoren wie schlechte Bewertungen, Konkurrenz oder ineffiziente Abläufe hinweisen.
Was sagen die Zahlen aus? Die Kennzahlen helfen zu erkennen, welche Fachbereiche gut laufen und wo Verbesserungsbedarf besteht. Rückgänge in bestimmten Abteilungen können durch gezielte Maßnahmen, etwa durch Qualitätsinitiativen oder gezieltes Marketing, behoben werden.
Produktivitätskennzahlen – Case-Mix-Index (CMI)
Der Case-Mix-Index (CMI) beschreibt die durchschnittliche Schwere der behandelten Fälle. Je komplexer die Fälle, desto höher der CMI:
- Hoher CMI ( größer als 1): Das Krankenhaus behandelt viele komplexe Fälle. Dies führt zu höheren Vergütungen, erfordert aber auch mehr Ressourcen. Ein hoher CMI in Kombination mit einer kurzen Verweildauer zeigt, dass das Krankenhaus effizient arbeitet und gleichzeitig anspruchsvolle Leistungen erbringt.
- Niedriger CMI ( kleiner als 1): Die Fälle sind überwiegend einfacher und weniger ertragreich. Hier könnte es sinnvoll sein, sich auf lukrativere Leistungen zu spezialisieren.
Diese Kennzahl hat direkte Auswirkungen auf die Einnahmen, da schwierige Fälle höher vergütet werden. Dabei wird dieser wie folgt berechnet:
CMI = Case Mix (Summe der Fallschwererelationen) / Anzahl der Fälle
Jede Fallpauschale trägt ein individuelles Relativgewicht. 10 Fälle mit einem Relativgewicht von 1,5 aus der ermittelten Diagnosis Related Group (DRG) ergeben einen CM von 15.
Beispiel: Wenn der Case Mix aller Fälle 2.500 beträgt und das Krankenhaus 1.000 Fälle behandelt hat, liegt der CMI bei 2,5 ( 2.500 / 1000 = 2,5). Das heißt, dass das Krankenhaus viele komplexe Fälle behandelt. Aktuelle Daten für das Jahr 2023 zeigen einen deutschlandweiten CMI von 0,92. Dieser Wert kann je nach Bundesland und Fachabteilung variieren. Ein CMI von 1,0 entspricht dem Durchschnitt.
Mit Kenntnis und Controlling dieser Zahlen ist eine hervorragende Basis für die Wirtschaftlichkeit der Klinik und zufriedene Patienten in Ihrem Krankenhaus gelegt!













