Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen betrifft Krankenhäuser nicht nur hinsichtlich interner Prozesse, sondern erfordert auch eine nachhaltige Beschaffung, verantwortungsvolle Lieferketten und ressourcenbewusste Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten, den sogenannten Zuweisern. Krankenhäuser sollten Nachhaltigkeit in der Liefer- und Zuweiserkette nicht nur als gesetzliche Verpflichtung betrachten, sondern auch als ethische Verantwortung. Durch die Umsetzung nachhaltiger Beschaffungsstrategien, Transparenzmaßnahmen und Einsatz umweltfreundlicher Technologien könnten Krankenhäuser einen erheblichen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt und Gesellschaft leisten – und gleichzeitig kosteneffizienter wirtschaften.
Inhaltsverzeichnis
Nachhaltige Beschaffung: Verantwortung und Chancen
Krankenhäuser könnten durch nachhaltige Beschaffungsstrategien einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Sie sollten dafür ihre Arbeitsabläufe, die Beschaffung sowie die Verwendung von Materialien und Gebrauchsgütern nachhaltig gestalten.
Dies gilt insbesondere für Bauvorhaben und andere Aufträge, die rohstoffschonend, energie- und wassersparend sowie schadstoff- und abfallarm produziert werden. Dabei gilt es, Produkte zu bevorzugen, die durch Wiederverwendung oder Recycling von Abfällen, insbesondere durch den Einsatz von Rezyklaten oder nachwachsenden Rohstoffen, hergestellt wurden.
Solche Produkte zeichnen sich durch Langlebigkeit, Reparaturfreundlichkeit, Wiederverwendbarkeit und Recyclingfähigkeit aus und tragen dazu bei, schadstoffarme Abfälle zu generieren. Beispielsweise könnten Krankenhäuser Einweg-OP-Kittel durch Alternativen aus Baumwolle ersetzen. Operationshauben ließen sich wiederverwendbar herstellen, und Einweginstrumente wie Scheren, Skalpelle oder Pinzetten sollten durch sterilisierbare Alternativen ersetzt werden, sofern es aus hygienischen Gründen möglich ist.
Die gesetzliche Grundlage bildet das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG), das Krankenhäuser verpflichtet, Abfälle wie Bioabfälle, Kunststoff-, Metall-, Papier- und Textilabfälle sowie gefährliche Abfälle getrennt zu sammeln. Krankenhäuser sollten sicherstellen, dass Abfälle, die zur Wiederverwendung oder zum Recycling gesammelt wurden, nicht verbrannt werden.
Lieferkettentransparenz: Einblick und Kontrolle
Um die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards bei den beschafften Produkten und Dienstleistungen zu gewährleisten, könnten Klinikleiter die Transparenz in den Lieferketten sicherstellen. Seit dem 1. Januar 2024 gilt das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) für Unternehmen mit mindestens 1.000 Angestellten, was viele Krankenhäuser betrifft. Sie sollten ein Risikomanagement einrichten, regelmäßige Risikoanalysen durchführen und ein Beschwerdeverfahren implementieren. Bei Nichteinhaltung drohen Bußgelder von bis zu zwei Prozent des Jahresumsatzes. Ziel ist es, den Schutz vor Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Diskriminierung und Umweltverstößen zu fördern und faire Arbeitsbedingungen sowie Gewerkschaftsrechte zu gewährleisten.
Verpackungsgesetz und Mehrwegpflicht
Auch Krankenhaus-Cafeterien und -Bistros müssen seit Januar 2023 im Rahmen des geänderten Verpackungsgesetzes Mehrwegverpackungen für Take-Away-Essen und -Getränke anbieten. Dabei sollten sie auf etablierte Mehrwegsysteme wie Relevo setzen, das Glas- und Kunststoffgeschirr bereitstellt.
Diese Systeme würden nicht nur zur Abfallvermeidung beitragen, sondern auch zum Klimaschutz, da sie die Nutzung von Einwegprodukten reduzieren. Patienten und Mitarbeiter könnten das Mehrweggeschirr ausleihen und nach Gebrauch einfach zurückgeben, was die Akzeptanz fördert. Krankenhäuser könnten solche Maßnahmen in umfassende Nachhaltigkeitsstrategien integrieren und die Nutzung durch Anreize wie eine Umweltpauschale auf Einweggeschirr fördern.
Nachhaltige Beschaffung: Energieeffizienz und Ressourcenmanagement
Die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern, um den Energieverbrauch zu reduzieren und Ressourcen effizient zu nutzen, ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit im Krankenhaus. Krankenhäuser können energieeffiziente Technologien einsetzen und ihre Lieferanten ermutigen, ebenfalls nachhaltige Praktiken zu implementieren.
Auch hier gibt es Vorgaben vom Gesetzgeber. Beispielsweise im Rahmen der Energieeinsparverordnung (EnEV) oder dem Energieeinsparungsgesetz (EnEG) werden Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden festgelegt (Gebäudedämmung, Wartung von Heizungs- und Klimaanlage, Energieausweise usw.). Auch zahlreiche weitere gesetzliche Grundlagen geben Handlungsspielräume für Krankenhäuser vor, die darauf abzielen Emissionen zu senken und insgesamt nachhaltiger und umweltfreundlicher zu wirtschaften.
Auswahl von energieeffizienten Technologien
Energieeffizienz kann von Krankenhausbetreibern in verschiedenen Bereichen angewendet und umgesetzt werden.
- Energieeffiziente Geräte und Beleuchtung: Krankenhäuser sollten bei der Anschaffung neuer Geräte und Beleuchtungssysteme auf energieeffiziente Modelle setzen. Dies umfasst LED-Beleuchtung anstelle von Glühbirnen, energieeffiziente HVAC-Systeme (Heizung, Lüftung und Klimaanlage) und moderne Medizingeräte, die weniger Strom verbrauchen.
- Zertifizierungen und Standards: Auswahl von Geräten und Systemen, die entsprechende Energieeffizienz-Zertifikate wie das Energy Star-Label tragen. Solche Produkte erfüllen hohe Standards hinsichtlich Energieverbrauch und Betriebskosten.
- Wartung und Instandhaltung: Regelmäßige Wartung und Instandhaltung der bestehenden Geräte kann ihre Energieeffizienz maximieren und ihre Lebensdauer insgesamt erhöhen. Beispielsweise sollten Filter in HVAC-Systemen regelmäßig gereinigt und defekte Geräte umgehend repariert werden, um den Energieverbrauch zu optimieren.
Wassermanagement
Auch ein nachhaltiges Wassermanagement muss Teil der Nachhaltigkeitsstrategie eines Krankenhauses sein.
- Effiziente Wassernutzung: Krankenhäuser können mit Lieferanten zusammenarbeiten, um wassersparende Technologien in ihren Einrichtungen einzuführen. Dazu gehören wassersparende Armaturen und Toiletten sowie die Nutzung von Wasseraufbereitungssystemen, um den Wasserverbrauch zu reduzieren.
- Wiederverwertung und -aufbereitung: Die Implementierung von Systemen zur Sammlung und Wiederverwendung von Grauwasser (z. B. aus Waschbecken und Duschen) für weniger kritische Anwendungen wie die Bewässerung von Grünflächen oder die Toilettenspülung, kann den Wasserverbrauch erheblich senken.
- Lieferantenpartnerschaften: Zusammenarbeit mit Lieferanten, die innovative wassersparende Technologien und Lösungen anbieten. Zum Beispiel kann die Auswahl von Reinigungsmitteln, die bei geringeren Wasserverbräuchen effektiv sind, zur Reduzierung des Wasserbedarfs beitragen.
Durch die Kombination dieser Maßnahmen können Krankenhäuser nicht nur ihre Betriebskosten senken, sondern auch ihre Umweltbilanz verbessern. Die enge Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern und Lieferanten ist dabei von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten auf gemeinsame Ziele hin arbeiten und nachhaltige Lösungen implementieren.
Nachhaltige Beschaffung: Nachhaltigkeit bei den Zuweisern
Krankenhäuser sind wirtschaftlich darauf angewiesen, dass niedergelassene Ärzte ihre Patienten mit bestimmten Erkrankungen zuweisen. In der Praxis wird dabei häufig der wirtschaftliche Aspekt stärker berücksichtigt als die Nachhaltigkeit der Zuweiserpraxen.
Zwar haben Krankenhäuser, außer in medizinischen Notfällen, unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, Behandlungen abzulehnen. Jedoch wird mangelnde Nachhaltigkeit auf Seiten der Zuweiser in der Regel nicht als Ablehnungsgrund betrachtet.
Dennoch können Krankenhäuser auch die Nachhaltigkeit der Zuweiser in ihrem Einzugsgebiet positiv beeinflussen. Beispielsweise könnten gemeinsame digitale Plattformen entwickelt und ausgebaut werden, um den Papierverbrauch zu minimieren und die Nutzung digitaler Patientendaten zu maximieren. Auch die gemeinsame Beschaffung energieeffizienter Medizintechnik kann die Umweltbelastung reduzieren. Telemedizinische Angebote und Videokonsultationen können unnötige Hospitalisierungen vermeiden. Die Einrichtung gemeinsam nutzbarer zentraler Aufbereitungseinrichtungen (Sterilisation) oder Labore, können ebenfalls einen Zugewinn auf beiden Seiten darstellen und gleichzeitig die Nutzung von Einwegartikeln reduzieren. Zudem könnten regelmäßige Schulungen zum Thema Klimaschutz und Informationsaustausche über nachhaltige Praktiken zwischen Krankenhäusern und Arztpraxen die Umsetzung umweltfreundlicher Maßnahmen fördern.