Die Schilddrüsensonographie, auch Schilddrüsenultraschall genannt, ist ein diagnostisches und nicht-invasives Verfahren der Radiologie. Die Methode ist aktuell entscheidend für die Abklärung auffälliger Befunde der Schilddrüse sowie für Kontrolluntersuchungen dieser. Im Angesicht der Tatsache, dass die Schilddrüse ein oberflächliches Organ ist, kommt der Ultraschall ideal zum Einsatz bei der Darstellung und Beurteilung von Befunden der Schilddrüse.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Schilddrüsensonographie?
Die Schilddrüse ist ein Organ, welches am Hals liegt und Hormone bildet. Die von der Schilddrüse produzierten Hormone regulieren den Grundumsatz und sind des Weiteren für zahlreiche Körperfunktionen wichtig. Die lebenswichtigen Hormone wirken in fast allen Körperzellen und sind verantwortlich für die Anregung des Energiestoffwechsels.
Ihre allgemeine Wirkung besteht beispielsweise bei einer Gefäßerweiterung, einem Anstieg der Körpertemperatur oder in einer Erhöhung des Blutdrucks oder des Pulses. Ferner sind sie für Differenzierung und Wachstum erforderlich.
Die Schilddrüsensonographie ist ein schmerzloses, nahezu komplikationsfreies und risikoarmes Verfahren. Im Zuge dessen kann der behandelnde Arzt die Größe und Lage der Schilddrüse, die Organstruktur (zum Beispiel Knoten) sowie die umliegenden Strukturen wie Blutgefäße und Lymphknoten bestimmen. Gleichermaßen kann man den groben inneren Aufbau mit Ultraschall nachvollziehen.
Beim Ultraschall handelt es sich um ein Verfahren, bei welchem bestimmte Schallwellen zur Bildgenerierung verwendet werden. Wie der Name bereits verrät, ist Ultraschall Schall, welcher für das menschliche Ohr nicht hörbar ist. Schallwellen sind Materiewellen, wobei Moleküle oder Atome einer Materie in die Richtung schwingen, in welcher sich der Schall ausbreitet.
Die Ultraschalluntersuchung basiert darauf, dass in einem Gerät Ultraschall erzeugt wird. Dazu werden elektrische Kristalle mittels einer elektrischen Wechselspannung zum Schwingen gebracht. Diese schwingen dann im Rhythmus dieser Spannung. Diese Schwingung generiert darauffolgend Ultraschall mit einer Frequenz zwischen 2 und 30 Megahertz. Dieser Ultraschall kann mittels eines Schallkopfs auf das Gewebe, welches einer Untersuchung bedarf, übertragen werden.
Der in den Körper transportierte Ultraschall wird von unterschiedlichen Geweben verschieden zurückgeworfen. Denn Organe, Knochen und Flüssigkeiten lassen die Schallwellenimpulse unterschiedlich stark durch. Während Knochen beispielsweise Schallwellen stark reflektieren und im Zuge dessen stark zurückwerfen, lassen Flüssigkeiten die Schallwellen komplett passieren.
Diese reflektierten Ultraschallwellen werden im Anschluss durch einen kleinen Computer in ein Bild transformiert. Dieses kann der Arzt dann “in Echtzeit” begutachten und verändern, je nachdem, wohin und in welchem Winkel er die Sonde auf dem zu betrachtenden Körperteil bewegt.
Schilddrüsensonographie: Gründe und Anwendungsgebiete
Ein Ultraschall der Schilddrüse kann als Verfahren bei fast allen krankhaften Veränderungen des Organs zum Tragen kommen. Auf der einen Seite trägt die Schilddrüsensonographie zur Diagnostik verschiedener Erkrankungen bei. Auf der anderen Seite kann gleichermaßen eine Verlaufskontrolle bei bereits bestehenden Krankheiten erfolgen. Da Ultraschall ungefährlich für PatientInnen ist, kann eine Sonographie problemlos wiederholt zum Einsatz kommen.
Bei diesen Gründen und Indikationen ist ein Ultraschall der Schilddrüse erforderlich:
- Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
- Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
- Thyreoiditis (Schilddrüsenentzündung)
- Schilddrüsenvergrößerung (Struma/Kropf); Unterscheidung zwischen Struma diffusa (nur Vergrößerung) und Struma nodosa (Schilddrüsenknoten)
- Hashimoto Thyreoiditis: Autoimmunerkrankung, häufigste Form der Entzündung der Schilddrüse
- Thyreoiditis Riedel: seltene, in die Umgebung einwachsende und vernarbende Schilddrüsenentzündung
- Immunhyperthyreose Basedow (Autoimmunerkrankung)
- Malignes Lymphom (Lymphdrüsenkrebs)
- regressiv bindegewebig veränderte Schilddrüse
- Beschwerden, welche auf eine Schilddrüsenerkrankung hinweisen können (bspw. Fremdkörpergefühl im Rachen bzw. Hals, Erhöhung/Verlangsamung der Herzfrequenz, Wärme- oder Kältegefühle, Gewichtsabnahme/-zunahme)
- Tumornachsorge: mögliche Metastasen oder Wiederauftreten von Tumoren lässt sich gut mittels der Sonographie nachweisen
Um einen Befund zu sichern, welcher eine Funktionsveränderung der Schilddrüse ermittelt, sollte im Anschluss an den Schilddrüsenultraschall allerdings eine Schilddrüsenszintigraphie stattfinden.
Im Normalfall ist nach einer sonographischen Erstdiagnostik spezifisch bei Knotenerkrankungen der Schilddrüse eine nuklearmedizinische Untersuchung unausweichlich. Damit kann man die Leistungsfähigkeit und Funktion der Schilddrüse sowie die Knoten beurteilen. Durch die Szintigraphie können Mediziner hormonaktive (warme oder heiße) oder hormoninaktive (kalte) Knoten differenzieren. Diese Untersuchung hingegen sollte bei einem dafür spezialisierten Röntgenarzt erfolgen.
Schilddrüsensonographie: Vorbereitung
Bevor der Schilddrüsenultraschall durchgeführt wird, sollte der/die Patient/in Vorbefunde und Voraufnahmen wie Laborwerte oder die Szintigraphie der Schilddrüse dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin bereitstellen. Dies verschont häufig vor unnötigen Untersuchungen und könnte des Weiteren für die Beurteilung fundamental sein. Außerdem müssen PatientInnen nicht nüchtern erscheinen und können Medikamente wie gewohnt einnehmen.
Zuvor sollte der Patient den Hals von sämtlichen Kleidungsstücken und Schmuck freimachen. Denn die Haut muss des betroffenes Körperabschnitts muss frei sein. Die sonographische Untersuchung findet im Liegen statt. Denn in dieser Position ist es einfacher, den Hals in Richtung der Schulterblätter zu bewegen. Zur Unterstützung sollte der oder die Untersuchende ein Kissen in den Nacken des Patienten legen.
Anschließend gibt der Arzt oder die Ärztin Ultraschallgel auf die Haut sowie auf den Schallkopf des Geräts. Das Gel ist dafür zuständig, die Schallleitung zu optimieren. Darüber hinaus sollte keine Luft zwischen Haut und Schallkopf kommen. Dies würde die Bildgenerierung negativ beeinflussen.
Schilddrüsensonographie: Ablauf
Zuerst ist es relevant, das Volumen der Schilddrüse zu berechnen, um eine konkrete Aussage über eine eventuelle Vergrößerung der Schilddrüse treffen zu können. Hierbei kommt eine Formel als orientierende Volumenberechnung zum Einsatz: Länge x Breite x Tiefe x 0,5 – für jeden Schilddrüsenlappen. Man muss jedoch beachten, dass bei dieser Formal oftmals eine Überschätzung des Volumens der Schilddrüse erfolgen kann. Das Schilddrüsenvolumen liegt bei Frauen bei bis zu 18 ml, bei Männern bei bis zu 25 ml.
Im weiteren Verlauf sollte der untersuchende Arzt zur Generierung aussagekräftiger Resultate die Bildererstellung in zwei Ebenen durchführen. Dabei ist es wichtig, ebenfalls die anatomischen Bezugspunkte notieren. Der entworfene Befund sollte überdies detaillierte Daten über das Schilddrüsenvolumen sowohl auf rechter, als auch auf linker Seite enthalten.
Hierneben betrachtet der Mediziner die Lage und Form der Schilddrüse sowie das Schilddrüsengewebe. In diesem Zusammenhang lässt sich möglicherweise ein Rückschluss auf einen vorliegenden pathologischen Prozess ziehen. Von hoher Bedeutung ist zudem, dass der Arzt neben der Schilddrüse ebenso die zervikalen Nachbarorgane wie die Organe im Halsbereich begutachten.
Nachdem mit dem Ultraschallkopf das ganze Organ sowie die umliegenden Strukturen wie Blutgefäße und Lymphknoten untersucht wurden, ist das Verfahren abgeschlossen. Die Dauer der gesamten Sonographie beläuft sich auf etwa 20 Minuten. Häufig führt der sonographische Befund dazu, dass noch eine ergänzende Schilddrüsenszintigraphie notwendig ist. Diese kann der Patient darauffolgend durchführen lassen.
Schilddrüsensonographie: Befund
Anschließend ist eine Aufnahme der Schilddrüsensonographie zu sehen, welches ein Anaplastisches Schilddrüsen-Karzinom aufzeigt. Hierbei handelt es sich um eine besonders aggressive Form von Schilddrüsenkrebs, welches sich durch unkontrolliertes Wachstum von Zellen in der Schilddrüse kennzeichnet. Das Karzinom ist an den markierten Stellen ersichtlich.
Im Gegenzug dazu ist eine transversale Ultraschallaufnahme einer gesunden Schilddrüse dargelegt. Bei der transversalen Anlotung des Schallkopfs werden die Schallwellen transversal ausgesendet, sodass der Computer eine Querschnitt durch den Körper erstellt.
Zu erkennen ist der linke und rechte Schilddrüsenlappen, verbunden durch den Isthmus. In der medianen Querschnittsaufnahme kann die Symmetrie der Schilddrüsenlappen evaluiert werden.
Schilddrüsensonographie: Kosten
Liegt eine medizinische Indikation vor, weswegen eine Schilddrüsensonographie notwendig ist, zahlen die Krankenkassen die Leistung. In diesem Zusammenhang müssen Beschwerden auftreten oder ein begründeter Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung vorliegen. Genauso vergütet die Krankenkasse das Verfahren, wenn es eine familiäre Vorgeschichte bei der Schilddrüse gibt. Ansonsten muss man die Methode als Selbstzahlerleistung durchführen oder als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL).
Nach dem normalen Gebührensatz der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) betragen die Kosten für eine Schilddrüsensonographie 45,28 €. Privatkassen sind jedoch großzügiger. Es besteht dabei eine Grauzone, in welcher der Patient im Rahmen einer Vorsage gleichermaßen um eine Untersuchung von Bauch oder Schilddrüse bitten kann. In der Regel bekommt man dies zurückerstattet.
1. Günter Schmidt: Checkliste Sonographie, Thieme (Verlag), 2004
2. Stefan Delorme, Jürgen Debus: Sonographie, Thieme (Verlag), 2. Auflage, 2005
3. Schilddrüsensonographie, www.ukm.de (Abrufdatum: 16.04.2020)
1. Pixabay
2. Mme Mim, Anaplastic thyroid cancer 0001, CC BY-SA 4.0 (Wikkimedia Commons)
3. Nevit Dilmen, Thyroid ultrasound 110303101940 1022330, CC BY-SA 3.0 (Wikkimedia Commons)