Mansplaining – ein Begriff, der im Arbeitsumfeld an Bedeutung gewinnt. Wenn Männer ungefragt und herablassend Frauen etwas erklären, was diese bereits wissen oder besser verstehen, spricht man von Mansplaining. Dies kann im Bewerbungsgespräch besonders unangenehm und abschreckend wirken. Als Recruiter oder Personaler ist es wichtig, diesen Kommunikationsstil zu erkennen und zu vermeiden. Dieser Artikel zeigt, wie man Mansplaining erkennt, was es bedeutet und wie man eine respektvolle Gesprächsatmosphäre schafft.
Mansplaining erklärt
Mansplaining beschreibt eine Form der Kommunikation, bei der Männer Frauen unaufgefordert und von oben herab erklären, wie etwas funktioniert. Häufig in Bereichen, in denen die Frauen genauso kompetent oder sogar erfahrener sind. Der Begriff setzt sich aus „man“ (Mann) und „explaining“ (erklären) zusammen und wurde 2008 durch die amerikanische Autorin Rebecca Solnit populär gemacht, die das Phänomen in ihrem Essay „Men Explain Things to Me“ schilderte. Mansplaining ist nicht immer böse gemeint. Dennoch hält es stereotype Geschlechterrollen aufrecht und kann das Arbeitsklima belasten, wenn es unreflektiert bleibt.
Mansplaining erkennen
Mansplaining tritt oft in Form ungebetener Ratschläge oder überflüssiger Erklärungen auf, bei denen Männer automatisch annehmen, dass Frauen weniger Fachwissen haben. Beispiele sind, wenn ein Mann einer Kfz-Mechanikerin erklärt, wie man ein Auto repariert, oder wenn ein männlicher Kollege einer erfahrenen Marketingspezialistin Grundkonzepte erklärt, ohne ihren Wissenstand zu erfragen. Im Bewerbungsgespräch zeigt sich Mansplaining, wenn männliche Recruiter Kandidatinnen unterbrechen oder ihnen ihre Expertise in ihrem eigenen Fachgebiet „erklären“. Besonders deutlich wird es, wenn Bewerberinnen in den Bereichen IT, Technik oder Management arbeiten und der Recruiter ihnen ohne entsprechenden Hintergrund Ratschläge gibt oder Verbesserungsvorschläge macht. Das wirkt nicht nur herablassend, sondern sendet das Signal, dass ihre Qualifikationen und ihr Wissen infrage gestellt werden.
Mansplaining im Recruiting
Im Recruiting wirkt Mansplaining oft subtil, hat jedoch negative Folgen: Die Bewerberin fühlt sich in ihren Kompetenzen nicht anerkannt, und das Vertrauen in die Gleichberechtigung des Unternehmens sinkt. Ein Beispiel wäre, wenn ein Recruiter einer Bewerberin ohne Rückfrage über einen Bereich ihrer Fachkompetenz belehrend spricht. Besonders problematisch ist es, wenn Männer automatisch davon ausgehen, dass Frauen in bestimmten Bereichen weniger Wissen haben, wie beispielsweise in IT, Technik oder Management. Gerade im Bewerbungsgespräch ist Mansplaining nicht nur unangebracht, sondern regelrecht unprofessionell: Es sendet das Signal, dass weibliche Kompetenz weniger zählt – eine Botschaft, die hochqualifizierte Kandidatinnen leicht abschreckt. Am Ende leidet nicht nur das Selbstwertgefühl der Bewerberin, sondern auch das Image des Unternehmens als attraktiver Arbeitgeber. Solche Vorurteile können langfristig dazu führen, dass das Unternehmen weniger Zugang zu den besten Talenten hat und als Arbeitgeber an Strahlkraft verliert. Wie Sie Ihr Recruiting und Ihre Arbeitgebermarke verbessern, lesen Sie hier:
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Als Recruiter Mansplaining erkennen
Als Recruiter ist es wichtig, das eigene Verhalten zu reflektieren und frühzeitig zu erkennen, wann Erklärungen oder Kommentare überflüssig sind. Ein erstes Warnzeichen ist, wenn man merkt, dass man selbst mehr spricht als zuzuhören oder die Bewerberinnen unaufgefordert unterbricht. Mansplaining zeigt sich oft in kleinen, subtilen Formulierungen wie „Das ist eigentlich ganz einfach…“ oder „Lass mich dir das erklären…“. Wenn man den Eindruck hat, einer Bewerberin ungefragt Wissen beizubringen, das sie aufgrund ihrer Qualifikation und Erfahrung bereits haben dürfte, lohnt es sich, einen Schritt zurückzutreten und nachzudenken. Wertvolle Tipps zur Optimierung des Bewerbungsgesprächs sowie des gesamten Bewerbungsprozesses finden Sie hier:
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Als Recruiter Mansplaining vermeiden
Um im Recruiting bewusst eine respektvolle und gleichberechtigte Kommunikation zu fördern, helfen folgende Tipps:
- Einfach mal Nachfragen, statt sofort erklären: Statt direkt anzunehmen, dass die Bewerberin weniger über ein Thema weiß, sollte man lieber gezielte Fragen stellen. So erfährt man ihren Wissensstand und vermeidet ungewollte Belehrungen.
- Achtsam formulieren: Vermeide herablassende Formulierungen wie „Das ist doch ganz einfach“ oder „Du musst es nur so machen“. Solche Phrasen können unbewusst signalisieren, dass man Zweifel an der Kompetenz des Gegenübers hast.
- Dialog statt Monolog: Achte darauf, dass die Gespräche im Gleichgewicht bleiben und man dem Gegenüber die Möglichkeit gibt, ihre Ansichten und Kenntnisse zu teilen, ohne dass man den gesamten Gesprächsfluss dominiert.
- Feedback einholen: Frage bei Unsicherheiten nach Feedback. Es kann helfen, blinde Flecken im eigenen Verhalten zu erkennen und gezielt an deiner eigenen Kommunikation zu arbeiten.
Fazit
Mansplaining im Recruiting? Braucht niemand. Indem man statt Erklärungen echte Gespräche führt, zeigt man Kandidatinnen, dass das eigene Unternehmen auf Augenhöhe agiert. Das Ergebnis: Eine wertschätzende, moderne Kommunikation, die nicht nur professionell, sondern auch einladend wirkt. Durch das Vermeiden von Mansplaining fördert man also eine gleichberechtigte, respektvolle Kultur. Daneben trägt man dazu bei, dass sich das Unternehmen als moderner und fairer Arbeitgeber präsentiert. Man vermeidet also Klischees und schafft gleichzeitig ein Umfeld, das Vielfalt wirklich lebt – und das bleibt garantiert im Gedächtnis.