Das Gesundheitswesen ist ein zentraler und lebenswichtiger Sektor unserer Gesellschaft. Doch trotz des hohen Bedarfs an qualifizierten Fachkräften sehen sich Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen oft mit einer herausfordernden Situation konfrontiert: Sie erhalten wenige Bewerbungen auf offene Stellen. Die Gründe für dieses Phänomen sind vielschichtig und können von der Natur des Gesundheitswesens selbst bis hin zu bestimmten internen und externen Faktoren reichen.
In diesem Artikel werden die möglichen Ursachen erläutert, warum Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen so wenige Bewerbungen erhalten. Es werden auch Strategien aufgezeigt, wie sie ihre Attraktivität als Arbeitgeber/in steigern und damit mehr qualifizierte Bewerbungen anziehen können.
Gründe für wenige Bewerbungen im Gesundheitswesen
Im Gesundheitswesen sehen sich Arbeitgeber/innen zunehmend mit einem besorgniserregenden Dilemma konfrontiert: Die Zahl der Bewerbungen auf offene Stellen bleibt ungewöhnlich niedrig. Diese Situation wirft die Frage auf, warum sich nur wenige Interessenten/-innen für eine Anstellung in diesem wichtigen Sektor entscheiden.
Um dieses Phänomen besser zu verstehen, müssen die Faktoren untersucht werden, die dazu führen, dass Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen Schwierigkeiten haben, genügend qualifizierte Bewerber/innen anzuziehen. Die Identifizierung dieser Herausforderungen ist entscheidend, um geeignete Lösungsansätze zu entwickeln und die Zukunft der Gesundheitsversorgung sicherzustellen.
Maßgeblich sind zwei Arten von Faktoren für niedrige Bewerberzahlen: beeinflussbare und nicht-beeinflussbare Faktoren. Beeinflussbare Faktoren können durch – oftmals sogar nur geringe – Änderungen in der entsprechenden Gesundheitseinrichtung an sich beseitigt werden. Nicht-beeinflussbare Faktoren hingegen sind im Gesundheitswesen an sich systemisch bedingt und können daher von einzelnen Arbeitgebern/-innen nicht geändert werden. Hier ist eine grundlegende Änderung der Gesamtsituation notwendig.
Faktoren, die Arbeitgeber beeinflussen können
Folgende Faktoren können Arbeitgeber beeinflussen:
Hohes Anforderungsprofil
Jobs im Gesundheitswesen erfordern oft umfangreiche Ausbildungen, Zertifizierungen und Erfahrungen. Das hohe Anforderungsprofil kann potenzielle Bewerber/innen abschrecken, insbesondere wenn sie das Gefühl haben, nicht alle geforderten Qualifikationen zu erfüllen.
Daher sollten Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen vermeiden, ihre Stellenausschreibungen mit allzu ausführlichen Listen „zuzumüllen“. Die grundlegenden Anforderungen (z.B. bestimmter Abschluss, zwingend notwendige Zusatz- oder Weiterbildung) genügen. Sich mit Faktoren wie „zeitlich flexibel“, „teamfähig“, „lösungsorientiert“ oder „aufgeschlossen“ aufzuhalten, schafft oftmals unnötigen Interpretationsspielraum und schreckt Bewerber/innen ab.
Arbeitsbelastung und Stress
Das Gesundheitswesen ist bekannt für seine anspruchsvollen Arbeitsbedingungen und den hohen Stresspegel. Bewerber/innen könnten Bedenken hinsichtlich der Work-Life-Balance und der langfristigen Belastbarkeit haben, was sie davon abhält, sich auf Stellen im Gesundheitswesen zu bewerben.
In Stellenanzeigen sollten daher Formulierungen wie „Wir legen Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance unserer Mitarbeiter/innen“ oder „Die Gesundheit unserer Mitarbeiter/innen liegt uns sehr am Herzen“ vorkommen. Wenn dies mit konkreten Angaben (z.B. Möglichkeit für Teilzeitarbeit, Kinderbetreuung im Haus etc.) unterfüttert werden kann – umso besser.
Unattraktive Arbeitsbedingungen und Vergütung
Wenn Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen keine wettbewerbsfähigen Gehälter, attraktiven Zusatzleistungen oder Entwicklungsprogramme bieten, werden sie möglicherweise als weniger attraktive Arbeitgeber/innen wahrgenommen. Man sollte sich daher unbedingt informieren, was die Konkurrenz finanziell bietet, und dies mindestens ebenfalls anbieten oder gar toppen. Zu den Arbeitsbedingungen sei auf den oberen Punkt verwiesen.
Mangelnde Bekanntheit
Kleine oder neu gegründete Gesundheitseinrichtungen haben möglicherweise nicht die gleiche Sichtbarkeit wie etablierte Einrichtungen, was zu einer geringeren Anzahl von Bewerbungen führen kann. Es lohnt sich hier also besonders für Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen, z.B. Tage der offenen Tür anzubieten oder die Öffentlichkeitsarbeit im Haus zu forcieren.
Bürokratische Prozesse und lange Einstellungsverfahren
Wenn Bewerbungsprozesse im Gesundheitswesen zu kompliziert oder langwierig sind, können potenzielle Bewerber/innen ihr Interesse verlieren und sich stattdessen auf andere Stellen bewerben. Ein straff durchorganisierter Bewerbungsprozess mit einem möglichst komfortablen Erlebnis für die Bewerber/innen ist daher unumgänglich. Die technischen Möglichkeiten (z.B. angenehm gestaltete Homepage, übersichtliche Bewerberplattform etc.) sollten hier voll ausgeschöpft werden.
Faktoren, die Arbeitgeber nicht beeinflussen können
Diese beiden Faktoren können Arbeitgeber nicht beeinflussen:
Fachkräftemangel
Einer der Hauptgründe für die geringe Anzahl an Bewerbungen ist der weit verbreitete Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. Die steigende Nachfrage nach medizinischen Dienstleistungen trifft auf eine begrenzte Anzahl von qualifizierten Fachkräften, was zu einem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt führt.
Konkurrenz anderer Arbeitgeber/innen
Im Gesundheitswesen konkurrieren verschiedene Arbeitgeber/innen um die gleichen Fachkräfte. Große Krankenhäuser, Kliniken und medizinische Einrichtungen kämpfen um die begrenzte Anzahl qualifizierter Bewerber/innen, was dazu führen kann, dass kleinere Einrichtungen oder ländliche Standorte weniger Bewerbungen erhalten.
Wie Arbeitgeber/innen attraktiver für Bewerber/innen werden können
In einer zunehmend wettbewerbsorientierten Arbeitswelt ist es für Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen unerlässlich, sich als attraktive Krankenhäuser zu positionieren, um qualifizierte und talentierte Bewerber/innen anzuziehen. Die Frage, wie Arbeitgeber/innen ihre Attraktivität steigern können, ist dabei von entscheidender Bedeutung, um die besten Fachkräfte für ihre Pflegeinrichtung zu gewinnen.
In diesem Zusammenhang spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, von einer positiven Unternehmenskultur über wettbewerbsfähige Vergütungsstrukturen bis hin zu gezielten Personalmarketing-Strategien. Im nachfolgenden wird analysiert und aufgezeigt, welche Schritte Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen unternehmen können, um sich als begehrte Chefs/-innen in spe zu etablieren und Bewerber/innen mit ihrem Angebot zu überzeugen.
Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten sich darauf konzentrieren, ein unterstützendes und angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen. Dies kann flexible Arbeitszeiten, Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung und Programme zur Förderung der Work-Life-Balance beinhalten.
Wettbewerbsfähige Vergütung und Zusatzleistungen
Die Bereitstellung einer wettbewerbsfähigen Vergütung und attraktiver Zusatzleistungen wie Gesundheitsversorgung, Altersvorsorge und Weiterbildungsmöglichkeiten kann Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen für Bewerber/innen attraktiver machen.
Gezielte Personalmarketing-Strategien
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten ihre Stellenanzeigen gezielt über verschiedene Kanäle verbreiten, um potenzielle Bewerber/innen anzusprechen. Dies kann Online-Stellenportale, soziale Medien, Gesundheits- und Pflegemessen und persönliche Netzwerke einschließen.
Praktika und Ausbildungsprogramme
Die Etablierung von Praktika und Ausbildungsprogrammen kann dazu beitragen, dass potenzielle Bewerber/innen das Krankenhaus besser kennenlernen und sich langfristig für eine Anstellung entscheiden. Studenten/-innen, Praktikanten/-innen, Absolventen/-innen des freiwilligen sozialen Jahrs u.a. seien hier besonders erwähnt.
Positive Unternehmenskultur betonen
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten ihre positive Unternehmenskultur betonen und Mitarbeiterstimmen nutzen, um die Attraktivität des Krankenhauses für Bewerber/innen zu steigern. Gerade im stressigen Gesundheitswesen ist eine angenehmen Arbeitsumgebung ein großes Plus und sollte nicht unterschätzt werden.
Effiziente Bewerbungsprozesse
Die Vereinfachung und Beschleunigung der Bewerbungsprozesse kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sich mehr Bewerber/innen für offene Stellen interessieren.
Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten
Die Bereitstellung von Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung und Spezialisierung kann potenzielle Bewerber/innen dazu ermutigen, sich auf Stellen im Gesundheitswesen zu bewerben und langfristig beim/bei der Arbeitgeber/in zu bleiben. V.a. im Gesundheitswesen sind Weiter- und Zusatzausbildungen ein entscheidender Faktor, der bei einer Stellenauswahl das Zünglein an der Waage sein kann.
Fazit
Zusammenfassend ist die geringe Anzahl an Bewerbungen im Gesundheitswesen auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen, darunter der Fachkräftemangel, hohe Anforderungsprofile, stressige Arbeitsbedingungen und fehlende Attraktivität als Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen. Um mehr Bewerbungen zu erhalten und für Bewerber/innen attraktiver zu werden, sollten Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen auf attraktive Arbeitsbedingungen, wettbewerbsfähige Vergütung, gezielte Personalmarketing-Strategien und die Betonung einer positiven Arbeitskultur setzen. Zudem können die Schaffung von Ausbildungsprogrammen und effizienten Bewerbungsprozessen dazu beitragen, die Attraktivität als Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen zu steigern und somit mehr qualifizierte Bewerber/innen anzuziehen.