Modellstudiengang Medizin – Aufbau, Vorteile und alle Unis auf einen Blick

In Deutschland gibt es aktuell zwei verschiedene Formen des Medizinstudiums: den Regelstudiengang Medizin und den Modellstudiengang Medizin. Da der Regelstudiengang aufgrund seiner strikten Trennung von Theorie und Praxis gerne kritisiert wird, versuchen einige Universität über einen praxisorientierteren Modellstudiengang diese Strukturen aufzulockern und ein praktisches, neustrukturiertes Curriculum anzubieten. Wie der Modellstudiengang Medizin aufgebaut ist, wo er angeboten wird und welche Vorteile er hat, findest du in diesem Artikel.

Modellstudiengang Medizin – Aufbau

Der Modellstudiengang Medizin ist ein Überbegriff für alle Variationen des Regelstudiengangs. So kann die klassische Struktur von Vorklinik, Klinik und dem Praktischen Jahr durchaus bestehen bleiben, jedoch ohne strenge Trennung und mit einigen Modifikationen. Wie genau diese aussehen, ist von Uni zu Uni verschieden. Das könnte beispielsweise ein frühes Einführen in die Krankheitslehre über Kompetenzfelder oder in die Praxis über Simulationskurse sein. Viele Universitäten unterrichten auch Anatomie, Physiologie und Pathologie in organzentrierten Themenblöcken, um es den Studierenden zu vereinfachen, Zusammenhänge zu verstehen.

Modellstudiengang Medizin – Vorteile und Nachteile

Die Vorteile des Modellstudiengangs überwiegen quantitativ die Nachteile. Dies solltest du aber abhängig von deiner persönlichen Situation und deinen Vorlieben individuell für dich abwägen.

Vorteile eines Modellstudiengangs:

• sehr praxisorientiert
• einfacheres Verständnis von medizinischen Zusammenhängen durch themenfokussierte Fachblöcke
• hohe klinische Relevanz der Lerninhalte, Lernen am Fallbespiel
• weniger Lernstress durch mehrere kleine Prüfungen

Nachteile:

• erschwerter Studienplatzwechsel
• teilweise mehr Lern- und Zeitdruck durch häufige Prüfungen

Zum Vergleich findest du alle wichtigen Informationen zum Medizinstudium in unserem Infocenter:

• Medizinstudium Übersicht

Wo gibt es einen Modellstudiengang Medizin?

In Deutschland gibt es aktuell zwölf öffentliche Universitäten, die an ihrer medizinischen Fakultät den Modellstudiengang der Medizin anbieten.

1. Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (UOL)

Die UOL verfolgt in ihrem Modellstudiengang die Ziele des Masterplans 2020, wie kompetenzorientierte Ausbildung, Patientenzentrierung, Arzt-Patienten-Kommunikation und die frühe Vermittlung medizinischer Praxis. Durch eine Kooperation mit der Universität Groningen in den Niederlanden soll die europäische Zusammenarbeit und der wissenschaftliche Austausch gefördert werden.

2. Charité Universitätsmedizin Berlin

Der Modellstudiengang an der Charité Berlin hat seine Schwerpunkte im wissenschaftlichen Arbeiten, Krankheitsmodellen und der Vermittlung von praktischen ärztlichen Fertigkeiten. Rollenspiele und Simulationen am dem ersten Semester erhöhen nicht nur die Kommunikations- und Teamfähigkeit der Studierenden, sondern fördern auch die Entscheidungsfähigkeit und das Verantwortungsbewusstsein.

3. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU)

Um den sich ständig ändernden Belastungen und Herausforderungen des Arztberufes gerecht zu werden, legt die HHU in der Ausbildung ihrer Studierenden einen großen Schwerpunkt auf fächerübergreifende Wissensvermittlung, einen ausgeprägten Patientenbezug und Praxisunterricht. Aufgrund einer großen Auswahl an Wahlfächern können die Studierenden das Curriculum an ihre individuellen Interessen anpassen.

4. Ludwigs-Maximilians-Universität München (LMU)

Das Medizinische Curriculum München (MECuM) bietet bereits im ersten Studienabschnitt Praxisnähe und Patientenkontakt. Der an dem Curriculum der Harvard Medical School angelegte Lehrplan ermöglicht eine intensive, praxisnahe und praxisrelevante Ausbildung mit Raum zur individuellen wissenschaftlichen Weiterentwicklung.

5. Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB)

Themenzentrierte, aufbauende Lerninhalte, Wiederholungen und Praxisorientierung zeichnen den Modellstudiengang der MHB aus. Das Studium ist in insgesamt drei Abschnitte gegliedert und in Semester aufgeteilt, die jeweils mit einer Abschlussprüfung enden.

6. Medizinische Hochschule Hannover (MHH)

Der Modellstudiengang an der MHH wird auch als HannibaL (Hannoversche integrierte berufsorientierte adaptive Lehre) und setzt vor allem einen großen Schwerpunkt auf die Praxis von Anfang an. Im Propädeutikum in den ersten beiden Ausbildungsjahren wird über die Klinische Visite und der Einführung in diagnostische Methoden ein früher Patientenkontakt hergestellt.

7. Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH)

Das Konzept des Aachener Modellstudiengangs Medizin besteht darin, den Studierenden wichtige medizinische Zusammenhänge einzelner Organsysteme und dem Gesamtorganismus zu vermitteln, anstatt stumpfes Auswendiglernen der anatomischen Strukturen zu verlangen. Außerdem ist das Hauptausbildungsziel, dass die Studierenden durch frühen Patientenkontakt und Simulationsübungen eine verantwortungsvolle, empathische ärztliche Einstellung lernen.

8. Ruhr-Universität Bochum (RUB)

Die RUB hat ihr Curriculum in themenspezifische Blöcke eingeteilt. So drehen sich im integrierten Reformstudiengang die Vorlesungen, Seminare und Praktika fächerübergreifend um ein Organsystem. Ein jeder Block endet mit einer Klausur, so dass der Lernstress geringgehalten werden soll. Durch kleine Lerngruppen wird mittels Fallbespielen und problemorientiertem Lernen Praxisbezug hergestellt.

9. Universitätsmedizin Mannheim (UMM)

Zwar ist an der UMM die Einteilung in Vorklinik und Klinik mit entsprechendem Abschlussexamen weiterhin vorhanden, aber der Unterricht ist in integrierten, themenzentrieren Modulen eingeteilt. In der Klinik können sich die Studierenden für drei verschiedene Qualifizierungswege entscheiden: Vertiefung der Klinischen Praxis, ein zusätzliches Masterstudium oder das Junior Scientific Masterclass Programm, das Einblicke in die medizinische Forschung ermöglicht.

10. Universität Hamburg

Der Modellstudiengang der Medizinischen Universität Hamburg (iMED) hat die wissenschaftliche Orientierung als Leitprinzip. Das beinhaltet die Vermittlung einer kritischen Haltung, Problem- und Methodenbewusstsein, Strukturierungsfähigkeit sowie Selbstständigkeit und die Fähigkeit zur Orientierung an Evidenz-basierter Wissenschaft. Ebenso sollen die Studierenden durch eine flexible Lernplangestaltung ihre eigenen individuellen Schwerpunkte wählen und ihre Stärken erweitern.

11. Universität Heidelberg

Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HEICUMED) ist an das Curriculum der Harvard Medical School in Großbritannien angelehnt, die für ihre exzellente Ausbildung zukünftiger Ärztinnen und Ärzte bekannt ist. Bereits in der Vorklinik haben die Studierenden durch ein Hospitationsprogramm Kontakt zu Patientinnen und Patienten und erhalten fächerübergreifenden und themenbezogene Lehre am Patientenbett.

12. Universität zu Köln

An der Universität bleibt die Struktur des Regelstudiengangs inklusive ärztlicher Basisprüfung nach vier Semestern Vorklinik erhalten. Um den Studierenden von Beginn an einen klinischen Fachbezug zu ermöglichen, werden über Kompetenzfelder verschiedene Symptome und Krankheitsbilder von Fachexpertinnen vorgestellt. Der Research-Track ermöglicht es den Studierenden, bereits von dem ersten Semester an Einblicke in die medizinische Forschung zu erhalten und in Forschungsprojekten mitzuwirken.

13. Technische Universität Dresden – Medizincampus Chemnitz (MEDiC)

Der Modellstudiengang Humanmedizin MEDiC wird seit dem Wintersemester 2020/2021 an der Technischen Universität Dresden in Kooperation mit dem Klinikum Chemnitz angeboten. Zum Studienstart standen 50 Studienplätze zur Verfügung. Ziel des Studiengangs ist es, die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen Südwestsachsens zu sichern und langfristig zu fördern. Studierende erhalten bereits ab dem ersten Semester Patientenkontakt und können in klinischen sowie ambulanten Einrichtungen praktische Erfahrungen sammeln. Zusätzlich wird ab dem dritten Semester ein wissenschaftliches Mentoring-Programm angeboten.

Modellstudienänge an privaten Unis

Auch einige private Universitäten bieten das Medizinstudium als einen Modellstudiengang an. Dazu gehören:

• Asklepios Medical School Hamburg
• Kassel School of Medicine
• Paracelsus Medizinische Universität Nürnberg (PMU)
• Universität Witten/Herdecke

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