Novaminsulfon ist das stärkste in Deutschland zugelassene Nicht-Opioid-Analgetikum. ...
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Novaminsulfon ist das stärkste in Deutschland zugelassene Nicht-Opioid-Analgetikum. Es wird gegen starke Schmerzen eingesetzt. Der enthaltene Wirkstoff Metamizol ist unter anderem auch unter den Handelsnahmen Novalgin oder Berlosin verfügbar.
Novaminsulfon ist verschreibungspflichtig und wird in den letzten Jahren mit weiterhin zunehmender Häufigkeit verordnet. Da in diesem Rahmen allerdings auch die Meldungen über unerwünschte Wirkungen gestiegen sind, werden Patienten/-innen in vielen Einrichtungen gesondert über die Risiken der Verwendung aufgeklärt.
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Novaminsulfon – Wirkungsweise
Novaminsulfon gehört zu den sogenannten Pyrazolonen und wirkt sowohl schmerzlindernd (analgetisch) als auch fiebersenkend (antipyretisch).
Die konkrete Wirkungsweise von Novaminsulfon ist bis dato noch nicht zu 100 Prozent verstanden. Vermutet wird aber, dass der schmerzlindernde Effekt des Medikaments wie z.B. bei Ibuprofen über die Hemmung der Cyclooxygenase 3 (COX 3) erfolgt.
Bei den Cyclooxygenasen handelt es sich um Enzyme, die die Synthese von Prostaglandinen katalysieren. Diese wiederrum sind an der Schmerzentstehung, der Regulation der Körpertemperatur und an Entzündungsprozessen beteiligt. Über eine Hemmung der Prostaglandinentstehung, werden demzufolge Schmerzen, Fieber und Entzündungsreaktion abgemildert.
Neben ihrer wahrscheinlichen Wirkung an COX3 kann Novaminsulfon vermutlich auch an bestimmten Cannabinoid-Rezeptoren binden, welche ebenfalls an der Schmerzweiterleitung beteiligt sind.
Verstärkungswirkung
Novaminsulfon dient ebenfalls als Adjuvans. Das bedeutet, dass es bei gleichzeitiger Gabe anderer Schmerzmittel deren Wirkung verstärkt. Im Fall von Morphin kann durch diesen Effekt beispielsweise die Dosierung von Morphin reduziert werden. Allerdings ist nicht genau bekannt, worauf diese Wirkung konkret beruht.
Auch die fiebersenkende Wirkung von Novaminsulfon ist nicht abschließend geklärt. Zwar erfolgt ein antipyretischer Effekt, ähnlich wie zum Beispiel bei NSAR (Nicht-steroidalen Antipyretika), über die Hemmung der Prostaglandinsynthese, doch senkt Novaminsulfon Fieber auch prostaglandin-unabhängig.
Das Medikament gehört zu den sogenannten Pro-Drugs. Dabei handelt es sich um Medikamente, die erst im Körper zu ihren wirksamen Metaboliten verstoffwechselt werden.
Novaminsulfon – Anwendungsgebiete
Novaminsulfon wird bei starken Schmerzen angewendet. Darunter werden beispielsweise akute Schmerzen nach Verletzungen, Operationen, bei Koliken oder Tumorerkrankungen verstanden. Bei leichten oder mittelstarken Schmerzen ist primär auf andere Medikamente (z.B. Ibuprofen) zurückzugreifen.
Ebenso ist Novaminsulfon nur zur Behandlung von hohem Fieber zugelassen, das sich mit Hilfe anderer Antipyretika nicht senken lässt.
Novaminsulfon – Dosierung und Einnahme
Novaminsulfon steht in verschiedenen Darreichungsformen zur Verfügung. Es kann sowohl oral als auch rektal verabreicht werden. Darüber hinaus ist auch die parenterale Gabe durch intravenöse oder intramuskuläre Injektion möglich.
Die Höhe der Dosis hängt neben dem Alter des/-r Patienten/-in von der Indikationsstellung ab. Die zugelassene Tageshöchstdosis beträgt für Erwachsene 5000mg, die in mehreren Einzeldosen zu maximal 1000mg eingenommen werden. Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 14 Jahren dürfen nicht mehr als 2000mg täglich in je maximal 500mg-Dosen einnehmen.
Novaminsulfon – Nebenwirkungen
Die zwar seltene, aber gefürchtetste Nebenwirkung von Novaminsulfon ist eine sogenannte Agranulozytose. Dabei handelt es sich um gravierende Veränderungen des Blutbildes, die im schlimmsten Fall tödlich enden können. Zur Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieser Nebenwirkung kann insofern keine sichere Aussage getroffen werden, als dass die vorliegenden Studienergebnisse zu dieser Fragestellung verschiedene Ergebnisse erbracht haben.
Warnzeichen einer Agranulozytose sind:
- entzündliche Schleimhautgeschwüre
- Angina tonsillaris, Halsschmerzen und Schluckbeschwerden
- Schüttelfrost und Fieber
- Leistungsminderung, Schwäche
Das Risiko scheint mit der Länge der Anwendungsdauer zu steigen, weswegen in diesen Fällen regelmäßige Blutbildkontrollen empfohlen sind. Bei kleinsten Anzeichen sollte dringend ärztlicher Rat eingeholt werden.
Zu den weiteren Nebenwirkungen von Novaminsulfon zählen Blutdruckreaktionen während oder nach der Anwendung, Hautreaktionen und eine Rotverfärbung des Urins. Auch anaphylaktische Reaktionen sind in seltenen Fällen möglich.
Novaminsulfon – Wechselwirkungen
Unter der gemeinsamen Therapie von Novaminsulfon mit bestimmten anderen Medikamenten kann es zu Wechselwirkungen kommen.
Beispielsweise ist Vorsicht geboten bei Kombinationstherapie mit Acetylsalicylsäure, oralen Antikoagulanzien oder Methotrexat.
Bei der Verordnung und Einnahme von Novaminsulfon ist daher auf mögliche Wechselwirkungen zu achten. Im Bedarfsfall stehen alternative Medikamente zur Verfügung.
Novaminsulfon – Kontraindikationen
In bestimmten Fällen darf Novaminsulfon überhaupt nicht angewendet werden.
Patienten/-innen, die auf die Gabe von Novaminsulfon Überempfindlichkeitsreaktionen gezeigt haben, dürfen das Medikament nicht einnehmen.
Ebenfalls ist der Wirkstoff kontraindiziert bei Personen, die unter der Therapie mit Salicylaten oder NSAR anaphylaktoid reagiert haben (z.B. mit Bronchospasmus, Angioödem, Analgetika-Asthma-Syndrom).
Weiterhin ist Novaminsulfon bei Störungen der Knochemarksfunktion, Erkrankungen des hämatopoetischen Systems, genetisch bedingtem Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel und akuter hepatischer Porphyrie kontraindiziert.
Außerdem dürfen Kinder unter 10 Jahren das Schmerzmittel nicht anwenden.
Schwangerschaft und Stillzeit
Grundsätzlich gilt, dass bei der Verwendung von Novaminsulfon während der Schwangerschaft eine strenge Indikationsstellung erfolgen muss, denn es liegen keine gesicherten Daten zur Risikoabschätzung vor. Deswegen sollte im ersten Schwangerschaftsdrittel komplett auf eine Verwendung verzichtet und das Mittel auch im zweiten Schwangerschaftsdrittel nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung appliziert werden. Im letzten Trimenon ist der Wirkstoff kontraindiziert, da er zu einem vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus führen kann.