
Das Opiat Morphin, welches umgangssprachlich vor allem als Morphium bekannt ist, dient als eines der ältesten und am besten erforschten Medikamente zur Behandlung von Schmerzen. Es wird dabei ausschließlich zur Linderung von starken bis sehr starken Schmerzen, insbesondere bei chronischen Beschwerden, Krebserkrankungen oder nach schweren Verletzungen, eingesetzt. Die Entdeckung und Forschung mit Morphin durch Friedrich Wilhelm Sertürner kann als Beginn der modernen Arzneimittelforschung angesehen werden.
Inhaltsverzeichnis
Da das Opioid stark missbrauchsgefährdet ist, muss es in jedem Fall von Ärzten/-innen verschrieben werden und ist gesetzlich streng reguliert. Doch wie wirkt Morphium eigentlich genau auf den menschlichen Körper und wann findet es konkret Anwendung? Auf diese und weitere Fragen bietet der folgende Text Antworten und geht darüber hinaus auf die Risiken und Nebenwirkungen der Einnahme des Opiats ein.
Opiate oder Opioide?
Opioide fassen alle morphinartig wirkenden Substanzen zusammen, darunter fallen auch die Opiate. Opiate sind Substanzen aus dem Milchsaft von Schlafmohn (papaver somniferum), insbesondere Morphin und Codein. Opioide werden in schwach wirksam (z.B. Tramadol, Tilidin) und in stark wirksame Opioid-Analgetika (z.B. Morphin, Oxycodon; Analgetikum = Schmerzmittel) unterschieden.
Was ist Morphium?
Den Grundstein für das heutige Morphium legte der deutsche Apothekergehilfe Friedrich Sertürner bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Der Begriff selbst steht dabei umgangssprachlich für Morphin, welches wiederum ein aus Opium gewonnenes Alkaloid ist. Dieses wird in erster Linie in der Schmerzmedizin eingesetzt und gilt als stärkster bekannter Arzneistoff mit schmerzstillender oder schmerzlindernder Wirkung. Derartige Arzneimittel bezeichnet die medizinische Fachsprache als Analgetika.
Gewonnen wird das Morphium ursprünglich aus dem Milchsaft des Schlafmohns, welcher zur Verwertung getrocknet wird. Der gesammelte Mohnsaft dient dann als Basis zur Synthese des Morphins, welche allerdings mit einem sehr hohen Aufwand verbunden. Die Gewinnrate liegt bei diesem Prozess bei rund zehn Prozent.
Pharmakologische Wirkung
Es ist davon auszugehen, dass das Morphin direkt am zentralen Nervensystem (ZNS) im Gehirn ansetzt und dort als reversibler Agonist an den sogenannten µ-Opiatrezeptoren wirkt. Hierdurch ist die Schmerzleiterweitung unterbrochen, wodurch die betroffene Person den Schmerz gar nicht mehr oder nur noch sehr schwach wahrnimmt.
Schmerzreize werden durch Erregungsleitung über die Nervenzellen weitergegeben. Diese Erregungsleitung wird am synaptischen Spalt zwischen zwei Nervenzellen mittels Neurotransmittern (z. B. Acetylcholin, kurz ACh) übertragen. Diese befinden sich anfangs Vesikeln und werden bei Ankunft des Erregungspotenzials in den synaptischen Spalt entlassen. An der gegenüberliegenden Seite binden sie an die Ionenkanäle der postsynaptischen Membran. Diese öffnen sich, Natriumionen strömen ins Zellinnere und die Schmerzinformation wird weitergeleitet.
Diese Signale können gehemmt werden von zusätzlichen Opioidrezeptoren an der präsynaptischen Membran. Die Vesikel der hemmenden Synapse schütten einen Transmitter aus, der sich an diese Axonendknöpfchen bindet und verhindert, dass sich die Ionenkanäle öffnen und den Schmerz weiterleiten. Morphin übernimmt die Aufgabe des Transmitters und verhindert, dass Schmerzsignale weitergeleitet werden. Bei intravenös verabreichtem Morphium tritt das Wirkmaximum in der Regel nach 15 Minuten ein. Aus diesem Grund sollte man, vor einer erneuten Gabe des Morphins, stets auf die Entfaltung der Wirkung warten. Andernfalls kann es schnell zu einer Überdosierung oder unterwünschten Nebenwirkungen kommen.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Grundsätzlich findet Morphium in der Medizin bei der Behandlung von starken bis sehr starken Schmerzen Anwendung. Es kann sowohl oral in Form von Retardkapseln, beziehungsweise -tabletten, Brausetabletten und Granulat, als auch in flüssiger Form über Injektionslösungen und Suppositorien sowie Pflastern verabreicht werden.
Da die schnellste Wirkung durch eine intravenöse Gabe erzielbar ist, wird das Morphium für die Behandlung von akuten, starken Schmerzen primär als Injektion in den Blutkreislauf (parenteral) appliziert. Besonders in der Palliativmedizin ist neben der intravenösen, insbesondere auch die subkutane Gabe beliebt. Hierbei handelt es sich um eine Injektion in das Fettgewebe direkt unter der Haut.
Risiken & Nebenwirkungen
Die Einnahme von Morphium ist mit einer ganzen Reihe an Risiken und Nebenwirkungen verbunden, weshalb eine ärztliche Aufsicht sowie eine gesetzliche Regulierung des Gebrauchs umso wichtiger ist. Zu den typischen Nebenwirkungen zählen unter anderem:
- Verstopfung (Obstipation)
- Atemdepression
- Übelkeit
- Bewusstseinsstörungen (Halluzinationen, Euphorie, Dysphorie)
- Blutdruckabfall
- Abhängigkeit
Durch die direkte Wirkung auf das Brechzentrum im Hirnstamm, kann es zu Beginn der Behandlung zu Übelkeit und Erbrechen kommen, wobei diese unerwünschten Nebenwirkungen in der Regel nach einer gewissen Zeit nachlassen. Wird das Morphium für einen längeren Zeitraum verabreicht, sollte man ebenfalls ein Abführmittel einnehmen, um eine Verstopfung zu vermeiden. Eine weitere Nebenwirkung des Morphins reguliert sich ganz von allein. So stimuliert der Schmerzreiz die Atmung in der Regel selbst, wodurch sich die atemdepressive Wirkung des Morphins bei einer angemessenen Dosierung kaum bemerkbar macht.
Einige der in der Schmerztherapie unerwünschten Nebenwirkungen, wie die Bewusstseinsstörungen, sind bei einem Missbrauch des Morphiums jedoch gewollt. Da der sogenannte Ceiling-Effekt, also der Sättigungseffekt, bei der Einnahme von Morphium üblicherweise ausbleibt, nimmt die Wirkung des Mittels mit wachsendem Konsum ebenfalls zu. Hierdurch kann es bei einem Morphinabusus recht schnell zu lebensbedrohlichen Vergiftungen kommen. Aufgrund der hohen Missbrauchsgefahr (in Verbindung mit Suchterkrankung) unterliegt das Morphin uneingeschränkt dem Betäubungsmittelgesetz (BtmG).