
Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) im kommenden Jahr wird von Arzt- und Psychotherapiepraxen mit gemischten Gefühlen erwartet. Einerseits wird eine schnellere und effizientere Kommunikation erhofft, andererseits gibt es Befürchtungen bezüglich des zusätzlichen Aufwands. Dies geht aus dem aktuellen PraxisBarometer Digitalisierung 2024 hervor, das vom IGES Institut im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) durchgeführt wurde.
Vorteile und Herausforderungen der ePA
Dr. Sibylle Steiner, Vorstandsmitglied der KBV, betont, dass die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen die Potenziale der ePA erkennen, jedoch gleichzeitig Sorgen vor einer erheblichen Mehrbelastung äußern. Rund 90 Prozent der befragten Praxen gehen davon aus, dass die ePA mit einem hohen Verwaltungs- und Zeitaufwand verbunden sein wird. „Die Erfahrungen mit dem schwierigen Start der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) und des elektronischen Rezepts (eRezept) spielen hierbei sicherlich eine Rolle“, erklärt Steiner. Damit die Einführung der ePA erfolgreich verläuft, fordert sie gut erprobte, nutzerfreundliche und störungsarme Systeme. Weiterführende Informationen zum Thema ePA finden sich hier:
- Elektronische Patientenakte: Änderungen für Ärzte – darauf musst Du ab Januar achten
- ePA: So funktioniert die elektronische Patientenakte
Technische Infrastruktur als Schlüssel
Die Befragung zeigt zudem, dass die Telematikinfrastruktur (TI) nach wie vor anfällig für Störungen ist. Verlässliche Strukturen und reibungslos funktionierende Systeme sind jedoch essenziell, damit die Digitalisierung zu einer echten Entlastung beitragen kann. Trotz dieser Herausforderungen setzt sich der positive Trend der vergangenen Jahre fort: Immer mehr Praxen erweitern ihre digitalen Angebote und integrieren digitale Kommunikation in ihren Praxisalltag.
Fortschritte bei eAU und eRezept
Die Ergebnisse des PraxisBarometers verdeutlichen, dass digitale Anwendungen, die reibungslos funktionieren, eine hohe Akzeptanz erfahren. Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben sich die eAU und das eRezept fest etabliert. So nutzen 94 Prozent der befragten Praxen das eRezept, während die eAU in 95 Prozent der Praxen Anwendung findet. Die Zufriedenheit mit diesen Systemen ist ebenfalls gestiegen: 69 Prozent der eAU-Nutzerinnen und -Nutzer und 63 Prozent der eRezept-Nutzerinnen und -Nutzer sind in diesem Jahr mit den Anwendungen zufrieden – eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr.
Digitale Kommunikation zwischen Praxen und Krankenhäusern
Ein weiterer Fortschritt zeigt sich in der zunehmenden digitalen Kommunikation zwischen Praxen. Im Austausch mit Krankenhäusern gibt es jedoch noch erheblichen Nachholbedarf, insbesondere beim digitalen Versand von Entlassbriefen. 72 Prozent der befragten Praxen bewerten diesen als äußerst nützlich. Steiner fordert daher, dass der stationäre Sektor bei der Digitalisierung nachziehen muss.
Bedeutung der Praxisverwaltungssysteme
Erstmals berücksichtigt die Auswertung des PraxisBarometers die Performance der eingesetzten Praxisverwaltungssysteme (PVS). Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede in der Zuverlässigkeit und Effizienz der Produkte, beispielsweise bei der Dauer elektronischer Signaturen oder der Häufigkeit von TI-Störungen. Steiner appelliert an die Hersteller, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und ausgereifte, anwenderfreundliche Systeme bereitzustellen.
Repräsentative Einblicke in die Digitalisierung
Das PraxisBarometer Digitalisierung 2024 basiert auf den Angaben von 2.609 Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Es ist die einzige repräsentative bundesweite Befragung, die einen umfassenden Einblick in den Stand der Digitalisierung in Praxen bietet.