
Wundversorgung, lebensrettende Maßnahmen wie stabile Seitenlage oder Reanimation und der Umgang mit Verbrennungen. Das sind Themen, die in Theorie und Praxis in einem Erste Hilfe Kurs vermittelt werden und jeden auf den Ernstfall vorbereiten sollen.
Doch was ist, wenn es darum geht, sterbende Angehörige in ihren letzten Stunden zu begleiten? Für nahestehende Personen, die diesen Weg gehen müssen oder möchten ein schwieriges Thema, mit dem sich die wenigsten vorab beschäftigen wollen. Damit man sich auf den Sterbeprozess ausreichend vorbereiten kann, gibt es daher neben einem Erste Hilfe Kurs auch einen Letzte Hilfe Kurs. Von Palliativmediziner Dr. Georg Bollig ins Leben gerufen, dient der Kurs in erster Linie dazu, sich auf das Lebensende eines Angehörigen vorzubereiten und die Sterbebegleitung für alle Beteiligten so angenehm wie möglich zu gestalten.
Die Angst vor dem Umgang mit sterbenden Menschen
Die meisten Menschen möchten im eigenen zu Hause im engsten Familien- oder Freundeskreis sterben. Doch immer noch verbringen die meisten Menschen ihre letzten Minuten im Krankenhaus. Dabei ist das gar nicht notwendig, zumal auch kein Arzt während eines Sterbeprozesses anwesend sein muss.
Niemand spricht gerne über den Tod. Georg Bollig setzt mit seinem Konzept einen Startschuss für die Auseinandersetzung mit einem sensiblen Thema: da zu sein, wenn ein Angehörige von uns geht. Davor haben viele Angst, da wir uns vor Augen führen müssen, dass jeder irgendwann gehen muss. Körperliche und seelische Berührungsängste, Unsicherheit, Hilflosigkeit und die Angst etwas falsch zu machen sind eine von vielen Ängsten, mit denen Angehörige zu kämpfen haben und die in dem Letzte Hilfe Kurs überwunden werden sollen.
Das Ziel des Letzte Hilfe Kurses
Obwohl der Tod zum Leben gehört, wird er von den meisten Menschen mit Angst und Krankheit assoziiert. In den Letzte Hilfe Kursen sollen Teilnehmer lernen, wie sie mit ihren Berührungsängsten umgehen können, welche Formalitäten erledigt werden müssen und wie der Sterbeprozess am angenehmsten sein kann. Außerdem soll der Kursteilnehmer Handlungssicherheit erlangen. Durchgeführt werden die Kurse kompakt an einem Tag und können innerhalb von 4 Stunden absolviert werden. Sie werden unter anderem von Ärzten, Sozialarbeitern und Palliativpflegern geleitet und vermitteln zum Thema Sterbebegleitung und Tod allerhand Wissen und Handgriffe. Die wesentlichen Inhalte setzen sich aus folgenden vier Punkten zusammen:
- Sterben ist ein Teil des Lebens
- Vorsorgen und Entscheiden
- Leiden lindern
- Abschied nehmen vom Leben
Zusammengefasst wird im Kurs darüber gesprochen, dass Sterben zu unserem Leben dazugehört. In dem Zusammenhang werden auch die Themen Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht behandelt. Der Sterbeprozess kann z.B in Folge einer Krankheit sehr schmerzvoll sein. Daher geht es in dem Kurs auch darum, Leiden durch Medikamente oder Ähnliches zu lindern. Mitunter eines der wichtigsten Themen ist natürlich der Umgang während und nach der Sterbebegleitung eines Angehörigen. Dies stellt einer der wichtigsten Schwerpunkte dar. Zum Schluss wird noch thematisiert wie es leichter fällt loslassen zu können, was wir während der Sterbebegleitung tun können und was wir vermeiden sollten.
Letzte Hilfe Kurs gibt praktische Tipps für die Sterbebegleitung
Eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2017 zeigt, dass die meisten gerne aufgeklärter über den Tod und Sterbeprozess sein möchten. Denn es gibt in dieser Thematik noch immer einige Informationsdefizite. Letzte Hilfe Kurse, welche erst seit 2015 stattfinden, bieten zur Informationsbeschaffung einen geeigneten Rahmen für alle Betroffene und Interessierte, die sich mit dem sensiblen Thema beschäftigen möchten. Denn jeder Mensch muss sich früher oder später mit dem Tod befassen und warum so lange warten, wenn wir es sowieso nicht abwenden können.
Sterbebegleitung bedeutet den Betroffen auf einem schweren Weg die Hand zu reichen und bis zum Lebensende beizustehen. Wer einen nahestehenden Menschen beim Sterbeprozess begleiten möchte, kann im Alltag auf einige einfache Regeln achten, um in jeder Situation zu wissen worauf es ankommt. Wichtig ist, den Sterbenden tatsächlich bis zum Tod zu begleiten und in den letzten Momenten einfach für ihn da zu sein.
Die Anwesenheit auf Brusthöhe ist dabei sinnvoller, als sich beispielsweise einfach nur an das Fußende zu stellen. Denn das würden Sterbende oft nicht mehr richtig wahrnehmen. Vielmehr helfen Berührungen, Streicheleinheiten und zarte Massagen. Sterbende spüren die Nähe, was den Sterbeprozess erträglicher macht. Leidet jemand unter einem trockenen Mund, können einige Schlucke Wasser oder Eiswürfel Abhilfe schaffen. Auch angenehm sind gewohnte Düfte und Geschmäcker aus dem Alltag. Empfehlenswert sind beispielsweise Tee oder Zitronenwasser.
Auf diese Anzeichen können Angehörige achten
Um sich auf die Situation ausreichend vorbereiten zu können, hilft es auch, wenn die ersten Anzeichen des bevorstehenden Todes gedeutet werden können.
Raschelnde, flache Atmung ist ein Anzeichen dafür, dass der Tod bald eintreten wird. Auch Schlappheit, mentale Abwesenheit und Appetitlosigkeit deuten auf das baldige Ableben hin. Zudem essen und trinken viele Menschen nichts mehr in den letzten Tagen vor ihrem Tod. Das ist aber auch völlig normal und auch in Ordnung, da es in erster Linie nicht mehr um lebenserhaltende Maßnahmen geht, sondern darum, dass die letzten Stunden würdevoll und schmerzfrei sind.
Körperliche Schmerzen und Beschwerden können dabei medikamentös behandelt werden. Vielen Angehörigen ist es wichtig, dass ihre Liebsten in den letzten Momenten nicht leiden müssen oder beispielsweise ersticken. Dass es zur Schnappatmung kommt, wo auch die Zunge mal hervortritt ist allerdings ganz normal. Jederzeit gilt es besonnen und ruhig zu bleiben. Denn das hilft den Sterbenden am meisten.
In den letzten Momenten vor dem Tod kann der Mund weit geöffnet sein. Schließlich kommt es zum Stillstand von Herz und Atmung, sobald ein geliebter Mensch von uns geht. Es werden erste Leichenflecken sichtbar und schließlich tritt auch die Totenstarre ein.
Der Abschied
Ist der Tod eingetreten, können sich Angehörige Zeit lassen, um sich in Ruhe zu verabschieden. Das hilft auch dabei die vergangenen Stunden zu verarbeiten. Sie können auch erst nach ein bis zwei Stunden das Bestattungsinstitut und den Hausarzt oder Bereitschaftsdienst informieren, um den Tod feststellen zu lassen.
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