
Im Klinik- oder Praxisalltag haben Ärzte/-innen häufig das Gefühl, zu wenig Zeit für das Wesentliche zu haben. Einer der Gründe könnte sein, dass sie in Situationen allzu oft „Ja“ sagen, obwohl eher ein „Nein“ angebracht wäre. Doch wie gelingt es, ein „Nein“ richtig auszusprechen? Ärzte/-innen können dies mit den richtigen Strategien lernen. Wie das gelingt, zeigt der folgende Beitrag auf.
Ein gesundes Selbstmanagement und Strategien zum „Nein“-sagen
Ein „Nein“ auszusprechen, verlangt ein gesundes Selbstmanagement – nicht selten tun sich Ärzte/-innen schwer, „Nein“ zu sagen. Doch ein „Nein“ ist wichtig, um sich selbst vor Überforderung zu schützen und die Freude am Beruf zu wahren.
Damit ein „Nein“ klar und freundlich vermittelt werden kann, ohne das Gegenüber zu verletzen oder zu verärgern, ist folgende Grundregel zu berücksichtigen: Die Absage kann begründet, sollte aber nicht ausführlich erklärt werden. In der Gesprächsführung kann hierbei folgende Methode angewendet werden, die als „positiv-negativ-negativ-positiv“ umschrieben wird:
- Beginnen Sie mit einer positiv formulierten Aussage und äußern Sie Verständnis für das Anliegen. Beispiel: „Ich verstehe, dass Sie über den Gesundheitszustand Ihres Vaters nähere Informationen haben und sofort mit mir sprechen möchten“
- Anschließend ist ein „Nein“ auszusprechen: „Ich kann Ihnen jetzt sofort leider keinen Angehörigentermin anbieten“.
- Es folgt eine kurze Begründung: „Ich bin aktuell noch in der täglich durchzuführenden Visite“.
- Beenden Sie das Gespräch mit einer positiven Aussage: „Aber Sie können sich für morgen Nachmittag einen Termin bei der Stationssekretärin geben lassen“
Auf der Sachebene bleiben und die Strategie der „Kaputten Schallplatte“
Sofern es sich nicht um einen medizinischen Notfall handelt und ein/e Patient/in trotz allem darauf beharrt, sofort behandelt werden zu müssen, können Ärzte/-innen die Strategie der „Kaputten Schallplatte“ anwenden: Das Gesagte immer wieder wiederholen. Hierdurch bleibt man auf der Sachebene und lässt sich nicht auf eine inhaltliche Diskussion ein.
Ein „Nein“ kann auch angebracht sein,
- wenn Patienten/-innen wegen Bagatellen als Notfall in eine Arztpraxis erscheinen
- wenn Patienten/-innen sich nicht an Termine halten
- wenn Patienten/-innen während Visiten einfach nur ein bisschen ins Gespräch kommen wollen, die Zeit eines/-r Arztes/Ärztin es aber nicht zulässt
- wenn man als Arzt/Ärztin im Privatleben immer wieder von Bekannten um ärztlichen Rat gebeten werden
Feste Zeiten für Besprechungen und E-Mails
Weiterhin sind die getroffenen Entscheidungen zum „Nein“ auch offen zu kommunizieren und durch durchgeführte Maßnahmen können alternative Lösungen geschaffen werden. In diesem Zusammenhang können folgende Beispiele genannt werden.
Ungewollte Unterbrechungen im Arbeitsprozess, beispielsweise durch spontane Ansprachen von Kollegen/-innen, können vermieden werden, wenn Besprechungstermine/-zeiten vereinbart werden, wie zum Beispiel vor und nach Visiten, oder indem man eine sogenannte „stille Stunde“ einrichtet.
Feste Zeiten für Social Media, Messaging und das Schreiben von E-Mails sind zu legen: hierdurch können für sich selbst unbeabsichtigte Unterbrechungen verhindert werden. Besonders wirksam ist es, das Schreiben von E-Mails am Morgen zu vermeiden und diese Arbeit en bloc auf den späten Nachmittag zu verschieben und zu erledigen.
Fazit
Richtig „Nein“ sagen kann Entlastung im Arbeitsalltag bringen und Stress reduzieren. Hierdurch kann die Freude am Beruf beibehalten werden und man kann länger fit bleiben – zum Wohl der Patienten/-innen und für sich selbst.