
Wie arbeiten Ärztinnen und Ärzte in Zeitarbeit? Und wo liegen die Unterschiede verglichen mit einer Festanstellung? Dr. Marcel von Rauchhaupt, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie bei doctari, gibt im Interview mit praktischArzt einen Einblick.
Marcel, Du bist seit sechs Jahren für doctari in Zeitarbeit tätig und arbeitest in ganz Deutschland mit unterschiedlichen Teams. Wie ist das für dich? Warum hast du gewechselt?
Ich bin ursprünglich zu doctari gekommen, weil ich während meines Medizinstudiums einige Schulden aufgebaut hatte. Als Assistenzarzt dachte ich mir: Jetzt möchte ich schnell Geld generieren, doch selbst bei 13 24-Stunden-Schichten und 40+ Wochenstunden verdiente ich nicht so viel, wie ich mir das eigentlich vorgestellt hatte. So bin ich dann noch neben meiner beruflichen Tätigkeit bei doctari eingestiegen und habe gesehen, dass ich dort viel mehr Geld verdienen kann. Darüber hinaus habe ich gemerkt, dass mir diese Art zu arbeiten sehr zusagt: Du siehst viele verschiedene Kliniken, Kollegen, Patienten und Erkrankungsbilder. Ich mochte diese Abwechslung und konnte so auch mein eigenes Fachwissen noch weiter ausbauen.
Was sind für dich die Vorteile, insbesondere im Vergleich zur Festanstellung in einer Klinik?
Für mich ist das Arbeitszeitmodell definitiv ein Vorteil, weil du in der Zeitarbeit mit doctari selbst wählen kannst, wie und wann du arbeiten möchtest. Wenn du sagst: Ich habe in diesem Monat mehr persönliche Verpflichtungen oder fühle mich vielleicht auch einfach psychisch und körperlich gerade nicht ganz fit, kannst du jederzeit kürzertreten. Umgekehrt kannst du jederzeit auch mehr Dienste übernehmen, wenn du mehr verdienen willst. Diese Flexibilität wäre im Klinik-Dienstsystem so nicht möglich.
Dieses Arbeitszeitmodell bietet mir einfach die Möglichkeit, frei zu sein und zudem ist es deutlich ertragreicher als in den Jahren, in welchen ich in der Klinik gearbeitet habe.
Hilft Zeitarbeit bei der Erhaltung der mentalen Gesundheit bzw. wieder bei der Gesundung?
Ich muss es so deutlich sagen: In meinem Fachbereich – der Psychiatrie – gibt es Fälle, die machen dich wirklich fertig. Es kann vorkommen, dass du Situationen erlebst, dann brauchst du erst mal ein paar Tage zum Regenerieren – das ist in der Zeitarbeit jederzeit möglich. Die Kollegen bei doctari verstehen das. Hier gibt es das Bewusstsein, dass die mentale Belastung innerhalb des medizinischen Personals hoch ist und man auf die geistige Gesundheit achten muss.
Wenn ich dann als Honorararzt in eine Klinik komme und sehe, wie ausgebrannt viele dort angestellte Ärzte sind, dann empfinde ich Mitleid mit den Kollegen. So ging es mir zu Beginn meiner Arztkarriere in der Klinik selbst ja auch. Aber ich frage mich: Wie soll ich mich denn um meine Patienten kümmern, wenn es mir selbst schlecht geht?
Wie kann man sich das vorstellen: Wie funktioniert die Arbeit als Psychiater, wenn du in verschiedenen Einsätzen wechselst?
Es gibt unterschiedliche Modelle in der Zeitarbeit. Der Tagdienst verläuft von 8 bis 16 oder 17 Uhr wie in einer Klinik. Dann gibt es Angebote, nur Bereitschafts-, Nacht- oder Wochenenddienste zu übernehmen, sowie eine Mischform aus beidem. Im Endeffekt steht es einem immer frei, sein Monatsmodell bei doctari selbst zu wählen, je nachdem, die man es gerne möchte.
Wie oft wechselst du und wie lang sind deine Einsätze in der Regel?
In meinen nun sechs Jahren bei doctari habe ich über 15 Kliniken kennengelernt. Die buchen mich ganz normal über das System und in der Folge bin ich in der Regel zwischen zwei und drei Monaten vor Ort. Im Tagdienst gibt es die durchgängige Patientenversorgung, man kann über einen längeren Zeitraum mit denselben Patienten Fortschritte erarbeiten. Im Bereitschaftsdienst ist die Tätigkeit in der Regel akutpsychiatrisch. So kann jeder das Einsatzgebiet wählen, das einem am besten zusagt.
Was ist das Schönste für dich an dieser Art zu arbeiten?
Jetzt könnte ich sagen, das Geld. Und natürlich ist das Finanzielle wunderbar. Doch das Schönste sind für mich meine Kollegen. Das muss ich ehrlich sagen. Ich habe in den vergangenen sechs Jahren so viele großartige Menschen in den verschiedenen Kliniken überall in Deutschland kennengelernt, das wäre mir ohne meine Tätigkeit in der Zeitarbeit nicht möglich gewesen. Diese Freiheit und die damit verbundene Abwechslung schätze ich ganz besonders.
Zur Person:
Dr. Marcel von Rauchhaupt ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie bei doctari. Weitere Informationen findest Du hier: