Als Arztzeit bezeichnet die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) die Zeit, die ...

Endlich ist das ganze Lernen und der Stress geschafft: das Medizinstudium ist abgeschlossen, nun darf man sich Arzt oder Ärztin betiteln. Doch noch gibt es einiges an Formalitäten zu klären, bevor man als MedizinerIn endlich loslegen kann. Doch worauf muss man achten? Was sollte man erledigen und welche Gedanken zum Berufseinstieg sollte man sich machen?
Approbationsantrag stellen
Wenn man das Examenszeugnis geschickt bekommen hat, muss man – als mit die wichtigste Formalität – beim zuständigen Landesprüfungsamt (LPA) einen Approbationsantrag stellen. Ohne die Approbation fehlt es an der Erlaubnis, in Deutschland als Arzt oder Ärztin tätig zu sein. Das Prüfungsamt, bei welchem man die Prüfung abgelegt hat, ist hierfür verantwortlich.
Dies sollte der Approbationsantrag beinhalten:
- Examenszeugnis: Original und Kopie
- ausgefüllter Antragsvordruck
- Geburtsurkunde: Original und Kopie
- Personalausweis oder Reisepass: Original und Kopie
- tabellarischer Lebenslauf mit Unterschrift und Datum
- Amtliches Führungszeugnis der Belegart 0, welches nicht älter als 3 Monate sein sollte
- Ärztliche Bescheinigung: Vordruck
In diesem Zusammenhang sollte man mit Verwaltungsgebühren zwischen 80 und 250 Euro für die Bearbeitung des Antrages rechnen. Weitere Informationen zur Approbation enthält der Artikel: Wie beantrage ich die ärztliche Approbation?. Weitere Fragen kann jedoch ebenso das zuständige Prüfungsamt beantworten.
Melden bei der Ärztekammer
Eine wichtige Formalität ist die Meldung bei der zuständigen Ärztekammer, welche verpflichtend ist. Außerdem muss man für den entsprechenden Kammerbeitrag aufkommen. Dafür ist die Ärztekammer des Bundeslandes, in welchem man seinen Erstwohnsitz hat, verantwortlich. Hierbei sollte man darauf achten, nicht länger als einen Monat nach Arbeitsbeginn mit der Meldung zu warten. Arbeitet man in einem anderen Bundesland, ist der Standort des Arbeitgebers ausschlaggebend dafür, ob man die Ärztekammer wechseln muss. Dies ist allerdings ohne Komplikationen und online ausführbar.
Auf Antrag bekommt man einen Arztausweis. Mit diesem ist es möglich, sich als Arzt oder Ärztin auszuweisen. Darüber hinaus kann man rezeptpflichtige Medikamente in der Apotheke erwerben und elektronisch Fortbildungspunkte sammeln.
Befreien von der Rentenversicherungspflicht
Ferner ist erwähnenswert, dass nicht die Deutsche Rentenversicherung für die Altersvorsorge von ÄrztInnen zuständig ist, sondern das Ärztliche Versorgungswerk. Neben der Altersversorgung sichert es überdies die Hinterbliebenen- und Berufsunfähigkeitsversorgung der dortigen Mitglieder.
Bevor man seine Tätigkeit als Arzt oder Ärztin beginnt auszuüben, sollte man sich deswegen von der Rentenversicherungspflicht befreien lassen und sich daraufhin beim Ärztlichen Versorgungswerk melden. Der Befreiungsantrag ist nicht schwierig auszufüllen und kann ebenfalls via E-Mail gestellt werden. Sollten Fragen aufkommen, kümmert sich die Ärztekammer darum.
Gesetzlich pflichtversichern lassen
Eine weitere Formalität ist es nach dem Medizinstudium, sich selbst gesetzlich pflicht zu versichern. Da man keinen Studierendenstatus mehr genießt, gibt es keine Ermäßigungen in der gesetzlichen Krankenversicherung mehr. Nachdem das Einkommen ein Jahr lang über der Beitragsbemessungsgrenze liegt, kann man sich ebenso überlegen, eine private Versicherung abzuschließen. Erforderlich sind Privathaftpflicht- und Berufsunfähigkeitsversicherung zwar nicht, aber empfehlenswert.
Bei der Berufshaftpflichtversicherung hingegen sieht es anders aus: diese ist für Ärzte vorgeschrieben. Zudem ist sie notwendig, um sich vor finanziellen Konsequenzen eines eventuell unterlaufenden Fehlers zu schützen. Im Zuge dessen ist vor Arbeitsbeginn eine ausführliche Beratung bei Versicherungsunternehmen vonnöten, welche Berufshaftpflichtversicherung am besten ist.
In welchen Kliniken arbeiten?
Sind all diese Formalitäten geregelt, sollte man sich ausgiebig Gedanken machen, wo man arbeiten möchte. Es gibt in diesem Zusammenhang zahlreiche Perspektiven. Welche hiervon die beste ist, muss jede/r frischgebackene/r MedizinerIn für sich selbst entscheiden.
Arbeiten an der Uniklinik
Ist man ambitioniert und möchte sich eher auf Forschung konzentrieren, bietet die Uniklinik vielfältige Möglichkeiten. Positive Aspekte der Tätigkeit in einem Universitätsklinikum liegen in Karriere- und Forschungsperspektiven sowie in der Vergütung.
Die Krankheitsbilder, mit welchen man es hier zu tun bekommt, sind interessant und beeindruckend. Darüber hinaus kann man in einer Uniklinik damit rechnen, dass die Therapie- und Behandlungsoptionen auf dem aktuellsten wissenschaftlichen Forschungsstand sind. Nachteile können jedoch darin liegen, dass Lehre und Forschung mit der ärztlichen Tätigkeit vereinbart werden, wodurch Überstunden entstehen können. Ferner kann es passieren, dass patientenferne Aufgaben in die Freizeit verschoben werden können.
Periphere und kirchliche Häuser
Kommunale und kirchliche Häuser hingegen sind eher mit einer breiten und bodenständigen klinischen Arbeit gekoppelt. Im Gegenzug erhält man an peripheren Häusern eine solide Grundausbildung, da die „Dienstfähigkeit“ der Assistenzärztinnen und -ärzte im Vordergrund steht. Der Nachteil liegt hierbei allerdings darin, dass das Gehalt unter dem der Unikliniken liegt. Mit Überstunden ist ebenso zu rechnen, doch die familiärere Arbeitsatmosphäre in peripheren Häusern macht das häufig wieder wett. Familiärer Umgang im Team kann zum Wohlbefinden beitragen.
Kleine Häuser weisen ferner den Vorteil auf, dass eine individuelle Entfaltung möglich ist und man oftmals eine feste Bezugsperson hat, welche einen während der Facharztausbildung begleitet. Deswegen empfiehlt es sich, den Einstieg in die Facharztausbildung in einem peripheren Krankenhaus zu starten.
Private Klinikkonzerne
Relevant zu wissen ist, dass private Klinikkonzerne wirtschaftliche Interessen verfolgen. Dennoch sorgen sie für eine organisierte Wissensübertragung. Effizienz und Kosten sparen sind elementar. Delegierbare Aufgaben wie beispielsweise bürokratische Aufgaben oder Blutentnahmen werden manchmal von ArztassistentInnen übernommen.
Der Fokus liegt hierbei nicht wie in Unikliniken auf Forschung, da Forschungsaktivitäten eher selten sind. Zentral ist bei privaten Klinikkonzernen weiterhin, dass Weiter- und Fortbildungen oftmals zentral durch den Mutterkonzern geplant sind.
Bewerbung frühzeitig losschicken
Hat man sich für einen Kliniktyp entschieden, kommt eine weitere wichtige Formalität zum Einsatz: die Bewerbung. Möchte man in populären Großstadt-Kliniken wie Berlin, Hamburg oder München arbeiten, sollte man seine Bewerbung frühzeitig abschicken. Im besten Fall empfiehlt es sich, sich um seine Bewerbungen im letzten PJ-Tertial zu kümmern. Falls man bereits vor dem PJ weiß, auf welches Fachgebiet man sich fokussieren möchte, sollte man die Tertiale dementsprechend gestalten.
Hat beispielsweise der Chef oder die Chefin aus dem PJ einen positiven Eindruck erfahren, stehen die Perspektiven auf die nächste freie Stelle gut. Möchte man dennoch in einer Stadt oder in einem anderen Krankenhaus tätig werden, sollte die Bewerbung postalisch oder per E-Mail verschickt werden. Keine Panik, falls bei der Wunschklinik keine Stellenausschreibung existiert: Initiativbewerbungen sind gerne gesehen und oftmals mit Erfolg gekrönt. Des Öfteren ist es lohnenswert, beim Chefsekretariat anzurufen und die Vakanzen sowie den Bewerbungsablauf zu erfahren.
Diese Bewerbungsunterlagen sollte man auf keinen Fall vergessen:
- personalisiertes Anschreiben
- tabellarischer Lebenslauf
- Kopien von Approbationsurkunde und Examenszeugnis
- vorhandene PJ-Zeugnisse
Bei der Bewerbung gilt es, sich kurz und knapp vorzustellen und die Wünsche, weswegen man genau in dieser Klinik arbeiten möchte, zu artikulieren. Ist man zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, sollte man sich hierfür gut vorbereiten. Manchmal ist eine eintägige Hospitation mit dem Gespräch verknüpft, wobei man die Möglichkeit hat, die KollegInnen, die Arbeitsatmosphäre und das Haus kennen zu lernen.
Ausführliche Informationen und Tipps für die perfekte Arzt Bewerbung gibt es im Artikel: Bewerbung Assistenzarzt – worauf muss ich achten?
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