Die Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärzte ist eine der wichtigsten Versicherungen, mit welcher man sich direkt zum Berufsstart befassen sollte. Der folgende Ratgeber klärt auf, worauf man bei der BU Ärzte achten sollte und was es zu berücksichtigen gibt.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Immer wieder stößt man auf den Begriff Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Einige Kollegen und Bekannte haben sie, andere wieder nicht. Man selbst hat – vor allem noch während des Medizinstudiums – oftmals keine Zeit oder Interesse sich damit auseinander zusetzen. Allein der Begriff klingt schon kompliziert.
Dass man sich damit auseinandersetzen sollte, wird in folgendem Artikel näher aufgezeigt. Wir möchten erst einmal beleuchten, was eine BU Versicherung ist, was sie kann und wann sie sinnvoll ist.
Was ist also eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärzte?
Die BU für Ärzte ist eine Versicherung, die davor schützt in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten, falls man seinen Beruf als Ärztin/ Arzt nicht mehr ausüben kann. Die BU sorgt also für den Fall der Fälle vor und bietet eine finanzielle Absicherung. Je nach abgeschlossenem Vertrag kann man weiterhin seinen gewohnten Lebensstandard finanzieren oder sich zumindest grundlegend absichern.
Wann liegt eine Berufsunfähigkeit vor?
Eine Berufsunfähigkeit als Ärztin oder Arzt liegt vor, wenn man seinen Beruf und seine bisher ausgeübte Tätigkeit nicht mehr durchführen kann aufgrund einer Krankheit oder körperlichen Verletzung. Die Berufsunfähigkeit liegt dann vor, wenn die BU durch einen Arzt bestätigt wird und dauerhaft ist, also man wirklich permanent seine bisher ausgeübte Tätigkeit nicht mehr ausüben kann.
So heißt es im § 172 des Versicherungsvertragsgesetz: “Berufsunfähig ist, wer seinen zuletzt ausgeübten Beruf, so wie er ohne gesundheitliche Beeinträchtigung ausgestaltet war, infolge Krankheit, Körperverletzung oder mehr als altersentsprechendem Kräfteverfall ganz oder teilweise voraussichtlich auf Dauer nicht mehr ausüben kann.”
Abgrenzung zur Arbeitsunfähigkeit (AU)
Im Gegensatz zur Berufsunfähigkeit ist eine Arbeitsunfähigkeit nicht dauerhaft, also nur vorübergehend. Hier greift in folge dessen auch nicht die BU für Ärzte, sondern ganz normal die Krankenversicherung. Durch die Krankmeldung bei der Krankenkasse muss diese entsprechend alle versicherten Kosten und Leistungen übernehmen.
Ursachen für eine Berufsunfähigkeit bei Ärzten
Grundsätzlich kann man sagen, dass jeder, der nach 1961 geboren ist, eine BU gebrauchen kann. Denn ab diesem Jahrgang bekommt man bei Berufsunfähigkeit nur noch eingeschränkte Leistungen.
Als erstes sollten wir uns jedoch anschauen, wie es überhaupt zu einer Berufsunfähigkeit bei Ärzten kommen kann.
Nach dem Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und der Statistik aus dem Jahr 2023 liegen psychische Erkrankungen wie Burn-Out auf Platz 1.
Folgende Krankheiten führen am Häufigsten zu einer Berufsunfähigkeit:
- 29,5 % Psyche
- 19,3 % Krebs und andere bösartige Geschwüre
- 19,1 % Erkrankung des Skeletts und des Bewegungsapparates
- 10,1 % Sonstige Erkrankungen
- 8,2 % Unfälle
- 7,6 % Nervensystem
- 6,1 % Erkrankungen des Herzen-Kreislaufsystems
Als Mediziner ist man zusätzlich ebenfalls besonderen Gefahren ausgesetzt wie dem Risiko einer Infektionskrankheit.
Unzureichende Absicherung über das Versorgungswerk
Als Arzt gehört man zu einer Berufsgruppe, die zu den Kammerberufen zählt. Mit dieser Zugehörigkeit genießt man auch eine grundlegende Absicherung bei Berufsunfähigkeit durch das ärztliche Versorgungswerk. Die Höhe der BU-Rente ist in der Regel aber nicht ausreichend, um den gewohnten Lebensstandard zu halten.
Des weiteren sind Versorgungswerkmitglieder zwar über ihre Versorgungsanstalten gegen den Fall der “vollständigen” Berufsunfähigkeit abgesichert, jedoch muss in den meisten Fällen die berufliche Tätigkeit komplett eingestellt werden, um eine BU-Versicherung für Ärzte aus dem Versorgungswerk greift und man darüber eine BU-Rente erhält.
Als Beispiel kann man das folgende Szenario heranziehen: Ein Chirurg verletzt sich die Hand und kann nicht mehr operieren. Da er nun theoretisch jedoch weiterhin in einer Praxis für Allgemeinmedizin arbeiten könnte, würde das Versorgungswerk keine 100 % Berufsunfähigkeit feststellen und somit keine Unterstützung leisten.
Für weitere Informationen und Adressen über die ärztlichen Versorgungswerke kann man www.abv.de besuchen.
Wer bereits ab 50% Berufsunfähigkeit sich eine volle Absicherung wünscht, für den ist eine private Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärzte unabdingbar.
Auf was muss man bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärzte achten?
Wer sich für eine BU für Ärzte interessiert, sollte sich unbedingt vorab beraten lassen, da es viele Aspekte zu beachten gibt. Folgend werden wichtige Sachverhalte aufgezeigt, auf welche man achten sollte.
Umfassender Schutz bei 50 % BU
Wie im vorhergehenden Kapitel beschrieben, sichern Versorgungswerke in der Regel nur bei 100 % Berufs-/Erwerbsunfähigkeit ab.
Viele Versicherer schützen bereits, wenn die ärztliche Tätigkeit für mindestens sechs Monate und zu mindestens 50 % nicht mehr ausgeübt werden kann.
Konkret bedeutet dies, dass das Versicherungsunternehmen die volle BU-Rente zahlt, auch wenn man nur zu 50% berufsunfähig ist.
Des Weiteren muss man sobald das Szenario der Berufsunfähigkeit eintritt auch keine weiteren Beiträge in die Versicherung einzahlen.
Verzicht auf abstrakte Verweisung
Der Verzicht auf abstrakte Verweisung gewährleistet, dass man nicht trotz einer Berufsunfähigkeit für dem Arztberufes keinen anderen Beruf ausüben muss, der nichts mehr mit der eigentlichen Expertise zu tun hat. Kann man seinen Beruf als Ärztin / Arzt nicht mehr ausüben, ist man auch berufsunfähig und hat Anspruch auf die volle Berufsunfähigkeitsrente.
Keine Meldefrist und rückwirkende Leistung
Wenn keine Meldefrist vorliegt bedeutet dies, dass man auch nachträglich eine Berufsunfähigkeit anmelden kann. So kann es bei einer Erkrankung vorkommen, dass man erst nach monatelanger Behandlung und ReHa herausfindet, dass die Erkrankung dauerhaft ist. Wenn es ungünstig läuft, hatte man in dieser Zeit einen Lohnausfall, den man jedoch in einem solchen Falle von der Versicherung rückwirkend zum Schadenzeitpunkt erstattet bekommt.
Infektionsklausel
Als Mediziner solltet man unbedingt auf die Infektionsklausel achten, die in der Regel bei Medizinertarifen vorhanden sein sollte. Bei einem möglichen Berufsverbot durch eine Infektion würde die Rente der Berufsunfähigkeit dennoch gezahlt werden.
Auslandsklausel (Umzug ins Ausland)
Oftmals ändern sich im Laufe des Lebens auch die Gegebenheiten und auch Ärztinnen und Ärzte denken über eine Auswanderung beispielsweise in sonnige Länder nach. Falls man mit dem Gedanken spielt – oder es sich zumindest vorstellen kann – einmal aus beruflichen Gründen ins Ausland zu ziehen, sollte man unbedingt darauf achten, dass dies auch so im Vertrag möglich ist und der Versicherungsschutz weiterhin besteht.
Dynamische Anpassung der Rente
Bei vielen Anbietern können Kunden von vornherein eine Dynamisierung vereinbaren, die auch dem Inflationsausgleich dient. In diesem Fall erhöht sich die abgesicherte BU-Rente automatisch in regelmäßigen Schritten. Der große Vorteil liegt aber vor allem darin, dass der Versicherte für diese automatische Vertragsänderung nichts tun muss, es wird auch keine erneute Gesundheitsprüfung fällig.
Nachversichern ist möglich
Tipp: So genannte Nachversicherungsgarantien bei Bedarf nutzen. Sehen die Versicherungsbedingungen dies vor, lässt sich die Rentenhöhe bei besonderen Ereignissen wie Heirat, Geburt eines Kindes oder Jobwechsel nachträglich anpassen. Eine erneute Gesundheitsprüfung ist dann ebenfalls nicht erforderlich.
Der Berufsunfähigkeitsschutz muss mitwachsen
Die Bedeutung einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung hängt auch davon ab, ob sie im Ernstfall ausreicht. Also: Regelmäßig prüfen, ob der Schutz noch zum Lebensstandard passt – insbesondere nach Ereignissen wie Familiengründung.
BU für Ärzte – Medizinische Fallbeispiele für die Risikoprüfung
Folgend werden konkrete Beispiele angezeigt, die aufzeigen wann die Versicherung abgeschlossen werden sollte – und was den Abschluss einer Versicherung erschwert oder sogar verhindert.
Eine ergänzende Berufsunfähigkeitsversicherung ist für jeden sinnvoll, dessen Lebensunterhalt von der Arbeitskraft abhängig ist. Logischerweise ist dies bei allen Menschen der Fall, die aktiv einer Arbeit nachgehen und damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Um sich vor Berufsunfähigkeit zu schützen, entscheidet der Gesundheitszustand maßgeblich darüber, ob und zu welchem Preis eine Absicherung möglich ist. Insbesondere Krankheiten und Unfälle können in jedem Alter passieren und somit einen späteren Versicherungsabschluss teurer gestalten oder unmöglich werden lassen.
Daher ist es generell sinnvoll, solch einen Vertrag so früh wie möglich abzuschließen.
Besonders wichtig ist beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung darauf zu achten, welche Auswirkungen scheinbare Nebensächlichkeiten auf die Tarife einer BU haben und welche sogar zu einem Ausschluss führen können.
Fallbeispiel 1: Student, 29 Jahre, Kreuzbandriss
Peter zieht sich bei einem Fußballspiel einen Kreuzbandriss im linken Kniegelenk zu und musste operiert werden. Seit die Fäden gezogen sind, ist er beschwerdefrei.
Auswirkung auf BU Versicherung
Eine Absicherung ist hier nur noch mit einem Ausschluss des linken Kniegelenkes möglich. Hier spricht man von einer „Defektheilung“, was bedeutet, dass der ursprüngliche Zustand des Gelenkes nie wiederhergestellt werden kann und Folgeschäden immer möglich sind.
Fallbeispiel 2: Berufsstarterin, 26 Jahre, Verspannungen im Nacken
Sandra ließ sich während der Erstellung ihrer Abschlussarbeit einmalig sechs Massagen wegen Verspannungen im Nackenbereich verschreiben.
Auswirkungen auf BU Versicherung
Zwar konnte Sandra von den meisten Gesellschaften zu normalen Konditionen abgesichert werden. Allerdings erhielt sie auch Angebote mit einem Ausschluss der Wirbelsäule.
Fallbeispiel 3: Arzt, 30 Jahre, Hodenkrebs
Jürgen erhielt die Diagnose „embryonales Karzinom“ im Rechten Hoden. Musste operativ entfernt werden, im Anschluss: Behandlung mit Chemotherapie. Die Behandlung war nach einigen Monaten abgeschlossen.
Auswirkungen auf BU Versicherung
Eine normale Annahme ist hier nicht möglich. Jürgen erhält je nach Gesellschaft einen Ausschluss oder Zuschlag zwischen 50% und 75% (= Mehrbeitrag gegenüber „Normalbeitrag)
Fallbeispiel 4: Student, 23 Jahre, 198cm, 130kg, Übergewicht
Das Gewicht von Sven entspricht einem Body Mass Index (BMI) von 33.
Auswirkungen auf BU Versicherung
Eine normale Annahme ist hier nicht möglich. Sven erhält je nach Gesellschaft einen Zuschlag zwischen 50% und 75%. Ab einem BMI von 30 wird i.d.R. ein Zuschlag fällig.
Fallbeispiel 5: Student, 28 Jahre, Angststörung (Psychose)
Die Belastung durch das Studium hat bei Jens eine Angststörung (Psychose) ausgelöst. Obwohl Jens seit 2010 symptomfrei ist, nimmt er allerdings noch Medikamente ein.
Ende 2015 wollte sich der Jens gegen Berufsunfähigkeit versichern. Dies war nicht möglich: Ablehnung bei allen angefragten Versicherern.
Risikoreiches Hobby
Bei Antragstellung sind neben den Angaben zum Gesundheitszustand auch Fragen zu aktuellen Hobbys und Sportarten zu beantworten. Hinweis: Nimmt man nach Vertragsabschluss ein neues Hobby auf, ist eine Nachmeldung nicht nötig. Diese sind dann zuschlagsfrei mitversichert, sofern kein grundsätzlicher Ausschluss im Bedingungswerk verankert ist.
Beispiel: Kite-Surfen
Tina betreibt, wenn es ihre Zeit zulässt, Kite (auf dem Wasser; im Meer) surfen – eine Wassersportart, in der es häufig zu Unfällen kommt.
Auswirkungen auf BU Versicherung
Egal in welchem Umfang das Hobby betrieben wird, kommt es immer zu einem Zuschlag oder einem Ausschluss.
Beispiel: Tauchen
Marina hat einen Tauchschein und geht mehrmals im Jahr im Urlaub tauchen.
Auswirkungen auf BU Versicherung
Tauchen führt nicht grundsätzlich zu einer Erschwernis. Taucht man beispielsweise nur bis 20 Meter Tiefe und mit Pressluft, ist i.d.R. eine normale Annahme möglich. Bei Tauchen mit Pressluft und Nitrox, Tauchtiefen ab 40 Meter, Wracktauchen etc. kommt es i.d.R. zu einem Ausschluss oder einem Zuschlag bis 100%. Strömungstauchen, Eistauchen, Streckentauchen und ähnliches führt häufig zu einer Ablehnung.
Wie passende Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärzte finden?
Du denkst über den Abschluss einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung nach, weißt aber nicht, wann der richtige Zeitpunkt ist?
Bei einer BU ist es im Prinzip einfach: “umso früher, umso besser und günstiger”.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Abschluss zum günstigsten Zeitpunkt, denn Jüngere sind in der Regel gesünder und haben daher bessere Chancen auf Absicherung ohne Einschränkungen
- Es gibt stark vergünstigte Studententarife
- Maximale Absicherung für Studenten von bis zu mehreren tausend Euro im Monat
- Anpassung der Absicherung zum Berufsstart ohne erneute Gesundheitsprüfung möglich
Je früher, desto besser. Solange du jung und gesund bist, steigst du zu idealen Bedingungen ein. Denn nie wieder zahlst du so wenig für so viel Absicherung. Und wenn du ins Berufsleben eintrittst, kannst du deine Absicherungshöhe deinem Einkommen anpassen wie im letzten Abschnitt beschrieben.
Versicherungen im Überblick
1. Versicherungsvertragsgesetz, Gesetz über den Versicherungsvertrag (Abrufdatum: 11.01.2024)
2. Berufsverband Versicherungswirtschaft, Ursachen für eine BU (Abrufdatum: 11.01.2024)