Wer in einem MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) als Ärztin oder Arzt arbeitet, hat verschiedene Vorteile: Das finanzielle Risiko ist geringer und die Betreuung der Patienten erfolgt in Kooperation mit Kollegen. Ende 2019 gab es mehr als 3.500 Versorgungszentren. Es werden immer mehr. Doch es gibt auch Nachteile. Was ein medizinisches Versorgungszentrum ist und welche Vor- und Nachteile es gibt, wird nachfolgend erläutert.
MVZ – Zusammenschluss niedergelassener Ärzte
Um als Arzt gemeinsam den Beruf auszuüben, war es bis zum Jahr 2004 nur möglich, eine Gemeinschaftspraxis zu eröffnen. Im Laufe der Jahre gab es durch den Gesetzgeber vielfältige Änderungen, wie die fachübergreifende Gemeinschaftspraxis oder eben die medizinischen Versorgungszentren. Die Anzahl der Einzelpraxen ist rückläufig. Immer mehr Ärzte entscheiden sich dafür, den Beruf gemeinsam mit Kollegen auszuüben.
Gründe können sein:
- zugelassene Ärzte
- Krankenhäuser
- Erbringer nichtärztlicher Dialyseleistungen
Die Medizinischen Versorgungszentren wurden 2004 eingeführt und nehmen erheblich zu. Auf diese Weise können sich mehrere Ärzte zusammenschließen. Der Unterschied zur Gemeinschaftspraxis ist, dass es sich hierbei um Ärzte verschiedener Fachrichtungen oder Berufsträger anderer Gesundheitsberufe handelt. Auch zwei Ärzte der gleichen Fachrichtung können ein Versorgungszentrum gründen.
Welche Vorteile hat das MVZ?
Patienten profitieren von einer Versorgung durch Mediziner verschiedener Fachrichtungen im gleichen Haus. Somit entfallen lange Anfahrtswege zu unterschiedlichen Ärzten sowie Überweisungen und parallele Behandlungen. Der Informationsaustausch, die Patientenorientierung und Wartezeiten werden auf diese Weise verbessert. Krankenhäuser erhoffen sich damit eine leistungsstarke ambulante Versorgung und Entlastung. Vor allem junge Mediziner wünschen sich eine Tätigkeit im Angestelltenverhältnis, ohne dass sie sich mit den bürokratischen und wirtschaftlichen Dingen auseinandersetzen müssen. Ärzte, die eine Familie gründen oder aufgrund des Alters kürzer arbeiten möchten, können mit dem Arbeitgeber individuelle Arbeitszeiten vereinbaren. Diesen Wünschen wird das Versorgungszentrum gerecht. Der Einstieg in eine vertragsärztliche Tätigkeit wird erheblich vereinfacht und der Arzt trägt kein wirtschaftliches Risiko. Die Kosten sinken, beispielsweise für:
- Räumlichkeiten
- Geräte
- bürokratische Angelegenheiten
- Verwaltungsaufgaben
- Personal, denn ein Empfangsbereich reicht
Es ist jedoch ein ärztlicher Leiter nötig, der selbst als angestellter Mediziner oder Vertragsarzt im Versorgungszentrum praktiziert. Das Potenzial der Steuerersparnis ist beim Praxisverkauf für Abgeber groß. Nach der Veräußerung kann sich Letzterer selbst anstellen lassen, um die Einkommenslücke im Alter wesentlich abzumildern. Die Haftungsbeschränkung des einzelnen Gesellschafters ist ein weiterer Vorteil. Der Arzt haftet wirtschaftlich, aber nicht medizinrechtlich persönlich.
Welche Nachteile hat das MVZ?
Beteiligen sich Krankenhäuser an einem Medizinischen Versorgungszentrum, fällt die Entscheidung für eine Rechtsform vermehrt auf die GmbH. Der Kreis der potenziellen Käufer ist eingeschränkt, denn zur Auswahl stehen vor allem Krankenhäuser oder schon niedergelassene Kollegen. Ein weiterer möglicher Nachteil ist, dass Medizinische Versorgungszentren und Kassenärztliche Vereinigungen arbeitsrechtliche Fragen miteinander absprechen. Vertraglich angestellte Mediziner sind in den Gesprächen nicht vertreten, müssen aber den Bestimmungen auch bei Unstimmigkeiten Folge leisten. Anders gestaltet es sich bei Inhabern einer Praxis, die mit den Vereinigungen im direkten Kontakt stehen. Aus der Sicht der angestellten Ärzte muss auch bedacht werden, dass eine Rückumwandlung in freiberufliche Zulassungen zwar möglich sind, jedoch ist hierfür ein Antrag des anstellenden Medizinischen Versorgungszentrums oder Vertragsarztes notwendig. Ein Nachteil gegenüber der Einzelpraxis ist zudem, dass ein größerer Patientenstamm benötigt wird.
Fazit
Die Möglichkeit der Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums wurde im Jahr 2004 eingeführt. Seit 2016 ist es möglich, dass auch zwei Ärzte derselben Fachrichtung ein Zentrum gründen dürfen. Seitdem ist bundesweit ein kontinuierlicher Anstieg der Versorgungszentren zu beobachten. Die Möglichkeiten – neben Praxen und Kliniken – sein Gehalt in einem MVZ im Angestelltenverhältnis z verdienen, wirken vor allem für junge Ärzte sehr attraktiv. Es ist möglich, den Beruf als Vertragsarzt auszuüben, ohne sich mit bürokratischen und wirtschaftlichen Hürden auseinandersetzen zu müssen. Die Tätigkeit in einem Versorgungszentrum ermöglicht zudem flexiblere Beschäftigungsmodelle bezüglich der Arbeitszeit, sodass sich Beruf und Familie besser vereinbaren lassen. Vergleicht man dies beispielsweise mit einer Tätigkeit im Krankenhaus, wo auch Bereitschaft anfällt, sind deutliche Unterschiede feststellbar. Es muss jedoch ein ärztlicher Leiter bestimmt werden. Die Vorteile sind vielfältig, doch die genannten etwaigen Nachteile sollten nicht außer Acht gelassen werden. Bleibt abzuwarten, was die Zukunft bringt und sich verändern wird.